Im Fürstbistum Eichstätt (Hochstift Eichstätt bis 1802 vor der Säkularisierung) wurden zwischen 1411 und 1637 mehr als 400 Menschen gefangen, gefoltert und hingerichtet. Eine Ausstellung mit Kunst und Dokumenten, 45 Bild- und Texttafeln, berichtet über Verfolgung, Marter, Beraubung und die Justizmorde, die mitten in Eichstätt stattfanden.
Sonntag, 27. August 2017, heute ist der dritte Ausstellungstag. Während ich in Berlin diese Zeilen schreibe und darin ein Gespräch mit Wolfram Kastner wiedergebe, schließen sich am Domplatz in Eichstätt die Türen. In der aufgelassenen Johanniskirche nimmt Claus-Peter Lieckfeld das Protokoll des Folterprozesses gegen die Bürgerin Ursula Bonschabin in die Hand und beginnt aus dem Stapel vorzulesen: "Prothocollum …" und ich erinnere mich an die Worte von Wolfram Kastner: "Überall gibt es auf dieser Welt auch heute Folter. Deutschland hat Kontakt zu vielen Ländern, in denen gefoltert wird. Die Folterpraxis ist nichts neues, das wissen wir alle."
Wie und warum "Hexerey" gerade in Eichstätt so lange, so grausig und über alle Maßen brutal betrieben wurde und sich zu einer Menschenjagd entwickelte, sind Fragen, die Wolfram Kastner stellt. Dabei führte ihn seine Recherche in das Eichstätter Stadtarchiv.
Hier liegen Akten über Hexenprozesse und Folterprotokolle. Sie sind in Sütterlin lesbar vorhanden, eine Kenntnis, über die Wolfram Kastner verfügt. Die Stadt Eichstätt stellt sich als Zentrum der Hexenverfolgung in Bayern heraus. Kastner: "Die präzisen Folterprotokolle konnte ich nur in kleinen Schüben ertragen. Fünf Minuten in einem Stück zu lesen machte eine Pause von mindestens einem Tag notwendig."
Ursula Bonschabin wurde in Eichstätt zwölfmal gefoltert. 1627 war sie am 1. März in Haft genommen worden. 68 Tage später am 8. Mai 1627 sagte die der Hexerey angeklagte 36jährige Frau genau das, was man von ihr hören wollte. Das brachte ihr den "gerechten" Tod durch Feuer.
Ebenso wurden ihr Mann, Lorenz Bobschab, Bürgermeister der Stadt, ihre Mutter, Schwester, insgesamt mindestens zehn Personen aus ihrem Umfeld im Verlauf der Re-Katholisierung angeklagt und beraubt. "Sie hatten noch den Strick zu bezahlen, an dem sie hochgezogen wurden."
"Hexerey", Jagd auf Menschen, Verfolgung und Vernichtung haben, so Wolfram P. Kastner und Klaus-Peter Lieckfeld, Journalist, Autor und Mitveranstalter, ihren Ursprung in der Zeit der Reformation. Bürger wenden sich von der katholischen Kirche ab, werden Protestanten. Die katholische Kirche verliert Gläubige und Einnahmen. Einige Fürstbistümer in Bayern reagieren mit Verkäufen. Anders Eichstätt. Dort war das Bestreben, abtrünnige Bürger in den katholischen Bund zurückzuführen, die katholische Liga wieder zu stärken. Wankelmütige waren einzuschüchtern.
Die treibende Kraft zu den folgenden, für die Rückkehr zur katholischen Kirche oder den Verbleib sozusagen 'notwendige’ Taten hat einen Namen: Fürstbischof Johann Christoph von Westerstetten, gestorben 1637 in Eichstätt, tituliert als "Gegenreformator" und "Hexenverfolger". In Eichstätt jedoch ist eben jener trotz Erkenntnis mit Ehren geschmückt geblieben. Auskunft geben sein Grabstein im Kreuzgang des Doms von Eichstätt und sein Porträt im Domschatz- und Diözesanmuseum der Bischofsstadt. Ist man stolz auf diesen Mann? Von unseren Eltern haben wir doch gelernt und wissen, es gehört zu den menschlichen Tugenden, Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen.
Kastner beschäftigt sich seit langem mit dem Zentrum von Folter, Prozessen und dem Tod durch Feuer, wie es zwischen 1411 bis 1637 in den Archiven von Eichstätt lesbar ist. 2013 konfrontierte er gemeinsam mit weiteren Initiatoren die Stadt mit seinem Wissen darüber, forderte für die namentlich bekannten Opfer in Eichstätt "Rehabilitieren statt totschweigen".
Im Zentrum von Eichstätt führten sie die "Ursula-Bonschab-Gasse" ein, es blieb jedoch bei einem Versuch.
Courage und Akzeptanz in Eichstätt
Jetzt, 2017, bringen Kastner und Lieckfeld mit dieser Ausstellung erneut unbequeme Aufklärung in und an die Stadt. Hannes Kinau, Holzkünstler vom Ammersee hat sich mit einem Exponat der Ausstellung angeschlossen. Sein Exponat ist eine Kette. Gearbeitet aus einem Ahornstamm, sie hat eine Höhe von zwei Metern mit Kettengliedern zwischen 50 bis 60 Zentimetern.
Wally Reichert, Künstlerin aus Eichstätt hat sich mit zwei Bildern beteiligt.
500 Besucher aus allen Generationen haben in den ersten drei Tagen die Ausstellung besucht und zeigten sich interessiert, aufgeschlossen, größtenteils schockiert.
Gerade junge Menschen sagten: Ja, eine systematische Forschung und die ganze Wahrheit zu bekennen sei notwendig.
Das ist ein Teil der Antwort, aber, nicht nur. Honoratioren der Stadt waren zur Ausstellung eingeladen. Hier sah es anders aus, eher kam aus der Frage der Verantwortung ein "Nein" oder ein zögerliches "Vielleicht".
Gregor Maria Hank, 82. Bischof von Eichstätt. 2006 als Nachfolger des 81. Bischof Walter Mixa berufen, war Hank zuvor der dritte Großkanzler der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Der Bischof schickte auf die persönliche Einladung zur Ausstellung über seinen Generalvikar eine milde Antwort: Der Bischof könne nicht teilnehmen, die katholische Kirche habe eine lange Erinnerungskultur und sei sich ihrer Geschichte und Fehler bewusst, so hieß es. Auf eine zweite Aufforderung der Ausstellungs-Organisatoren, Tatsachen wären nicht durch Weggucken zu beseitigen, kam ebenfalls eine Antwort: Man denke darüber nach.
