Die frühere SPD-Bundestagsabgeordnete Lale Akgün plädiert in ihrem Buch "Platz da! Hier kommen die aufgeklärten Muslime. Schluss mit der Vorherrschaft des konservativen Islams in Deutschland" für einen aufgeklärten Islam. Auch wenn man diese Grundausrichtung nicht teilt, finden sich in dem Buch viele kritische Informationen eben zu den Islamverbänden und deren orthodoxem Religionsverständnis, welches zu gesellschaftlichen Problemen führt.
Bei Religionen handelt es sich um "Sinnsysteme" voller Widersprüche. Unter Berufung auf das Christentum wurden sowohl Diktaturen gerechtfertigt wie Grundrechte eingefordert. Eine ähnlich mögliche Deutungsbreite scheint es beim Islam zu geben. Denn gegen die dominanten konservativen Auffassungen melden sich immer mehr liberale Interpretationen zu Wort. Lale Akgün darf als eine ihrer prominenten Stimmen gelten. Sie wurde als engagierte Bundestagsabgeordnete der SPD wie als aufgeklärte Muslimin mit säkularer Orientierung bekannt. Davon zeugt auch ihr neuestes Buch "Platz da! Hier kommen die aufgeklärten Muslime. Schluss mit der Vorherrschaft des konservativen Islams in Deutschland". Darin formuliert sie eine Frontstellung gegen die orthodoxen Islamverbände, die fälschlicherweise als Interessenvertretungen der Muslime wahrgenommen würden. Diese Auffassung ist durchaus nachvollziehbar, gehört doch nur ein Bruchteil der Gläubigen den gemeinten Verbänden an. Akgün will deren Dominanzanspruch brechen.
Am Beginn steht die Feststellung, dass es eine einzig richtige Deutung des Islam nicht gebe. Hier konstatiert Akgün interessante Gemeinsamkeiten zwischen konservativen Islamisten und rechten Islamhassern. Sie will stattdessen einen aufgeklärten Islam begründen und erinnert: "Alles, was Muslime heute in der westlichen Welt tun und lassen, verdanken sie Aufklärung und Säkularität" (S. 42). Danach geht die Autorin ausführlicher auf den "politischen Islam" ein, sei er doch ein gefährlicher Akteur im politischen Raum. Sie warnt auch vor dessen Anspruch, eine "islamische Demokratie" umsetzen zu wollen. Denn die damit einhergehende Auffassung habe nichts mit einem demokratischen Rechtstaat zu tun. Danach werden die Potenziale für eine Reform erörtert: "Ist der Islam mit Demokratie und Menschenrechten vereinbar? Ja, wenn der Koran und die Sunna mit Verstand und zeitgemäß ausgelegt werden. Nein, wenn der Koran wortwörtlich verstanden wird, und die Menschen ihr Leben nach den Regeln des Koran und der Sunna von damals ausrichten sollen" (S. 119 f.).
Danach geht es um die Integrationspolitik und den Islam, wobei Akgün auch die Islamverbände kritisch ins Visier nimmt. Sie kritisiert hier auch die Naivität vieler Politiker, die in ihnen einen Bündnispartner sehen: "Sie übersehen (oder wollen übersehen), dass die islamischen Verbände allesamt einen orthodoxen, fundamentalistischen Islam vertreten" (S. 165). Insbesondere bezogen auf die Frauen müsse sich die Reform zeigen, handele es sich doch um die Schlüsselfrage zum Thema. Akgün positioniert sich dabei auch sehr deutlich zur Kopftuch-Frage. Sie entwickelt außerdem noch Grundauffassungen für einen "deutschen Islam", der von Aufklärung und Säkularität geprägt sein solle. Dabei werden als wichtige Stichworte genannt: Pluralismus, Rechtstaatlichkeit und Unabhängigkeit. Ihr geht es bei all dem nicht um einen Abschied vom Islam, bezeichnet die Autorin sich doch selbst als "überzeugte Muslimin" (S. 231). Deutlich heißt es aber: " … kein Gehorsam gegen Imame und Muftis, die mit einer Steinzeitdeutung des Islam kommen" (S. 232).
