AHA! Psychologen (1)

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Collage und Bearbeitung: F. Lorenz

(hpd) Auch unter Psychologen finden sich einige bekennende Atheisten und Humanisten, unter ihnen der Vater der Psychoanalyse und die Mutter der Meme. Interessant ist, dass einige von ihnen aus streng religiösen Elternhäusern kamen, was sie wohl nicht nur zur Psychologie, sondern auch zur Kritik an Religion führte. Religion wird vom einen als „Pferdescheiße“, von der anderen als „fiesester Virus des Planeten“ bezeichnet.

Nicht nur der Vater der Psychoanalyse, sondern auch eine Kritikerin werden heute vorgestellt. Zudem sind zwei Begründer der humanistisch orientierten Psychologie hier zu finden, einer, der zur Evolutionspsychologie Bedeutendes beigetragen hat und zwei, die sich durch Skeptizismus auszeichnen.

 

Die Psychologen sind nach Geburtsdatum sortiert.

Sigmund Freud, geboren als Sigismund Schlomo Freud, 6. Mai 1856 – 23. September 1939, war ein österreichischer Neurologe. Er ist weithin bekannt für seine Theorien des Unbewussten, der Abwehrmechanismen des Unterdrückten und die Entwicklung der Psychoanalyse. Seine Neudefinition sexuellen Begehrens als einem der wesentlichen Antriebe menschlichen Seins verschaffte ihm hohes Ansehen, wie auch seine therapeutischen Techniken, die freies Assoziieren, Übertragung und die Interpretationen einschließen. Er wird als einer der wichtigsten Denker des 20. Jahrhunderts angesehen.
Freuds Familie und Vorfahren waren jüdisch. Er selbst sah sich immer als Juden, obgleich er den Judaismus ablehnte und der Religion kritisch gegenüberstand.
Seine Eltern waren arm, sorgten aber dafür, dass er eine gute Bildung erhielt. Freud war ein herausragender Schüler und schloss 1873 seine Matura mit Auszeichnung ab. Als Student war er zunächst an Philosophie interessiert, wandte sich dann aber der neurologischen Forschung zu.
In einem Artikel der New York Times beschreibt Mark Edmundson die Perspektive Freuds auf Religion: „(...) Bis zu seinem Lebensende behielt er seine Grundhaltung als entschiedener Atheist bei, die Grundhaltung, für die er bis heute bekannt ist. In ‚Die Zukunft einer Illusion’ beschreibt er den Glauben an Gott als eine kollektive Neurose: Er nannte sie ‚das Verlangen nach einem Vater’. Aber in seinem letzten vollendeten Buch ‚Moses und Monotheismus’ kommt etwas Neues zum Vorschein. Hier beginnt Freud, ohne seinen Atheismus zu verlassen, den jüdischen Glauben, in den er hineingeboren wurde, als Quelle kulturellen Fortschritts in der Vergangenheit und persönlicher Inspiration in der Zukunft zu sehen. Seinem eigenen Tod näher beginnt Freud, die Poesie und die Verheißung in der Religion wahrzunehmen.“

“Late in life — he was in his 80s, in fact — Sigmund Freud got religion. No, Freud didn’t begin showing up at temple every Saturday, wrapping himself in a prayer shawl and reading from the Torah. To the end of his life, he maintained his stance as an uncompromising atheist, the stance he is best known for down to the present. In “The Future of an Illusion,” he described belief in God as a collective neurosis: he called it “longing for a father.” But in his last completed book, “Moses and Monotheism,” something new emerges. There Freud, without abandoning his atheism, begins to see the Jewish faith that he was born into as a source of cultural progress in the past and of personal inspiration in the present. Close to his own death, Freud starts to recognize the poetry and promise in religion.”

 

Karen Horney, geborene Danielsen, 16. September 1885 – 4. Dezember 1952, war eine deutschstämmige Psychoanalytikerin. Ihre Theorien stellten einige der traditionellen Freud’schen Sichtweisen in Frage, besonders seine Theorie der Sexualität sowie die Instinktorientierung der Psychoanalyse und deren genetische Psychologie. Stattdessen plädierte sie für einen soziokulturellen Ansatz.
Horney war auch Mitbegründerin der Association for the Advancement of Psychoanalysis, des American Institute for Psychoanalysis und des American Journal of Psychoanalysis.
Horneys Vater war ein ‚gottesfürchtiger Fundamentalist, der stark daran glaubte, dass Frauen im Vergleich zu Männern minderwertig seien und die Quelle allen Übels in der Welt seien’ (...). Manchmal warf er, wenn er eine Wutattacke hatte, die Bibel nach seiner Frau. Horney entwickelte eine negative Einstellung gegenüber Religion und einen Skeptizismus gegenüber autoritären Figuren, die sich später in ihrem Leben manifestieren sollten.“

“Horney’s father was a 'God-fearing fundamentalist who strongly believed that women were inferior to men and were the source of all evil in the world' (Hergenhahn & Olson, 1999, p.128). He sometimes threw the Bible at his wife in fits of anger.  Horney developed a negative attitude towards religion and a skepticism towards authority figures that was to manifest itself later in life.”

