Die Regionalgruppe Hamburg der Giordano-Bruno-Stiftung nimmt sich in einer 4-teiligen Vortragsreihe des Themas "Erziehung und Lernen" an. Nach dem fulminanten Eröffnungsvortrag von Michael Schmidt-Salomon ("Mein Kopf gehört mir") folgte nun ein nicht minder fulminanter Abend mit Prof. Rainer Mausfeld: "Demokratie und Erziehung – Von den Leitidealen der Aufklärung zur neoliberalen Indoktrination".
Bereits das Abstract des Vortrages ließ an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. In überzeugender Weise wurde herausgearbeitet, dass eine demokratische Gesellschaft darauf angewiesen ist "Entwicklungsbedingungen bereitzustellen, unter denen sich die natürlichen intellektuellen und moralischen Befähigungen des Menschen, insbesondere Freiheit, Solidarität und Kreativität als psychische Grunddimensionen menschlicher Existenz, in angemessener Weise entfalten können".
Prof. Mausfeld griff in seinem Vortrag auf Erkenntnisse aus Philosophie, Psychologie und Kognitionsforschung zurück und forderte die Zuhörer durch eine ebenso engagierte wie nüchterne Durchdringung komplexer Sachverhalte heraus.
Einleitend stellte Prof. Mausfeld fest, dass wir uns gern mit herausragenden Beispielen unserer positiven Eigenschaften und Fähigkeiten schmücken, während wir die ebenso vorhandenen negativen Eigenschaften nicht so gern in den Blick nehmen. Es zeichnet aber den Menschen – vor allen Tieren – ein unendliches Potential in beide Richtungen aus. Das wussten – auf phänomenologischem Wege – schon die alten Griechen. Die Geschichte zeigt es und die modernen Naturwissenschaften können es auf ihre Ursprünge zurückführen.
Die Ambivalenzen, in denen der Mensch lebt, erklären sich aus der unendlichen Komplexität des menschlichen Gehirns. Deren zu unterschiedlichen Zeiten entstandenen Bereiche kommunizieren unentwegt – liegen aber gleichzeitig in Konkurrenz. Wir müssen handeln und können nur eine Entscheidung treffen – spätere Korrekturen unbenommen. In dieser Situation erweist sich der später entstandene kognitive präfrontale Kortex den älteren Anteilen als zu langsam und unterlegen. Beispiele der alltäglichen "Unvernunft" erleben wir im Kleinen wie im Großen. Die Geschichte der Menschheit durchzieht eine gewaltige Blutspur, die es im Tierreich nicht gibt. Nach epochalen Katastrophen fassen wir erschüttert den festen Entschluss, "so" nicht weiter sein zu wollen, woraus z. B. nach dem Zweiten Weltkrieg die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte entstanden ist. Als handlungsleitendes Motiv im täglichen Geschäft verliert der Entschluss aber nach einigen Jahren deutlich an Strahlkraft, droht aus dem Blickfeld zu geraten.
Das Gehirn kann als ein "Möglichkeitsorgan" bezeichnet werden, das aus begrenzten biologischen Gegebenheiten unendliche Möglichkeiten macht – einzigartig in der Tierwelt. Die Formel vom nackten Affen erweist sich als unzureichend. Das subjektive Gefühl einer fest umrissenen Persönlichkeit ist nicht haltbar; der Boden des alltäglichen Selbstverständnisses gerät nachhaltig ins Wanken, was jenseits aller Theorie in persönlichen Krisensituationen sofort evident wird.
Die intrapsychischen Spannungszustände, resultierend aus dem beschriebenen Wettstreit, müssen abgebaut werden. Der Weg der Bonobos – Sex in allen erdenklichen Varianten und zu jeder Zeit – ist uns nicht beschieden. Wir liegen auf der Linie der Schimpansen – und das bedeutet Aggressivität.
