Hunderte Anträge auf Opferrente von Missbrauchsopfern abgelehnt

Verweigerung von Amts wegen

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Sitz des Sozialministeriums
Sitz des Sozialministeriums

Die Salzburger Nachrichten haben eine ungeheuerliche Praxis bei Anträgen auf Opferrente von Missbrauchsopfern aufgedeckt: Für die Zuerkennung einer Verbrechensopferrente ist in Österreich das Sozialministerium zuständig. Dieses verweigert solche Opferrentenanträge seit Jahren hartnäckig und beruft sich dabei stets auf die Gutachten des immer gleichen psychiatrischen Sachverständigen.

Der Sachverständige Wolfgang Pankl jedoch erstellt Atteste unter fragwürdigen Umständen: Er spricht mit den Betroffenen kaum länger als 20 Minuten und stellt stets die gleiche Diagnose: Der Betroffene sei schlichtweg "depressiv", was jedoch nicht im erlittenen Missbrauch begründet sei, sondern in einer traurigen Kindheit bereits in den Jahren vor den Missbrauchsereignissen.

So geschehen bei Klaus Oberndorfer, der als Internatsschüler in Stift Michelbeuern in den 90er Jahren über sechs Jahre lang von Kirchenmitgliedern geschlagen und sexuell missbraucht worden war. Gutachter Pankl hatte ihm nach dem Antrag auf Entschädigung aufgrund erlittenen Verdienstentgangs wegen Arbeitsunfähigkeit "langanhaltende Depressivität" attestiert, die "in keinem Zusammenhang mit den erlittenen Sexualverbrechen" stünde.

Auch der Antrag eines 59- jährigen Wiener Gewaltopfers wurde mit ähnlicher Begründung abgelehnt. Dieser hat sechs weitere unabhängige Privatgutachter hinzugezogen, unter anderem Fachärzte des AKH Wien, die das Gegenteil feststellen: Dass nämlich eine posttraumatische Belastungsstörung vorliegt - diese wurden jedoch nicht berücksichtigt.

Laut Salzburger Nachrichten wurden von 301 bislang gestellten Anträgen 244 vom Gutachter bzw. dem Sozialministerium abgelehnt, allen Betroffenen wurden deswegen die Opferrenten verweigert.

Die Plattform Betroffener kirchlicher Gewalt fordert nun von Sozialminister Johannes Rauch umgehende Aufklärung über diese ungeheuerliche Vorgehensweise: "Unglaublich, dass sich der Staat der Bezahlung hunderter Opferrenten entziehen konnte, diese Praxis muss augenblicklich aufhören", fordert Sepp Rothwangl, Sprecher der Plattform. Überdies verlangt die Plattform eine rückwirkende Aufhebung aller Entscheidungen sowie eine neue Begutachtung.

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