Zum anderen begleiten Veranstaltungen die Ausstellung. Am 27. August wurde das "Prothocollum" in Auszügen öffentlich gelesen. Zwischen dem 1. bis zum 12. September 2017 finden weitere Vorträge und Lesungen statt.
Eine Gesprächsrunde ist offen bzw. entsteht zögerlich. Zum Thema "Erforschen Erinnern Rehabilitieren – zum Umgang mit den Justizmorden oder Hexenjäger, zum Stand der Forschung, zu Formen der Erinnerung an die Verfolgten, zur Stellung der Katholischen Kirche und der Rechtsnachfolger sowie zur Frage einer möglichen Rehabilitation" reagierten angefragte Teilnehmer aus Eichstätt bisher mit Absagen.
Forderungen begleiten die Ausstellung
Erstens - die namentliche Rehabilitation der Opfer.
Dazu gehören Gedenktafeln am Rathaus von Eichstätt, am Dom und bestehenden Wohnhäusern der Rehabilitierten. Gefordert wird ein Denkmal für die Opfer direkt in der Stadt Eichstätt. Hier fanden Folter, Verurteilung und Feuer-Tod statt.
Das jetzige Denkmal ist am Galgenberg, damit außerhalb von Eichstätt und ist suggestiv so gelegen, als gäbe es zwischen den Opfern und Eichstätt keine Verbindung.
Gefordert wird auch, dass im Zentrum von Eichstätt Straßen umbenannt und die Namen der Opfer tragen.
Zweitens - Aufklärung darüber, was mit dem Vermögen der Opfer, beispielsweise Grund und Boden, ihren Häusern geschah. Gefordert wird die Rückgabe der Werte an die Erben.
Eine Stiftung soll entstehen, damit Werte, die nicht zurückgegeben werden können heutigen Folteropfern ausgehändigt werden können.
Drittens - Installierung eines Forschungsprojekts an der katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, gegründet 1980 in Eichstätt.
Das Ziel soll sein, aus dem bisher unbeachtet liegenden Konvolut an Protokollen aus den genannten Jahren, speziell von 1612 bis 1630, Erkenntnisse zur sozialen Struktur der Menschen zu erzielen, die Opfer der Hexenverfolgung wurden.
Der Bund für Geistesfreiheit Bayern (BfG) unterstützt die Ausstellung mit 4.500,00 Euro. Außerdem fordert der BfG das Bistum Eichstätt zu einem Schuldbekenntnis auf und kritisiert "fehlende öffentliche Darstellung der Verbrechen des Massenmörders Fürstbischof Westerstetten".
Ort der Ausstellung und der Veranstaltungen "wegen Hexerey - denunziert - gefangen - gefoltert - verbrannt"
Ehemalige Johanniskirche, Domplatz 18, 85072 Eichstätt, 08421 6001-400
vom 25. August bis 15. September 2017, täglich von 11 bis 18 Uhr
Termine der Veranstaltungen, Beginn jeweils 19:30
01.09.2017 Fr. "Pater Spee - Anwalt der Hexen" – Claus-Peter Lieckfeld liest aus seinem historischen Roman
02.09.2017 Sa. "Als Hexe verurteilt und hingerichtet: die Hebamme Barbara Khayer und die Wehmutter Margarethe Seybold" – Vortrag und Lesung: Birke Grießhammer, Historikerin
08.09.2017 Fr. "Rehabilitation - unmöglich?" – Vortrag von Pfarrer Hartmut Hegeler, Autor und Gründer des Arbeitskreis Hexenprozesse, zu Möglichkeiten der Erinnerung und der Rehabilitation der wegen Hexerey Ermordeten
12.09.2017 Di. "Barbara Schwarz und das Feuer der Willkür: Ein Fall aus der Geschichte der Hexenverfolgungen" – Autorenlesung von Dr. Harald Parigger (Autor, Historiker und Direktor der Bayerischen Landeszentrale für Politische Bildungsarbeit)
Termin noch offen: "Erforschen Erinnern Rehabilitieren" – zum Umgang mit den Justizmorden der Hexenjäger, zum Stand der Forschung, zu Formen der Erinnerung an die Verfolgten, zur Stellung der Katholischen Kirche und der Rechtsnachfolger sowie zur Frage einer möglichen Rehabilitation. Eine Einladung zum öffentlichen Gespräch sind an den Bischof Gregor Maria Hanke und den Generalvikar von Eichstätt, Isidor Vollnhals ergangen.
Zu Wolfram P. Kastner, Künstler. Er greift mit seinen Arbeiten und Aktionen meist politische und historische Themen auf. Er steht für Kunst und Forschung, macht Kunst, die stört und sich einmischt. Webseite: http://www.ikufo.de/
58 Kommentare
Kommentare
Wolfgang am Permanenter Link
Und schreibt doch endlich einmal, das ausschließlich Christen gemordet und gefoltert haben und zwar von höchster Stelle: die christlichen Kirchen! Herrgottsakramentnochmal!
Petra Pausch am Permanenter Link
Wolfgang, sind Sie in der Lage, einen Artikel zu lesen? Scheinbar nicht, denn sonst hätten Sie bemerkt, dass genau das im Artikel steht: "Bürger wenden sich von der katholischen Kirche ab, werden Protestanten.
Wolfgang am Permanenter Link
Und Luther hatte auch nix gegen Hexenverfolgung und Protestanten haben nie protestiert.
Dazu kommt, das weder ein katholischer Gott noch ein evangelischer Gott eingegriffen hat.
Karl-Heinz Büchner am Permanenter Link
"Luther hatte auch nix gegen Hexenverfolgung" ist ein Super-Euphemismus. Er war ein eifriger Befürworter der Hexenverfolgung. Er hat sich erboten, selbst Feuer an die Scheiterhaufen zu legen. Und warum?
Wolfgang am Permanenter Link
Und bis heute sind sich beide Kirchen keiner Schuld bewusst; oder hat ein Gott eingegriffen?
Norbert Schönecker am Permanenter Link
Dass ausschließlich Christen gemordet und gefoltert haben, stimmt. Es ist ebenso wahr wie die Tatsache, dass ausschließlich Männer gemordet und gefoltert haben.