Das Spannungsverhältnis könnte nicht deutlicher zum Ausdruck kommen als in der Feststellung, dass neuere Forschungen bereits bei Säuglingen ein Potential zu Moral und Perspektivübernahme belegen. Damit – so ein wichtiges Zwischenfazit – hat Erziehung eine ganz besondere "Hebammenfunktion". Dass Angst, Hass und Neid "Seelengifte" sind, weiß man seit der Antike. Wie ihnen wirkungsvoll begegnen, wenn niemand ihnen den endgültigen Garaus machen kann?
Der Versuch, das Dilemma mittels metaphysischer Spekulationen in Gestalt der Religionen zu überwinden, muss naturgemäß scheitern. Es führt nicht zu einem Ziel, sondern in die Irre. Abgesehen davon finden die Kirchen als total anti-demokratische Organisationen vor den Augen von Prof. Mausfeld auch sonst keine Gnade.
Mausfeld definiert die Demokratie als eine Plattform, einen Schutzbalken des Menschen gegen seine eigenen destruktiven Potentiale und gegen negative soziale Dynamiken. Institutionalisierte Verfahren müssen für eine gegenseitige Kontrolle und Ausgleich der Interessen sorgen. Eine schonungslose Auseinandersetzung aller Beteiligten unter Aufdeckung aller Sachverhalte ist die Voraussetzung. Eine funktionierende Demokratie ist deshalb in der Definition von Prof. Mausfeld eine äußerst harte Einhegung von Partikularinteressen und Ungleichgewichten. Damit ist die Illusion einer Konsens-Demokratie dahin. Und die Möglichkeit eines demokratischen Ringens auf der Ebene einer sich immer weiter emporrankenden Repräsentations-Ebene erscheint kaum effizient möglich.
So nüchtern und kritisch Mausfeld den Menschen und die Demokratie in den Blick nimmt, so beurteilt er auch "den Markt". Es gibt ihn nicht im Sinne eines Naturgesetzes. Er ist zwar hochgradig komplex, wird aber "gemacht" und muss im Interesse aller Beteiligten gestaltet werden – also demokratisch.
Damit nähern wir uns einem weiteren zentralen Punkt des Abends: dem Menschenbild und der gezielten, aber intransparenten Beeinflussung des menschlichen Selbstverständnisses im Rahmen des Neoliberalismus. Man ist versucht zu sagen: aus niederen Beweggründen. Es war jedenfalls schockierend, Einzelheiten zu der Rolle von B. F. Skinner zu erfahren, dem Begründer der sehr erfolgreichen Verhaltenstherapie. Mausfeld zitierte Skinner mit der Definition des Menschen als: "just a bunch of neurons". Das erscheint schon auf den ersten Blick als ebenso unterkomplex wie zynisch. Prof. Mausfeld brachte weitere Belege für diese Position, die hier nicht alle wiedergegeben werden können.
Unabhängig davon, ob sich die Verhaltenstherapie seit Skinner weiterentwickelt hat oder nicht: Das zu Grunde liegende destruktive Menschenbild geht eine innige Verbindung ein mit einer um sich greifenden Manipulations- und Verwertungslogik, dem Wesenskern des Neoliberalismus. Diese schwer zu überwindende Prägung findet ihren Ausdruck in Intelligenztests, deren Sinn Prof. Mausfeld mit fast heiterer Zielsicherheit widerlegte. Weiterhin in den auf Konkurrenz ausgelegten Leistungsnachweisen von Schulen und Universitäten, an denen diese inhaltlich förmlich zu ersticken drohen, und an den länderübergreifenden Vergleichstests, deren Sinnhaftigkeit auf breite Kritik stößt.
Das Gift der Angst, ein nach Prof. Mausfeld zentrales Steuerungselement im Neoliberalismus, wirft seinen Schatten auf das gesamte Bildungssystem. Abzulesen auch an der latenten Sorge der Eltern um eine frühzeitige Förderung ihres Nachwuchses mit dem Ziel der späteren Wettbewerbsfähigkeit.
