Überall in Deutschland werden Evolutionswege gebaut und eröffnet. Überall? Nein, in einer kleinen Gemeinde in Niedersachsen wehren sich CDU und FDP erfolgreich dagegen, einen Evolutionspfad zu errichten.
In Saterland ticken die Uhren halt anders, genauer gesagt: Etwas langsamer als im Rest der Welt. Dort haben sich die Christunioner und die Freidemokraten in einer Fraktion zusammengetan und konnten geballt das Begehren abwehren, ein klitzekleines bisschen Aufklärung in das Dörflein zu bringen. Oder gar den einen oder anderen Touristen anzulocken.
Als Holger Tallowitz, ein bekennender Anhänger des Spaghettimonsters und Bürger von Saterland, frohgemut den Antrag auf die Errichtung des Weges stellte und der entsprechende Fachausschuss sich hinter den Antrag stellte, war er noch voller Hoffnung. Hatte er doch nicht damit gerechnet, dass im Gemeinderat der Antrag am Veto von CDU und FDP scheitern würde.
Weshalb genau sich die Partei der Christen (und mit ihr die "Freien" Demokraten) gegen eine Darstellung der Evolution aussprachen – darüber kann nur gerätselt werden. Denn der CDU selbst war – laut örtlichen Pressemeldungen – kein Wörtchen zu entlocken. Man kann nur mutmaßen, dass der für Saterland kostenfreie Evolutionsweg dem Dorfpfarrer ein Gräuel wäre, denn in der Bibel steht davon ja nix.
"Mit der Ablehnung des Evolutionsweges macht sich Saterland zum Gespött der Nation", sagte Tallowitz nach Bekanntwerden der Ablehnung. Doch wir wollen fair bleiben: Nicht auf jeden Saterländer weist der Ätsche-Bätsche-Finger. Aber unbedingt auf die Mitglieder der CDU und FDP im Verwaltungsausschuss, die den Evolutionsweg ablehnten, weil (Zitat Lokalzeitung) "kein Interesse daran bestanden habe, wissenschaftliche Erkenntnisse über die Evolution … zu vermitteln".
Was kommt als nächstes? Vielleicht, dass in Saterland der Biologieunterricht abgeschafft und den Schulkindern einzig und allein biblische Schöpfungsgeschichte gelehrt wird?
8 Kommentare
Kommentare
Stefan Dewald am Permanenter Link
Dabei trägt die Spiegel-Amigo-Schwarzgeld-Ehrenwort-Affären Kanzlerwahl-Partei »Club Deutscher Unternehmer« (CDU) ihre christlichen Papierinhalte nur noch als Feigenblatt vor der turbokaputtalistischen Gesetzgebung.
Das »E« in »CDU« steht für »Ehrlichkeit«.
epikur am Permanenter Link
Wirklich schade. Vielleicht sollte man erst einen Verein oder Institution für das Vorhaben interessieren, die Träger des Pfades wird.
Hans Trutnau am Permanenter Link
"Überall in Deutschland ..."? - nein, auch in Eltville nicht, der größten Stadt im zentralen Rheingau zwischen Wiesbaden und Rüdesheim.
Den Sponsor des Weges packte ob der Kropf-Aussage blankes Entsetzen, so dass er nach dem Versanden sein Angebot zurückzog. Er denkt sogar darüber nach, die Stadt zu verlassen.
Man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen - die Gemeinde weist so ein Angebot zurück, hat aber rd. 30.000 Euro für die Einrichtung eines eingezäunten Hunde-Kackplatzes bzw. -Auslaufs übrig. Man will es sich wohl nicht mit Bürgern und Winzern verscherzen, die es nun mal nicht so mögen, wenn die Köter zum Kacken in deren Garten bzw. Wingert geführt werden...
Roland Weber am Permanenter Link
Es ist ja schon traurig genug, dass die gbs in Sachen Evolution Zeit und Geld - und die Nerven ihrer Mitstreiter investieren muss, um einen Blick über den Tellerrand zu gestatten.
Dabei ist an der Evolution nichts anstößig - wenn man mal davon absieht, dass es schwierig werden könnte einem kleinen Jungen zu erklären, was Gott so Millionen von Jahren eigentlich mit den Sauriern getrieben hat. War er vielleicht noch gar nicht da?
Eines habe ich glatt übersehen: Wie war das mit Männlein und Weiblein und wie kam es zu Nachkommen/Kindern? Ganz dünnes Eis für Bibel-Enthusiasten.
Mit solchen oder sonstigen ähnlich dusseligen Fragen kann da Mama oder Papa ganz schön ins Schwitzen kommen. Da sei die CDU vor. Vielleicht verweisen die Eltern doch gleich darauf, dass er für solche Fragen noch zu klein sei. Er solle sie doch später im Kommunions- oder Konfirmations-Unterricht stellen. Es bleibt nur zu hoffen, dass er bis dahin seine Fragen vergessen hat, weil der Priester/Pfarrer sonst vielleicht auch nur so ins Stottern käme!
Noch blöder würde es ja mit einer -ansatzweisen - Darstellung des Universums. Weist schon unser eigenes Sonnensystem eine räumliche Gotteslücke auf, so würde die Darstellung weiterer Galaxien (angedeutet; gar entfernungstreu - deshalb im Städtepartnerstadt-Verbund!) ihn gänzlich in die Unendlichkeit des Universums entrücken lassen. Wenn dann keine Filmmusik gespielt wird, wird womöglich noch irgendjemand mit dem Denken anfangen ...
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Das es auch bei uns Politiker gibt die einen Gottesstaat für die richtige Staatsform halten
und alles was es an realen Fakten gibt ignorieren, kann man ja noch als Dummheit von einigen wenigen hinnehmen.
Peter am Permanenter Link
deja-vu :(
https://www.youtube.com/watch?v=1H6PU0iK5TA
Hans Trutnau am Permanenter Link
Ja, schlimm, dieser Irrglaube, nich?
Hermann Krah am Permanenter Link
Man könnte den lokalen Entscheidern und Einknickern in Saterland mit dem Adenauerzitat begegnen: Wir haben alle den selben Himmel, aber nicht den selben Horizont