"und zwar von höchster Stelle: die christlichen Kirchen!" - Das hingegen stimmt nicht. In deutschen Ländern, wo der Landesfürst kein Bischof war, lag das Verfahren seit der Geltung der Lex Carolina (ab 1532) zur Gänze in staatlicher Hand. Kirchliche Beteiligung war nicht vorgesehen. Leseempfehlung: http://hexenprozesse.at/#Prozessallgemein
Darüber hinaus gab es auch viele Fälle von Lynchjustiz durch aufgebrachte Volksmengen - hier waren also weder kirchliche noch staatliche "hohe Stellen" beteiligt.
Wolfgang am Permanenter Link
Die Kirchen haben die Drecksarbeiten dem Staat "übereignet". So hat sich die Kirche nicht ihre Hände schmutzig gemacht. So geht Kirche!
Norbert Schönecker am Permanenter Link
"Die Kirchen haben die Drecksarbeiten dem Staat "übereignet"."
Können Sie das irgendwie belegen?
Kaiser Karl V ist nicht gerade dafür berühmt, sich von den Kirchen gängeln zu lassen.
Der europäische Hexenwahn ist ein weitgehend deutsches Phänomen. In Süd-, Nord-, Ost- und Westeuropa konnte er nicht Fuß fassen. Das deutet für mich darauf hin, dass er nicht von den Kirchen gewollt war.
Im Gegenteil: Die Katholische Kirche (Papst und Inquisition) hat die Todesstrafe wegen Hexerei ausdrücklich abgelehnt. "Die staatliche spanische Inquisition, gegründet im späten 15. Jahrhundert, lehnte Hexenverfolgung ausdrücklich ab. Auch die im 16. Jahrhundert folgende römische Inquisition schritt wiederholt gegen Hexenverfolgungen ein." aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Hexenverfolgung#Inquisition
Es wäre höchst eigenartig, wenn die Inquisition, die bei der Häretikerverfolgung überhaupt keine Hemmungen hatte, sich "die Hände schmutzig zu machen", bei der Hexenverfolgung plötzlich Hemmungen gehabt haben sollte.
Viel einfacher ist die Annahme, dass Papst und Inquisition wirklich gegen Hexentötungen waren. Wolfgang Behringer, der diesbez. kundigste deutsche Historiker, vertritt diese Ansicht.
Wolfgang am Permanenter Link
Ich verweise auf das Buch:Kapitalverbrechen an Frauen im Namen der Kirchen. Frauen unter der Folter
von Günther Rudolf
Dann biete ich noch das Buch "Der Pfaffenspiegel" von Otto von Corvin an.
Weitere "Drecksarbeiten" übernimmt noch heute der Staat von der Kirche: Die Einbeziehung der Kirchensteuer. Und das aus eigener Erfahrung mit dubiösen Begründungen.
Ich bin freier Atheist und glaube nicht jeden Mist!
Norbert Schönecker am Permanenter Link
Was wikipedia über den "Pfaffenspiegel" zu sagen hat:
"Das „gepfeffert polemische Werk“ beinhaltet eine oberflächliche Geschichtsklitterung, die von den Nationalsozialisten zu Hetzaktionen gegen die katholische Kirche genutzt wurde."
und: "Im wissenschaftlich-historischen Kontext wird Corvins Stoffsammlung als wertlos erachtet."
Nein, das halte ich mal nicht für lesenswert.
Über Günther Rudolfs Buch kann ich nichts so Eindeutiges sagen. Aber der Verfasser ist nun mal Jurist und Schriftsteller, kein Historiker. Da vertraue ich z.B. Arnold Angenendt mehr.
Es ist übrigens keinesfalls meine Absicht (wie hier manche unterstellen), die Kirche von aller Schuld an der Hexenverfolgung reinzuwaschen. Wer meine Postings zur Gänze liest, wird das auch merken. Mein Ziel ist es, Klischees durch Fakten zu ersetzen.
Manche in diesem Forum haben das offenbar gar nicht gerne.
"Die bösen Pfaffen!" zu rufen schafft offenbar mehr Befriedigung als "Die bösen Juristen!". Oder gar die Feststellung, dass Menschen ganz allgemein in der Lage sind, sich in Notzeiten den erstbesten Sündenbock zu suchen, sich mit der entfesselten Masse mitreißen zu lassen zu morden.
Wolfgang am Permanenter Link
Ich weiß nicht, ob ich es hier mit einem widerwilligen Geistlichen oder Geistlichen wider Willen zu tun habe. Zwischen Geistlichem und Geistigen liegen Welten.
Lesen Sie Schopenhauer, Nietzsche, Goethe, Schiller, Bartolomae las Casas, Theo Löbsack,
Prof. Horst Hermann, Prof. Karlheinz Deschner, hören sie mal Dieter Nuhr, Volker Pispers
und besuchen die Galerie der Kirchenkritik in Eichstädt.
Wer einen christlichen Wind sät, muss mit einem atheistischen Sturm rechnen. Amen.
Norbert Schönecker am Permanenter Link
Von allen Personen, die Sie aufzählen, sind meines Wissens nur zwei fertig ausgebildete Historiker, nämlich Las Casas und Dieter Nuhr.
Ersterer hat sich über den Hexenwahn nicht näher geäußert. Den hat es nämlich in seiner Gegend gar nicht gegeben. Er hat sich energisch für die Rechte der Indios eingesetzt. Für die der importierten Sklaven aus Amerika leider weniger.
Zweiterer übt dieses Studium nicht aus, sondern den Beruf des Kabarettisten. Ehrenwert, aber das dort Gesagte sollte man wissenschaftlich nicht allzu wörtlich nehmen. Ob er etwas über den Hexenwahn von sich gibt, ist mir nicht bekannt.
Letzeres gilt auch für Schopenhauer, Nietzsche, Goethe und Schiller. Seit deren Zeit ist außerdem viel Forschung betrieben worden, mit vielen neuen Erkenntnissen.
Deschners Beiträge zum Thema sind da schon ernster zu nehmen. Er hat viel Quellenstudium betrieben, und viele Fakten, die er bringt, stimmen auch.
Aber Deschners Bücher sind definitiv einseitig. Von objektiver Geschichtsschreibung kann keine Rede sein. Das lag auch nicht in seiner Absicht, was man schon am Titel "Kriminalgeschichte des Christentums" ablesen kann. Alles andere - wie die Beteiligung z.B. der Universitäten, staatlichen Behörden, Juristen und des "einfachen" Volkes an den Verbrechen, wie auch Widerstand innerhalb der Kirche gegen die Verbrechen - wird ausgeblendet. Vielleicht hat auch deshalb Deschner keinen guten Stand in der Welt der akademischen Geschichtsforschung: laut Angenendt findet sich von Deschner weder ein Beitrag in historischen Zeitschriften noch eine Beteiligung an Kongressen und Sammelbänden (Stand: 2009).