All das geht Hand in Hand mit einer frühen Prägung auf Konsum und die Identifizierung mit Produkten und Marken. Noch nachhaltiger aber wirkt die Prägung des Selbstverständnisses durch das Denken in Kategorien der Eigenvermarktung (der Ich-AG) – auch ausgedrückt in "Kompetenzen" der unterschiedlichsten Art, die aus der der Persönlichkeit gewissermaßen herausgelöst werden. In diesem Zusammenhang dürfte so manchem ein Humboldt-Zitat in die Glieder gefahren sein:
"Wenn aber ein Mensch lediglich auf fremde Forderungen und Anweisungen handelt, so mögen wir bewundern, was er tut, aber wir verachten, was er ist."
Das Gegengift sieht Prof. Mausfeld in den Konzepten der Aufklärung und des Humanismus. Epikur und Lukrez kamen in den Blick. Eine Selbstverantwortung, die sich nicht gegen die eigene Natur wendet, diese aber zu zügeln und in konstruktive Richtung zu entwickeln bemüht ist. Was in Bezug auf die Schule nur heißen kann, die ungeheure Neugier, mit der ausgestattet die Kinder in die Schule eintreten, nicht mit Verunsicherung, unsinnigen Tests und den Ausflüssen neoliberaler Moral zu erschlagen.
Man kann Prof. Mausfeld nur zustimmen, dass das Thema "Erziehung und Lernen" unendlich komplex ist und weiterer Ausleuchtung bedarf. Und auch darin muss man Prof. Mausfeld Recht geben: es bedarf eines Druckes in Form eines "revolutionären Umdenkens", zu dem jeder aufgerufen ist und jeder in seinem Wirkungskreis entsprechend seinen Möglichkeiten beitragen kann. Verzagen gilt nicht angesichts der Tatsache, dass Veränderungen letztlich immer durch eine anfängliche Minderheit initiiert wurden. Mausfeld schloss mit der zeitlosen Mahnung: "Demokratie ist immer massiv bedroht, und wir müssen heute so kämpfen, als hätten wir sie nicht, und zwar täglich."
So sahen das auch die Zuhörer, die Prof. Mausfeld teilweise Beifall auf offener Szene spendeten.
Zwei weitere Grundsatz-Vorträge hat die gbs Hamburg geplant, die weiteren Zündstoff für die Betrachtung des Themas versprechen:
- 8.11.2018 – Prof. Dr. Dipl.-Ing. Birgit Spies: "Bildung zwischen Anspruch und Wirklichkeit – Was brauchen und was können wir"
- 6.12.2018 – Dipl. Ing., Psychotherapeut und Managementberater Heinz Becker: "Fit fürs Leben – Wie hilfreicher Einfluss möglich ist"
21 Kommentare
Kommentare
Andreas Lichte am Permanenter Link
@ Burger Voss / Matthias Freyberg & Redaktion
Vielleicht könnte man den Vortragsredner kurz vorstellen? Ich finde bei wikipedia (ich bitte um Korrektur, falls nicht korrekt):
"Rainer Mausfeld (* 22. Dezember 1949 in Iserlohn) ist ein deutscher Professor (emeritiert) für Allgemeine Psychologie an der Universität Kiel. Seine Schwerpunkte sind Wahrnehmungspsychologie und Kognitionswissenschaft, seit 2015 auch vermehrt Manipulationstechniken in Medien und Politik."
Matthias Freyberg am Permanenter Link
Hallo Andreas,
das hast Du ja schon ganz richtig rausgesucht.
Du kannst auch auf der website der Uni Kiel fündig werden.
Mausfeld hat durch seinen Vortrag "Warum schweigen die Lämmer" - bei youtube
zu finden - offensichtlich einen gesellschaftlich wunden Punkt getroffen. Die click-rates sind enorm.
Das unter gleichem Titel im diesem Herbst erschienene Buch stößt ebenfalls auf
großes Interesse.
Bei Rubikon findest Du im Netz ein Interview mit Ken Jebsen, dass aus meiner Sicht ebenfalls sehr aufschlußreich ist.
