Pilotprojekt

Teilstationäres Kinderhospiz "Berliner Herz" eröffnet

BERLIN. (hpd) Lebensbedrohlich erkrankten Kinder und ihren Familien bietet der Humanistische Verband Deutschland Berlin-Brandenburg (HVD) Hilfeleistung über ein bisher unbekanntes Pilotprojekt an, ein teilstationäres Kindertages- und Nachthospiz.

Als ambulanter Kinderhospizdienst nahm das "Berliner Herz" 2007 seine Arbeit auf. Die Prämisse war: "Wir bringen ehrenamtliche Familienbegleiter mit Familien zusammen, in denen unheilbar kranke Kinder leben." Erfahrung wurde gewonnen. Initiiert von Christiane Edler reifte beim HVD der Gedanke, Familien Unterstützung bereitzustellen, die situativ gebraucht wird: "Einkäufe zu erledigen, sich den Geschwistern zu widmen, eine Auszeit haben zu können, selbst ‘Luft zu holen’ oder auch – als wesentlicher Bestandteil - der eigenen Arbeit weiter nachgehen zu können."

Grundsätzlich bot das (Abrechnungs-)System der Kranken- und Pflegekassen bisher nur eine stationäre Aufnahme an. In der Entscheidung der Familie lag es, entweder die Pflege des lebensbedrohlich erkrankten Kindes in fachgerechte, aber auch fremde Hände zu geben oder diese bei sich zu behalten, was die Aufgabe der Berufstätigkeit eines Elternteils nach sich zieht.

Erstmalig nun liegt alternativ ein neues, besonderes Angebot vom Kinderhospiz "Berliner Herz" vor und das beinhaltet: Eine Pflegezeit lässt sich für das lebensbedrohlich erkrankte Kind vom Lebensbeginn an bis zum Alter von 30 Jahren vereinbaren, z. B. als

  • Stundenpflege
  • Tages- oder Nachtpflege (7:00 bis 19:00 Uhr und 19:00 bis 7:00 Uhr)
  • Tages- und Nachtpflege (24 Stunden)

Sieben Plätze für die Stunden-, Tages- oder Nachtpflege, fünf weitere Plätze für die 24-Stundenpflege stehen zur Verfügung. Es zeigt sich jetzt schon, dass der Bedarf liegt höher als das Angebot.

Mit dem Erfahrungen aus der ambulanten Arbeit wurde das Kinderhospiz "Berliner Herz" geplant und gebaut: zentral in Berlin gelegen wurde es am Freitag eröffnet.

Eher unerwartet hatten sich dazu mehr als 400 Gäste zur Eröffnung angemeldet. So viele Gäste kann das Haus aber nicht aufnehmen.

Der HVD löste das Problem: "Ziehen Sie sich warm an" und begrüßte seine Gäste in dem "noch nicht ganz vollendeten Gartenbereich" und bot Führungen im kleinen Kreis an, um das Haus anzuschauen.

Dieses Angebot nutzen die Gäste und kamen in Kontakt mit dem multiprofessionellen Team. Corinna Ebadi, als Pflegedienstleiterin: "Den betroffenen Familien können wir kein Rundum-Sorglos-Paket anbieten, aber wir möchten uns ihrer Sorgen annehmen und ihnen einige abnehmen."

Für Ronja Schlossarek sind Sterben und Tod Bestandteil des Lebens und auch ihrer Ausbildung geworden. Sie öffnet im Beschäftigungsraum die Türen. Teddies, Papier, Farben sind bereit, "Kinder mit Lebensbegrenzenden Erkrankungen haben auch ganz viel Spaß beim Spielen, Tanzen, Musik Hören, Malen. Ihre Ressourcen zu finden und zu wecken, das ist wichtig."

Andreas Müller, in seiner zweiten Berufswahl ausgebildet zum Pfleger, führt in den Abschiedsraum. Kürzlich und schon nach Fertigstellung des Neubaus ist ein Kind gestorben, das vom "Berliner Herz" länger schon betreut wurde, die Eltern wünschten sich hier einen Abschied und der wurde vor wenigen Tagen realisiert. Es gibt Momente, in denen sich die Mitarbeiter zurückziehen müssen, um selber neue Kraft zu schöpfen, auch das ist bei der Planung des Hauses bedacht worden.

Das besondere an der Arbeit sei auch die Konfrontation damit, wie kurz das Leben sein kann. Es wird oft unterschätzt, was es bedeutet, ein "besonderes" Kind in der Familie zu pflegen. Andreas Müller freue sich, mit seiner Kraft zur Unterstützung beizutragen.

Ein buntes Programm mit Musik und Worten zum Sinn und Dank eröffnete Dr. Bruno Osuch, Präsident es HVD Berlin-Brandenburg e V., es folgt eine Danksagung an alle Beteiligten, Förderer, MitarbeiterInnen, Ehrenamtliche, IdeengeberInnen und auch Sponsoren. Zwei Millionen Euro sind aus unterschiedlichsten Quellen für das Kindertages- und Nachthospiz "Berliner Herz" auch über Einzelspenden, Fundraising, staatliche Mittel etc. zusammengekommen.

Frau Dr. Fuhrmann betonte in dem Grußwort für die Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales, die Versorgung von schwerstkranken Kindern läge der Senatsverwaltung am Herzen. Auch wünschte sie, die fröhliche Stimmung der Eröffnung möge sich in dem Kinderhospiz weiter erhalten.

Stellvertretend für andere hier das Grußwort von Eva Mattes:

"Liebe Christiane Edler, liebe Mitarbeiter, liebe Mitarbeiterinnen, liebe Unterstützer und Unterstützerinnen des ‘Berliner Herz’,
Herzliche Glückwünsche zur Eröffnung des neuen Kindertages- und Nachthospizes. Es ist großartig, dass ihr nun rund um die Uhr Kinder und ihre Familien betreuen könnt.
Ich bin sehr stolz darauf, eine eurer Schirmherrinen zu sein: Ich möchte euch sinnstiftend zur Seite zu stehen und unterstützen.
Zu schade, das ich heute nicht dabei sein kann. In Gedanken feiere ich mit und lasse sieben bunte Luftballons zum Himmel steigen.

Herzliche Grüsse, eure Eva Mattes"

 


Webseite des Kindertages- und Nachthospiz “Berliner Herz”