 

 

Carl Ransom Rogers, 8. Januar 1902 – 4. Februar 1987, war ein einflussreicher amerikanischer Psychologe und gehört zu den Begründern eines humanistischen Ansatzes in der Psychologie. Rogers wird weithin als einer der Gründungsväter der psychotherapeutischen Forschung angesehen und wurde 1956 für seine wegweisende Forschung mit dem Award for Distinguished Scientific Contributions der American Psychological Association ausgezeichnet.
Zum Ende seines Lebens wurde Rogers wegen seiner Arbeit mit den nationalen Intergruppenkonflikten in Südafrika und Nordirland für den Friedensnobelpreis nominiert. Die American Humanist Association verlieh ihm 1964 den Titel „Humanist of the Year“.
Rogers war, so Dr Ian R. Ridgway PhD, davon überzeugt, dass die Menschheit nicht böse sei, sondern im Kern gut und positiv. Krieg und sonstige Gewalt lägen nicht im Kern des Menschen, sondern resultierten aus Kontaminationen der Gesellschaft, auch wenn die Gesellschaft im Innern nicht böse sei. Autoritarismus jedoch sei böse, da seine Handlungen gerechtfertigt wurden, indem es an einen negativen Kern der Menschheit glaube.
Rogers wuchs in einem streng religiösen Zuhause auf. Er versuchte zunächst, Pfarrer zu werden, bis ihm klar wurde, dass er nicht in einem Beruf bleiben konnte, der von ihm verlangte, an spezifische Doktrinen zu glauben. Eines der Themen, die von den Studenten diskutiert wurden, war: Warum werde ich Pfarrer? Die meisten Studenten „dachten sich aus der religiösen Arbeit heraus“, wie Rogers beobachtete. (Rogers, zitiert in Boeree, 1998, o.S.). Schließlich überquerte Rogers die Straße zum Columbia Teacher’s College, um eine Karriere in klinischer Psychologie zu beginnen.
Auch wenn er als Humanist davon überzeugt war, dass es jenseits der menschlichen Welt keinen übernatürlichen Gott gibt, war er weiterhin davon überzeugt, dass Spiritualität Teil des Menschseins sei.

 

 

Abraham Harold Maslow, 1. April 1908 – 8. Juni 1970, war amerikanischer Professor für Psychologie an der Brandeis University, am Brooklyn College, der New School for Social Research und der Columbia University, der die Maslow’sche Bedürfnispyramide schuf. Er betonte, wie wichtig es sei, sich auf die positiven Eigenschaften der Menschen zu konzentrieren, statt sie als „Sack von Symptomen“ zu behandeln.
Um zu beweisen, dass Menschen nicht einfach blind auf Situationen reagieren, sondern versuchen, etwas Größeres zu erreichen, studierte Maslow mental gesunde Menschen anstelle von Menschen mit ernsthaften psychologischen Problemen. Er konzentrierte sich auf selbstaktualisierende Menschen.
Er sah sich selbst als Atheisten und wurde 1967 von der American Humanist Association zum „Humanist of the Year“ gekürt.

 

 

