Auf der Suche nach Exoplaneten

BERLIN. (hpd) Sind wir allein im All? Haben Aliens seltsame Ohren oder eine grüne Hautfarbe? Vielleicht sogar Hörner oder Pferdefüße? Alle diese Fragen konnten nicht geklärt werden am vergangenen Sonntag. Dafür jedoch etliche andere.

Die erste ATHventslesung der Evolutionären Humanisten Berlin Brandenburg (EHBB) hatte den bekannten Astronom und Wissenschaftsblogger Florian Freistetter zu Gast, der darüber sprach, ob und wie die Menschen fremde Planeten entdecken. Leider war eine seiner ersten Botschaften: wann immer die Medien davon sprechen, dass eine neue Erde entdeckt wurde… es ist eine Ente. Denn so weit ist die irdische Technik noch gar nicht, um überhaupt erkennen zu können, ob einer der bereits entdeckten Planeten bewohnt oder bewohnbar ist.

Doch selbst mit dieser Einschränkung nahm Freistetter das Publikum auf eine kurzweilige und noch sehr kurze Reise durch die “Sternzeit” mit. Denn die erste Entdeckung eines Planeten außerhalb unseres Sonnensystems ist noch gar nicht so lange her. Erst in der Mitte der 1990-iger Jahre entdeckten Schweizer Astronomen den ersten extrasolaren Planeten. Wie sich später herausstelle, zudem auch noch einen, der nur sehr selten im All vorkommen: einen sog. “Heißen Jupiter” - einen Gasriesen, der in einer Entfernung von nur 0,05 Astronomischen Einheiten (1 Astronomische Einheit (AE) ist der Mittelwert der Entfernung zwischen Sonne und Erde) um seine Sonne “51 Pegasi” kreist. “51 Pegasi b” heißt der Planet, der die bis dahin geltenden Theorien um die Entstehung von Planetensystemen gründlich durcheinander warf. Denn er hätte danach überall sein dürfen; aber ganz sicher nicht so dicht neben seiner Sonne.

Inzwischen hat man einige dieser “heißen Jupiter” gefunden und vermutet, dass sie durch Migration - das heißt: Wanderungen innerhalb des Systems - von den kalten Außenbezirken in die Nähe der Sonnensysteme wandern. Weshalb sie sich aber dann irgendwann auf Kreisbahnen um den Stern einpegeln - darauf wissen auch Astronomen noch keine Antwort. Denn nach allen bisherigen mathematischen Modellen müssten sie irgendwann in den Stern stürzen. Doch vielleicht tun sie das noch und wir beobachten sie vor dem Sturz in den Stern.

Im Jahr 2000 kannte man bereits 30 Exoplaneten, bis zum Ende des Jahres 2008 kamen rund 300 hinzu. Nachdem jedoch der Beobachtungssatellit Kepler 2009 in das All gestartet war und viele entfernte Sonnen gleichzeitig untersuchen konnte, fanden die Astronomen Planeten über Planeten. Bislang entdeckte man mit Kepler 974 Exoplaneten sowie 4.254 “Kandidaten” - mögliche Planeten, deren Existenz noch durch bodengebundene Teleskope bestätigt werden muss - was allerdings wahrscheinlich ist.

Florian Freistetter stellte fest, dass Planeten im Weltall ebenso häufig anzutreffen sind wie Sonnen. Statistisch gesehen hätte nach den bisherigen Beobachtungen jeder Stern einen Planeten. Allerdings ließe sich daraus bislang keinerlei Schluss darauf ziehen, ob und welche Art von Leben auf einem der Planeten existiert. Wir Menschen können - wenn wir es denn technisch können - nur nach Leben suchen, das nach dem gleichen Muster aufgebaut ist, wie wir selbst; wie das irdische Leben. Wir können nach der sog. “Roten Kante” suchen; also versuchen, irgendwo da draußen pflanzliches Leben zu finden, das wie unseres Chlorophyll in Energie verwandelt.

Das wird in etwa 15 Jahren soweit sein. Wenn das European Extremely Large Telescope (E-ELT) auf dem Cerro Armazones in Chile fertig sein wird.

Das All entstand vor 13,7 Milliarden Jahren; vor 4,6 Milliarden Jahren unser Sonnensystem und die Erde. Das erste Leben darauf vor 3,5 bis 3,9 Milliarden Jahren, die Menschen erschienen erst vor 7 Millionen Jahren auf ihrer Oberfläche. Seit rund 2.000 Jahren machen wir uns (wissenschaftliche) Gedanken darüber, was “da oben” sei - und erst seit 20 Jahren wissen wir, dass es noch andere Planeten gibt. Zu wissen, dass wir in einer Zeit leben, die den Beweis bringen wird, dass wir entweder das das einzige oder eines unter vielen Leben auf Kohlenstoffbasis sein werden… nicht nur Florian Freitstetter ist von dieser Aussicht begeistert.

Deshalb stand dieses Zitat von Arthur C. Clarke am Ende seines Vortrags: “Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Entweder wir sind allein im Universum – oder wir sind es nicht. Beide sind gleichermaßen verstörend.”

 


Hinweis: Vieles aus dem Vortrag findet sich im empfehlenswerten Buch “Die Neuentdeckung des Himmels” von Florian Freistetter und in seinem Blog.