Seit Dänemark vor zwei Wochen das Verschleierungsverbot einführte, sind auch hierzulande die Stimmen wieder lauter geworden, die ein "Burkaverbot" für Deutschland fordern. Doch ist ein Verschleierungsverbot in der Öffentlichkeit wirklich erstrebenswert?
Um es deutlich vorweg zu sagen: Ich bin keine Freundin von Burkas, Niqabs und sonstigen religiösen Verschleierungen. Übrigens auch nicht von Nonnenhabiten, um das ebenfalls gleich klarzustellen. Sogar gegen religiöse Kopfbedeckungen und Kettchen mit religiösen Abzeichen habe ich etwas, falls sie von Staatsdienern und -dienerinnen in Ausübung ihres Amtes getragen werden. Ebenso überzeugt bin ich jedoch auch, dass das, was ein Staatsdiener in seiner Freizeit trägt, seine Privatsache sein muss.
Aber zurück zur Burka. Ohne jede Frage stellen die diversen islamischen Schleier global betrachtet für die meisten Frauen einen Zwang dar. Frauen in vielen mehrheitlich muslimischen Ländern haben nicht die Freiheit, sich für oder gegen das Tragen des vor Ort jeweils üblichen Schleiers zu entscheiden. Dasselbe gilt für Frauen aus diesen Ländern, die in muslimischen Communitys in der westlichen Welt leben. Wer sich dem Schleier widersetzt, muss mit Sanktionen rechnen. Von Beschimpfungen über den Ausstoß aus Familie und Community, in den Heimatländern auch Gefängnisstrafen oder Schlimmeres.
Natürlich gibt es auch Frauen, die den Schleier selbst gewählt haben. Oder besser: die der Meinung sind, dass sie ihn selbst gewählt haben, da sie die Ge- und Verbote der Religion, mit der sie oft von Kindesbeinen an indoktriniert wurden, komplett verinnerlicht haben. Andere Frauen – insbesondere in der westlichen Welt – wählen den Schleier nicht so sehr aus tiefer religiöser Überzeugung, sondern um sich deutlich als Teil einer Community zu definieren, zu deren Selbstverständnis es gehört, dass sie von der Mehrheitsgesellschaft ausgegrenzt wird. Was tatsächlich nicht von der Hand zu weisen ist, allerdings nicht einseitig die Schuld der Mehrheitsgesellschaft ist, sondern auch Schuld der Community, die sich teils gewollt, teils ungewollt von dieser Mehrheitsgesellschaft abgrenzt.
Egal ob aufgezwungen oder vermeintlich selbst gewählt, zum Ausdruck bringt der Schleier stets eins: Frauen sind Menschen zweiter Klasse und Sexualobjekte. Sie werden als Eigentum des Mannes betrachtet und haben deshalb ihre sexuellen Reize unter einem tragbaren Gefängnis zu verbergen. In Ländern mit muslimischer Gesetzgebung sind Frauen dem Mann rechtlich vollkommen unterlegen. Ihr Wort gilt in Gerichtsverhandlungen weniger als das eines Mannes, sie brauchen einen männlichen Vormund, erben weniger als Männer und so weiter und so fort.
Nebenbei bemerkt: Dieses Frauenbild und diese rechtliche Stellung der Frau war übrigens auch in Mitteleuropa jahrhundertelang verbreitet und spiegelt sich unter anderem in den bereits erwähnten Nonnenhabiten wider. Anders als bei Mönchen verhüllt der Habit bei Nonnen auch den Kopf bzw. das als offenbar als sexuell höchst erregend geltende Haar. Anders als Mönche werden Nonnen mit Jesus verheiratet, sie werden "Bräute Christi", da es undenkbar ist, dass eine Frau ein Leben unabhängig von einem Mann führt.
Wird der Schleier – egal ob nun christlich oder muslimisch – freiwillig gewählt, so wird damit nicht nur demonstriert, dass frau gewillt ist, das darin zum Ausdruck kommende Frauenbild zu akzeptieren, sondern überdies, dass Religion im eigenen Leben das bestimmende Element ist, und/oder dass eine bewusste Abgrenzung von der Mehrheitsgesellschaft gewünscht ist.