Albert Ellis, 27. September 1913 – 24. Juli 2007, war ein amerikanischer Psychologe, der 1955 die Rational Emotive Therapie entwickelte. In seinen Schriften bezeichnete er Religion als Geisteskrankheit.
In einem Interview, „Der Aufgeklärte Atheist“, wird Albert Ellis als bahnbrechender Denker vorgestellt, dessen Arbeit über Denkprozesse das Fundament zur kognitiven Therapie legte.
Frage: Glauben Sie, dass es einen Gott gibt?
Ellis: Ich wurde mit 12 Atheist und denke immer noch, dass es aller Wahrscheinlichkeit nach keinen Gott gibt, ebenso wie es keinen Weihnachtsmann, keine Feen oder Engel gibt. Ich fand in der sechsten Klasse heraus, dass die Welt in Milliarden Jahren Evolution entstand. Das beendete meine Sonntagsschulsicht, die Welt sei in sieben Tagen geschaffen worden. Also sagte ich, das ist Pferdescheiße. Und hörte auf, darüber nachzudenken.
Frage: Was ist mit Leuten, die an Gott glauben?
Ellis: Jeder, der Absolutist ist, ist ein Anti-Wissenschaftler und führt Dinge in hirnrissige Extreme. Religionisten tun all das unterhalb, aber es gibt alle möglichen Sorten von Religionisten. Die wirklich Bigotten sind verrückt, so wie im Iran.
Frage: Ist dort nicht Religion mit Politik vermischt?
Ellis: Sie haben Recht. Ich denke, es ist eine grundlegende Störung, aber von den Leuten, die diese Störung haben, wählen viel mehr Religion als Atheismus oder Skeptizismus, und Religion existiert wegen dieser Störung. Religion ist nur Geschwafel.
From Utne Reader, March-April 1997, p. 72 (Sidebar to The Greatest Story Never Told: Researcher Dave Larson says that finding God can improve your health and he has the numbers to prove it. So why aren't more people listening?)
The Enlightened Atheist
An interview with Albert Ellis
Albert Ellis, a seminal thinker whose work on thought processes provides the foundation of cognitive psychology, is the only mental health professional to publicly rebut David Larson's work. We asked him to explain his thinking.
Q. Do you think there's a God? A. I became an atheist at 12 and still think, in all probability [voice rising], that there is no God, just as there is no Santa Claus, fairies, or angels. I found out in sixth grade that the world was created in billions of years of evolution. That knocked off my Sunday-school view that the world was created in seven days. So I said this is horseshit. And I stopped thinking about it.
Q. What about people who believe in God? A. Anybody who's an absolutist is an anti-scientist and takes things to nutty extremes. Religionists practically all do that underneath, but there are all kinds of religionists. The real bigots are off the wall, like in Iran.
Q. Isn't religion mixed with politics there? A. You're right. I think it's a basic disturbance, but of the people who have the disturbance, many more pick religion than atheism or skepticism, and religion exists because of this disturbance. Religion is just drivel.

Albert Ellis erhielt 1971 die Auszeichnung „Humanist of the Year“.

 

Professor Nicholas „Nick“ Keynes Humphrey, 1943 geboren, ist ein englischer Psychologe in Cambridge, der für seine Arbeit zur Evolution menschlicher Intelligenz und des Bewusstseins bekannt ist. Seine Interessen sind weit gefächert. Er studierte mit Dian Fossey Berggorillas in Ruanda, war der erste, der bei Affen die Existenz von „Blindsichtigkeit“ in der Folge von Hirnschäden nachwies, er regte die berühmte Theorie der „Sozialen Funktion des Intellekts“ an und ist der einzige Wissenschaftler überhaupt, der das Literaturjournal Granta ediert.
Im Guardian hieß es 2006 über ihn: „Er hat im Labor und in der Wildnis mit Affen gearbeitet. Er war ein Unidozent der Medien, ein Aktivist gegen Nuklearwaffen und Inhaber eines Lehrstuhls in der parapsychologischen Forschung, der sich für die Entlarvung auch nur der Möglichkeit von Telepathie oder des Lebens nach dem Tod einsetzte. Er ist ein Atheist und der Mann, der Richard Dawkins gegenüber die Analogie von Hirnviren in Bezug auf Religionen vorschlug; heute jedoch spricht er, als sei Spiritualität das, was uns menschlich macht.“
“He has worked with monkeys in laboratories and in the wild. He has been a media don, a campaigner against nuclear weapons and the holder of a chair in parapsychological research who was dedicated to debunking even the possibility of telepathy or survival after death. He is an atheist, and the man who suggested to Richard Dawkins the analogy of viruses of the mind for religions; yet nowadays he talks as if spirituality were the thing that makes us human.” (Andrew Brown interviewing Humphrey, 'A life in science: The human factor', The Guardian, July 29, 2006, Review Pages, Pg. 13.)

