Das schwarz-grüne Landeskabinett möchte Forschungen auf dem Gebiet der alternativen Heilpraktiken die Sporen geben. 2019 wird die Universität im baden-württembergischen Tübingen einen Lehrstuhl für integrative Medizin und Naturheilkunde zu Wasser lassen, so ein entsprechender Beschluss. Erklärtes Ziel ist auch die rasche Ausbildung zusätzlicher "Alternativmediziner". Ausgerechnet im Bereich der Onkologie, also der Krebsforschung, soll die neue Professur beheimatet werden.
Die Homöopathie ist eine der beliebtesten Methoden der Alternativmedizin. Doch die wichtigsten Argumente ihrer Befürworter sind auf Sand gebaut. Eine Kritik in sieben Schritten.
Offiziell unbemerkt lautete jahrelang auf einer Internetseite der Berliner Charité – und zwar zur Behandlung krebskranke Kinder! – die Kernaussage: "Aus empirischer Sicht ist die Wirkung homöopathischer Höchstpotenzen unbestritten". Zugeordnet war sie der Abteilung für Integrative Medizin. Gestoppt wurde die Seite Anfang Juli auf Veranlassung des Berliner Senats. Der Urheber konnte nicht ermittelt werden. Dafür hat sich ein gewichtiger Globuli-Hersteller als Lobbyist wiederum über das Vehikel der Integrativen Medizin zu erkennen gegeben.
In Deutschland kritisieren Ärzte die Homöopathie, eine Apotherkerin verkauft keine Globuli mehr. Und in der Schweiz? Da fehlt oft die Ehrlichkeit. Hugo Stamm meint, dass Mediziner homöopathisch heilen wollen, sei ein Skandal.
Wer an Verschwörungstheorien glaubt, der glaubt auch eher an die Wirkung von Globuli – das wollen Mainzer Wissenschaftler kürzlich herausgefunden haben. Während Verschwörungstheoretiker im Alltag belächelt werden, werden Homöopathie-Anhänger ausgerechnet von höchster Stelle in ihrem Glauben bestärkt: Ärzte bieten entsprechende Therapien an und Krankenkassen erstatten die Behandlungskosten. Letztendlich handelt es sich dabei um eine grobe Fehlinformierung und Verdummung der Bevölkerung. Aus ethischer Sicht gehören Homöopathika dringend aus Arztpraxen und Apotheken verbannt.
Neulich auf dem Spielplatz spricht mich eine Freundin etwas spitz an: "Ich weiß gar nicht, was du gegen Homöopathie hast. Sie schadet doch niemandem. Wir in unserer Familie schwören seit Jahren darauf, und sie hat immerhin keine schädlichen Nebenwirkungen." Das sagen viele, und in einem Punkt haben sie sogar Recht: Es sind ja keine wirklichen Inhaltsstoffe in den homöopathischen Zuckerkügelchen – sie können also tatsächlich nicht direkt schaden.
Wie reagiert man, wenn man erfährt, dass ein approbierter Arzt eine nicht vorhandene Krankheit mit einem unwirksamen Mittel behandelt? Man wird den Kopf schütteln. Wie aber sieht es aus, wenn man zusätzlich erfährt, dass es um einen Arzt geht, der im Rahmen eines "Bundes katholischer Ärzte" offen eine Therapie "gegen Homosexualität" mittels Homöopathie (plus Psychotherapie und religiösem Beistand) propagiert? Das Kopfschütteln verwandelt sich wohl in mehr oder weniger entsetzte Ungläubigkeit.
Die Homöopathie ist seit Mitte des 19. Jahrhunderts wissenschaftlich erledigt. Ihre Annahmen zur Entstehung von Krankheiten und zur Funktion des Körpers wurden – wie unzählige andere vorwissenschaftliche Vorstellungen – durch die Zellularpathologie Rudolf Virchows und die rasant darauffolgenden medizinwissenschaftlichen Entdeckungen und Entwicklungen ad absurdum geführt. Die Grundannahmen von Samuel Hahnemanns Lehre sind unhaltbar.
Die "Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften" (GWUP) und ihr homöopathiekritischer Zweig, das "Informationsnetzwerk Homöopathie" (INH), haben bei der Skepkon in Köln die Auslobung eines Preises in Höhe von 50.000 Euro für homöopathische Forscher bekannt gegeben. Derjenige, der als erster in zwei Durchgängen drei von ihm selbst vorher gewählte homöopathische Hochpotenz-Mittel (C30) unterscheiden und identifizieren kann und dies mit einer reproduzierbaren Verfahrensbeschreibung belegt, erhält diesen Preis.
Kann man im Doppelblindtest Kölsch von Altbier unterscheiden? Oder verschiedene homöopathische Mittel identifizieren? Wie ticken Impfgegner und Reichsbürger? Und was ist eigentlich dran an den Gerüchten von Satans-Sekten, die angeblich im großen Stil Verbrechen wie sexuellen Missbrauch begehen?
Brauchen wir bei leichten Ohrenschmerzen Antibiotika oder Homöopathie? Sicher nicht. Manchmal ist Nichtstun die beste Medizin, meint die Ärztin Natalie Grams.
Die Zusatzbezeichnung "Homöopathie" soll mit in die ärztliche Weiterbildung einbezogen werden. Zumindest wenn es nach der Ärztekammer Westfalen-Lippe geht. Der Grund dafür ist eindeutig – gerade in der Diskussion um sog. "alternative Heilverfahren".
Sicher sind einigen Lesern noch die Beiträge aus dem vorigen Jahr in Erinnerung, die in der Folge des "Münsteraner Memorandums Heilpraktiker" die Reaktionen der Heilpraktikerszene aufgriffen, die im wesentlichen aus zwei Faktoren bestanden: Zum einen aus "whataboutism", also dem ebenso sachfremden wie befremdlichen Hinweis des "die da aber auch…" und aus offener Diskreditierung der anderen Seite. Es kam dabei, wie man sich erinnern kann, praktisch gar nicht zu einem Austausch von Argumenten.
Der Absatz der Homöopathie geht zurück. Das freut nicht nur das "Informationsnetzwerk Homöopathie" (INH) und die Skeptiker der "Gesellschaft zur Untersuchung von Parawissenschaften" (GWUP). Aber klar ist auch, dass auch diese nicht Korrelation mit Kausalität verwechseln dürfen; ob es nun wirklich an deren Arbeit liegt, dass Menschen sich weniger für die Homöopathie begeistern, bleibt natürlich erstmal offen.
Völlig überraschend und kurzfristig hat eine der größten deutschen Krankenkassen ein bereits vor Wochen mit dem Informationsnetzwerk Homöopathie (INH) vereinbartes Treffen über die Zukunft der Homöopathie-Erstattung durch die Krankenkassen abgesagt.