„Der Mensch ist das Leben…“

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In den Fliegenden Bauten / Fotos. Evelin Frerk, Frank Nicolai

HAMBURG. (hpd) Der zweite Tag des Deutschen Humanistentages stand im Zeichen der Verbände, der Positionierung gegen Rechts, für Tierrechte und Kritisches zum Papst, wofür es sich zu leben lohnt, die Medienmacht der Kirchen, der Weg zum Atheismus und schließlich einem Science Slam. Ab mittags bei vollem Haus, abends überfüllt.

 

Patientenverfügung

Frank Spade betonte eindringlich: Man muss sich mit dem Thema beschäftigen. Und er mahnte: Vorsicht bei der Unterschrift unter Patientenverfügungen, denn manche (vor allem notarielle) sind mitunter unsauber formuliert. In einer stand beispielsweise, dass man sich für medizinische Tests zur Verfügung stellt.

Das generelle Problem ist, dass die Medizin sich weiter und schneller entwickelt als die Ethik. Er stellte die Patientenverfügung im Einzelnen vor und erläuterte und begründet die einzelnen Abschnitte.

Säkulare Verbände stellen sich vor

Helmut Fink für KORSO

Es ist durchaus eine pessimistische Beschreibung der derzeitigen Situation. Nichtreligiöse sind Individualisten und ehemalige Religiöse sind nicht ausgetreten, um wieder woanders einzutreten. Von manchen Säkularen lernt man schnell, wogegen sie sind, aber nicht, wofür. Die Menschen sind keine Wissenschafter, daher ...

Einige meinen, der KORSO würde Rettung von den Problemen bringen. Medienarbeit und Lobbyarbeit wird gefordert. Aber der KORSO kann das nicht übernehmen, denn er ist kein Zentralrat, sondern ein Koordinierungsrat.

Es ist ehrenamtlich nicht zu schaffen, dazu braucht es Geld und Professionalisierung. Das machen uns unsere "Konkurrenten" vor. KORSO kann den Einzelorganisationen die Arbeit nicht abnehmen.

Bei der Vorstellung der KORSO-Mitglieder und deren Unterschiede stellte sich heraus, dass einzelne Weltanschauungsgemeinschaften in einigen Punkten gar Konkurrenten auf dem Gebiet der Sozialarbeit sind. Das ist bei anderen Organisationen, die eher eine Verbreitung der Wissenschaft betreiben oder die sich den Laizismus auf die Fahnen geschrieben haben, seltener der Fall.

Zu strategischen Allianzen und Zusammenarbeiten meinte Helmut Fink: „KORSO dient der Absprache miteinander - lasst uns nicht zu viel erwarten, aber lasst uns arbeiten!“ Der KORSO ist nicht die Lösung der Probleme, aber er ist ein guter Schritt auf dem richtigen Weg.

 

Humanistischer Verband Deutschlands

Frieder Otto Wolf, Präsident des Humanistischen Verband Deutschlands meinte: Deutschland hat sich verändert und die Nichtreligiösen zeigen sich. Die Organisation der Nichtgläubigen ist in den vergangen Jahren "ins Offene" getreten und hat sich inzwischen als Weltanschauung gesellschaftlich etabliert.

Er skizzierte die Angebote des Humanistischen Verbandes für die säkularen Menschen in Deutschland. Er konnte darauf verweisen, dass schon Hunderttausende die vielfältigen sozialen Angebote des HVD nutzen. Es sind zeitgemäße Alternativen zu den Angeboten der beiden Großkirchen.

Der HVD ist für Kooperationen mit anderen säkularen Verbänden offen und wünscht sich einen großen Humanistentag, als Raum zur Verständigung, des Austauschs und auch des Streitens.

Es ist Ausdruck eines Bestrebens der Humanisierung Deutschlands und auch Europas. Es geht darum, Formen gesellschaftlicher Kultur zu schaffen und weiterzuentwickeln, in denen sich Menschen selbstbestimmt entfalten könnten. Der HVD kann dazu beitragen, das zu organisieren.
 

Jugendweihe Deutschland (JWD)

Konny G. Neumann verdeutlichte, als neu gewählter Präsident des JWD in Hamburg, dass die Jugendweihe keine DDR-Erfindung ist, sondern bereits seit 1852 gefeiert wird, in Hamburg seit 1890.

Der Jugendweihe Deutschland e.V. fasst die Verbände in sieben Bundesländern zusammen. Seit 1990 haben 1,4 Millionen Jugendliche an Jugendweihefeiern teilgenommen und 3,5 Millionen haben Angebote der freien Jugendarbeit wahrgenommen. Die Angebote sind vielfältig und reichen vom ’Knigge’-Kurs bis zum ‚Anti-Mobbing’. In den vergangenen beiden Jahren sind die Teilnehmerzahlen an den Feiern und Jugendangeboten um elf bzw. vier Prozent gestiegen.

In den letzten Jahren ist die Gedenkstättenarbeit intensiviert worden. Vor allem auch die Information und Aufklärung über den Nationalsozialismus und die heutige rechte Szene. In diesen Fragen hat der Bundesverband Aufgaben der Koordination und der Kommunikation untereinander erarbeitet.

Für die weitere Arbeit ist, in Zusammenarbeit mit den Jugendlichen, ein Leitbild für die Jugendarbeit entwickelt worden. Ebenso wird zusammen mit Jugendlichen das Geschenkbuch zur Jugendweihe "Weltanschauung - Jugend verändert die Welt" erarbeitet. Nun bereits in der fünften Ausgabe, mit jeweils aktuell ergänzten Themen wie Datenschutz, Finanzkrise und Klimawandel. Dem entspricht formal, dass Jugendweihe Deutschland e.V. auch einen Jugendverband „Junety“ hat, deren Vorsitzende Anna Rutenkolk Mitglied im Bundesvorstand ist.