Es geht demnach in dem Buch um eine liberale Deutung dieser Religion. Man kann deren Angemessenheit mit guten Gründen verwerfen, gleichwohl ignoriert man dann auch Reformen zu einer Verbesserung. Denn die Gläubigen dürften nicht so einfach ihre Religion aufgeben, sie wären aber möglicherweise für eine aufgeklärte Umdeutung empfänglich. Akgün tritt dafür mit persönlicher Überzeugung ein. Man kann eine solche Entwicklung aber auch als notwendigen Prozess ansehen, womit der Einfluss von Islamisten unter Muslimen zurückgedrängt werden kann. Genau dieser stellt sich als besonderes Problem dar, worauf die Verfasserin immer wieder verweist. Unabhängig davon, welcher Deutung man zustimmt, klärt das Buch über die einschlägigen Potentiale auf. Die Autorin schärft auch immer wieder den kritischen Blick, sei es bezogen auf die Auffassungen von einer "islamischen Demokratie", sei es hinsichtlich der Einstellungen in den Islamverbänden. Auch in einer pluralistischen Gesellschaft hätte der Islam seinen Platz, aber primär in seiner aufgeklärten Variante.
Lale Akgün, Platz da! Hier kommen die aufgeklärten Muslime. Schluss mit der Vorherrschaft des konservativen Islams in Deutschland. Alibri-Verlag, Aschaffenburg 2020, 240 Seiten, 18 Euro
27 Kommentare
Kommentare
A.S. am Permanenter Link
Meiner Ansicht nach ist Frau Akgün gefangen zwischen zwei Polen: Einerseits kann sie von Islam nicht lassen (warum wäre zu untersuchen), andererseits möchte sie als moderne Frau leben dürfen.
Mit der Vorstellung von einem Refom-Islam macht sie sich selber was vor, ähnlich wie Christen, die meinen die Kirche reformieren zu können (z.B. Maria 2.0).
Im Endergebnis betrügt Frau Akgün aber nicht nur sich selbst, sondern uns alle.
Sie irrt in der zentralen Frage: "Gibt es Gott?" Dabei ist das gar nicht die Frage. Richtig gestellt müsste die Frage lauten: "Gibt es genau den Gott, den uns die jeweiligen religiösen Führer weismachen wollen?" Die Antwort auf die so umformulierte Frage liefert das Theodizee-Problem. Sie lautet: "Diesen speziellen Gott kann es eindeutig nicht geben, denn sonst würde das Theodizee-Problem nicht auftreten."
Die Existenz irgend eines anderen Gottes wird durch diese Antwort nicht ausgeschlossen. Wer mag, kann gerne nach diesem suchen, hüte sich aber vor der vorschnellen Behauptung, er hätte den einzig wahren Gott gefunden.
Die Frage, warum Menschen (im religiösen Sinne) glauben, ist noch nicht geklärt.
Meiner Ansicht nach ist religiöser Glaube das Ergebnis religiöser Indoktrination im Kindes- und Jugendalter. Ein wichtiger Indoktrinationskanal ist dabei die Kultur.
A.S. am Permanenter Link
Nachtrag:
"Gott" ist in meinen Augen kein Irrtum, sondern ein Schwindel, der von hoch professionellen Lügnern und Betrügern verbreitet wird. Religion egal.
Begründung: Wäre Religion nur Irrtum, hätten wir schon lange keine Religionen mehr.
Der Schwindel Religion aber hält ganze Industrien und Religionsapparatschiks am Leben und viele Politiker an der Macht. Was wir seit der französischen Revolution beobachten können ist, dass die Christliche Religion (und andere) aktiv von der Politik am Leben erhalten wird.