Seriöse Geschichtsforschung soll möglichst alle Fakten zum Thema liefern, nicht nur diejenigen, die einer bestimmten vorgefassten Intention dienen.
Wenn man, wie Deschner, die Verbrechen der Kirche zusammenfassen will, dann ist das legitim. Man daraus aber nicht schließen, dass z.B. die Kirche alleine Schuld ist an den Hexenverfolgungen. Die Mitschuld der Juristen, der Amtsleute, des "einfachen" Volkes hat Deschner methodisch ausgeblendet.
Genauso legitim wäre es, eine Geschichte der Wohltaten der Kirche an den Menschen zu schreiben. Daraus dürfte man aber nicht schließen, dass die Kirche nie Verbrechen begangen hätte.
Und wenn man ganz allgemein die Geschichte der europäischen Hexenverfolgung der frühen Neuzeit schreiben will, dann darf man nicht nur Deschner lesen, weil der nur einen Teilaspekt behandelt, nämlich die Beteiligung der Kirchen an den Verbrechen.
Wenn man auch die Beteiligung anderer an den Verbrechen sowie die Beteiligung der Kirchen an der Überwindung des Hexenwahns kennenlernen will, dann braucht man andere Lektüre.
Da Prof. Herrmann nach meiner Einschätzung ein höchst seriöser akademisch ausgebildeter Forscher ist (nicht historisch, aber theologisch und juristisch), vermute ich, dass er mir hier zustimmen würde.
Dasselbe gilt ganz offenbar für die Betreiber der im Artikel beworbenen Ausstellung. Auch die ziehen anscheinend eine umfassende Darstellung des Themas "Hexenverfolgung" einem puren Kirchenbashing vor.
Was ich da schreibe, ist gar nicht "christlicher Wind". Das ist Aufruf zu objektiver Forschung und zur seriösen Präsentation der Forschungsergebnisse.
Wolfgang am Permanenter Link
Danke für Ihre langen Ausführungen, bringt aber nichts.
Auf dieser Erde werden ca. 3000 Götter und Göttinnen genannt, aber keiner existiert!
Religion und Heuchelei sind Zwillingsschwestern, und beide sehen sich so ähnlich, dass sie zuweilen nicht voneinander zu unterscheiden sind.
(Heinrich Heine, dt. Dichter, 1797-1856)
Sind Sie in der Lage, meine Behauptungen zu widerlegen? Brauchen Sie Ihren Gott dazu?
Der wird Ihnen nicht helfen, wetten, dass???
Norbert Schönecker am Permanenter Link
Ich habe Theologie studiert. Da gehören Schopenhauer, Nietzsche und las Casas dazu.
Goethe habe ich bereits im Gymnasium gelesen.
Mit Gott habe ich schon oft gesprochen. Nein, ich bin kein Psychopath, ich höre keine Stimmen und sehe keine Gespenster. Aber es gibt verschiedene Arten der Kommunikation. Nach meiner Erfahrung reagiert Gott durchaus auf meine Gebete, meine Bitten und Fragen. Nicht immer so, wie ich es mir wünsche. Oft besteht die Antwort darin, dass er mir zeigt, wie ich mir selbst helfen kann oder was in meinem Leben wichtig sein sollte und was nicht.
Würde er alle Wünsche pünktlich erfüllen, dann wäre er nicht Gott, sondern ein himmlisches Versandhaus.
Die Rechnung der Todesopfer ist nicht leicht.
Manche zählen die Opfer der Ernteausfälle nach einem Vulkanausbruch zu den Todesopfern mit, andere nicht. Man könnte auch leicht 80% aller Schiffsunglücke auf Naturkatastrophen zurückführen - je nachdem, ab wann starker Wind eine Naturkatastrophe ist. Aber man muss es nicht tun. Und ist die derzeitige Dürre in Ostafrika eine Naturkatastrophe?
Manche zählen die Grippetoten nach der Konquista in Südamerika zu den Opfern des Christentums, andere nicht. Manche zählen die getöteten Indianer Nordamerikas zu den Opfern des Chriatentums, andere nicht. Auch darüber, wie lange der 30jährige Krieg ein Religionskrieg war und ab wann er ein purer Machtkampf der Adelshäuser wurde, kann ewig diskutiert werden.
"Ich behaupte weiter, es gibt kein Leben nach dem Tode." Ich behaupte das Gegenteil. Nach unserem Tod werden wir es wissen. Oder eben nicht.
Gott hilft mir übrigens immer. Ohne ihn könnte ich nicht einmal existieren, geschweige denn schreiben und denken.
P.S.: Sie sind inzwischen sehr weit weg vom ursprünglichen Thema. Zur Erinnerung: Ich habe einige Fakten zum Thema "Hexenverfolgung in Europa" aufgezählt. Keine wurde bisher konkret widerlegt. Sie und andere Poster bevorzugen es, über andere Sachen zu schreiben. Würde ich so etwas tun, dann unterstellte mir Herr Kammermeier ganz gewiss ein "durchschaubares Ablenkungsmanöver".
Wolfgang am Permanenter Link
Ihr Gott hat nichts gegen den Hexenwahn unternommen. Und alle Morde an Nichtchristen
haben ihren Gott nicht beeindruckt, tote Kinder, tote Mütter, was für eine Religion! Großer
Und jetzt, lieber Herr Schönecker, was macht ihr Gottle jetzt? Nix, wetten dass????
[Anm. d. R.: Wolfgang, bitte halten Sie sich künftig an die Netiquette]
Wolfgang am Permanenter Link
Bei dem Thema Hexenwahn kann einem mal die Netiquette ausrutschen. Netiquette gab es auch nicht auf den Scheiterhaufen.
Gondel am Permanenter Link
Wäre demnach dieser Gott, welcher Ihnen antwortete, genau der selbe, welcher zu Martin Luther sprach und ihm befahl (siehe Zitat weiter unten), oder würden Sie eher vom Monotheismus abrücken?
Norbert Schönecker am Permanenter Link
Ich nehme an, dass die Befehle, die Luther zu vernehmen glaubte, nicht von Gott stammten. Worauf Luther gehört hat, weiß ich nicht. In Frage kommen z.B.