Schöne Grüße
Matthias
Markus Schiele am Permanenter Link
Hochinteressant! Wurde der Vortrag denn aufgezeichnet?
Matthias Freyberg am Permanenter Link
Hallo Markus,
leider nein. Burger und ich haben uns bemüht, den Inhalt so gut als möglich zusammen zu fassen. Aber der ganze Umfang des Vortrages kann in so einem Artikel natürlich nicht wiedergegeben werden.
Beste Grüße
Matthias
Alexander am Permanenter Link
Vielen Dank für den Text! Sehr schade, dass es keinen Videomitschnitt gibt.
Wolfgang Graff am Permanenter Link
Nach einer "nüchternen Durchdringung" komplexer Sachverhalte hört sich diese Veranstaltung nicht an. Der Neoliberalismus, der sich die Wissenschaften, gar den ganzen demokratischen Staat kapert?
Ich nehme zwei Beispiele für die Absurdität der Argumentation: den Intelligenztest und die Verhaltenstherapie, die angeblich den Menschen für die neoliberale Leistungsgesellschaft auslesen und trimmen sollen. Was hat es tatsächlich mit diesen psychodiagnostischen und psychotherapeutischen Verfahren auf sich? Intelligenztests werden beispielsweise eingesetzt in der Schullaufbahnberatung, der Berufsfindung, der Diagnose von Leistungseinschränkungen durch Hirnverletzung und neurologischen Krankheiten.
Verhaltenstherapie wird eingesetzt zur Behandlung verschiedenartiger psychischer Störungen. Es handelt sich um eine wissenschaftlich fundierte Therapie, die von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen wird.
Frederic B. Skinner, der hier als eine Art zynischer Handlanger des Neoliberalismus dargestellt wird, war einer der führenden Psychologen in der Erforschung menschlichen Lernens. Die Verhaltenstherapie fußt großenteils auf seinen Resultaten. Es geht dabei wohlgemerkt um die Behandlung von Krankheiten. Wer das mit dem Neoliberalismus in Verbindung bringen will, hat, so finde ich jedenfalls, nicht alle Tassen im Schrank.
Matthias Freyberg am Permanenter Link
Hallo Wolfgang,
Die detailreichen Ausführungen von Prof. Mausfeld sind über den Vorwurf der Undifferenziertheit erhaben. Das Gleiche gilt für seine Motivation, klar erkennbar an seinem Bezug zu Epikur und der Aufklärung; klar erkennbar auch an dem Zitat aus dem abstract, der in dem Bericht gegeben wurde.
Dass sich der Neo-Liberalismus die ganze Wissenschaft gekapert habe hat niemand behauptet.
Dass jeder Liberalismus gleich „neo“ ist ebenfalls nicht.
Zu der Funktionsweise des Totschlagsargumentes „Verschwörungstheorie“ kann man sich sehr gut bei Mausfeld informieren.
Gegenstand des Vortrages war nicht die Verhaltenstherapie in ihrer heutigen Form sondern
der Ansatz von Skinner und der unheilvolle Grundgedanke. Dazu ein Zitat:
„Es ist ein Irrtum anzunehmen, dass es darum ginge, wie man den Menschen befreien kann.
Es geht darum, die Art und Weise zu verbessern, wie er kontrolliert wird.“
„Wenn Freiheit eine Voraussetzung für menschliches Glück ist, dann ist alles, was dazu nötig ist, die Illusion von Freiheit.“
Skinner, Walden Two (1948)
Ganz andere Herangehensweisen finden sich in vielfacher Form seit den 50igern.
Bitte nicht medizinisch-diagnostische Verfahren mit Intelligenz-Tests verwechseln!
Ein Literaturhinweis zu der Frage der Intelligenz-Tests:
Stephen Gould (1983). Der falsch vermessene Mensch. Birkhäuser Verlag.