Einen Schwindel zu reformieren bedeutet, ihn so zu verbessern, dass er auch zukünftig noch funktioniert. Darum sollten Aufklärer sich hüten, Gläubige und Glaubensgemeinschaften bei ihren "Reformversuchen" zu unterstützen. Sie schießen sich mit solchen Aktionen nur selber ins Knie. Wer sich einbildet, zusammen mit Schwindlern die Welt verbessern zu können, wird sein blaues Wunder erleben. Genau das passiert gerade den Islam-naiven Linksgrünen und Humanisten.
Schwindel und Schwindler kann man nur entlarven.
Bei kriminellen Schwindlern kann die Polizei das ganz gut.
Bei religiösem Schwindel und religiösen Schwindlern könnte die Polizei es vermutlich auch, wenn die Politik sie denn ließe. Die Polizei könnte mit ihren ganz klassischen Methoden arbeiten: Der cui-bono-Frage und der Verfolgung der Spur des Geldes. Bei den schon länger existierenden Religionen können auch die Historiker helfen.
Hat nicht Karlheinz Deschner die "Kriminalgeschichte des Christentums" geschrieben? 2000 Jahre hat die Kirche die Menschen und die Mächtigen ausgebeutet und an der Nase herum geführt. Wie kann man denn da noch glauben, dass die Institution Kirche eine "menschenfreundliche" Gesellschaft sei?
Sehen wir nicht an aktuellen Sektenführern (besonders hervorzuheben: Paul Schäfer), was für Typen religiöse Führer sind?
Und meine Frage an alle Demokraten:
Hat die Kirche nicht 1800 Jahre lang Gottesgnadentum, Monarchie und Leibeigenschaft als die "gottgewollte" Ordnung gepredigt?
Wie geschichtsvergessen muss man sein, um heute im Christentum eine Stütze von Freiheit und Demokratie zu sehen? Was für ein Quatsch wird uns und unseren Kindern von der CDU/CSU-Obrigkeit über die Schulen und die öffentlich-rechtlichen Medien ins Hirn gedrückt?
Und wie zur Hölle kann man auf die blöde Idee kommen, der Islam sei besser als das Christentum?
Was bleibt von einer Demokratie, wenn die Regierung nach der Pfeife irgendwelcher religiöser Führer tanzt? Es bleibt eine verkappte Theokratie in schein-demokratischer Hülle.
So geschehen in der Türkei durch Erdogan (mit der Unterstützung europäischer Christen-Trottel), in Deutschland (begonnen unter Kohl, weiter geführt unter Merkel) und bald auch in Polen.
Mein politisches Horror-Szenario für Deutschland wäre schwarz-grün.
Es wäre die klerikale Koalition.
Als schwarz-grün katholisch dominiert, als grün-schwarz evangelikal geführt. Unter Merkel, bzw. Söder wäre auch schwarz-grün eine evangelikale Veranstaltung.
Und wer immer von den Linken sich vom Islam Unterstützung gegen den "Teufel Kaptalismus" erhofft sei erinnert an die Oktober-Revolution in Rußland, an die islamische Revolution im Iran und die Erfahrungen in Vietnam, Kambodscha, Nicaragua:
Revolutionen führen immer nur dazu, dass die Diktatur der einen Oligarchie durch die Diktatur einer anderen Oligarchie ersetzt wird.
Nur die Aufteilung von Macht in Verbindung mit den Menschenrechten führt zu Freiheit und Frieden.
Und das Thema "Religionsfreiheit" sollte mal diskutiert werden unter dem Aspekt "Freie Fahrt für Menschheitsbetrüger" oder "Freiheit vom Betrogenwerden".
M. Landau am Permanenter Link
Wie kann etwas als aufgeklärt dargestellt werden, dass auf Fiktion, Märchen und Aberglauben basiert? Das gibt’s nichts aufzuklären, denn auch weichgespülte Märchen bleiben Märchen.
