Iran begrenzt Scheidungen

Da die hohe Zahl der Eheauflösungen den Führern der islamischen Republik ein Dorn im Auge war, wird jetzt nur noch eine bestimmte Anzahl pro Jahr zugelassen. Während die staatliche Nachrichtenagentur "krumme Geschäfte" vermutet, sehen Soziologen gesellschaftliche Veränderungen als Ursache der hohen Trennungsraten.

182 Ehescheidungen darf ein Notar in Teheran künftig maximal pro Jahr annehmen, dann ist Schluss – das hat der iranische Justizminister Ebrahim Raisi veranlasst. Der erzkonservative Geistliche, der bei außergerichtlich entschiedenen Hinrichtungen Ende der 1980er Jahre eine entscheidende Rolle gespielt haben soll, ist seit vergangenem Jahr im Amt.

Die bisher hohe Scheidungsquote von einem Drittel der geschlossenen Ehen sollen laut staatlicher Nachrichtenagentur IRNA auf "notariellen Missbrauch" zurückzuführen sein. Scheidungsurteile seien außerhalb der üblichen Dienstwege und teilweise unmoralisch schnell gefällt worden, heißt es. Es seien bestimmte Notariate gewesen, die die Bearbeitung übernommen hätten, bei diesen und bei einzelnen Familiengerichten soll es auffällige Häufungen gegeben haben.

Soziologen vermuten jedoch andere Gründe für die gestiegene Scheidungsrate: Es sei in der iranischen Gesellschaft kein Tabu mehr, eine Ehe zu beenden. Außerdem seien die Frauen durch gute Ausbildungen weniger abhängig von der Männerwelt.

Vor 20 Jahren war es noch jede achte Ehe, die geschieden wurde. Dass die neue Obergrenze an dieser erhöhten Scheidungsbereitschaft etwas ändert, bezweifeln die Wissenschaftler.

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