Doch wie will man all dem mit einem Verbot der Vollverschleierung in der Öffentlichkeit entgegenwirken? Religiöse Vernebelung lässt sich nicht durch Verbote kurieren und das Zugehörigkeitsgefühl zur Mehrheitsgesellschaft nicht erzwingen. Was würde ein solches Verbot also bringen? Eine Frau, die von ihrer Community zur Vollverschleierung gezwungen wird, würde in diesem Fall höchstwahrscheinlich gezwungen, das Haus nicht mehr zu verlassen. Wer den Schleier aus religiösen Gründen freiwillig wählt, kann sich nun leicht zum Märtyrer für sich und seine Religion aufspielen, indem er – oder besser sie – trotz Verbots vollverschleiert in der Öffentlichkeit auftritt und dafür Strafen kassiert. Wer den Schleier aus Gründen der Abgrenzung freiwillig wählt, wird in dem Verbot eine weitere Diskriminierung seiner Community sehen und sich deshalb – selbst bei vielleicht zähneknirschend abgelegtem Schleier – weiter von der Mehrheitsgesellschaft distanzieren. Beseitigt wären die Probleme, für die der Schleier steht, also durch ein solches Verbot nicht im Geringsten. Sie wären nur nicht mehr sichtbar und würden im Verborgenen weitergären.
Ganz abgesehen davon stünde ein Burkaverbot rechtlich natürlich auf höchst tönernen Füßen, denn sobald sich ein Gesetz nur gegen die Angehörigen einer bestimmten Religionsgemeinschaft richtet, gerät es selbstverständlich in Konflikt mit dem Gebot der Religionsfreiheit. Aus diesem Grund haben die Gesetzgeber in Dänemark, Österreich und anderen Ländern übrigens auch kein "Burkaverbot", sondern ein "Gesichtsverschleierungsverbot" erlassen, das – im Fall Dänemarks – auch das Tragen von Hüten, Mützen, Schals, Masken, Helmen und künstlichen Bärte umfasst, welche das Gesicht stark verdecken. Will man am Prinzip der Religionsfreiheit festhalten, das ein zentrales Element freiheitlicher Staaten ist, so ist ein Burkaverbot nur über diesen Umweg zu erreichen.
Doch will man so etwas wirklich? Ist es wirklich Ausdruck einer freiheitlichen Gesellschaft, Menschen anlasslos das Tragen von bestimmten Kleidungsstücken in der Öffentlichkeit zu verbieten? In Österreich, wo ein entsprechendes Gesichtsverhüllungsverbot seit dem vergangenen Jahr in Kraft ist, führte dies bereits zu absurden Szenen. Menschen, die als Maskottchen oder Werbefiguren vor Kaufhäusern verkleidet waren, mussten Polizeikontrollen über sich ergehen lassen, ebenso Fahrradfahrer, die bei eisigen Temperaturen den Schal vors Gesicht gezogen hatten. Innerhalb der ersten zwei Wochen nach Inkrafttreten des Gesetzes ging die österreichische Polizei bereits rund 30 Verstößen nach – doch nur vier davon betrafen Burkas. Wer solche Gesetze fordert, damit "der Islam" nicht zu einflussreich wird, führt sich also selbst ad absurdum, indem die unausgesprochene lex burka primär jene Bürger trifft, die er vor dem Islam schützen will. Über das österreichische Vermummungschaos im letzten Winter dürften sich jedenfalls etliche Islamisten kräftig ins Fäustchen gelacht haben.
Wie man es auch dreht und wendet: Mehr Zwang wird nie zu mehr Freiheit führen. Jeder sollte in einer freiheitlichen Gesellschaft das Recht haben, in der Öffentlichkeit so rumzulaufen, wie es ihm/ihr gefällt. Auch wenn ich persönlich bestimmte modische Vorstellungen, religiösen Irrsinn oder politische Geschmacksrichtungen nicht teile, muss es in einer freiheitlichen Gesellschaft jedem erlaubt sein, seinen eigenen Irrsinn auszuleben, sofern er oder sie damit niemandem schadet. Nur indem man diese radikal freiheitliche Linie konsequent verfolgt, hat man auch ein überzeugendes Gegenmodell gegen einen fundamentalistischen Islam in der Hand, der Frauen zur Vollverschleierung zwingt.
Die hpd-Kolumne "UnARTig" verbindet 'unartige' Texte aller Art mit eigens für den jeweiligen Text erstellten Illustrationen des Künstlers Roland Straller.
38 Kommentare
Kommentare
Christoph Heckermann am Permanenter Link
Ich hatte mir schon vor 5 Jahren vorgenommen Frauen mit Burkas einfach zu übersehen, nicht zu helfen mit dem Kinderwagen, keine Auskunft erteilen, keine Türen offen zu halten.
libertador am Permanenter Link
Ein wenig erinnert mich Ihre Beschreibung an jemanden der ein Unglück prophezeit und dann unglücklich ist, dass es nicht eintritt.
Daneben ist der Plan, es an den Frauen auszulassen, auch schräg, da diese ja diejenigen sind denen die Freiheit genommen wird, wenn sie gezwungen werden eine Burka zu tragen.