Es gibt so wenig aufgeklärte Religion wie es Gott oder Götter gibt. Niemand kann aufklären was es nicht gibt. Aufklärung findet ihre Fakten und Beweise in der Wirklichkeit und nicht in der Einbildung.
Es mag verwundern, dass ich die Sichtweisen einer Lale Akgün, zumindest auf die Religion bezogen, ablehnen, da sie doch eigentlich etwas Gutes möchte. Nun, was sie möchte und was sie tut und ggf. erreichen wird, gibt es gar nicht, es werden lediglich ‘Dinge’ verschoben und den Gegebenheiten angepasst. Im Kern der Sache jedoch, ändert sich nichts. Am Ende leistet sie dem Vorschub was die Probleme überhaupt erst initiiert und möglich macht.
Ein warnendes Beispiel dafür sind christliche Religionen, die heute immer noch als etwas Positives dargestellt und von vielen entsprechend wahrgenommen werden. Freilich wird heute niemand mehr lebendig verbrannt und/oder zerstückelt. Nicht weil die religiösen Protagonisten sich einsichtig gezeigt haben, sonder weil sie die Konsequenzen ihres Handelns fürchten mussten und müssen. Sie haben sich angepasst und üben heute ihre Macht nach den Maßstäben der modernen Gesellschaft aus: mit Geld, Filz, Lobbying und, auch und immer noch, mit Gewalt, sowohl psychisch wie auch physisch - bspw. sexueller Missbrauch. Sie organisieren das alles nach Methoden, wie man sie sonst nur vom organisierten Verbrechen her kennt. Sie schützen ihre ‘Mitarbeiter’ möglichst vor und versorgen sie bei strafrechtlichen Konsequenzen. Omerta ist auch in Kirchenkreisen heiliges Gebot. Warum sollte sie Interesse an Aufklärung - welcher auch immer - haben?
Wenn sich da etwas ändern könnte, dann nur durch Abwendung, durch Entzug, denn Religion ist eine Droge und der Drogenhandel floriert.
https://hpd.de/artikel/religion-eher-kokain-opium-des-volks-15572
Auch aufgeklärte Dealer sind Verbrecher.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Es ist alles gesagt.
M. Landau am Permanenter Link
Ja sicher, aber gut, dass Sie es betonen, denn zu oft vernimmt man von sogenannten 'aufgeklärten Gläubigen', dass sie ja nicht gemeint sein können, da die Probleme ja nur von den Fundamentalisten herrühren k
Also, ATP hat bestimmt daran gedacht, aber auch daran worin sein Job hier besteht ;-) Bitte nicht missverstehen, er ist um Objektivität bemüht obwohl seine Position klar ist. Ich hingegen sage was ich denke und, ganz ehrlich, ich weiß, dass ich nicht objektiv bin, das ist eine Meinung nie. An seiner Stelle würde auch ich die Dinge anders gewichten und ausdrücken. Vor allem würde ich meine Kommentare nicht direkt in dieses viel zu kleine Kommentarfensterchen hinein-'hacken' und auch auf die vielen Tip-, Korrekrur- und Syntaxfehler achten :-D Insofern genieße ich das Privileg der Freiheit in der Kommentarspalte 8-)
Hans Trutnau am Permanenter Link
Hey Frau Landau (ich meine, das Geschlecht Ihres Vornamens (mit e) richtig erkannt zu haben),
Hat er und ist seine Position klar? Habe da so manchmal auch ohne Missverständnis meine Zweifel.
Ich meine, so häufig wie APT hier seine Rezensionen raushaut, kann er eigtl. gar nicht so viel lesen. Der Mann hat ja noch 'nen fulltime job; nebenbei.
Mein Tipp bzgl."nicht direkt in dieses viel zu kleine Kommentarfensterchen" hacken:
Kommentar in einem beliebigen Editor schreiben und dann per c&p in das Kommentarfensterchen einfügen...