Die Notwendigkeit zu einem strukturellen Umsteuern in unserem Denken und Handeln ist
unabweisbar. Wie sehr das mit Händen zu greifen ist zeigt sich auch an dem enormen Interesse
an dem youtube – video „Warum schweigen die Lämmer“ - und an den ängstlichen Abwehrreaktionen. Auf der Diskussionsebene „nicht alle Tassen im Schrank“ kommen wir da wohl kaum weiter.
Ob man den Definitionen von Mausfeld im Einzelnen folgen will muss jeder für sich entscheiden.
Wie man darüber den Ruf nach einer lebendigen und wirksamen Demokratie überhören oder abwerten kann ist mir vollkommen unverständlich.
Matthias
Wolfgang Graff am Permanenter Link
Lieber Matthias,
"krankmachende" Umgebungsvariablen zu verändern sucht.
Es wird kaum jemand behaupten, dass Menschen völlig frei in ihren Willensentscheidungen sind, dass vielmehr die Genetik, die Sozialisation und sonstige Lebensumstände Grenzen setzen. Insofern kann ich Skinner durchaus zustimmen, dass die Illusion freier Entscheidungen zur Lebenszufriedenheit beitragen kann.
Deiner strengen Unterscheidung von Intelligenztest und medizinischer Diagnostik kann ich nicht folgen.
In der neuropsychologischen Diagnostik bei Verletzungen und Krankheiten der zentralen Nervensystems geht es durchaus auch darum, welche Intelligenzbereiche betroffen sind und welche Rehabilitationsmaßnahmen man ergreifen sollte.
Peter Bordych am Permanenter Link
Das Menschenbild der Behavioristen, insb.
Matthias Freyberg am Permanenter Link
Hallo Wolfgang,
Aber was an der Haltung von Skinner und seinem Ansatz kritisiert wird ist glaube ich klar. Das Zitat, dass ich nachgereicht hatte braucht m.E. keine weitere Erläuterung.
Bei der Frage der Intelligenz-Tests ging es im Zusammenhang mit dem Vortrag
nicht um eine medizinische Diagnostik oder Funktionsanalyse sondern um
die Frage, was Tests unter Zeitdruck mit vergleichsweise unsinnigen Fragen über die Person und seine Lern- und Leistungsfähigkeit aussagen.
Über die Zweifelhaftigkeit dieser Tests ist bei Wikipedia folgendes zu finden:
"Intelligenz als Messgegenstand dieser Tests ist ein nicht direkt messbares Konstrukt.[3] Anders als zum Beispiel bei der Körpergröße ist die Bestimmung der Intelligenz mittels Intelligenztests immer mit einem Messfehler behaftet.[4] Es existiert kein Intelligenztest, der alle Teilbereiche der Intelligenz umfasst. Laut dem Bundesministerium für Bildung und Forschung umfassen die verschiedenen Tests „je nach zugrunde liegender Theorie und je nach Aufgabenzusammenstellung, mehr oder weniger verschiedene Bereiche der Intelligenz. Bei manchen Tests ist das Abschneiden […] zum Beispiel eher vom Vorwissen abhängig, bei anderen ist dieses eher bildungsunabhängig. Manche Tests erfassen nur eine Teilfähigkeit der Intelligenz (z. B. das abstraktlogische Denken), andere erfassen eine Vielzahl verschiedener Fähigkeiten […]. Dennoch wird das Ergebnis bei fast allen Tests als Intelligenzquotient (IQ) ausgedrückt. Oberflächlich gesehen könnte man daher denken, es handele sich um dieselben erfassten Fähigkeiten. Doch Vorsicht: IQ ist nicht gleich IQ, und es gibt auch nicht den IQ-Test!“[5]
Man kann das Intelligenzkonstrukt, auf dem klassische Intelligenztests beruhen, laut Jens Asendorpf folgendermaßen charakterisieren: „Intelligenz ist, was Intelligenztests messen, die so konstruiert wurden, dass sie das Bildungsniveau möglichst gut vorhersagen, oder kurz: Intelligenztests messen die Befähigung zu hoher Bildung.“[6]
Andere wesentliche Persönlichkeitsdimensionen, wie etwa die emotionale Intelligenz, werden durch den Intelligenztest nicht erfasst. "
Ich hoffe, die Fragen sind zunächst zufriedenstellend beantwortet.