Christoph Heckermann am Permanenter Link
Sie haben offenbar den ironischen Ton meines Kommentares nicht sehen können. Mal übersetzt in verständliches Deutsch: Ich verstehe die Aufregung um Burkas nicht. Hier, in Koblenz und Umgebung sieht man sie nicht.
libertaor am Permanenter Link
Im Internet ist es manchmal echt schwer Satire zu erkennen. Es gibt genug, die großen Schwachsinn vertreten und ein Brett vor dem Kopf haben.
Karl-Heinz Büchner am Permanenter Link
Hallo libertador!!!
Das war Satire. Wieso ist Ihnen das nicht aufgefallen?
Roland Fakler am Permanenter Link
Volle Zustimmung! Vermummungsverbote sollte es nur geben, wo es aus Sicherheitsgründen oder zur Identifikation notwendig ist, z.B. in Banken, Behörden, Kindergärten, Schulen, beim Autofahren.
Werner Helbling am Permanenter Link
Religiöse Kennzeichen gehören eigentlich nicht an die Öffentlichkeit. Diese können bereits missionarische, wenn nicht gar gewalthinweisende Züge aufweisen.
Eckhardt Fritsche am Permanenter Link
Ich, "beinharter" Atheist, stimme Daniela voll und ganz zu.
Auch noch eine sehr schöne Überschrift :-)
Klarsicht(ig) am Permanenter Link
Warum das muslimische Kopftuch in Deutschland nichts verloren hat:
https://www.youtube.com/watch?v=D20B1sypwSc&t=135s
Siehe auch:
Diskriminierung von Männern und „Ungläubigen" seitens Muslimas durch deren „Verkleidung":
http://klarsicht-blog.blogspot.com/2016/09/diskriminierung-durch-verkleidung.html
Gruß von
Klarsicht(ig)
Wolfgang Schaefer am Permanenter Link
Ich verachte das Kreuz , die Burka und andere frauenunwürdige Lappen. Mir sind die Männer, die Angst vor Frauen haben, auch nicht so ganz koscher.
Helmut Lambert am Permanenter Link
Ihr Kommentar ist etwas einseitig von religiösen Vorstellungen geprägt. Der Widerwille gegen eine Gesichtsverschleierung ergibt sich tiefer liegen aus Gründen der Kommunikation.
Nebenbei: Das Auftreten in der Öffentlichkeit hat bei aller Liberalität auch Grenzen: Nacktheit, partielle Entblössungen und Entwürdigungen braucht die Öffentlichkeit nicht hinzunehmen, ob gezwungen oder freiwillig!
Peter Maier am Permanenter Link
Wenn man die Mimik und Gestik des Gegenübers sehen muss, damit Kommunikation funktioniert, dann dürfte es keine Telefone geben.
Helmut Lambert am Permanenter Link
Sie funktioniert erschwert.
Karl-Heinz Büchner am Permanenter Link
Am Telefon gibt es keinen "Gegenüber" sondern einen irgendwo, aber nicht in unmittelbar anwesenden Gesprächspartner.
H. Lambert am Permanenter Link
Ich stimme Ihnen voll zu.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Ich bin mal böse: Die hilfreiche Zange in der schönen Grafik sollte also unerwünscht sein?
"Nur indem man diese radikal freiheitliche Linie konsequent verfolgt, hat man auch ein überzeugendes Gegenmodell gegen einen fundamentalistischen Islam in der Hand, der Frauen zur Vollverschleierung zwingt."
Ich fürchte, über dieses "Gegenmodell" werden sich gerade die Hardliner unter den Muslimen totlachen. Dort gilt ja gerade unsere Freiheit als Zeichen äußerster Dekadenz. Je mehr Freiheiten, desto dekadenter. Natürlich würden diese Männer ihre unverschleierten Frauen nicht mehr aus dem Haus lassen. Dann müssten sie halt selbst einkaufen gehen und können sich die schweren Einkauftaschen nicht von ihren Frauen hinter ihnen her nach Hause schleppen lassen.
Wie würden wir reagieren, wenn eine Gruppe von Menschen Frauen in ein Gefängnis steckten. Die Frauen müssten in diesem Gedankenmodell, wenn sie einkaufen gehen, eine Fußfessel tragen, damit der Mann sie permanent überwachen kann. Wäre das auch tolerabel im Sinne der Freiheit?
Natürlich ist die muslimische Bekleidungsfrage (wie auch die der Beschneidung und des Schächtens) ein bewusstes Reizthema bei Muslimen. Sie wissen, dass sie "uns" damit provozieren. Also wäre in der Tat ein Ignorieren eine mögliche Taktik. Doch was machen die muslimischen Frauen, die ein Vollverschleierungsverbot herbeisehnen, weil sie damit eine "Ausrede" hätten, endlich ein bisschen weniger entmenschlicht herumzulaufen? Würde ein völliges öffentliches Ignorieren dieser Frauengefängnisse nicht dazu reizen, den Provokationsgrad hinaufzuschrauben? D.h. noch mehr Musliminnen unter Zelten verschwunden, eines Tages auch kleine Mädchen?
