Der Bund für Geistesfreiheit München kritisiert den bayerischen Ministerpräsidenten wegen seiner Rede beim Staatsakt zum 100. Geburtstag des Freistaats. Darin begrüßte er einen Nachkommen der abgesetzten Wittelsbacher als "Eure königliche Hoheit" und vergaß den Begründer des Freistaats, Kurt Eisner, zu erwähnen.
Beim Staatsakt zum 100. Geburtstag des Freistaats Bayern am 7. November schaffte es der Ministerpräsident, den Begründer des Freistaats, Kurt Eisner, unerwähnt zu lassen und einen Nachkommen der abgesetzten Wittelsbacher als "Eure königliche Hoheit" zu titulieren.
Der Bund für Geistesfreiheit München hat aus diesem Grunde einen offenen Brief an den bayerischen Ministerpräsidenten Söder geschickt.
Wolfram Kastner, Michael Wladarsch und Assunta Tammelleo vom Vorstand des Bundes für Geistesfreiheit möchten das nicht unwidersprochen hinnehmen und haben dem Ministerpräsidenten einen Brief geschrieben:
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,
wir hoffen sehr, dass es Ihnen nicht entgangen ist, dass Bayern seit dem 8. November 1918 keine Monarchie mehr und das "Haus Wittelsbach" seither abgesetzt ist und nicht mehr regiert.
Der Begründer des Freistaats Bayern war Kurt Eisner. Ihre Partei hat den Freistaat sicherlich ebenso wenig erfunden, wie den Starnberger See, den Ammersee oder die Zugspitze. Auch die Herrscher der Familie Wittelsbach wollten weder eine Demokratie noch den Freistaat. Es ist deshalb sehr verwunderlich, dass Sie den Familienältesten des abgesetzten und abgedankten Wittelsbach-Clans beim Staatsakt für den demokratischen Freistaat als "Eure königliche Hoheit" titulieren. Dies widerspricht sowohl der Ihnen sicher bekannten Verfassung des Freistaats Bayern als auch dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland, denen zufolge der einzige Souverän das Volk im staatsrechtlichen Sinne ist.
Es wäre schön, wenn Sie es über sich brächten, diese zu respektieren und nicht mehr Hoheiten benennen, für die es keine Rechtsgrundlage gibt und die einer vordemokratischen Vergangenheit zugehören.
Gegenwärtig fungieren Sie als Chef des Dienstleistungspersonals für die Demokratie im Freistaat Bayern und Sie sollten endlich und eiligst in dieser demokratischen Gegenwart ankommen – geistig, sprachlich und politisch und nicht an irgendeinem undemokratischen Regime hängen bleiben.
Wir wünschen Ihnen und uns umgehenden besten Erfolg dabei.
Mit freundlichen Grüßen
Wolfram Kastner, Michael Wladarsch, Assunta Tammelleo
11 Kommentare
Kommentare
Udo Zeitvogel am Permanenter Link
Tja, der Herr Söder ist halt auch ein ganz besonderer Mensch mit ganz besonderen "geistigen Fähigkeiten".
Andreas Leber am Permanenter Link
Das ist ein sehr moderater Brief. Müsste der nicht viel harscher ausfallen und dabei insbesondere das Wort "Hochverrat" enthalten?
Wenn Söder den Freistaat(!), also die Republik, Bayern nicht als solche regieren, sondern lieber zurück in die Monarchie will, dann sollte er umgehend zurücktreten!
Kay Krause am Permanenter Link
Was ist das nur für eine unglaubliche Arroganz dieses Polit-Emporkömmlings!
Diesen Brief hätte ich gern mit unterzeichnet!
Alwu am Permanenter Link
Seine Herrlichkeit Söder, sieht sich doch selbst als den neuen ernannten König von Bayern, und das mit Gottes Gnaden - Amen. So war es, so ist es, und so bleibt es für den Herren der Bayuwaren.
Wolfgang Singer am Permanenter Link
Wunderbar! Ich kann darunter mit Vergnügen meine Unterschrift setzen.
Ob sich das "Dienstleistungspersonal für die Demokratie" den Brief zu Herzen und Verstand nimmt?
Kay Krause am Permanenter Link
Nein, Wolfgang Singer, sicherlich nicht! An Holzköpfen kann man sich zwar bildhauerisch betätigen, den Inhalt (sofern vorhanden) kann man dadurch nicht verändern!
Christoph Heckermann am Permanenter Link
Eine sehr gute Replik an einen möchtegern Monarchen, der in einem "göttlichen Zeitalter" hängen geblieben ist und von seinem "Königreich" als Raumfahrtnation träumt.
Helga Baumann am Permanenter Link
Sehr klare, berechtigte und sachliche Zurechtweisung.
Roland Fakler am Permanenter Link
Das Erschreckende ist, dass unsere christlichen Volksvertreter oft keine Verfechter der freiheitlichen Demokratie sind. Das kommt von ihrer christlichen Erziehung her.
Klaus Bernd am Permanenter Link
Aber, aber, versteht denn niemand die feinsinnige Ironie des Markus Söder ? Hört denn keiner das höhnische Lachen unter dem „Eure königliche Hoheit“ ?
Das fiel mir schon bei seiner Kreuz-Aktion auf. Keiner – außer vielleicht Reinhard Kardinal Marx - hat das unterschwellige „seht her ihr christlichen Kirchen, euer Heilgstes Symbol ist nur noch ein Wandschmuck für meine Amtsstuben“ verstanden.
Andrea Pirstinger am Permanenter Link
Ja,ja...
und auch der jetzige "King of Bavaria" wird demnächst nur ein kleiner menschlicher"Pubs" der menschlich-irdischen Historie sein.
Na dann...