Schöne Grüße
Matthias
Wolfgang Graff am Permanenter Link
Lieber Matthias,
rainerB. am Permanenter Link
Rainer Mausfeld?? Hat der sich nicht von Ken Jebsen auf KENFM interviewen lassen, liefert er nicht ausgedehnte Beiträge auf Verschwörungsplattformen wie den NachDenkSeiten.de und telepolis.de?
Immerhin stehen doch auf der (Antifa-) Wikipedia so klare Ansagen wie:
"Mausfelds Publikationen zu medien- und kapitalismuskritischen Themen weisen nach Ansicht des Amerikanisten und Verschwörungstheorie-Forschers Michael Butter „stark populistische und mitunter auch verschwörungstheoretische Züge“ auf." Na hallo! Darf man diese Güllekübel der Antifa- u. Antideutschen- Wikipediaschreiber einfach überlesen?!
Und Mausfeld behauptet doch glatt, dass die "repräsentative Demokratie lediglich eine "Wahloligarchie" sei. Populismus pur! Zumindest nach den gängigen Populismusrezensionen des hpd.
Nun ja, die Redaktion selbst hat den Schritt in dieses "verminte" Terrain der Kontaktvorwürfe (wer mit oder bei wem gesprochen hat) immer noch nicht gewagt. Jenseits von Religionskritik treibt man im politisch korrekten Hauptstrom so vor sich hin und polemisiert sogar gegen 'Aufstehen'...
Doch schau an, jetzt zeigt die Basis an welch Leuten sie Interesse findet! Vlt. ein Anstoss, dass auch in der hpd-Redaktion die politische Korrekheit (jenseits von Religionskritik) mal kritisch hinterfragt wird. Man kann nur hoffen...
Sunder Martin am Permanenter Link
Verehrter rainerB., die "Nachdenkseiten" sollen eine Verschwörungsplattform sein?
Können Sie mir freundlicherweise ganz genau erklären, wie Sie darauf kommen?
rainerB. am Permanenter Link
:-)) - ich dachte, das ist Ironiezeichen genug.
Ich lese die NachDenkSeiten regelmäßig mit Dank.
Aber um meinen obigen Kommentar noch mal zu verdeutlichen, verweise ich wieder auf Wikipedia.de, auf der fleißige Dauerschreiber aus Antifa u. Antideutschen regelmäßig tendenziös diffamierende Einträge vornehmen:
"Martin Reeh von der Tageszeitung schrieb [...], dass sich die NachDenkSeiten und Müller seit dem Ukraine-Krieg zweifelhaften Personen und Verschwörungstheorien angenähert haben. Müller lasse sich zum Beispiel von Ken Jebsen interviewen." (aus WP-Artikel zu den NDS)
Da ist er wieder der Kontaktvorwurf als bewährtes Mittel der Diffamierung. Egal ob NDS, Teleopolis, Mausfeld, Ganser, Schreyer u.v.a, dahinter steckt Methode (s. youtube: Geschichten aus Wikihausen).
Leider "recherchiert" auch die hpd-Redaktion anscheinend zuviel auf WP, statt sich ein eigenes Bild zu manchen Autoren zu machen.
Andreas Lichte am Permanenter Link
@ rainerB. Was ist denn eine "Verschwörungstheorie"? Ich benutze das Wort nie. Siehe auch Kommentare hier: https://blog.psiram.com/2018/11/angelesen-verschwoerungstheorien-von-bernd-harder/
rainerB. am Permanenter Link
"Was ist denn eine "Verschwörungstheorie"?"