Was ist die Lösung? Ich gebe zu: Ich weiß es nicht. Ein freiheitliches Vorbild können wir bei den Hardlinern nicht sein, weil dies (selbst unter evangelikalen Christen) als Zeichen der Schwäche und Perversion angesehen wird. Ein öffentliches Dulden der Gefängnisse führt u.U. zu einer Steigerung der Provokation. Ein Verbieten kann in der Tat den Zusammenschlusseffekt nach innen verstärken. Ich sage es ganz offen: Die Monotheismen haben viele Jahrhunderte Marketingerfahrung den demokratisch-säkularen Kräften voraus. Die wissen, wie man ein wahnsinniges System am Leben hält.
Die Zukunft, die sich aus allen denkbaren Überlegungen ableiten lässt, sieht bitter aus: Eine Gesellschaft verparallelisiert sich immer mehr, schottet sich immer erfolgreicher ab, damit in dieser Community die wildesten Gerüchte über den bösen Westen reifen können. Die Mehrheit der Musliminnen, die teilweise sogar ihren Hijab abgelegt haben, sind sowieso eher bereit, in der Gesellschaft ganz normal mitzuarbeiten. Gerade für die, die einen liberalen Islam leben wollen - so könnte ich mir vorstellen -, sind die vollverschleierten Frauen ein Dorn im Auge, weil sie den Islam in Misskredit bringen...
libertador am Permanenter Link
Eine Möglichkeit ist die Unterstützung der Frauen, die den Schleier gerne ablegen wollen. Sicher bin in auch nicht, wie diese aussehen könnte/sollte.
Daneben könnte es hilfreich sein Zwang zu Verschleierung explizit zu verbieten. Das könnte allerdings ein Verfolgungsproblem haben.
malte am Permanenter Link
Die Unterstützung der Frauen halte ich auch für bedeutend sinnvoller als ein Verbot, das eben die Frauen, die man schützen will, mit Strafe bedroht.
Noch wichtiger finde ich allerdings, eine kritische Haltung gegenüber der Vollverschleierung und einem reaktionären Frauenbild so früh wie möglich zu fördern. Hier sind vor allem die Schulen gefragt. So sehr ich ein generelles Verbot der Vollverschleierung ablehne - ein Verbot an Schulen ist absolut richtig. Ich würde sogar noch weiter gehen: Wenn ein Mädchen mit Burka in der Schule auftaucht, müssten Lehrer sofort das Jugendamt informieren. Es müsste hier im Prinzip möglich sein, den Eltern auch das Sorgerecht zu entziehen.
Kay Krause am Permanenter Link
Liebe Daniela Wakonigg, so sehr mir diese Damen-Verhüllungen in unserer gewohntermaßen offenen Gesellschsaft selbst gegen den Strich gehen (mich stört es schon wenn ich mit jemandem sprechen muß, dessen Augen durch ei
CC am Permanenter Link
Doch, die gesellschaftlich tolerierte Vollverschleierung schadet auch anderen, als der Frau unter dem Schleier:
Je normaler das Symbol für das diskriminierendste Geschlechterbild überhaupt, desto mehr findet es auch Akzeptanz in der Gesamtgesellschaft; und das darf im Sinne der Frauenrechte nicht geschehen.
Je normaler der Anblick auf der Straße, desto weniger Rückendeckung hat diejenige Frau, dasjenige Mädchen, gegen ihr sie unter den Schleier zwingendes Umfeld, von dem sie meist nicht nur finanziell, sondern auch emotional abhängig ist.
Dabei muss der Schutz dieser vielen Opfer höher gewertet werden, als die Freiheit der einzelnen Vollverschleierten zur Unfreiheit.
Es gibt unter den Vollverschleierten, vereinfacht gesagt, vier Typen:
a) Diejenige, die aus voller Überzeugung und ohne Zwang das Gefängnis aus Stoff wählt und im Fall eines Verbots lieber als Alternative das Gefängnis aus Beton, statt des freien Gesichts: soll sie machen.
Das Mitleid sollte sich da in Grenzen halten, denn sie ist zu vergleichen mit einem Neonazi, der lieber zuhause bleibt, wenn er sein Hakenkreuz nicht offen tragen darf. Denn der Nikab ist ein Symbol für den extremsten aller Islamismen, auch den IS, eine ähnlich menschenverachtende Ideologie wie die, für die das Hakenkreuz steht...
b) Wie a), die dann aber mit Todesverachtung im Hidschab auf die Straße geht: sie wäre für die Aufklärung ohnehin verloren, kann aber immerhin nicht mehr als fatales Vorbild dienen (und vielleicht findet sie es mit dem Hidschab dann im Alltag auch gar nicht so schlecht, der Mensch ist ein Gewohnheitstier...).
d) Diejenige, die dann von ihrem Mann oder anderen daran gehindert würde, ohne Gesichtsschleier vor die Tür zu gehen:
Auf diese Frau passt das Argument gerade nicht, dass sie ihre Freiheit nutze.
