Hamburg

Reformationstag wird Feiertag

Obwohl die Mehrheit der Hamburger Bürger mit dem Christentum und den Kirchen nichts mehr anfangen kann, hat die Bürgerschaft den 31. Oktober zum Feiertag erklärt. Der Reformationstag erinnert an Martin Luther, auch wenn versucht wird, das in Abrede zu stellen.

Laut Spiegel sagte SPD-Fraktionschef Andreas Dressel: "Es soll kein Luther-Gedenktag werden" sondern vielmehr ein interreligiöser Feiertag. Welchen Grund es für Katholiken, Buddhisten, Juden und Angehörige weiterer Religionen und insbesondere für die Mehrheit der Hamburger Bevölkerung, die Konfessionsfreien, geben sollte, den Antisemiten Luther zu feiern, erklärte Dressel nicht.

Das "Hamburger Bündnis für einen säkularen Feiertag" konnte sich mit seinen Forderungen nach einem weltlichen Feiertag nicht durchsetzen. So bedauert das "Säkulare Forum Hamburg", dass die Bürgerschaft gegen die Überzeugung der Bevölkerungsmehrheit mit dem "Tag der Reformation" einen weiteren christlichen Feiertag für Hamburg eingeführt hat. In einer Pressemitteilung von gestern heißt es: "Schon jetzt werden christliche Feiertage in einer im wesentlichen säkularen Stadt wie Hamburg vorwiegend zur Freizeitgestaltung genutzt. So wird auch der 'Tag der Reformation' zu einem säkularen Feiertag mit 'evangelischem Etikett' werden."

Der Antrag, den Reformationstag als Feiertag zu etablieren, kam von 65 Abgeordneten aus den Reihen der SPD, CDU, Grünen sowie einer fraktionslosen Parlamentarierin. Andere Mitglieder der Bürgerschaft (SPD, Grüne und Linke) plädierten für den Frauentag am 8. März als Feiertag. Auch der Tag des Grundgesetzes (23. Mai) wurde alternativ vorgeschlagen. Weshalb sich das Gedenken an einen Undemokraten gegen das an Frauenrechte oder an das Grundgesetz durchsetzen konnte, wissen allein die Mitglieder der Hamburger Bürgerschaft, die sich für den Reformationstag als Feiertag einsetzten.

Nach Auffassung des "Säkularen Forums Hamburg" wird dieser Sieg für die evangelische Kirche nicht mehr als ein Pyrrhussieg sein. "Niemand verwehrt der evangelischen Bevölkerung, ihren Reformationstag zu feiern. Allerdings schafft die Inanspruchnahme eines staatlichen Feiertages durch eine Minderheit keine neuen Freunde – erst recht nicht, wenn historisch antimoderne Fakten im Gefolge der Reformation von ihren Befürwortern ignoriert werden."