Nur gut neun Prozent der unter 18-Jährigen betrachten Kirche uneingeschränkt als eine mögliche Gesprächspartnerin für ihre Lebensthemen. Das zeigt eine aktuelle Umfrage des Bistums Mainz unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Das Ergebnis ist umso erstaunlicher, als die Mehrheit der Befragten angab, kirchennah zu sein.
Bereits in seiner diesjährigen Pfingstpredigt hatte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Bischof Georg Bätzing erstaunlich selbstkritisch festgestellt, dass Kirche immer weniger als relevant wahrgenommen wird. Auf für die katholische Kirche erschütternde Art und Weise wurde diese Einschätzung nun vor wenigen Tagen durch die Veröffentlichung der Ergebnisse einer Umfrage im Bistum Mainz bekräftigt. Das Netzwerk "JE! – Junge Erwachsene im Bistum Mainz" – eine Kooperation von Bischöflichem Jugendamt und Bildungswerk der Diözese – hatte vom 20. September 2019 bis zum 31. Januar 2020 Jugendliche und junge Erwachsene dazu aufgerufen, sich an der Umfrage "Platz für dich?!" zu beteiligen. 1095 Personen nahmen an der Umfrage teil, wovon jedoch nur 674 die Umfrage komplett ausfüllten. Nur die vollständig ausgefüllten Bögen flossen in die Auswertung der Umfrage ein, die am 7. Juni der Mainzer Bistumsleitung übergeben wurde.
Die Frage, ob die Kirche bei den aktuellen Lebensthemen des Befragten Ansprechpartnerin sein könne, bejahte in der Mainzer Umfrage nur jeder Fünfte (19,29 %). Knapp die Hälfte (48,66 %) beantwortete die Frage mit "teils, teils", während ein knappes Drittel (31,6 %) sie eindeutig verneinte. Für besonders fern vom eigenen Leben wurde die Kirche von den unter 18-Jährigen beurteilt. Nur für gut neun Prozent der unter 18-Jährigen ist die Kirche uneingeschränkt eine mögliche Gesprächspartnerin für ihre Lebensthemen, für rund 41 Prozent der unter 18-Jährigen ist sie das teilweise. Für 47,8 Prozent und damit fast jeden Zweiten der unter 18-Jährigen ist Kirche in Bezug auf Lebensthemen hingegen vollkommen irrelevant.
Das für die Kirche bereits an sich wenig erfreuliche Ergebnis wird in seiner Bedeutung noch gravierender, wenn man bedenkt, dass an einer Bistumsumfrage ohnehin vordringlich jene jungen Menschen teilnehmen, die mit der Kirche überhaupt in irgendeiner Art von Kontakt stehen. In der Auswertung heißt es zu den Teilnehmern: "Über die Hälfte (54,8 %) sagt von sich selbst, dass ihnen Glauben und Kirche wichtig sind. Ein gutes Drittel (36,4 %) hat hin und wieder Kontakt zu Glaube und Kirche. Nur jede elfte Rückmeldung (8,9 %) stammt von jungen Erwachsenen, die mit Kirche eigentlich 'nichts am Hut' haben und eine außerkirchliche Perspektive einbringen."
15 Kommentare
Kommentare
David See am Permanenter Link
junger Erwachsener kommt zum Pfarrer. der Pfarrer merkt das er Probleme hat und fragt: onanierst du, dann kommt die zögerliche, leicht verlegene Antwort: Ja.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Nette Geschichte, aber, so etwas funktioniert nur, mit unaufgeklärten jungen Menschen.
Nur aufgeklärte Menschen sind Immun gegen die Lügen der Kirchen.
Karl-Heinz Büchner am Permanenter Link
Wieso hat der junge Mann Probleme damit, dass er onaniert?
Ich verstehe die Welt nicht mehr oder war das eine Begebenheit aus dem Jahr 1960?
Volker Schmidtke am Permanenter Link
Und wie sehen da die Zahlen des organisierten Humanismus aus? Ich vermute noch schlechter. Für Häme gibt es keinen Grund.
Petra Pausch am Permanenter Link
Sie vergleichen hier Äpfel mit Schubkarren. Im Gegensatz zur Taufe gibt es keinen Zwang für konfessionsfreie Menschen, sich irgendeinem Bekenntnis zu unterwerfen.
Volker Schmidtke am Permanenter Link
Ich meinte mit organisiertem Humanismus schon etwas vergleichbares, zumindestens birnenartiges wie den HVD in dem ich selber aktiv bin. Von Schubkarren möchte ich mich in aller Form distanzieren.
