In Österreich sollen Mädchen im Kindergarten- und Grundschulalter nach dem Willen der Regierung demnächst kein Kopftuch mehr tragen dürfen. Die Ausarbeitung eines entsprechenden Gesetzes kündigte Mitte vergangener Woche Bildungsminister Faßmann (ÖVP) an. Seitdem hat die Debatte um das Kinderkopftuch auch in Deutschland Fahrt aufgenommen.
In Nordrhein-Westfalen brachte Serap Güler (CDU), Staatssekretärin für Integration in NRW, die Diskussion mit einem Facebook-Post ins Rollen, in dem sie das Vorhaben der österreichischen Regierung lobte.
"#Kopftuchverbot für junge Mädchen? Ein gutes Vorhaben, worüber auch wir diskutieren sollten! Denn einem jungen Mädchen ein Kopftuch aufzusetzen ist keine Religionsausübung, sondern pure Perversion!"
Der Post wurde von Facebook gelöscht, inzwischen jedoch wieder hergestellt.
"Lehrer beobachten an den Grundschulen immer häufiger, dass schon siebenjährige Schülerinnen mit Kopftuch in den Unterricht kommen", sagte Güler gegenüber dem Kölner Stadt-Anzeiger. "Darin zeigt sich, dass religiöse Hardliner der Erdogan-Regierung und Salafisten immer mehr Einfluss auf das Alltagsleben in Deutschland ausüben."
Güler vertrat gegenüber der Zeitung die Ansicht, dass Nordrhein-Westfalen einen Verbotsplan in den Bundesrat einbringen müsse. Tatsächlich scheint die Landesregierung von NRW bereits die Prüfung eines Kopftuchverbots für muslimische Mädchen zu planen. NRW-Integrationsminister Joachim Stamp (FDP) sagte gegenüber dem Kölner Stadt-Anzeiger, dass selbstverständlich jede Frau selbstbestimmt entscheiden möge, ob sie Kopftuch tragen will oder nicht. Jedoch sei diese Selbstbestimmung bei Kindern noch nicht vorhanden. "Sie dürfen daher nicht dazu gedrängt werden. Daher sollten wir prüfen, das Tragen des Kopftuchs bis zur Religionsmündigkeit, also dem 14. Lebensjahr, zu untersagen", so Stamp.
Unterstützung erhalten Stamp und Güler laut WDR von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU), der stellvertretenden CDU-Vorsitzenden Julia Klöckner, dem FDP-Bundesvorsitzenden Christian Lindner sowie der Bundesarbeitsgemeinschaft der Immigrantenverbände (BAGIV) und dem Deutschen Lehrerverband.
Am Montag mischte sich auch Seyran Ateş in die Diskussion ein. Ateş gründete in Berlin die liberale Ibn-Rushd-Goethe-Moschee, seit deren Eröffnung sie aufgrund zahlreicher Morddrohungen unter Polizeischutz steht.
"Ich bin sehr froh, dass Österreich den Schritt gemacht hat, Kopftücher in Kindergärten und Volksschulen zu verbieten. Das war lange überfällig", erklärte Ateş in einer Pressemitteilung zur derzeitigen Diskussion um ein Kopftuchverbot für junge Mädchen. "Und ich freue mich, dass diese Diskussion nun auch endlich in Deutschland ankommt. Auch wir sollten uns für ein solches Verbot vor der Religionsmündigkeit der jungen Mädchen entscheiden. Denn das Kopftuch wird immer sexualisiert begründet, die Frau solle ihre Scham bedecken und dazu zählen für viele Muslime auch die Haare. Zieht man einem Kind ein Kopftuch an, so sexualisiert man dieses und das ist pervers."
18 Kommentare
Kommentare
Tobias Stelmaszyk am Permanenter Link
Den Abgeordneten gleich den Paragraphen 1631d mit unter die Nase halten.
mio27 am Permanenter Link
Das Kopftuch hat nichts mit Religion zu tun, sondern allenfalls mit einer frauenverachtenden Tradition männlicher Unterdrückungsfantasie.