Was mich betrifft, nehme ich natürlich an, dass tatsächlich Gott zu mir spricht (sicherheitshalber noch einmal, für neue Leser: Nein, Gott tut das nicht verbal, schon gar nicht akustisch). Und ich hoffe, dass ich mich damit möglichst selten irre. Ausschließen kann ich einen Irrtum natürlich nicht. Schon allein deshalb würde ich eine Botschaft Gottes an mich niemals als Begründung nehmen, einen anderen Menschen zu töten. Das unterscheidet mich von Luther sowie von anderen Fanatikern (katholischen Fanatikern inklusive).
WOLFRAM KASTNER am Permanenter Link
Hallo Herr Schönecker,
Das Buch wurde nie ins Deutsche übersetzt. 3000 Besucher sahen die Ausstellung und drückten ihren Respekt aus, Sie aber urteilen blind und ohne konkrete Kompetenz. Das spricht für sich selbst.
Norbert Schönecker am Permanenter Link
Sie beziehen sich offenbar auf folgende Aussage von mir vom 06.09. um 10:33:
"Dasselbe gilt ganz offenbar für die Betreiber der im Artikel beworbenen Ausstellung. Auch die ziehen anscheinend eine umfassende Darstellung des Themas "Hexenverfolgung" einem puren Kirchenbashing vor." (Geschrieben nach einer ebenfalls respektvollen Erwähnung von Prof. Herrmann)
Wenn Sie es nocheinmal genau lesen, dann werden Sie feststellen, dass das ein Lob für die Ausstellung war.
Und zuvor, am 29. August 2017 um 14:39, hatte ich als erste Reaktion auf obigen Artikel folgendes gepostet:
"Über die Zeit des Hexenwahns kursieren derart viele falsche Vorstellungen, dass Volksbildung wirklich notwendig ist. Wenn die obige Ausstellung dazu beiträgt, dann ist das zu begrüßen.
Die Tatsache, dass Kirchenvertreter zu Gesprächen eingeladen sind und Pater Spee ein eigener (wahrscheinlich positiver) Vortrag gewidmet ist, lässt mich hoffen, dass diese Veranstaltung nicht einseitig kirchenfeindlich ist."
Forschen und bilden Sie also bitte weiter. Da Sie offenbar eben kein Kirchenbashing betreiben, sondern fundierte und objektive Kritik vornehmen, kann das nur nützen. Auch der Kirche, die der Wahrheit verpflichtet ist.
Mit freundlichen Grüßen
Norbert Schönecker
Hans Trutnau am Permanenter Link
Jetzt wollte ich schon Protokollen in Sütterlin fragen; aber das, was transkribiert auf den Bildern erkennbar ist, reicht eigentlich. Erregt Ekel.
Der gute Kastner prangert das zu Recht seit Jahren an.
Norbert Schönecker am Permanenter Link
Über die Zeit des Hexenwahns kursieren derart viele falsche Vorstellungen, dass Volksbildung wirkllich notwendig ist. Wenn die obige Ausstellung dazu beiträgt, dann ist das zu begrüßen.
Die Tatsache, dass Kirchenvertreter zu Gesprächen eingeladen sind und Pater Spee ein eigener (wahrscheinlich positiver) Vortrag gewidmet ist, lässt mich hoffen, dass diese Veranstaltung nicht einseitig kirchenfeindlich ist.
Eine neutrale Berichterstattung kommt z.B. an folgenden Punkten nicht vorbei:
) Der weitaus größte Teil der Hexenprozesse wurde von weltlichen Gerichten unter dem Vorsitz von Juristen (nicht von Geistlichen) geleitet.
) Inquisition und Papst haben Todesstrafen wegen Hexerei abgelehnt.
) Die Fürstbischöfe und -erzbischöfe in Deutschland aber haben mehrheitlich den Hexenwahn gefördert; in ihren Ländern gab es überdurchschnittlich viele Todesstrafen (sprich: Justizmorde).
) In protestantischen Ländern gab es ebenso wie in katholischen Ländern Hexenverfolgungen samt Tötungen.
) Der Hexenwahn kam in Wellen. Die meisten Bewohner Deutschlands in der fraglichen Zeit waren wahrscheinlich von keinem einzigen Hexenprozess in ihrer persönlichen Bekanntschaft betroffen.
) Der Hexenwahn ist eine Episode der Neuzeit, nicht des Mittelalters.
) Die Gesamtzahl der Todesopfer beträgt etwa 50.000, verteilt auf 250 Jahre.
) In Ländern ohne Konfessionsstreit (Italien und Spanien sowie Skandinavien) hat sich der Hexenwahn nicht ausgebreitet.
) Der Dominikaner Heinrich Kramer/Institoris hat das tragisch-wirkmächtige Buch "Hexenhammer" verfasst; die dazugedruckten päpstlichen und universitären Dokumente waren aber nie auf dieses Buch bezogen, ihre Vorschaltung ist eine pure Täuschung.
Wie es sein kann, dass gebildete Juristen und Theologen, Bischöfe und Fürsten beim Hexenwahn mitmachen konnten; wer davon profitiert hat; warum Kritiker 150 Jahre lang (in der Neuzeit!) kaum gehört wurden; warum Päpste und Universitäten nicht lauter protestiert haben - das zu erforschen kann sich lohnen.
Hans Trutnau am Permanenter Link
"Die Gesamtzahl der Todesopfer beträgt etwa 50.000, verteilt auf 250 Jahre."
Norbert Schönecker am Permanenter Link
Wie kommen Sie auf die geradezu irrsinnige Idee, dass ich oder sonst ein Mensch 50.000 Morde für eine Bagatelle halten könnte?
Es geht mir darum, verbreitete falsche Vorstellungen zu korrigieren. Manchmal hilft das der Kirche, manchmal auch nicht. Die besondere schmähliche Rolle der Fürstbischöfe darf, wie ich bereits geschrieben habe, auch nicht unter den Tisch gekehrt werden.
Wolfgang am Permanenter Link
Auch wenn durch das Christentum Tausende von Menschen ums Leben kamen, hast du kein
Recht, das Christentum zu kritisieren!
Sagt meine katholische Ehefrau. So geht Glauben heute.
Norbert Schönecker am Permanenter Link
Da bin ich aber ganz anderer Ansicht als Ihre Ehefrau, bei allem Respekt vor ihr, unbekannterweise.
Kritik an wem auch immer ist berechtigt. Sie sollte aber argumentativ begründet sein. Am besten mit nachprüfbaren Fakten. Für letztere gibt es z.B. Historiker.
Es gibt zur Schande der Kirche zahlreiche nachgewiesene Verbrechen, die sie begangen hat. Das heißt aber nicht, dass jeder einzelne Vorwurf stimmt.
