Seit über 60 Jahren versuchen Bischöfe der katholischen Kirche in Valladolid, die im Jahre 1504 verstorbene Königin Isabella I. von Kastilien heiligsprechen zu lassen. Dabei wird selbst vor Geschichtsveränderung und der Relativierung von Morden an der indigenen Bevölkerung Amerikas nicht zurückgeschreckt. Aktuell stoßen besonders die Aussagen Luis Javier Argüellos, Weihbischof von Valladolid, sauer auf.
Königin Isabella I. und ihr Gatte, Ferdinand II. von Aragón, auch bekannt als katholische Könige, unterstützen im 15. Jahrhundert auf ihrer Suche nach Kolonien, Reichtümern und Handelsmöglichkeiten auch Christoph Kolumbus. Dieser "entdeckte" versehentlich Amerika und setzte damit auch ein Massensterben der indigenen Bevölkerung in Gange. Im Zuge der Unterwerfung unter die spanische Krone starben nicht nur unzählige indigene Menschen an eingeschleppten Krankheiten, gegen die sie keine Abwehrkräfte besaßen, sondern auch durch die Hände der Eroberer, deren "Requirimiento" (Aufforderung) zur Unterwerfung sie ablehnten. Zeitgenössische Schätzungen gehen von Millionen Toten aus, sodass heute oftmals vom Genozid an der indigenen Bevölkerung gesprochen wird.
Ein Genozid passt natürlich schlecht zum Bild einer Heiligen. Daher ließ sich Luis Javier Argüellos, Weihbischof von Valladolid, im Rahmen des Symposiums "Isabel la Católica y la Evangelización de América" (Isabel, die Katholische, und die Evangelisierung Amerikas) zu unerträglichen Relativierungen hinreißen. Die Eroberung Amerikas und die Unterwerfung der Bewohner fasst er als gegenseitiges Kennenlernen von Völkern verschiedener Seiten des Atlantiks auf. Einen Genozid, angestoßen auch durch die katholische Königin, will er nicht anerkennen. Vielmehr ergeht er sich in Beschreibungen der Passion der Königin und ihrer Erfolge bei der Evangelisierung. Geschichtliche Vorgänge sieht er als bisweilen missverständlich an und erhofft sich, mit seinen Aussagen die gröbsten Steine aus dem Weg eines fortgesetzten Verfahrens zur Heiligsprechung Isabellas beizutragen.
Bleibt abzuwarten, ob das im Jahre 1957 angestoßene Verfahren weiterhin ruht oder ob die inakzeptable Relativierung von millionenfachem Leid und Tod den Erhalt der Unbedenklichkeitserklärung für Isabella beim Apostolischen Stuhl erleichtert, die zur Einreichung bei der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse benötigt wird.
15 Kommentare
Kommentare
Wolfgang Schaefer am Permanenter Link
Und das alles im Namen eines Phantasiegebildes?
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Dieser Artikel zeigt deutlich die Einstellung zu Massenmorden und zum töten von unschuldigen Menschen, welche die Kirchen seit Anbeginn, zur Verbreitung und dem Machterhalt ihrer Doktrin an den Tag legten.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Einerseits erscheint es überzogen, sich über einen so lächerlichen Hokuspokus wie "Selig- und Heiligsprechungsprozesse" aufzuregen.
Roland Fakler am Permanenter Link
Was hätten wir wohl zu erwarten, wenn Göbbels die Geschichte des Nationalsozialismus oder Honecker die Geschichte der DDR geschrieben hätten.
Hoffentlich schreibt auch bald jemand die Kriminalgeschichte des Islams.
Roland Fakler am Permanenter Link
Sorry,ich meinte Rolf Bergmeier.
Maximilian am Permanenter Link
Die Frage ist wie die "Millionen" Toten zustande gekommen sind.
Wolfgang Schaefer am Permanenter Link
"Die Krankheiten wurden unwissentlich und unabsichtlich eingeschleppt."
So leicht darf man sich das aber nicht machen, denn ein gewisses Denken gehört zum Handeln. Aber menschliches Denken gehört nicht zum Grundprinzip des Christentums.
Maximilian am Permanenter Link
Die Europäer waren die gegen Krankheiten immun die die Ureinwohner getötet hatten. Sie hatten keine moderne Medizin und konnten nicht wissen was für eine Gefahr sie für die Ureinwohner darstellten.
Wolfgang Schaefer am Permanenter Link
Die eingeschleppten Krankheiten waren nicht das einzige Übel, das eingeschleppte Christentum war das größere Übel: Mord, Totschlag, Völkermord. Und das liebe Gottle sah
U.-C. Arnold am Permanenter Link
Wie naiv kann man sein: Sie sollten die wahren Zahlen kennen. Etwa 150 Mio Menschen wurden von den Katholiken abgeschlachtet; manche Zählungen gehen von 250 aus. Die eingeschleppten Krankheiten waren dagegen Peanuts.
jazzbert am Permanenter Link
Allein in den Gold -und Silberminen Südamerikas starben Millionen von Indios nach dem Motto, Tod durch Zwangsarbeit (im Namen des Kreuzes) in Potosi sollen es 7 Mio gewesen sein.
A.S. am Permanenter Link
Missionierung ist eine Form des Krieges, die darauf zielt, Gläubige von anderen Priestern weg zu erobern. Alle missionierenden Religionen führen systematisch Krieg gegen ihre religiöse Konkurrenz.
Ist das noch keinem aufgefallen?
Wolfgang Schaefer am Permanenter Link
Ich verweise auf das Tagebuch des Bischofs Bartolomae las Casas, von der Verwüstung westindischer Länder. Da wird einem richtig schlecht.
Resnikschek Karin am Permanenter Link
Seit 1.700 Jahren posten die Kirchen Fake-News über Fake-News. Sie leugnen alles, was ihrem Glorienschein im Wege steht. Besser kann es auch Trump nicht- nur lebt der nicht so lang.
Sven F am Permanenter Link
Natürlich hätte die katholische Kirche Isabella gerne als Heilige. Immerhin hat sie ja die ach so tolle Inquisition in ihrem Reich eingeführt.
Und nach Ende der Reconquista ging's dann den Moslems an den Kragen. Wer nicht schon getötet war, wurde ausgewiesen. Isabellas Grabinschrift (laut Wikipedia) sagt eigentlich alles:
"„Die Vernichter der Mohammedanischen Sekte und Auslöscher der ketzerischen Falschheit, Ferdinand von Aragón und Isabella von Kastilien Gemahl und Gemahlin, allerseits die Katholischen geheißen, umschließt dieses marmorne Grab.“
Ein Heilige, wie es sich die Kirche nur wünschen kann!