In Bayern sollen in allen öffentliche Gebäuden Kreuze aufgehängt werden

Söders Katze

Schrödingers Katze dürfte wohl jedem hpd-Leser ein Begriff sein. In dem Experiment weiß man nicht genau, was aus der Kiste kommt, wenn man sie öffnet. Man kann sich aber ziemlich sicher sein, dass aus "Söders Kiste" nur Unfug kommen kann.

Neulich in Bayern: Ministerpräsident Markus Söder versucht, eine funkgesteuerte Digitaluhr um mehrere hundert Jahre zurückzudrehen. Alle wissen, dass das nicht funktionieren kann. Doch der Nürnberger dreht und dreht weiter.

Nun hat er verfügt, dass ein Kreuz in jeder Behörde hängen soll – das war zu erwarten. Gleich im Eingangsbereich soll dem Besucher klarwerden, dass in Bayern die Uhren anders laufen und die Trennung von Staat und Kirche was für "Saupreißen" sei. Tretet ein und lasst alle Hoffnungen fahren! Gleich hinter der Tür eines jeden Gebäudes, das die Staatsmacht präsentiert, soll deutlich sein: Im Bayern gilt die Bibel mehr als das Grundgesetz.

Abgesehen von Söder sind so ziemlich alle gegen den Beschluss des bayerischen Ministerrates, ab dem 1. Juni in allen Behörden des Freistaates, den man ab diesem Tage problemlos "Gottesstaat" nennen darf, Kreuze aufzuhängen. Ab diesem Tage sei "als Ausdruck der geschichtlichen und kulturellen Prägung Bayerns deutlich wahrnehmbar ein Kreuz als sichtbares Bekenntnis zu den Grundwerten der Rechts- und Gesellschaftsordnung in Bayern und Deutschland anzubringen."

Das Kreuz als Bekenntnis zu den Grundwerten? Man möchte davon ausgehen, dass Söder während des Geschichtsunterrichts immer "Kreide holen war". Nur so ist erklärbar, dass das Kreuz für den bayerischen Ministerpräsident "für elementare Werte wie Nächstenliebe, Menschenwürde und Toleranz" steht.

Welch krudes Weltbild Söder hat, zeigt seine Aussage, dass die Kreuze kein religiöses Symbol des Christentums sein sollen. Darauf kann man nur mit Loriot antworten: "Ach was?!" Hat der Mann nicht nur nicht im Geschichtsunterricht aufgepasst? Fehlte er auch beim Religionsunterricht?

Aber gut, was interessiert den bayerischen Staat schon Recht und Gesetz. Ist doch eigentlich auch das Aufhängen von Kruzifixen in Klassenräumen staatlicher Schulen seit 1995 verboten – in Bayern ist es weiterhin Vorschrift.

Selbst die tagesschau räumt ein: "Mit Religion und Christentum hat das aber nichts zu tun. Und schon gar nichts mit der Wirklichkeit: Wir leben in einem Land, dessen Bürger zum Großteil religiös unmusikalisch sind" und die wahrlich nicht unbedingt religionskritische Welt kritisiert Söder: "Der Verdacht drängt sich auf, statt eines Bekenntnisses zu mehr Christentum in Deutschland samt entsprechenden Konsequenzen (…) solle hier lediglich ein beliebiges Zeichen der Selbstvergewisserung und potenziellen Abgrenzung von anderen Kulturen gesetzt werden: ein Bayern- und Deutschlandlogo."

Zugegeben, einen gibt es, der Söder beim Versuch unterstützt, die Uhren rückwärts zu drehen: Der Bamberger Erzbischof Schick. In einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk sagte er: "Das Kreuz aufzuhängen und als Zeichen der Einheit, der Versöhnung, des Friedens, der Geschwisterlichkeit, der Solidarität deutlich zu machen, das ist natürlich gut." Besser wäre es, wenn Söder und Schick aufhören würden, das Christentum als Segen für die Demokratie verkaufen zu wollen. Besser wäre es, wenn Söders Katze in der Kiste bliebe.