M. Landau am Permanenter Link
Hallo Herr Trutnau,
Ja, Frau, das dürfte aber hier im Kontext der Themen im HPD meist irrelevant bleiben ;-)
»» Hat er und ist seine Position klar?
»» Habe da so manchmal auch ohne Missverständnis meine Zweifel.
Also, in diesem Thema war eigentlich abzusehen was da kommen sollte und was ich dazu, weiter oben, notiert habe ist eine Art Déjà-vu; der Text ist neu, aber die Ideen dahinter waren bereits vorhanden; Frau Akgün und ihr Engagement für einen 'Aufgeklärten Islam' ist keine wirklich neue Sache, folglich konnte APTs Kommentar dazu keinen Erdrutsch auslösen. Eigentlich ist alles wie immer und gut, dass wir darüber gesprochen haben. Genau das geht mir seit Jahren und Jahrzehnten auf die Nerven; diese ständig wiederholten Märchen über aufgeklärte Religionen; das betrifft ja nicht nur den Islam. Das bringt genauso viel oder so wenig wie die Aufklärung der Klingonen, Harry Potter oder Schneewittchen.
Eine Rezension über ein weiteres Buch zu einem bereits etwas ausgeleierten Thema dürfte keine so grandiose Herausforderung sein; außerdem gibt es ja blinkist.com ;-)
Außerdem ist es eine Rezension und keine Kritik im eigentlichen Sinne. Ich finde das hilfreich, denn ich habe 18 Euro gespart = kein Buch - es steht eh nichts Neues drin, zumindest nichts was mich irgendwie tangieren könnte. Solange Frau Akgün von sonst welcher Aufklärung IM/DES Islam fabuliert, ohne sich grundlegend die Aufklärung an sich anzueignen, ist sie, aus meiner Sicht, irrelevant im Kontext einer Aufklärung. Es kann mir egal sein wie 'liberal' oder 'aufgeklärt' oder was auch immer sich eine beliebige Religion selbstdarstellt, im Grunde ändert das nichts, nur der Anschein wird publikumswirksam aufpoliert.
Ich weiß, ich weiß, meine Arroganz ist ohnegleichen, aber ich mag eben nicht lügen, schon gar nicht aus Opportunismus zum Appeasement einer weichgespülten Religion.
»» Der Mann hat ja noch 'nen fulltime job; nebenbei.
Er ist eben sehr fleißig ;-)
Hans Trutnau am Permanenter Link
Daumen hoch: Thema ausgeleiert.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Genau so wie Sie es beschreiben Herr Landau, ist es in der Realität und diese Tatsachen versuche ich schon lange in die Köpfe der Menschen zu bringen, dabei stoße ich ständig auf die Barrieren der Indoktrination.
eingestehen, solange noch ein Mensch ihren Lügen vertraut.
M. Landau am Permanenter Link
Es ist nicht nur Indoktrination, obwohl die, für sich betrachtet, schon ein enormes Problem ist. Es hängen auch Faktoren wie Sozialisation, das Umfeld, die Familie, Freund-e/-innen, Kolleg-en/-innen usw.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Vielen Dank Herr Landau für Ihre Antwort, auch ich werde es nicht mehr erleben, dass Kirche und Staat getrennt werden, aber für die nachfolgenden Generationen wäre dies wünschenswert und deshalb versuche ich mit allen
M. Landau am Permanenter Link
»« dann googeln Sie doch einfach meinen Namen
... und gefunden. Der Name taucht zwar mehrfach auf, aber die eindeutigen Inhalte weisen den Weg :-)
Mein Name wird komplett von einem verstorbenen US-Schauspieler 'übergooglet', denn nur das 'e' (männlich ohne, weiblich mit) am Ende des Vornamens macht den Unterschied. Den Namen habe ich von meinem französischen Vater, der nach 1945 Besatzungssoldat in Berlin war, wo er meine Mama kennengelernt hat. Da ich früher doch sehr in der Linken und der Antifa aktiv war (und teilweise noch bin), bin ich eher vorsichtig in der Öffentlichkeit des Netzes. Internet ist zwar eine tolle Sache, aber ich bin lange nicht mehr in dem jugendlichen Alter, direkter Aggression vor der Haustüre widerstehen zu können. So etwas gibt es leider.