Stattdessen möchten denjenigen, die diesen Fall als Argument gegen ein Verbot ansehen, vielmehr umgekehrt den Unterdrückern unbedingt weiter die Freiheit zugestehen, ihre Frauen zu unterdrücken und sogar einzusperren.
Nein, es ist nicht die Mehrheitsgesellschaft, die ihnen dann verbietet, auf die Straße zu gehen. Es ist die Frauenverachtung des Islamismus. Und ein Schleier ist nicht angewachsen, ist keine Hautfarbe, keine unveränderbare Eigenschaft eines Menschen, die es unbedingt zu akzeptieren gilt...
Auch hier wäre ein Verbot der Vollverschleierung hilfreich, denn sie würde eine Änderung der Situation auslösen, einen Konflikt. Und sei es nur das Problem, dass der Mann dann einkaufen, die Kinder zur Schule bringen müsste, etc.
Die Frau würde dann dafür kämpfen, ohne Vollverschleierung auf die Straße gehen zu können...
c) Schließlich diejenige, die durch ihr Umfeld, Peer Group etwa, oder Angst vor einem strafenden Allah, an den man sie glauben machte, unter psychischem Druck steht:
Sie hätte endlich Grund, das Gefängnis aus Stoff nicht mehr zu tragen und für sie wäre es tatsächlich möglich gemachte Freiheit.
Hier noch eine sehr gute Zusammenstellung vieler weiterer Argumente: https://frauenrechte.de/online/themen-und-aktionen-2/tdf-positionen/3290-argumente-von-terre-des-femmes-menschenrechte-fuer-die-frau-e-v-zur-debatte-um-die-vollverschleierung#15-fuehrt-ein-verbot-nur-dazu-dass-noch-mehr-frauen-die-vollverschleierung-tragen
David Z am Permanenter Link
"Ganz abgesehen davon stünde ein Burkaverbot rechtlich natürlich auf höchst tönernen Füßen, denn sobald sich ein Gesetz nur gegen die Angehörigen einer bestimmten Religionsgemeinschaft richtet, gerät es selbstver
Warum? Wenn Religion x einer objektiv schlechten Idee frönt, ist das Verbot dieser schlechten Idee automatisch ein Bruch der Religionsfreiheit? Sicher nicht, denn Religionsfreiheit ist nicht absolut.
Ist die Burka eine schlechte, schädliche Idee? Diese Frage beantwortet die Autorin sich selber: "Ohne jede Frage stellen die diversen islamischen Schleier global betrachtet für die meisten Frauen einen Zwang dar...". Und nicht nur das: Das Negieren bzw Auslöschen eines der elementarsten Grundpfeiler der modernen Gesellschaft, des Individuums, ist nicht nur ein Affront gegenūber 50% der Weltbevölkerung, sondern stellt ein offensichtliche Herausforderung an unsere Gesellschaftform dar.
Die Burka ist ein Signal. Ein Burkaverbot auch. Die Frage ist: Wie wehrhaft wollen wir unsere Demokratie sein lassen gegenūber der orthodoxen Auslegung einer Religion, die erst kūrzlich den Nahen und Mittleren Osten ins Chaos gestūrzt hat und deren Wirkmächtigkeit eher zu als abnimmt?
Ulrich Bock am Permanenter Link
In Deutschland haben wir das Vermummungsverbot. Das muss reichen. Verschleiert darf keine Person eine Bank betreten.
Carola Dengel am Permanenter Link
Es kann nicht sein, daß in einer säkularen Gesellschaft - noch dazu mit dem Verfassungsauftrag der vollständigen Säkularität - unser Grundgesetz ausgenutzt wird, um es auszuhöhlen.
Wieso fragt eigentlich niemand, wer sich den Unsinn mit dem Schleier ausgedacht hat ?
Er wird immer quasi apriori als gegeben übernommen. Was ist mit den Verfolgungen, denen Frauen ausgesetzt sind , die sich dem Zwang verweigern, in Ländern, in denen die Verschleierung Gesetz ist ? Die Schleierfraktion setzt nicht auf Diskussion, sondern auf Durchsetzung. Toleranz wird gerne gefordert, aber selber kennen die Betreiber keine Toleranz, weil sie die letztgültige göttliche Offenbarung für sich reklamieren und keine Trennung von Religion und Staat kennen.