Wolfgang am Permanenter Link
Ein bisschen schwanger geht nicht. Hören Sie auf, die Rosinen herauszupicken. Der Hexenwahn und der Teufelswahn hat in vielen Orten noch seine Anhänger.
Norbert Schönecker am Permanenter Link
Die Annahme, dass der Teufel existiert, führt nicht zwangsläufig zur Annahme, dass der Teufel existiert. Bitte nicht gleichsetzen.
Ich selbst vermute tatsächlich, dass der Teufel existiert. Ich bestreite aber, dass er Menschen die Macht verleiht, zu fliegen und Hagel zu erschaffen. Ob es echte Besessenheit gibt, kann ich nicht beurteilen. Psychische oder psychiatrische Erkrankungen sind sicher wesentlich häufiger, und frühere Diagnostizierungen der "Besessenheit" waren wahrscheinlich zu 90% - 100% Fehlurteile.
Dass man sich aber bekreuzigt als äußeres Zeichen dafür, dass man Gottes Kraft als Schutz gegen Böses oder den Teufel selbst erbittet, halte ich für ganz normal. Das führt auch nicht auf geradem Weg zu Hexenverbrennungen.
Und sich zu fürchten ist vielen Situationen völlig angebracht. Ein Mensch, der sich nicht fürchten kann, hat einen schweren psychischen Defekt. Und wer nicht um Hilfe bitten will, hat einen sozialen Defekt.
In der Kirchengeschichte waren übrigens Hexenverfolgungen die (traurige und verbrecherische) Ausnahme.
Was Sie mit "Rosinen herauspicken" meinen, weiß ich nicht.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Lieber Herr Schönecker,
beantworten Sie mir eine einzige Frage: Wie viele "Hexen" wären angeklagt, beraubt und/oder verbrannt worden ohne die Bibel, ohne das Christentum und ohne Luthers verfälschende Bibelübersetzung...?
Norbert Schönecker am Permanenter Link
S.g. Herr Kammermeier!
Das ist natürlich nicht mit exakten Zahlen beantwortbar.
Der Hexenglaube stammt aber sicher aus vorchristlicher Zeit. Sie wissen ja, dass der Glaube an Magie älter ist als das Christentum. Das gilt auch für den Glauben an böse Magie, an Schadenszauber. Und für die Angst davor.
Auch die Eifersucht führender Männer auf gebildete Frauen (wie hoch der Anteil dieses Neids an der Hexenverfolgung auch immer gewesen ist) ist älter als das Christentum.
Hexenverfolgung gibt es außerdem auch heute noch außerhalb des Christentums, ganz ohne Luther.
Im Früh- und Hochmittelalter hat übrigens die Kirche noch so einige aufflackernde Wellen des Hexenwahns unterdrückt. Ein paar Jahrhunderte ziemlich erfolgreich. Dann in Deutschland nicht mehr, eher im Gegenteil.
Also, zu Ihrer Frage:
Es hätte ganz sicher mehr als Null Hexenmorde gegeben. Nach oben hin lässt sich kein Limit setzen, da wir nicht wissen, ob sich ohne Christentum orientalische Mysterienkulte, germanische Religionen, der römische Pantheon, der Islam (etwas später) oder sonstwas ausgebreitet hätte.
Zu Luthers Bibelübersetzung kann ich nichts sagen.
Eine verheerende Rolle hat allerdings sicher der "Hexenhammer" gespielt, der ganz unzweifelhaft von einem Dominikaner, also einem Vertreter der Kirche, geschrieben worden und von einigen Bischöfen (nicht allen!) eifrig verbreitet worden ist. Ich glaube, dass der Hexenhammer hier wesentlich mehr üble Wirkung erzeugt hat als die Bibel.
Bei letzterer ist der Satz "Du sollst die Zauberer nicht am Leben lassen" berühmt geworden. Es bleibt aber untersuchungswürdig, warum gerade diese Passage damals wesentlich ernster genommen worden ist als viele andere Tötungsgebote aus dem Alten Testament.
Was "beraubt" betrifft: Dass missliebige Nachbarn bereit sind, ihre Feinde falsch anzuklagen, um sich einen Teil deren Besitzes anzueignen, werden Sie ja hoffentlich nicht als typisches Merkmal des Christentums betrachten. Gier und Rücksichtslosigkeit sind in der Menschheit überall anzutreffen.
itna am Permanenter Link
Ach Herr Schönecker, ganz, ganz seltsamerweise nahm sich dann die liebe Kirche der Besitztümer der Ermordeten an. Hören Sie doch auf, diesen Verbrecherverein zu verteidigen.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"Hören Sie doch auf, diesen Verbrecherverein zu verteidigen."
Er muss - vermutlich sogar widerwillig. Er ist als Priester aktiver Teil des Problems...
Norbert Schönecker am Permanenter Link
"nahm sich dann die liebe Kirche der Besitztümer der Ermordeten an"
Das ist einfach falsch.
"In vielen Ländern erhielten die Denunzianten auch Geld für eine Anzeige."
"Sofern Vermögen vorhanden war, wurden damit die Prozesskosten abgedeckt. Wenn die Verurteilten mittellos waren, musste die Grundherrschaft die Prozesskosten übernehmen. Ein gutes und sicheres Geschäft also. Das führte nicht selten dazu, dass die Verfahren oft gnadenlos in die Länge gezogen wurden."
(aus: http://hexenprozesse.at/#Prozessallgemein)
Profitiert haben also Gerichtsmitarbeiter, Scharfrichter und Denunzianten.
Für Westfalen ab 1628 schreibt Wikipedia: "Zwar waren die Gerichtskosten grundsätzlich von den Verurteilen zu tragen, aber es wurde nicht der gesamte Nachlass eingezogen, und die Möglichkeit der Bereicherung durch Richter und andere Personen wurde begrenzt." (https://de.wikipedia.org/wiki/Hexenverfolgung_im_Herzogtum_Westfalen)
Laut "http://www.frauenwissen.at/hexen.php" (eine allerdings historisch nicht sonderlich seriöse Seite) galt: "Für eine Behörde war ein Hexenprozess der beste und schnellste Weg, Geld zu verdienen. Die Obrigkeit hatte also handfeste materielle Interessen: Laut Gesetz fiel ihr der ganze Besitz der als Hexen Hingerichtete zu." Zuständige Behörde war aber spätestens ab 1532 das weltliche Gericht, nicht die Kirche.