»Humanismus statt Religion« - Leider nehmen viele Religiöse den Humanismus für sich in Anspruch, da dürfte ein solche Buchtitel manchem Kleriker übel aufstoßen.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Und genau das ist mein Anliegen, dass die Kleriker darüber empört sind.
Mit 74 bin ich noch relativ Fit, ist wohl ein Erbe von meinem Amerikanischen Vater, der vor 3 Jahren mit 95 gestorben ist.
M. Landau am Permanenter Link
Auch ein Besatzungskind? 8-) Ich vermute Ihr Vater ist als GI nach Deutschland gekommen.
»» Und genau das ist mein Anliegen, dass die Kleriker darüber empört sind. ««
Ich fürchte, dass Sie da einer Fehleinschätzung unterliegen. Also, was genau hat Sie zu der Vermutung veranlasst anzunehmen, der Klerus könne so etwas wie Empörung empfinden? Sie haben das doch nicht etwa geglaubt? ;-) Kleriker sind frei von Skrupeln und stellen Machiavelli weit in den Schatten. Für solche Leute heiligt der Zweck jedes Mittel, das haben sie zu allem Zeiten nur zu deutlich demonstriert. Und sie sind allesamt Lotusbeschichtet, alles gleitet an ihnen ab.
Was Sie bewegt ist mir gegenwärtig, darin stimmen wir in vielen Punkten überein. Aber eines, da bin ich mir ziemlich sicher, wird nicht funktionieren: Kleriker irgendwie umzustimmen. Das geht gar nicht, denn sie sind Gefangene im eigenen System. Kirchenleute müssen überzeugend weitergeben was ihnen vorgegeben wird, denn sonst werden sie gefeuert und im richtigen Leben ist Theologie keine berufliche Qualifikation von irgendeinem Wert.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Ja genau alles so wie Sie sagen, und deshalb muss man diese Verbrecher aushungern, wenn niemand mehr diesen glaubt oder ihnen traut, sollte sich Kirche allmählich in nichts auflösen.
Gegen all diese Missstände schreibe ich permanent an, in der Hoffnung, dass sich in Zukunft etwas bewegt, zumindest in Richtung realer Säkularisation, deshalb ist es mir auch so wichtig, dass meine Schreiben gelesen werden.
Siehe meine HP.
M. Landau am Permanenter Link
Ich meinte eigentlich >deutsche< Mutter, denn das ist in dem Zusammenhang schon relevant.
Ihre Schreiben werden gelesen, da bin ich mir ziemlich sicher. Nur WER ist das? Also, bei mir rennen Sie offene Türen ein; vermutlich haben wir verschiedene Auffassungen wie was sich entwickeln sollte usw. aber keine Grundlegenden. Bei den meisten säkular orientieren Menschen wird das ähnlich sein. Ich meine eher, dass Ihr Wirken ein Teil dessen ist was zu den Bemühungen um die Säkularisierung beiträgt.
Gegen die Kirchen zu stürmen ist vergeblich; diese Leute sind weder Willens noch fähig sich zu bewegen, wohin auch immer. Wenn da jemand etwas ändern will, sollen sie das selbst tun. Unlängst habe ich eine Reportage über diese Maria 2.0 gesehen und mir tatsächlich gedacht: diese Frauen verdienen es nicht besser, wenn sie sich, im vollen Bewusstsein darum, von stupiden wie reaktionären Greisen, in ihren Ehrenämtern derart vorführen lassen. Das war keineswegs Gehässigkeit oder Sarkasmus meinerseits, sondern die Reaktion auf eine Tatsache: diese Frauen werden nur weiterkommen, wenn sie den Weg nach draußen finden.