Karl-Heinz Büchner am Permanenter Link
Sie wissen selbst, Herr Schmidtke (oder sollten es zumindest wissen), dass die Ablehnung einer blöden Idee nicht sinnstiftend ist, die Akzeptanz einer solchen für viele Menschen aber offensichtlich sehr wohl - ungeach
Humanisten, Skeptiker, Atheisten etc. eint nur die Erkenntnis, dass die evidenzfreie Annahme unsichtbarer, wirkungsloser Geister mit angedichteten Eigenschaften Quatsch ist. Das schweißt uns aber nicht zusammen, ebensowenig wie das Desinteresse am Fingerhakeln.
volker schmidtke am Permanenter Link
Hallo Herr Büchner das ist im Kern genau der Punkt auf den ich hinaus will. Religions/Kirchenkritik ist wichtig, aber reicht nicht aus (also mir nicht).
Heinz König am Permanenter Link
Geile Antwort!!! Danke!
Ralf Fischer am Permanenter Link
Anmerkung zu zwei Prozentangaben
Aus dem Text geht hervor, dass nur vollständig ausgefüllte Bögen, d.h. 674 Stück in die Auswertung eingingen. Da die kleinstmögliche absolute Änderung 1 Bogen ist, ist die kleinstmögliche Änderung 1/674 = 0,001483679 ... = 0,15 %, d.h. die relativen Werte ändern sich in 0,15%-Schritten. Zur Verdeutlichung hier die drei Werte:
129/674 = 19,14%; 130/674 = 19,29%; 131/674 = 19,44%.
Somit stellt sich die Frage, ob hier eine Angabe auf hunderstel Prozent sinnvoll ist. Die Antwort ist: nein!
Denn eine Angabe von 19,29% (letzte Ziffer bis auf Rundung exakt) unterstellt, dass auch ein Anteil von 19,28% bzw. 19,30% prinzipiell möglich ist. Meine Zahlen oben zeigen, dass es bei diesem Beispiel nicht möglich ist. Deshalb ist hier nur eine Rundung auf zehntel Prozent sinvoll, d.h. 19,3% bzw. 48,7%.
Interessanterweise wurde die Überlegung bei den anderen Prozentwerten berücksichtigt.
Ernst-Günther Krause am Permanenter Link
Wie negativ für die Kirchen würde wohl das Ergebnis ausfallen, wenn die jungen Menschen keinem indoktrinierenden Religionsunterricht ausgesetzt worden wären?
Der Bre am Permanenter Link
Erzählt doch mal was neues! Die Kirche ist der lächerlichste Verein. Abschaffen sollte man sowas, aber die Politik hat ja kein Problem mit kinderschändern.
Klaus Bernd am Permanenter Link
Eine gute Nachricht. Allerdings sind die Schäden, die durch die Frühreligiösierung angerichtet werden, nicht leicht zu beheben. Nur ein paar Beispiele:
- der Personenkult. „Gott ist das trojanische Pferd der Pfaffen“ hat es Deschner mal formuliert. Die Ehrfurcht vor Gott, die den Kindern laut bayerischer Verfassung beigebracht werden soll, zeigt sich realiter - und wie man weiß mit schlimmen Folgen - in der Ehrfurcht vor dem Klerus.
- die Ehrfurcht vor dem Glauben an übernatürliche Wesen und Kräfte. Der Zulauf für andere esoterische Sekten belegt das. Wenn Gebete zum Lieben Gott und zur Jungfrau Maria nichts nützen und diese unglaubwürdig werden, sucht man sich halt erst mal andere Geister und Götter.
- die Ehrfurcht vor „Heiligen Schriften“. Evangelikale freuen sich über die Grundlagen, die im Religionsunterricht gelegt werden.
- Die Ehrfurcht vor hermeneutischen Verrenkungen. Wer gelernt hat, das AT hermeneutisch zu verharmlosen, wird auch kein Problem mit Hitlers „Mein Kampf“ haben.
Kathi am Permanenter Link
Nicht nur für junge Erwachsene ist die Kirche nicht mehr relevant, für einige Ältere ebenso wenig.
Karl-Heinz Büchner am Permanenter Link
Ist heute nicht ein wunderschöner Tag?
Soeben kamen die neuen Zahlen der Religionsstatistik für 2019:
Dazu kommen noch einmal 142 000 Protestanten und 144 000 Katholiken die das unfreiwillig getan haben, indem sie den Weg in die Ewigen Jagdgründe angetreten haben. Davon abgezogen sind schon die Handvoll Täuflinge, die zwangsweise eingetreten wurden.
Macht zusammen einen Nettoverlust von 829 000 Köpfen. Solche Nachrichten lassen einen hoffen ...