Nun gibt es zweifelsfrei natürlich unhaltbare Theorien zu angbl. Verschwörungen, die man nur als Spinnerein einordnen kann. Das Problem mit Leuten wie Butter ist allerdings, dass sie gezielt versuchen, die negative Wertung "Spinner" auf politisch Andersdenkende zu übertragen, um diese diskreditieren und als unseriös aus dem Diskurs drängen zu können.
Und auch Psiram arbeitet oft mit der gleichen Methode. Stutzig sollte man schon bei der Begründung für das anonyme Agieren von Psiram werden, denn Impressum = Fehlanzeige und deshalb klar rechtswidrig: "Aufklärungsarbeit von Psiram hat zwangsläufig zur Folge, dass viele Dinge, Namen und Methoden der Quacksalberei, Täuschung und Scharlatanerie konkret und ungeschönt benannt werden. Das ist Betroffenen nicht immer recht, ganz im Gegenteil. Darum agiert Psiram anonym, um die Autoren vor Belästigungen und Schlimmerem zu schützen."
So lassen sich üble Nachrede und Verleumdungsartikel beschönigen, indem man sich selbst als Kämpfer u. angbl. Opfer inszeniert...
Sunder Martin am Permanenter Link
Ach so, jetzt hab ichs wohl kapiert: das mit den Nachdenkseiten war ironisch gemeint. Nüscht für ungut!
rainerB. am Permanenter Link
Ja, ironisch. Anders kann ich diese ganze Ausschließeritis mittels Kontaktvorwürfen nicht mehr kommentieren und ertragen...
Tom Brandenburg am Permanenter Link
Die Veranstaltung der GBS Hamburg habe ich doch etwas anders als berichtet erlebt. Vieles wurde hier richtig wiedergegeben, manches aus meiner Sicht auch weniger.
Doch Mausfeld überzog auch, vereinfachte zu sehr, indem er sich auf eine Radikalkritik der (westlichen) Demokratie und des Liberalismus – ausnahmslos als Neoliberalismus tituliert – verlegte. Immerhin erlaubte das mit Bausch und Bogen als betrügerische „Scheindemokratie“ verdammte System dem Kieler Professor, in den Räumen einer Bank (GLS-Bank Hamburg) vom Leder zu ziehen und als Ausweg eigentlich nur eine „Revolution“ zu erkennen. Unklar blieb jedoch: Revolution mit wem, wie und vor allem, mit welchem Ziel.
Zumindest bei mir hinterließen die steilen Thesen von Mausfeld eine gewisse Ratlosigkeit. Waren mir doch schon vor Monaten bei einem – zugegeben hochinteressanten – Vortrag an der Uni Hamburg seine düsteren, jedoch nicht weiter belegten Andeutungen aufgefallen: Bei uns gäbe es, behauptete da der Kieler Psychologe, keine Trennung zwischen Legislative und Exekutive mehr, also keine Gewaltenteilung. Und überdies seien unsere Medien gleichgeschaltet. (Das behaupten bekanntlich auch andere).
Nach Mausfelds System-Schelte in der GLS-Bank fühlte sich denn bei der anschließenden Aussprache auch eine Gruppe der Wagenknecht-Bewegung „#aufstehen“ zu schallendem Beifall animiert, samt Dankesworten an den „Reiner“. Eigentlich war’s ja eine Veranstaltung der GBS Hamburg, doch einige Teilnehmer begannen sogleich mit dem Verteilen von Aufrufen der Bewegung.
Prima, dass sich die Hamburger Regionalgruppe mit ihrer Vortragsreihe an eine breitere Öffentlichkeit wendet. Mit Gastreferenten auch ganz unterschiedlicher Couleur. Zu wünschen aber wäre, dass bei der Aussprache allzu steilen Thesen auch mal widersprochen würde, auch der eigene Standpunkt hörbar würde. Immerhin ist es eine „zeitgemäße Leitkultur für Aufklärung und Humanismus“ doch wert noch breiter bekannt gemacht zu werden.
Sunder Martin am Permanenter Link
Endlich nimmt mal jemand den schwachsinnigen und total zerstörerischen Neoliberalismus RICHTIG auseinander.
