Ukraine-Krieg

Kyrill verliert Ukrainisch-Orthodoxe Kirche und holt sich dafür die Diözesen der Krim

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Kyrill I., Patriarch von Moskau
Kyrill I., Patriarch von Moskau

Der russische Patriarch steht fest an der Seite seines kriegstreibenden Präsidenten, auch weil er damit eigene Machtinteressen verfolgt. Doch dies führte zu mehr Spaltung als zur Vereinheitlichung in seiner Kirche. Kyrill hält dennoch unbeirrt an seinem Kurs fest und erweitert seine Einflusssphäre um ein annektiertes Gebiet, während der wohl nicht ausreichend kriegsbegeisterte Außenamtschef seinen Posten räumen musste.

Kyrill I., Patriarch von Moskau, musste eine weitere Schlappe hinnehmen. Nachdem ihm sein Engagement für die Legitimation des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine nicht wie erhofft einen größeren Einfluss auch außerhalb Russlands und eine kirchliche Einheit der "Rus" bescherte, sondern stattdessen weltweit für eine weitere Zersplitterung der russisch-orthodoxen Kirche gesorgt hatte, kam nun eine weitere Schmach hinzu – und zwar in der aus russischer Sicht "abtrünnigen" Ukraine selbst.

Nachdem sich vor rund dreieinhalb Jahren bereits mit der Orthodoxen Kirche der Ukraine eine eigene, unabhängige ukrainische Nationalkirche herausgebildet hatte, erklärte sich nun auch die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche Moskauer Patriarchats nach über 300 Jahren für eigenständig. Sie hatte sich von Anfang an gegen den von Wladimir Putin angeordneten Einmarsch ausgesprochen und die "staatliche Souveränität und territoriale Integrität" der Ukraine anerkannt. Anders als die ehemalige russische Mutterkirche sieht der ukrainische Ableger den Krieg als Verletzung des christlichen Gebots "Du sollst nicht töten". Etwa zwei Millionen Menschen gehören der Glaubensgemeinschaft an, die nun nicht mehr als Angehörige der russisch-orthodoxen Kirche zählen.

Der offiziellen Loslösung vorausgegangen war die Forderung eines internationalen Kirchentribunals gegen den Moskauer Patriarchen, dem sich über 400 Priester angeschlossen hatten. Der Sprecher der russisch-orthodoxen Kirche sieht hingegen "externe Kräfte" am Werk, berichtet BR24, welche "die Einheit der russisch-orthodoxen Kirche zu zerstören" suchten. Eine offizielle Erklärung der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche habe man nicht erhalten, die sich "in einer sehr schwierigen Lage" befinde und "unter Druck aus vielen Richtungen" stehe; "von den Behörden, von Intriganten, von nationalistisch gesinnten Menschen und den Medien".

Druck scheint auch vom ehemaligen russischen Oberhaupt auszugehen: Dieses hatte in dieser Woche zum einen den wichtigen Posten des Außenamtschefs des Moskauer Patriarchats neu besetzt. Neben anderen Gründen wird gemutmaßt, der bisherige Amtsinhaber, Metropolit Hilarion, sei nicht kriegsbegeistert genug gewesen; er wurde durch Kyrills früheren persönlichen Sekretär und "Zögling" Metropolit Antonij ersetzt.

Zum anderen beschloss das Leitungsgremium der russisch-orthodoxen Kirche, "der Heilige Synod", dem der Patriarch von Moskau vorsteht, in seiner Sitzung, dass die orthodoxen Gemeinden auf der von Russland seit 2014 annektierten Krim von Kyrills Kirche übernommen werden. Damit sei die Annexion der Schwarzmeerhalbinsel auch kirchenrechtlich vollzogen, schreibt BR24. Bisher hatten die drei dortigen Diözesen noch der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche angehört – jener, die sich nun von Moskau losgesagt hat.

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