Der Verfassungsschutz behandelt die Partei Alternative für Deutschland (AfD) als "Prüffall". Das dazu vom Verfassungsschutz erstellte und als "streng geheim" eingestufte Papier wurde vom Blog netzpolitik.org veröffentlicht.
Das zugrundeliegende Gutachten ist 436 Seiten stark und als "Verschlusssache – Nur für den Dienstgebrauch" eingestuft worden. Den Medien wurden Ausschnitte daraus und eine Pressemitteilung zur Verfügung gestellt.
netzpolitik.org schreibt: "Die Verfassungsschutz-Analyse ist ein wichtiges Dokument der Zeitgeschichte. Es gehört in die Öffentlichkeit und nicht in einen Panzerschrank neben dem Schredder." Diese Haltung bestätigten die Whistleblower heute per Twitter noch einmal: "Der Tagesspiegel berichtet, dass uns wegen Veröffentlichung des AfD-Gutachtens ein Verfahren drohe, weil die Bundesregierung eine Strafanzeige erwäge. Wir sind überzeugt: Das Gutachten gehört in die Öffentlichkeit."
Der Tagesspiegel berichtet, dass uns wegen Veröffentlichung des AfD-Gutachtens ein Verfahren drohe, weil die Bundesregierung eine Strafanzeige erwäge.
Wir sind überzeugt: Das Gutachten gehört in die Öffentlichkeit.
Wir stehen zu der Veröffentlichung!https://t.co/oeNXmibeBk
— netzpolitik (@netzpolitik) 28. Januar 2019
Für Andre Meister, Anna Biselli, Markus Reuter, die als Autoren des Artikels aufgeführt sind, sei klar: "Das Gutachten fasst zusammen, was Medien, Forschende und antifaschistische Initiativen seit Jahren dokumentieren und belegen: Bei AfD-Mitgliedern und Funktionären finden sich 'tatsächliche Anhaltspunkte' für eine Politik, die 'gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung' ausgerichtet ist."
Das bestätigen auch Aussagen im Gutachten. Darin heißt es: "Aus der … Analyse der Programmatik sowie der der AfD zurechenbaren Aussagen ergeben sich erste tatsächliche Anhaltspunkte, die für eine extremistische Bestrebung sprechen. … Die AfD hat sich von einer wirtschaftsliberalen, EU-kritischen Partei, deren Motor in der Anfangszeit vor allem die Euro- und Griechenlandkrise war, zu einer national orientierten, islam- und zuwanderungskritischen Partei entwickelt." Dabei ließe insbesondere die Auswertung der Aussagen von Führungsfunktionären sowie sonstigen Funktionären und Mitgliedern der AfD "deutliche Anhaltspunkte für eine Ausrichtung der Partei gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung erkennen."
Für die Jugendorganisation der AfD, der "Junge Alternative" (JA) "ist das Verfahren zur Einleitung der Verdachtsfallbearbeitung zu eröffnen. Es liegen hinreichend gewichtige Anhaltspunkte dafür vor, dass in der JA verfassungsfeindliche Bestrebungen verfolgt werden." Das gilt laut Gutachten auch "hinsichtlich der Teilorganisation der AfD 'Der Flügel'".
Meister, Biselli und Reuter schreiben daher: "Die Analyse des Geheimdiensts zerstört die von AfD-Funktionären behauptete Mär der ganz normalen demokratischen Partei. Die Partei verschiebt die Grenzen des Sagbaren, sie gibt Rassisten eine Plattform, stellt sich gegen die offene Gesellschaft."
Das Gutachten ist (noch) auf der Seite von netzpolitik.org in ganzer Länge veröffentlicht. Interessenten an diesem Dokument der Zeitgeschichte sei jedoch empfohlen, sich die Seite zu speichern.
6 Kommentare
Kommentare
Frank am Permanenter Link
Nach dem was der Verfassungsschutz mit der NPD geleistet hat, würde ich deren Glaubwürdigkeit nicht als besonders hoch einstufen.
Es gibt keine Garantie dass die eine oder andere belastende Aussage eines AfD Politikers nicht von einem V-Mann stammte. Der Verbotsantrag gegen die NPD scheiterte aus diesen Grund vor dem Verfassungsgericht.
Achim am Permanenter Link
Ich vermute, dass V-Leute nur in Organisationen existieren dürfen, die vom Verfassungsschutz bereits überwacht werden.
Jann Wübbenhorst am Permanenter Link
Das ist in diesem Fall ganz gewiss nicht so, denn die meisten der für die Bewertung wesentlichen Aussagen stammen von mehr oder weniger prominenten AfD-Politikern - oder halten Sie Bernd Höcke, Alexander Gauland und M
Frank am Permanenter Link
Der Verfassungsschutz hat bei der NPD versagt und es gibt keine Garantie, dass die AfD nicht von V Leute unterwandert ist.
"Teile der Linken hätten kein Problem damit, Straftaten etwa bei Demonstrationen zu rechtfertigen, sagte er dem Focus . Teile der Linken unterstützten ausländische Terrororganisationen wie die PKK . Und Teile der Linken seien in Gruppierungen, die eindeutig eine sozialistisch-kommunistische Gesellschaftsordnung anstrebten."
https://www.zeit.de/politik/deutschland/2012-01/Linke-Verfassungsschutz-Friedrich
Kay Krause am Permanenter Link
Das ist doch der beste Beweis (oder sprechen wir besser von "Verdacht") dafür, dass Regierung(sowie die davon untrennbare Kirche) , ebenso wie die Jurisdiktion AfD - unterwandert sind!
Rainer am Permanenter Link
Nun, Fakt ist: Vor allem aus der CDU wanderten diejenigen, die weiterhin CDU-Politik für richtig hielten, zur AfD ab, nachdem Merkel die CDU stark nach links ausgerichtet hatte.
Welchen Vorteil hatte die SPD von diesem Vorgehen? Sie ist ihrerseits stark mit linksextremen Gruppen in der Bevölkerung vernetzt. Es bleibt in ihrem Interesse, dass die Schwesigsche Lesart a la "Es gibt keinen Linksextremismus in Deutschland" bestehen bleibt. Außerdem konkurriert die SPD (eher erfolglos zwar) mit den Grünen um die Gunst dieser linksextremen Klientel.
Die Medien? Wenn es nicht schon in Merkels Muttermilch war, dann haben sie Merkel nach links getrieben. Ein eindrückliches Beispiel dafür war die "Bürgerdiskussion" im Zusammenhang mit dem palästinensischen Mädchen Reem Sahwil.
Forschende? Was bis vor kurzem noch Forscher waren? (beiderlei Geschlechts wohlbemerkt!) Seit wann machen die Politik?
Antifaschistische Initiativen? Sind mit klareren Worten solche Initiativen, die eine linksradikale Agenda haben. Andernfalls würden sie sich nicht über einen deklarierten Feind, sondern positiv über sich selbst definieren.
Korrekt, die AfD entstand als liberale Opposition gegen den kaum durchschaubaren Zentralismus der EU und gegen die Milliardenbeträge, mit denen (im Schwerpunkt französische) Banken bei den Fehlfinanzierungen Griechenlands freigestellt wurden. Zumindest der deutschen Bevölkerung wurde das als "Griechenlandrettung" verkauft.
Der Artikel unterschlägt, dass der AfD bereits zu Luckes Zeiten das Etikett "Nazi" angeheftet wurde. Denn liberal gilt bei Linken nun einmal als "Nazi".
Liberale setzen im Denken auf Freiheit und in der Wirtschaft auf Wettbewerb. Beides liegt nicht im Interesse linker Ideologien.