Siegrun am Permanenter Link
Sehr geehrte Carola Dengel,
ich stimme Ihnen vollkommen zu.
Ich sage: Ja, zum Verschleierungsverbot! Keine Toleranz der Intoleranz!
Hans Trutnau am Permanenter Link
"Nur indem man diese radikal freiheitliche Linie konsequent verfolgt, hat man auch ein überzeugendes Gegenmodell gegen einen fundamentalistischen Islam in der Hand, der Frauen zur Vollverschleierung zwingt."
D'accord.
Ulf am Permanenter Link
Sehr geehrter Herr Trutnau,
lassen sie mich eine Gegenposition zu diesem Argument formulieren und prüfen sie bitte die repräsentativen Fakten.
Denken sie nur an Frau Käßmann und ihren berühmten Satz im Angesicht brutaler Terrorakte in Brüssel - Wir sollten (islamischen) Terroristen mit Liebe und beten begegnen- oder den oft kolportierten Satz -Willkommenskultur ist der beste Schutz gegen Terror...
Nichts davon hat sich als zielführend herausgestellt. Es sind dies eher verzweifelte Durchhalteparolen, die dazu dienen, das Eingeständnis des Scheiterns der eigenen Hoffnungen auf den Sankt Nimmerleinstag zu verschieben. Verantwortung übernehmen, edel aber selten.
Warum also führen diese drei Aussagen in die Irre.
Der Islam, unabhängig von den jeweiligen Strömungen, wird von dessen Anhängern stets als die beste mögliche Gesellschaft betrachtet...
So heisst es im heiligen Qu'ran in Sure 3 Al Imran, Vers 110
Ihr seid die beste Gemeinschaft, die für die Menschen hervorgebracht worden ist. Ihr gebietet das Rechte und verbietet das Verwerfliche und glaubt an Allah. Und wenn die Leute der Schrift glauben würden, wäre es wahrlich besser für sie. Unter ihnen gibt es Gläubige, aber die meisten von ihnen sind Frevler...
Auf gänzlich Ungläubige wie sie und mich wird gleich gar nicht mehr insistiert.
Es ist und bleibt sehr geehrter Herr Trutnau eine patriarcharliche Religion, zugeschnitten auf den letzten Propheten, aus deren Sicht die absolute Vervollkommnung jüdischer und christlicher Exegesen.
Unsere Lebensweise entwickelt daher höchstens für gebildete, reflektierende Einzelfälle wie Herrn Hamed Abdel Samad eine Strahlkraft, sicher jedoch nicht für die Masse. Sein Leben als "Abtrünniger" unter Personenschutz mitten in D ist beredtes Zeugnis. Wenn es weiterer Beweise bedürfte ist es das Verhalten und die Denkweisen der bereits hier geborenen 2. oder dritten Generationen, gerade auch in Schulen mit hohem islamischem Anteil, die viefältigen Forderungen, vor 20 oder 30 Jahren noch undenkbar ( z.B.Kunst, Meinungsfreiheit betreffend) und eben die Ausbreitung von Kopftuch und Schleier bis hin zur Burka. Auch der hohe Anteil bereits bei uns geborener, aber trotz aller Anstrengungen nicht in unserer Gesellschaftsform sozialisierter Attentäter zeigt die Sackgasse deutlich.
Eine dazu winkende, sich in vorauseilendem Gehorsam verbiegende, die eigenen Denkweisen nicht verteidigende Gesellschaft (denken sie nur an die Ramadanfeiern in deutschen Landesparlamenten) wird daher eben nicht als respektable Gemeinschaft begriffen, sondern als sturmreife...
Mit freundlichen Grüßen
Hans Trutnau am Permanenter Link
Und, Ulf, was sollten Ungläubige wie wir jetzt tun?
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Das ist die Gretchenfrage, Hans. Ich habe keine fertige Antwort parat, ich weiß nur, dass etwas geschehen muss.
Das Ganze führt bereits zu einer religiösen Aufrüstung, die sich gegenseitig hochschaukelt. Humanisten oder Atheisten können da nur ratlos zuschauen und hoffen, dass verantwortliche Politiker auch verantwortbar handeln.
D.h. zunächst, Religionen egal welcher Geschmacksrichtung die kritiklose Anerkennung verweigern. Warum bei Staatsakten alte Männer in Frauenkleidern einladen, nur weil sie an Geister im Weltraum glauben? Warum Gedenkfeiern automatisch mit Gruselfix-Anhängern? Warum Eidesformeln mit Bezug auf Weltraumgeister? Diese ganzen Äußerlichkeiten von Religionen müssen aus unserem gesellschaftlichen Leben verschwinden, dann mag man Argumente haben, auch den Islam in den Privatbereich zu drängen...