Charles Darwin am Permanenter Link
Es handelt sich meines Erachtens um ein Scheinproblem. Als Entscheidungshilfe wie sich der Staat in weltanschaulicher Symbolpolitik verhalten soll, empfehle ich die Lektüre des
Ich empfehle hier den Unterricht in Sachen Grundgesetz auch in der Grundschule. Bei der Gelegenheit sollte man, wenn es notwendig erscheint, oder von den Eltern gewünscht wird,das Thema der Bedeutung des GG nahbringen. Nun ist es so, dass Erziehung der Kinder den Eltern obliegt, da hat sich der Staat nicht einzumischen. Das bedeutet aber nicht, dass Lehrer nicht mit den Eltern oder Eltern nicht mit Lehrern über weltanschauliche, religiöse Themen nicht sprechen dürfen.
Aber hier hängt man wieder vor der berühmten Mauer, dass es nach mehr als nach 200 Jahren Schulpflicht gelungen ist, bei jeder neuen haushaltsdebatte gelungen ist, ausreichend finanzielle Mittel zur Erfüllung der Pflicht bereitgestellt wird. Die Erfüllung dieser Pflicht ist vollkommen unabhängig von der jeweiligen Landesregierung!
Also um es etwas salopp darzustellen: Erst die Kohe für die Lehrer und Schulgebäude, dann hat man genügend Luf sich um das Inhaltliche zu kümmern!
Martin Mair am Permanenter Link
Was nicht gesagt wird: In Österreich ist das vorwiegend rassistisch gegen Moslems motiviert (Kapperl der Juden und natürlich das Kreuz im Klassenzimmer sollen bleiben) und nicht religionskritisch!
Das gerade beim hpd zu verschweigen, das ist echt unseriös!
Die Tagespresse bringst auf den Punkt:
https://dietagespresse.com/sebastian-kurz-zufrieden-mit-kopftuchverbot-klassenzimmer-endlich-ohne-religioese-symbole/
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"Was nicht gesagt wird: In Österreich ist das vorwiegend rassistisch gegen Moslems motiviert (Kapperl der Juden und natürlich das Kreuz im Klassenzimmer sollen bleiben) und nicht religionskritisch!"
Das mag ja richtig sein, doch was sagt das? Dass kleine Mädchen unterdrückt werden dürfen, weil die Falschen etwas gegen die Unterdrückung erreichen wollen?
Erst die Duldungsstarre der Linken hat doch dieses Vakuum geschaffen, in das rechte Populisten bereitwillig gesprungen sind. Die Linken können gerne das Heft des Handelns wieder in die Hand nehmen und sollten es auch - aber dann müssen sie es halt tun...
Michael Paschko am Permanenter Link
Wir müssen aufpassen, dass bei diesem Thema nicht das gleiche passiert wie in der Beschneidungsdebatte: Dass eine bestimmte politische Forderung im Interesse des Kinderschutzes deswegen tabuisiert wird, weil es politi
Umgekehrt wird ein Schuh draus: Wir müssen diese Themen den Rechtsaußen-Akteuren wegnehmen. Also höchste Zeit, das endlich auch SPD, Grüne und Linke zu dieser Debatte konstruktiv beitragen und nicht verdruckst schweigen. Cem Özdemier hat bei Frank Plasberg immerhin schon eine deutliche Formulierung rausgehauen. Weiter so!
Insofern trifft der Bildkommentar der Tagespresse nicht ins Schwarze: Es geht in diesem Fall nicht um das Kopftuch als religiöses Symbol. Wobei allerdings richtig ist: Würde man die Kreuze in Klassenzimmern abhängen, wäre das ein Beitrag dazu, dass sich die Vertreter des politischen Islam beim Kinderkopftuch nicht mehr hinter dem angeblichen Argument der Religionsfreiheit verstecken könnten.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Habe ich was überlesen oder warum lese ich nichts von SPD, LINKEN und GRÜNEN pro Kopftuchverbot für religionsunmündige Kinder?
Will man das Thema wieder CDU/CSU und AfD, gar der NPD überlassen? Mir ist es nicht egal, wer in Deutschland für Vernunft kämpft. Ich will mich auch von den linken Parteien vertreten fühlen.