Und zwar der Mausfeld.
Matthias Freyberg am Permanenter Link
Lieber Tom,
ich kann dem Bild, das Du von dem Abend zeichnest nicht zustimmen. Und zwar unabhängig davon, wie man inhaltlich zu den Positionen von Mausfeld steht.
Die Vortragsweise von Prof. Mausfeld war ausgesprochen positiv und weit entfernt von einem missionarischen Stakkato. Die Atmosphäre während des sehr gut besuchten Vortrages habe ich als aufmerksam gespannt und positiv empfunden. Ich stimme allerdings zu, dass die Leute von „Aufstehen“ während der Diskussion sehr „extrovertiert“ waren. In der Tat: das Verteilen ihrer eigenen flyer war etwas dreist, da so etwas mit dem Veranstalter abgestimmt gehört. Aber das hielt sich letztlich alles so im Rahmen, dass mir ein Einschreiten nicht notwendig erschien. Ich spreche hier ausdrücklich für mich. Es hätte sich aber jeder hierzu kritisch im Laufe der Diskussion zu Wort melden können!
Was die Positionen von Mausfeld angeht scheinen ja zwei Herzen in Deiner Brust zu schlagen, da Du viele grundsätzliche Positionen teilst. Ohne Zweifel ist Mausfeld ein Humanist und Aufklärer – ein ungewöhnlich konsequenter und von daher vielleicht etwas „sperrig“.
Mausfeld betreibt System-Kritik und nimmt niemanden aus. Schließlich sieht er die Demokratie von unten wie von oben bedroht. Da ist es nichts mehr mit Opferhaltung und das eigene Verhalten kommt in den Fokus. Nicht unbedingt schmeichelhaft für alle Beteiligten.
Ich musste zwei mal lesen um zu verstehen, dass Du teilweise nicht den Vortrag bei uns kritisierst sondern Aussagen, die er an der Uni HH angeblich gemacht hat. Das kann ich nicht beurteilen und finde es für die Beurteilung unseres Abends nicht hilfreich.
Hilfreich hätte ich es gefunden, wenn Du Dich bei dem Vortrag zu Demokratie und Erziehung mit Deiner Kritik zu Wort gemeldet hättest. Das wäre spannend gewesen!
Dass man Mausfeld kritisieren kann ist klar. Ob er die Bemühungen, dem Neokapitalismus zu zähmen angemessen berücksichtigt kann man bezweifeln. Ich möchte aber betonen, dass er einen amerikanischen Milliardär mit dessen Einschätzung zur gesamt-gesellschaftlichen Lage ins Spiel gebracht hat. Und die lautete: „ich sehe Mistgabeln“. Dass das nun von links mit Beifall bedacht wurde – nun ja. Ich bin mir aber sicher, dass es stärkerer Anstrengungen bedarf, um eine größere Katastrophe abzuwenden und weiß auch von genügend bankern, die das Wirtschafts- und Finanzsystem systemisch am Ende sehen – nicht nur wegen der Börsen-Spekulation. 'Lehman' war jedenfalls offensichtlich noch lange nicht genug.
Was die Kritik von Mausfeld an der Presse angeht bemühe ich mich vorsichtig zu sein. Wenn Deine Andeutung darauf abzielen sollte, Mausfeld in die Nähe der Afd zu rücken wäre das nach meiner Einschätzung eindeutig unterhalb der Gürtellinie und würde dem beklagenswerten Zustand der gesellschaftlichen Auseinandersetzung in die Hände spielen.
Bitte gestatte mir, zwei Positionen aus dem Vortrag von Mausfeld herauszuheben, die mir so außerordentlich wichtig und konstruktiv erscheinen:
- die Fokussierung auf die positiven Potentiale des Menschen und die diesbezügliche „Hebammenfunktion“ der Erziehung
- die zentrale Rolle einer wirklich effizienten und nicht manipulativ ausgehebelten
Demokratie.
Wir sehen uns! Matthias