Ulf am Permanenter Link
Sehr geehrter Herr Trutnau,
Opportunismus, Denunziantentum und einer Gesellschaft von Duckmäusern ist entgegenzutreten.
Einige dieser o.g. Werte sind in unserem Land ohnehin schon ohne eine konservative Religion mit Anspruch auf ein gesellschaftliches Gesamtkonzept bedroht.
Deswegen plädiere ich für ein Verbot von Burka und Co, denn diese Verschleierungen sind Ausdruck eines fundamentalen Islams, der im Grunde all diese Werte ablehnt. Aus meiner Sicht zählen diese Kleidungsstücke daher durchaus zu verfassungsfeindlichen Symbolen.
Die Befürworter des Verbotes einer solchen Symbolik sehen sich eins mit unideologischer Rechtsprechung.
Der Eugh urteilte 2004 beispielsweise zum damaligen türkischen Verbot von Kopftüchern an Schulen und Universitäten:
Zitat:
Zudem ist das Kopftuchverbot nach Auffassung der Richter verfassungskonform und dient dem Schutz des demokratisch-weltlichen Systems sowie der Gleichberechtigung von Frauen und Männern in der Türkei. Sie berücksichtigten, dass es dort extreme politische Strömungen gebe, die "der gesamten Gesellschaft ihre religiösen Symbole und ihr Ideal einer auf Religionsregeln basierenden Gesellschaft aufzudrängen. Zitatende
Klare Worte begründet durch rationale Überlegungen!
Mittlerweile haben wir nämlich, in einem der ehemals modernsten und aufgeklärtesten Ländern, ebenfalls dieses Problem auf dem Tisch. Anhand der Türkei sehen wir, wie unter Ausnutzung der ehemaligen Demokratie und ohne eine wehrhafte Zivilgesellschaft, innerhalb weniger Jahre ein vollständiger Rollback stattfindet. Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Gewaltenteilung, längst Geschichte! Dafür stolz getragene totalitäre Symbolik ohne Ende.
Freundliche Grüße
Hans Trutnau am Permanenter Link
"Wir sollten täglich unsere Werte [...] durch [...] Maßnahmen verteidigen."
Das ist richtig, bedarf für einen Erfolg aber einer Partei, die dies mehrheitsfähig vertritt.
Andreas Leber am Permanenter Link
Religionsfreiheit ist ein individuelles Menschenrecht. Es besteht darin, seine Religion oder Religionslosigkeit als autonomer Mensch selbst zu wählen.
Darum kann es keine Einschränkung der Religionsfreiheit sein, selektiv auf eine bestimmte Religion bezogen, bestimmte Praktiken dieser Religion zu verbieten, wenn diese gerade die Religionsfreiheit von Individuen einschränken sollen.
Es ist die übliche Denkweise, dass wenn man die Burka verbietet, man das allgemeiner definieren müsse, weil das sonst eine Einschränkung der Religionsfreiheit wäre. Das halte ich für falsch. Diskriminieren darf man nicht, aber verfassungswidrige Praktiken darf man explizit und ganz selektiv verbieten. Schächten, Beschneiden, Burka, ... darf man selektiv verbieten. Das ist überhaupt nicht verfassungswidrig.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"Schächten, Beschneiden, Burka, ... darf man selektiv verbieten. Das ist überhaupt nicht verfassungswidrig."
Völlig richtig, Andreas. Aber unsere Regierung tut es nicht - aus Angst vor Randale durch Vertreter der Religion des Friedens...
A.S. am Permanenter Link
Sehr geehrter Herr Leber,
Ulf am Permanenter Link
Zitat Frau Wakonigg:
Eine Frau, die von ihrer Community zur Vollverschleierung gezwungen wird, würde in diesem Fall höchstwahrscheinlich gezwungen, das Haus nicht mehr zu verlassen.
Zitatende
Aha, so, falls dies der Fall ist Frau Wakonigg, kann sich solcherart ausgelebter Islam nicht mehr auf die Religionsfreiheit berufen, denn er kommt direkt in Konflikt mit dem GG, kurz er wäre verfassungswidrig und kollidiert ebenso auch mit dem StGB, welche beide höher gewichtet sein müssen.
Das GG schützt den persönlichen Glauben nicht aber oktroyierte Zwänge, um die es sich bei einer Burka zweifellos handelt.
Mädchen und Frauen in einer wirklich freien Gesellschaft würden derartiges nicht tragen müssen Frau Wakonigg!
Eine Gesellschaft, wie sie sie postulieren, wäre eben gerade nicht frei, sondern toleriert ohne mit der Wimper zu zucken allerlei Einschränkungen, Unfreiheiten bis hin zu Körperverletzungen unter einem Siegel namens Religionsfreiheit. Eine solche Gesellschaft ist, ich erwähnte es bereits, nicht frei, sie ist feige und unsolidarisch.