Hallo Linke: Habt ihr Deutschland aufgegeben, kampflos an die Rechte übergeben? Hat so Willy Brandt gewonnen? Wisst ihr noch?: Mehr Demokratie wagen! Ist das kein Thema mehr? Ihr stellt Deutschland auf eine harte Geduldsprobe - und wenn wir alle Pech haben, dann haben wir bald ungarische Verhältnisse hier...
A.S. am Permanenter Link
Die Linken haben sich derart im Antirassismus verrannt, das sie darüber die Aufklärung verraten haben.
Nur so lässt sich erklären, dass Islamkritik als "rassistisch" diffamiert wird.
Reinhard Moysich am Permanenter Link
Für Weltanschauungsmündigkeit ab 18 Jahren.
Ich finde, das Kopftuch-Problem sollte in einem größeren Zusammenhang gesehen werden.
Wie ein Mensch die Welt anschaut – ob z.B. religiös oder nichtreligiös – ist eine so grundlegend wichtige Angelegenheit, dass die Entscheidung darüber, ob man sich einer bestimmten Weltanschauungsgemeinschaft anschließt, erst bewusst mit 18 Jahren mit voller Verantwortung getroffen werden sollte. Dann wäre noch immer Gelegenheit, sich z.B. taufen oder beschneiden zu lassen, ein Kopftuch zu tragen bzw. Mitglied einer nichtreligiösen (z.B. humanistischen oder atheistischen) Weltanschauungsgemeinschaft zu werden.
In den Jahren davor wäre es die Aufgabe von Eltern wie Staat, dem heranwachsenden Menschen möglichst viel emotionale und verstandesmäßige Unterstützung zu geben, mit den Schwierigkeiten des Lebens zurechtzukommen und einen tragenden Sinn im Leben zu finden. Hierbei sollte ein für alle Schüler verbindlicher Weltanschauungsunterricht den bisherigen sehr einseitigen, äußerst ungerechten und den Klassenverband spaltenden Religionsunterricht ablösen. Es sollte dabei möglichst objektiv über die wichtigsten religiösen wie nichtreligiösen Weltanschauungen informiert werden, so dass die Schüler dann nach und nach zu einer eigenständigen, selbst verantworteten Weltanschauung auf dem Boden der Menschenrechte gelangen könnten.
A.S. am Permanenter Link
Einspruch!
Religionen sind keine Welt"anschauungen" sondern Werkzeuge zur Menschensteuerung.
Durch Religion werden Menschen steuer- und beherrschbar gemacht.
Durch die Bezeichnung Welt"anschauung" wird (fast) die gesamte Gesellschaft intellektuell in die Irre geleitet.
Menschen-Steuerung verdient weder Toleranz, noch Respekt, noch staatliche Förderung.
Thomas Baader am Permanenter Link
Tja, und die Linke lässt uns in dieser Sache mal wieder im Stich... leider auch eine zwar nicht völlig, aber doch überwiegend kulturrelativistische Partei.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Gilt das dann auch für Kreuzkettchen... und für... und für...? Könnte einen Rattenschwanz an ähnlichen Forderungen nach sich ziehen.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Hans, Kreuzkettchen sind natürlich auch überflüssig, weil sie das Märtyrertum verherrlichen. Doch wird der Träger dieses Kettchens nicht unmittelbar unterdrückt.
Das Kopftuch ist jedoch völlig eindeutig und per religiöser Eigendefinition als Kontrollmaßnahme gegen die Selbstbestimmung der fruchtbaren Frau eingeführt, bzw. so definiert worden. Das Kreuzkettchen darf jeder Träger, jede Trägerin jederzeit ablegen, das Kopftuch muss in Gegenwart fremder Männer anbehalten werden. Auch die übrige muslimische Frauenbekleidung dient dem Zweck der Kontrolle, wie auch die Gebetsvorschriften der Kontrolle dienen. Quasi als Freund-Feind-Kennung.
Möglichst junge Mädchen müssen es deswegen anlegen, weil sie so frühzeitig konditioniert werden, es später als "unverzichtbar" zu sehen und sogar als "freiwillig getragen" definieren. Doch es geht um die Konditionierung in eine unfreie tribalistische Gesellschaft, die streng patriarchal organisiert ist. Eine Frau, die das Kopftuch in einer solchen Familie ablegt, schwebt u.U. in Lebensgefahr, zumindest wird sie Repressionen erfahren.