Alles was ich irgendwie an die Kirche 'anlehnt' ist ohnehin perspektivlos, denn das führt in sinnlose Verstrickungen in und mit all den Dingen die wir doch eigentlich los werden wollen...
Roland Fakler am Permanenter Link
Das Problem beginnt damit, dass sich vor 1400 Jahren ein Karawanenführer in den Kopf gesetzt hat, die Welt gegen ihren Willen beherrschen zu können.
A.S. am Permanenter Link
Kleiner Widerspruch, Herr Fakler. Das Problem ist älter.
Hat nicht schon ein Stammesführer im alten Ägypten behauptet, Gott wäre ihm in einem brennenden Dornenbusch erschienen und hätte ihm die Anweisung gegeben, seinen Stamm in ein irdisches Paradies zu führen, wo Milch und Honig fließen? Und dabei wenig Rücksicht auf die ortsansässige Bevölkerung im Zielgebiet genommen hat?
Die Berufung auf vorgebliche göttliche Weisung war schon immer ein Autoritäts-Beschaffungs- und Legitimationstrick für Verbrechen aller Art.
Roland Fakler am Permanenter Link
Liebe /r A.S. würde mich echt interessieren, wer hinter A.S. steckt. Ihre Texte finde ich sehr gut, treffsicher, tiefschürfend, aber scheinbar ist es nicht leicht für Sie, mit vollem Namen zu schreiben.
Mein Text bezog sich nur auf dem Islam, dessen Problem meiner Ansicht nach mit den Machtansprüchen Mohammeds beginnt. Natürlich wurde Macht auch schon lange vor Abraham in Ägypten, Babylon, China angeblich göttlich legitimiert. Herrscher und Priester haben immer zusammengearbeitet, seit mindestens 5000 Jahren, um ihre Herrschaft gegenüber dem Volk zu rechtfertigen.
Sie hielten sich für Götter und Gottessöhne (Babylon; Ägypten; Griechenland; Rom; Inka), Söhne des Himmels (China), Söhne der Sonne (Japan), Könige von Gottes Gnaden (Abendland). Sie hielten sich für Messiasse und Propheten (Israel), Berufene der Weltgeschichte und Sohn des Zeus (Alexander), Vollender der Vorsehung Gottes (Hitler), Stellvertreter Gottes (Päpste), Kalifen (Nachfolger des Propheten)….
A.S. am Permanenter Link
Lieber Herr Fakler, Sie wollen wissen wer ich bin? Ich bin ein niemand, der an der Seitenlinie der Gesellschaft steht und das Spiel beobachtet.
Ursprünglich war ich katholisch sozialisiert. Meinen Atheismus habe ich mir über die Jahre selbst und unabhängig erarbeitet. Als ich nach Charlie Hebdo erstmals Kontakt zu Politik und humanistischen bzw. freigeistlichen Vereinigungen aufnahm, galt dort uneingeschränkt die Doktrin des "antimuslimischen Rassismus". Da erschien es mir ratsam, doch erst einmal in Deckung zu bleiben.
Anders als die philosophischen Atheisten bin ich ein politischer Atheist, der Religion als Mittel von Politik und Herrschaft sieht, als Mittel der Massenmanipulation.
Vor diesem Hintergrund waren Doktrinen wie "der Islam bereichert uns", "antimuslimischer Rassismus", "religiöse Gefühle muss man schützen" leicht als religionspolitische Manöver durchschaubar. Damit stehe ich bis heute aber quer im "humanistischen mainstream".