Zitat 2
Wie man es auch dreht und wendet: Mehr Zwang wird nie zu mehr Freiheit führen. Jeder sollte in einer freiheitlichen Gesellschaft das Recht haben, in der Öffentlichkeit so rumzulaufen, wie es ihm/ihr gefällt.
Zitatende
Auch diese Aussage überzeugt nicht, denn es gibt sehr wohl bereits, völlig zu Recht, Verbote von Symbolik und auch derartiger damit "verzierter" Kleidungsstücke, wenn sie gegen die freiheitliche Grundordnung verstossen und/oder verfassungswidrig sind. Die Burka gehört dazu, denn sie transportiert die Ablehnung unseres Gesellschaftsmodells und zementiert geschaffene Parallelstrukturen, die unsere Verfassungsrechte aushöhlen.
Ein Verbot ist daher aus m.S. längst überfällig. Sie kennen doch sicher das Toleranz Paradoxon von Karl Raimund Popper, ich werde es daher hier nicht wiederholen. Fakt ist, Sir K.R.Popper hat Intoleranz definiert:
Verweigerung jedweder rationalen Diskussion,
Ausschluss des Argumentenaustausches,
Aufruf an die eigenen Anhänger, ideologischen Gegnern mit Gewalt zu begegnen bzw. Legitimation von Gewalt gegen ideologische Gegner...
Das Verbot von Burka und Co wäre erstens ein Zeichen, dass unsere Gesellschaft frei aber nicht wehrlos ist und zweitens
Das wir keinen Wert auf eine Zuwanderung von Menschen legen, die unsere Werte ablehnen oder gar aktiv bekämpfen. Schauen sie sich, sehr geehrte Frau Wakonigg, Bilder von Frauen bekannter islamischer Terroristen an, sie werden kein Haar sehen.
Mit freundlichen Grüßen
Thomas Baader am Permanenter Link
Logikfehler: "Eine Frau, die von ihrer Community zur Vollverschleierung gezwungen wird, würde in diesem Fall höchstwahrscheinlich gezwungen, das Haus nicht mehr zu verlassen" Das bedeutet dann ja wohl: Eine
A.S. am Permanenter Link
Sehr geehrte Frau Wakonigg, ich stimme Ihnen in Ihrer Schlussfolgerung nicht zu, wiel ich die Religionen grundsätzlich anders sehe. Meine Meinung ist:
Religion ist kein "Opium des Volkes", wie Marxisten-Guru Karl einst sagte, Religionen sind psychologische Unterdrückungsinstrumente und Ausbeutungsinstrumente in den Händen der Machthaber in einem Lande. Gläubige sind mit Psycho-Tricks Unterdrückte und Ausgebeutete - und werden, wenn der Herrschaft danach ist, mittels Religion in Kriege gegen andere Menschen gehetzt. Das hat Marx völlig verkannt.
Für Unterdrückung und Ausbeutung durch Religion darf es keine Toleranz geben.
Religionen sind psychologische Sklavereien. Die eigene, im Kindesalter mit Vorstellungen von Gott und Hölle vergewaltigte Fantasie ersetzt lebenslang Sklavenhalter und Gewehre.
Die "Grenze der Toleranz" darf nicht erst sein, wenn durch Religion Menschen dazu gebracht werden, andere umzubringen.
Marx war in meinen Augen zwar ein brillianter Wirtschafts-Wissenschaftler, aber leider auch mit wissenschafts-typischem Tunnelblick. Von Religion hatte er keine Ahnung.
Sonst hätte er bestimmt erkannt, dass zu seiner Zeit die Menschen mit dem Privateigentum an Produktionsmitteln ausgebeutet werden, aber in den Jahrtausenden zuvor - und bis heute - mit Religion.
Wolfgang Schaefer am Permanenter Link
Dieser Krankheitswahn Burka hat jetzt auch auf deutsche Frauen übergegriffen, die es besonders schick finden, so einen Fetzen in der Öffentlichkeit zu tragen. Frauen ohne Hirn! Krank, einfach nur krank!
Ilse Ermen am Permanenter Link
Die Vollverschleierung ist längst eine Frage der politischen Haltung: eine Manifestation islamistischen Gedankenguts.
Das Argument, dass eine Frau ohne Vollverschleierung das Haus nicht mehr verlassen darf, halte ich für hanebüchen: da es sich bei Burka/Niqab um eine relativ neue, modische Erscheinung handelt, muss man dem nicht Vorschub leisten, vor zehn Jahren konnten dieselben Frauen noch gut ohne Burka einkaufen gehen (und einige, wie gesagt, im Bikini am Strand rumlaufen).