Es ist also der die Trägerin unmittelbar diskriminierende Symbolgehalt, der das religiöse Kopftuch diskreditiert. Nur wenn Kinder hier nicht mehr früh konditioniert werden, besteht eine echte Wahlfreiheit, wenn sie sich ab 14 oder 18 Jahren für oder gegen das Kopftuch entscheiden - was sie laut Art. 4 und 140 GG dürfen...
Michael Paschko am Permanenter Link
Es wäre ein Missverständniss, das Kopftuchverbot in Kindergarten und Grundschule anhand des Kriteriums religöser Symbole zu diskutieren, wie es etwa beim Kopftuch für Lehrerinnen oder Richterinnen der Fall ist.
Hier geht es um andere Themen:
Das Kopftuch sexualisiert das Mädchen.
Es grenzt es aus: Du gehörst nicht zu denen, du musst dich unterscheiden!
Es schränkt die körperliche Selbstenftaltung ein.
Es leitet das Mädchen an, ständig darauf zu achten dass ja kein Haar oder sein Hals zu sehen ist. Das Mädchen soll sich für fremde Blicke verantwortlich fühlen.
Die Verordnung eines Kopftuches ist Ausdruck patriarchalischer Herrschaftsausübung über Töchter und widerspricht dadurch dem Kindeswohl.
Mouhanad Khorchide schrieb in einem Kommentar zum österreichischen Gesetz im Standard:
"Nach der Ankündigung des Kopftuchverbots für kleine Mädchen hat sich vor kurzem eine dieser Mütter bei mir gemeldet und war sehr dankbar, dass nun das Gesetz ihre Tochter schützen wird. Sie schrieb mir: "Man unterschätzt, wie patriarchalische Männer über das bestimmen, was wir Frauen anziehen dürfen und was nicht, das sind in manchen Familien, wie in meiner, fest verankerte Strukturen, mit denen wir Frauen nicht so leicht abbrechen können, aber ein gesetzlicher Rahmen hilft uns unglaublich viel weiter, weil nun nicht wir die Bösen sind, die rebellieren wollen, sondern wir halten uns nur an die Gesetze des Landes." Dieses Problem vieler Familien, vor allem junger Mädchen, wird in dieser ganzen Debatte um das Kopftuchverbot kaum thematisiert. Aber betroffen von diesem Verbot sind gerade solche Mädchen, die das Kopftuch im jungen Alter widerwillig tragen müssen. Sie sind es, die vielleicht zumindest still sagen: "Danke für diese Hilfestellung von oben!" " - derstandard.at/2000077553445/Kopftuchdebatte-Und-was-sagen-die-betroffenen-Kinder-dazu
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"Danke für diese Hilfestellung von oben!"
Und damit wäre diesmal keiner der Götter gemeint, sondern der Gesetzgeber. Einer dieser Götter hat es nämlich - so wähnen es seine Anhänger - erst befohlen...
A.S. am Permanenter Link
Gegenfrage: Wäre das schlimm?
Mir ist nicht bekannt, das je ein Kreuzkettchen tragends Mädchen sich geweigert hätte, es z.B. beim Sportunterricht abzulegen.
Roland Fakler am Permanenter Link
Es widerspricht der Idee, selbstdenkende und mündige Bürger heranzubilden, wenn man Kinder von klein auf religiös indoktriniert, mit unvernünftigen Regeln terrorisiert (Kopftuchzwang) und mit unwiderruflichen Brandzei
Bringt den Kindern vernünftige Verhaltensregeln bei und lasst sie spielen, denken und fragen – Ethik ab Kindergarten! Schräge Ideen können sie sich später reinziehen.
A.S. am Permanenter Link
Es ist höchste Zeit, die Religionen als Psycho-Herrschaftsinstrumente zu verstehen, und nicht als Welt"anschauung".
Religion ist seit über 5000 Jahren dazu da, die Menschen beherrschbar zu machen und zu steuern.
An die christliche Steuerung (Helfen!) sind wir gewohnt, die islamische fällt uns bitter auf.