Noch eine kleine Kritik an Ihrem Kommentar: Ich glaube nicht, dass sich die Pharaonen, römischen Kaiser, Gottessöhne etc. selber für göttlich hielten. Sie wurden m.E. zu solchen deklariert, um für sie zusätzliche Autorität zu beschaffen. Die vorgebliche Göttlichkeit sehe ich als Autoritäts-Beschaffungs-Trick, als Bluff. Im "Leben des Brain" wird eindringlich gezeigt, dass das messianische eine Projektion der Gläubigen ist, gegen die sich der arme Brian gar nicht wehren kann.
Wie dem auch sei, in der Geschichte wird es Führer gegeben haben, die das überirdische für sich selbst reklamierten und solche, denen es angedichtet wurde. Aber immer ging es um die Autoritätserhöhung des Anführers. So bis heute. Die Autorität aller religiösen Führer basiert auf dem Bluff mit Gott, auf dem Bluff mit dem vorgeblichen Wissen über Gott.
Markus Wagner am Permanenter Link
Aufgeklärter Islam ist wie demokratischer Sozialismus und gerösteter Schnee ein Widerspruch in sich. Totalitäre Ideologien lassen sich nicht zähmen.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Mit dem Unterschied, dass "demokratischer" Sozialismus nicht notwendigerweise "ein Widerspruch in sich" sein muss...
David Z am Permanenter Link
"Ist der Islam mit Demokratie und Menschenrechten vereinbar? Ja, wenn der Koran und die Sunna mit Verstand und zeitgemäß ausgelegt werden."
Nein.
Denn den Weg der "Auslegung" beschreitet der Kopfabschneider exakt genau so, objektiv betrachtet sogar sehr viel authentischer als die andere Variante. Beide Seiten argumentieren identisch, indem sie einer fragwürdigen Person aus dem Frühmittelalter und den dazugehörigen Quellen eine wie auch immer geartete Weisungskraft zubilligen.
Stattdessen sollte weder Mohammed noch Koran/Sunna als Basis für "Auslegung" dienen, sondern müsste vielmehr historisch relativiert werden. Nur wenn sich dies durchsetzt, verliert auch die "Auslegung" des Kopfabschneiders seine Argumentationsbasis.
Ist das wahrscheinlich? Nein. Denn damit würde der Islam sich selbst in Frage stellen. Wir bekommen es ja noch nicht einmal hin, das auf den religiösen Quellen basierte Faktum anzuerkennen, dass Mo nach heutigen Massstäben kein guter Mensch war.
Konrad Schiemert am Permanenter Link
Ich sehe das Tun v. Fr. Akgün als ein Beitrag um die Moslems mit Weichspülen der heiligen Schrift(e) in Kultur-Moslems umzuwandeln, also den ähnlichen Process zu beschleunigen, der zum Kultur-Christen geführt hat.
Hans Trutnau am Permanenter Link
"Was in heileger Schrift nicht passt, wird passend gemacht oder einfach ignoriert."
Ralf Osenberg am Permanenter Link
Warum es differenzierte Positionen im Islam (und auch in anderen Weltanschauungen) so schwer haben, kann man schön hier an den Kommentaren zu diesem Artikel erkennen.
Offen gesagt: Mir geht diese Besserwisserei auf den Senkel. Als Atheist schäme ich mich für diesen atheistischen Fundamentalismus, der den armen, verblendeten Religioten den „rechten Glauben“ einbleuen will. (Ratschläge sind halt auch Schläge)
Verdammt noch mal: Mit Zwang oder dem erhobenen Zeigefinger lässt sich doch niemand überzeugen. Wer das Pech hat, religiös zu sein, kann sich daraus nur selbst befreien.
Wie können wir Toleranz einfordern, wenn wir uns selbst so intolerant geben.
Also, um es mit Lale Akgün zu sagen: Ihr sprecht nicht in meinem Namen.
A.S. am Permanenter Link
Sehr geehrter Herr Osenberg,
geht es nicht auch um die Frage, was Religion eigentlich ist, wozu sie existiert?