Haben Sie für Ihre Behauptung, dass die Besitztümer der Ermordeten an die Kirche gegangen seien, auch irgendwelche Belege?
itna am Permanenter Link
<i>Haben Sie für Ihre Behauptung, dass die Besitztümer der Ermordeten an die Kirche gegangen seien, auch irgendwelche Belege?</i>
Ja, hunderte Belege. Man schaue sich die Grundbuchauszüge hier genauer an.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Pssst - er muss das. Er ist Mitglied in dem Verein.
Norbert Schönecker am Permanenter Link
Ist Ihnen aufgefallen, dass ich die deutschen Fürstbischöfe, Theologen und auch die zu leisen Proteste der Päpste ausdrücklich kritisiert habe?
Ich bin der vielleicht kuriosen Ansicht, dass Beschäftigung mit Geschichte nur dann etwas bringt, wenn man zuerst neutral Fakten sammelt und sich von Vorurteilen frei macht.
In meinem Posting habe ich das gemacht.
Steht dort irgendetwas Falsches? - Das müssten Sie mir belegen.
Habe ich etwas Wichtiges unterschlagen?
Habe ich die Beteiligung der Kirche verschwiegen? - Nein!
Wenn das Aufzählen von Fakten in Ihren Augen eine Verteidigung der Kirche ist - dann schließe ich daraus, dass nicht ich die Kirche verteidige, sondern dass die Fakten das tun. Das freut mich dann natürlich.
Obwohl ich, wie gesagt, durchaus eine aktive Beteiligung der Kirche an den Verbrechen des Hexenwahns sehe.
Hans Trutnau am Permanenter Link
"Steht dort irgendetwas Falsches? - Das müssten Sie mir belegen."
Nö, muss ich nicht; weil ich so etwas überhaupt nicht behauptete.
Sie verteidigen den Verein als dessen Mitglied.
Doch - das geht.
Norbert Schönecker am Permanenter Link
Ich verteidigte in meinem Posting historische Tatsachen.
Manche Leser hier stört das offenbar. Das wirft das kein gutes Licht auf sie.
Man muss auch kein Kirchenmitglied sein, um historischen Fakten den Vorrang zu geben vor ideologisch geprägten Vorurteilen oder schlichtem Schimpfen.
Wolfgang am Permanenter Link
"Der Gläubige lässt sich seinen Glauben nicht entreißen, nicht durch Argumente und nicht durch Verbote, Gelänge es aber bei einigen, so wäre das eine Grausamkeit. Wer durch
Siegmund Freud
Norbert Schönecker am Permanenter Link
S.g. Wolfgang!
Sie sind offenbar nicht willens oder in der Lage, ein historisches Thema als solches zu behandeln. Ihre ständigen Abweichungen zum Thema "Glaube" nehmen in meinen Augen langsam krankhafte Züge an.
Es sollte doch gerade in einem humanistischen Forum möglich sein, das Thema "Hexenverfolgung" (oder sonst eines) vorurteils- und ideologiefrei anzugehen, auf der Basis historischer Tatsachen. Bitte! Ja?
Wolfgang am Permanenter Link
Wo ist der Unterschied zwischen dem Hexenwahn und einem Glauben? Die Frauen wurden deshalb umgebracht, weil die Herren glaubten, sie seien Hexen. Die Angst der Männer vor den Frauen, heute immer noch aktuell.
Wie nennt man einen Nichtchristen aus Lüneburg? Lüneburger Heide!
Norbert Schönecker am Permanenter Link
"Wo ist der Unterschied zwischen dem Hexenwahn und einem Glauben?"
Mit dem "Wahn" im historischen Begriff "Hexenwahn" bezeichnet man die Vorstellung, möglichst viele Hexen töten zu müssen. Zugrunde liegen v.a. Angst, vielleicht auch gruppendynamischer Blutrausch und Sexualneurosen.
Wobei ewig unklar bleiben wird, wie viele Hexenmorde aus purer materieller Habgier begangen worden sind.
Der Begriff "Hexenwahn", den auch ich verwende, ist übrigens eine historisch gewachsene Bezeichnung, aber psychiatrisch ist sie falsch. Ein psychiatrischer Wahn zeichnet sich dadurch aus, dass die Wahnvorstellung objektiv beweisbar falsch ist. Hexenflug und Schadenszauber waren aber in der frühen Neuzeit noch nicht widerlegt. An so etwas zu glauben, war also damals nicht wahnhaft, sondern stand in Deutschland im Einklang mit dem Stand der Wissenschaft (juristisch, medizinisch und theologisch).
Das typische am Hexenwahn ist also die Mordlust. So gesehen kann man analog auch von Jesuswahn, Gotteswahn und Dogmenwahn sprechen. Ebenso vom Deutschwahn und Französischwahn. Oder vom Atheismuswahn und vom Demokratiewahn und vom Kommunismuswahn und von Anarchiewahn. Hat es alles schon gegeben.
Die Rechnungen sind, wie bereits geschrieben, recht schwierig. Dass für Gott und Jesus sehr viele Menschen ermordet worden sind, kann kein historisch gebildeter Mensch bestreiten.
Gondel am Permanenter Link
>Ich verteidige in meinem Posting historische Tatsachen.<
Lach
Denn niemand hat so authentisch auf den Punkt gebracht wie es damals zuging, wie der auch von Ihrem Verein gefeierte ehrenwerte Herr Luther (siehe Zitat).
Oder wollen Sie etwa bestreiten, dass dieser als Zeitzeuge aus aller- allererster Hand zu betrachten sei?
Norbert Schönecker am Permanenter Link
Solche Prediger, wie auch Luther (in Bezug auf die Bauernkriege) einer war, hat es zweifellos auch bei der Hexenverfolgung gegeben. Katholisch wie evangelisch.
Wieso Sie aber darüber lachen, dass die Gerichte selbst von Laien geleitet worden sind, verstehe ich nicht. Das bleibt dennoch richtig.
Auch, dass aus den Reihen des "einfachen" Volkes, der Juristen und der weltlichen Herrscher eifrig Verfolgungen gefordert worden sind, stimmt einfach.
Eine neutrale Beobachtung wird zu dem Schluss kommen, dass die Ursachen für die Hexenverfolgungen zahlreich waren.
Wenn Sie das leugnen, finde ich das gar nicht zum Lachen. Offenbar sind Sie nur zufrieden, wenn die Kirche als alleinschuldig dasteht. Alles andere scheint Sie nicht nur nicht zu interessieren, sondern sogar zu stören. Das verstellt aber den Blick auf historische Wahrheit und behindert das Lernen aus der Geschichte.
