Kommentar

Das irische Ja eine "Niederlage für die Menschheit"?

STEISSLINGEN. (hpd) Ein nicht unwichtiger Nachtrag zu den Meldungen der letzten Tage: Kardinal-Staatssekretär Pietro Parolin, immerhin die rechte Hand des Papstes und der zweitwichtigste Mann im Vatikan, hat soeben nicht nur von einer "Niederlage der christlichen Prinzipien" gesprochen, sondern ungleich höher gegriffen und Irlands Verhalten eine "Niederlage für die Menschheit" genannt. Wer so spricht, beweist, wie schmerzhaft die Ohrfeige aus Irland gewesen ist.

Wir dürfen auf die Reaktion des PR-Papstes Franziskus gespannt sein.

Vielleicht bezieht er auch die Überlegung in seine Antwort ein, ob nicht alle Religionen, seine Vatikanische Konfession an erster Stelle, Niederlagen für die Menschheit darstellen. Die Geschichte der Papstkirche spricht doch ebenso wie deren aktuelles Verhalten deutlich genug für diese Ansicht.

Doch wird eine solche Wahrheit das Letzte sein, was wir von einem Papst zu erwarten haben. Der Bluff muss erhalten bleiben. Wodurch ist der Vatikan groß geworden? Womit erhält er seinen Einfluss? Durch Verdummung von Millionen niedergehaltener Menschen.

Gerade wenn in Rom verlautet, als Antwort auf die irische "Niederlage", sprich: auf die sensationelle Ohrfeige, wolle sich der Vatikan im Rahmen seiner "Neuevangelisierung" vor allem um die Förderung der Familien kümmern, so bedeutet das nichts Anderes als Bluff. Zum einen versteht der Vatikan unter Neuevangelisierung ausschließlich Machterhaltung und Machtausdehnung unter dem Vorwand, das Christentum und seine Prinzipien aufs Neue stabilisieren zu wollen.

Zum anderen schämt er sich nicht, seine Tradition der Ausgrenzung bewusst fortzusetzen: Unter "Familie" verstehen die Wertepaten des Vatikans ausschließlich die Konstellation Papa, Mama, Kinder. Alles was diesem Auslaufmodell entspricht, ist "gottgewollt", alles andere ist schlecht, weil widernatürlich. Ausgegrenzt bleiben daher die wiederverheirateten Geschiedenen, die alleinerziehenden Mütter oder Väter, die in "wilder Ehe" Lebenden (das heißt die vom Zwang kirchlicher Riten Befreiten) – und eben auch die Menschen, die eine Homoehe anstreben oder praktizieren.

An dieser Ausgrenzung wird Papst Franziskus nichts ändern, da kann er lächeln so viel er mag.