 

 

Susan Jane Blackmore, geboren am 29. Juli 1951, ist eine freie englische Autorin, Lektorin und veröffentlicht zu psychologischen und paranormalen Themen. Am ehesten ist sie wahrscheinlich bekannt für ihr Buch „Die Macht der Meme“ (The Meme Machine).
1973 machte Susan Blackmore ihren Bachelor in Psychologie und Physiologie am St. Hilda’s College in Oxford. 1974 machte sie an der University of Surrey einen zusätzlichen Abschluss in Umweltpsychologie und absolvierte dort 1980 ihre Promotion in Parapsychologie. Nach einiger Zeit der Forschung in Parapsychologie und dem Paranormalen, änderte sich ihre Einstellung vom Glauben zum Skeptizismus.
Sie ist Mitglied des Committee for the Scientific Investigation of Claims of the Paranormal (CSICOP; dt. etwa: Komitee für die wissenschaftliche Untersuchung von Behauptungen des Paranormalen) und erhielt 1991 den CSICOP Distinguished Skeptic Award.
In einem Interview mit Point of Inquiry beschrieb Blackmore Religion als eine Sammlung von „wirklich schädlichen Memen“, „ich denke, religiöse Memplexe gehören zu den fiesesten Viren, die wir auf dem Planeten haben“. Blackmore praktiziert auch Zen, Buddhistische Meditation. Als sie später gefragt wurde: „Und Sie finden, dass diese Praxis des Zen, die meditative Praxis, vollkommen kompatibel ist mit Ihrem Mangel an Theismus, Ihrem Atheismus...?“, antwortete sie: „Oh ja, ich meine, es gibt im Buddhismus keinen Gott..“
In a Point of Inquiry podcast interview, Blackmore described religion as a collection of "really pernicious memes", "I think religious memeplexes are really amongst the nastiest viruses we have on the planet". Blackmore also practices Zen Buddhist meditation; later, when she was asked: "And you find this practice of Zen, the meditative practice, completely compatible with your lack of theism, your atheism...?" she replied: "Oh yes, I mean, there is no god in Buddhism...". Susan Blackmore - In Search of the Light, Point of Inquiry, December 15, 2006 (accessed April 1, 2008).

 

 

Steven Arthur Pinker, geboren am 18. September 1954, ist ein kanadisch-amerikanischer experimenteller Psychologe, Kognitionswissenschaftler, Linguist und populärwissenschaftlicher Autor. Er ist ein Harvard College Professor und der Johnstone Family Professor in der Abteilung für Psychologie an der Harvard University. Er ist bekannt für seine Verfechtung der Evolutionspsychologie und der rechnerischen Theorie des Geistes.
Steven Pinker wurde 2004 vom Time Magazine zu einem der 100 einflussreichsten Wissenschaftler und Denker der Welt erklärt und 2005 und 2008 von Prospect und Foreign Policy zu einem der 100 Top-Intellektuellen.
Das Committee for Skeptical Inquiry führt Pinker als eines ihrer Mitglieder auf.
Im Februar 2010 wurde er zum Ehrenvorstand bedeutender Spitzenkräfte der Freedom From Religion Foundation ernannt. Im Juni 2011 wurde bekanntgegeben, dass Pinker als Gastprofessor am New College of the Humanities, einem Privatcollege in London, Vorlesungen halten wird.
Pinker gehört zum Brain Trust von Ted Talks.
Im Interview mit dem Guardian sagte er: „Ich war nie im theologischen Sinne religiös, ich bin nie aus meiner Konversion zum Atheismus im Alter von 13 hinausgewachsen, war aber einige Male ein ernsthafter kultureller Jude. Montreal hat eine lebhafte jüdische Gemeinde, eine Generation näher als die in amerikanischen Städten.“
“I was never religious in the theological sense," he says, "I never outgrew my conversion to atheism at 13, but at various times was a serious cultural Jew. Montreal had a vibrant Jewish community, a generation closer to Europe than the ones in American cities.”
Steven Pinker erhielt von der American Humanist Association 2006 die Auszeichnung “Humanist of the Year”.

In nächster Zeit wird es eine weitere Folge geben, in denen AHA!-Psychologen vorgestellt werden. Sie werden sehen, die Psychologie fing schon vor Sigmund Freud an und umfasst mehr Felder, als heute deutlich wurde.

Fiona Lorenz

Anmerkung: Die Originalzitate sind – sofern nicht anders gekennzeichnet – wikipedia und celebatheists.com entnommen.

 

AHA! Schauspieler (3.2.2012)
AHA! Biologen (10.2.2012)
AHA! Regisseure (17.2.2012)
AHA! SciFi-Autoren (24.2.2012)
AHA! Serien (2.3.2012)
AHA! Feministinnen (9.3.2012)
AHA! Astro-Physiker (16.3.2012)
AHA! Sportler (23.03.2012)
AHA! Komponisten (30.03.2012)
AHA! Illusionisten (6.4.2012)
AHA! Rockstars (13.4.2012)
AHA! Theologen (20.4.2012)
AHA! Cartoons (27.4.2012)
AHA! Mathematiker (4.5.2012)