Iranische Sicherheitsbehörden wollen Schülerinnen mit Pornos von Protesten abhalten

Das iranische Regime greift auf immer perfidere Methoden zurück, um die seit Monaten andauernde, frauengeführte Revolution niederzuschlagen – und schreckt dabei vor keiner Menschenrechtsverletzung zurück. Wie die Exiljournalist*innen von IranWire berichten, führen Sicherheitskräfte an High Schools gewalttätige Pornos vor, um den dortigen Schülerinnen Angst vor der Teilnahme an den Protesten zu machen.

Recherchen der in Großbritannien ansässigen Organisation IranWire zufolge besuchen die Revolutionsgarde und die paramilitärische Basij-Gruppe systematisch Mädchenschulen, wenn dort Schülerinnen mit den Protesten sympathisieren. IranWire berichtet von einem Fall, in dem die Shahid-Reihane-ul-Nabi-Schule in Bandar Mahshahr Ende vergangenen Jahres von einem Geistlichen der Revolutionsgarde und einigen Regierungsbeamten aufgesucht wurde. Schülerinnen an iranischen High Schools sind meist zwischen 15 und 19 Jahre alt. Einige von ihnen hatten einen Monat zuvor Sprechchöre gegen das Regime angestimmt oder sich an lokalen Protesten beteiligt.

Die Beamten, darunter eine Frau mit Hijab, waren teils uniformiert, teils in zivil. Sie bedrohten die Schülerinnen damit, sie anzuzeigen, wenn sie sich der Revolution gegenüber weiter positiv äußerten und warnten davor, dass die Proteste zu Dekadenz und sexueller Zügellosigkeit führten.

Maryam, deren Name geändert wurde, schildert, was die Mädchen erleben mussten: "Sie versuchten, uns vom Protestieren abzubringen und drohten sogar damit, uns den Sicherheitsbehörden zu melden, wenn wir Slogans rufen. Nachdem wir eine Weile geredet hatten, waren wir nicht überzeugt und sie schalteten den Projektor an. Sie zeigten uns alle möglichen Vergewaltigungsfilme und warnten, wenn wir an den Protesten teilnähmen, würde uns das gleiche Schicksal treffen."

"Die Zehntklässlerinnen brachen in Tränen aus, nachdem sie die Filme gesehen hatten. Die anderen haben das Zimmer während der Sitzung verlassen", so Maryam weiter. Auch Tierpornographie sollen die Sicherheitskräfte den Mädchen vorgeführt haben. Von insgesamt 400 Schülerinnen erschienen am nächsten Tag lediglich 50. Ein Mädchen musste wegen eines Nervenzusammenbruchs in ein Krankenhaus eingeliefert werden.

Ähnliche Fälle werden auch aus der Hauptstadt Teheran berichtet. Dort reichten mehrere Eltern Beschwerde bei den jeweiligen Schulleitungen und dem Bildungsministerium ein, nachdem ihre Kinder gezwungen worden waren, pornographisches Material zu sehen. Eine Familie drohte damit, ihre Töchter von der Schule zu nehmen, was das Bildungsministerium wiederum mit der Drohung beantwortete, die gesamte Familie den Sicherheitsbehörden zu melden.

Diese Einschüchterungen haben System. Ein aktueller Report von Amnesty International zeigt, wie grausam das iranische Regime selbst gegen Kinder und Jugendliche vorgeht, die im Verdacht stehen, regierungs- oder islamkritische Einstellungen zu hegen. Und je länger die Revolution andauert, desto gewalttätiger und erratischer werden die Gegenmaßnahmen des immer paranoider werdenden Regimes. Unter diesem Aspekt scheint es mehr als glaubhaft, dass die Sicherheitskräfte auch vor menschenrechtsverletzenden Präventivschlägen wie diesem nicht zurückschrecken – der Verlust der sicheren und angemessenen Lernumgebung wird als notwendiger Kollateralschaden schlicht hingenommen. Doch es mutet absurd an, dass ein Staat, der regelrecht besessen ist von Prüderie und der "sexuellen Reinheit" seiner jungen, unverheirateten Bürgerinnen, Gewaltpornographie vorführt, um eben jene Bürgerinnen auf Linie zu halten.

Unterstützen Sie uns bei Steady!