Dieter Bauer am Permanenter Link
...... auf der Basis historischer Tatsachen. Bitte! Ja?......
Herr Schönecker, haben sie jemals von Spiegelfechterei gehört, gelesen? Ja???
Norbert Schönecker am Permanenter Link
S.g. Herr Bauer!
Die Lex Carolina ist keine Fantasie. Die gab es wirklich, sie war rechtsgültig, und Kopien davon sind erhalten.
Den "Hexenhammer" gibt es auch wirklich. Auch von ihm existieren Nachdrucke.
Es gibt auch noch Akten aus der Zeit der Hexenverfolgung, mittels derer man einigermaßen seriöse Schätzungen über die Opferzahlen anstellen kann. Genauso wie man das für Kriege oder Seuchen aus der Geschichte macht. Auch das sind keine Traumdeutereien.
Oder sollte es Ihnen entgangen sein, dass es im Artikel und in meinen Postings um Geschichte und nicht um Theologie geht?
Diete Bauer am Permanenter Link
S.g.Herr Schönecker! Es geht um Religionen und deren Geschichtsschreibung.
Norbert Schönecker am Permanenter Link
S.g. Herr Bauer!
Es geht im Beitrag und in meinen Kommentaren um die europäische Hexenverfolgung. Dazu habe ich Fakten beigesteuert. Historische Fakten, nicht theologische, schon gar nicht biblische.
Wenn das, was ich in meinem ursprünglichen Posting geschrieben habe, falsch sein sollte, dann gehen Sie bitte darauf ein.
Mein persönlicher Glaube hat damit nichts zu tun. Die Qualität einer historischen Aussage sollte nicht an der Religion des Sprechers gemessen werden, sondern an der Aussage selbst.
Wenn Sie sich aber gar nicht für Geschichte interessieren, sondern nur für Kirchenbashing, dann sagen Sie das bitte offen.
Ich meinerseits interessiere mich sehr für Geschichte. Und Geschichte ist für mich nicht nur ein Vorwand, um meine Kirche zu verteidigen. Manchmal führt mein Interesse dazu, dass ich mich für meine Kirche genieren muss, und das gebe ich dann auch zu. Manchmal führt es dazu, dass ich auf meine Kirche stolz bin, und dann freue ich mich. Und manchmal kommt meine Kirche in der Geschichte einfach nicht vor, und sie interessiert mich trotzdem.
Jedenfalls hat die Wahrheit immer Vorrang vor der Ideologie.
Was Geschichte im besten Fall ist: Eine Lehre für ein besseres Zusammenleben der Menschen.
Was Geschichte im schlechtesten Fall ist: Ein Vorwand, um einen Streit anzufangen.
Dieter Bauer am Permanenter Link
S.G.Herr Schönecker! Vielen Dank für die gut gemeinten Ratschläge. Bei genauer Beachtung meines Kommentartextes bedarf es keines ablenkenden Auslegungsversuches.
Freundlichste Grüße! Dieter Bauer
Gondel am Permanenter Link
>Ich verteidige in meinem Posting historische Tatsachen.<
Lach
Denn niemand hat so authentisch auf den Punkt gebracht wie es damals zuging, wie der auch von Ihrem Verein gefeierte ehrenwerte Herr Luther (siehe Zitat).
Oder wollen Sie etwa bestreiten, dass dieser als Zeitzeuge aus aller- allererster Hand zu betrachten sei?
Gondel am Permanenter Link
>Der weitaus größte Teil der Hexenprozesse wurde von weltlichen Gerichten unter dem Vorsitz von Juristen (nicht von Geistlichen) geleitet.<
Zitat Martin Luther: "Prediger sind die allergrößten Totschläger. Denn sie ermahnen die Obrigkeit, dass sie entschlossen ihres Amtes walte und die Schädlinge bestrafe. Ich habe im Aufruhr alle Bauern erschlagen; all ihr Blut ist auf meinem Hals. Aber ich schiebe es auf unseren Herrgott; der hat mir befohlen, solches zu reden ..."
Zu den Hexen: "Sie schaden vielfältig, sie sollen getötet werden, nicht allein weil sie schaden, sondern auch, weil sie Umgang mit Satan haben."
Viel weiteren Spaß beim Perversitäten-feiern.
Kay Krause am Permanenter Link
1.) Sie haben alle ihre verheiligten Helden, und wenn wir mit Steuergeldern die Luther-Festivitäten der Protestanten bezahlen, dann dürfen die Kathohlen auch ihren Fürstbischof verehren und dessen Untaten unter den Ti
2.) Ich vermisse in diesem Artikel einen Hinweis auf die kirchenkritische Ausstellung des Wolfgang Sellinger, ebenfalls in Eichstätt!
Rene Göckel am Permanenter Link
Bei all den Grausamkeiten sollte man nicht vergessen, dass Eichstätt nur ein winziger Ausschnitt aus dem Horror-Repertoire der Kirche ist.
Wolfgang am Permanenter Link
Ein Gottessohn, von seinem eigenen Vater ans Kreuz genagelt, das soll eine Religion sein?
Gondel am Permanenter Link
Dazu sollte regelmäßig wiederholt werden, dass, wie Karlheinz Deschner in einem Gerichtsgutachten ausführte, "in Antike, Mittelalter und Neuzeit keine Organisation der Welt ( ) zugleich so lange, so fortgesetzt u
Denn mit der Verantwortung der christlichen Kirchen - ausgenommen mit der, sich selbst zu verzeihen - verhält es sich genau so, als wären beispielsweise die Alliierten nach der Zerschlagung der Wehrmacht unverrichteter Dinge wieder abgezogen, und die NSDAP würde unbenommen all ihres Raubgutes bis heute weiter existieren.
Und so ist und bleibt jedes einzelne Kirchenmitglied unweigerlich Mitglied derjenigen Institution, welche durch ihre "ganze Geschichte als Inbegriff und leibhaftige Verkörperung welthistorischen Verbrechertums ausgewiesen ist." (ebenfalls K. Deschner.)
Werner Helbling am Permanenter Link
Seit der Abrahamische Gott vor ca. 3000 Jahren erfunden wurde, geht das Gemetzel unter diesen Religionen (Judentum, Christentum, Islam) munter weiter auf dieser Erde.
Wolfgang am Permanenter Link
Mich wundert am meisten, das eingefleischte Christen ihren Verein vehement verteidigen und
Werner Helbling am Permanenter Link
"Dummheit ist eine Gabe "Gottes", aber sie sollte nicht missbraucht werden" Hat einmal einer in einem Zitat festgestellt.