Auch wenn sie hierzulande aus den Schlagzeilen verschwunden sind: Die Terrorgruppe Boko Haram verbreitet in Nigeria weiterhin Angst und Schrecken durch neuerliche Gräueltaten. Ein Kindersoldat richtete einen Christen hin, einem anderen wurde die Kehle durchgeschlitzt und es gab mehrere Enthauptungen.
Von hiesigen Medien weitgehend unbemerkt, rollt eine neue Terrorwelle durch Nigeria. Täter sind Anhänger der nach wie vor aktiven islamistischen Terrorvereinigung Boko Haram, deren Name so viel bedeutet wie "westliche Bildung ist verboten". Ihre aktuelle Gewaltserie richtet sich gegen Christen: So schnitten sie Reverend Lawan Andimi, dem Vorsitzenden der Christlichen Gemeinschaft Nigerias des Lokalparlaments von Michika, die Kehle durch.
Die Splittergruppe ISWAP (Islamic State West African Province, übersetzt etwa: "Westafrikanische Provinz des Islamischen Staates") ließ gar einen etwa zehnjährigen Jungen vor laufender Kamera einen Christen erschießen, der vor ihm kniete. Vor der Tat soll das Kind einige Koranverse rezitiert haben. The Guardian zitierte dazu Tomasz Rolbiecki, einen Wissenschaftler, der sich mit den Attentaten des Islamischen Staats weltweit beschäftigt: "Jemand hat dem armen Kind eine Gehirnwäsche verpasst, es seiner Unschuld beraubt und es glauben gemacht, es sei gerechtfertigt, andere Menschen im Namen einer kranken Ideologie zu töten."
Einige Wochen zuvor hatte ISWAP bereits ein Video veröffentlicht, das die Tötung von elf weiteren männlichen Christen zeigen soll, die zuvor im Nordosten des Landes gefangen genommen worden sein sollen: Einen erschossen sie, die übrigen wurden enthauptet. Die Hinrichtungen seien nach Aussage der Terroristen die Rache für den Tod des IS-Chefterroristen Abu Bakr al-Baghdadi und seines Sprechers Abul-Hasan al-Muhajir gewesen.
Der nigerianische Präsident Muhammadu Buhari verurteilte die Morde und rief seine Landsleute zum Zusammenhalt auf. In einem Statement sagte er: "Wir sollten auf keinen Fall zulassen, dass die Terroristen uns spalten, indem sie Christen gegen Muslime aufhetzen; denn diese barbarischen Mörder repräsentieren nicht den Islam und nicht die Millionen anderer gesetzestreuer Muslime auf der ganzen Welt", wie The Guardian weiter berichtete.
Kallamu Dikwa, Generaldirektor des Zentrums für Gerechtigkeit in Fragen der Religion und Volkszugehörigkeit in Nigeria, verlangte nun vom Präsidenten, aufzudecken, wer im Land Boko Haram finanziert, bevor die Terroristen es in einen Religionskrieg stürzten.
Rex Ajenifuja, geschäftsführender Direktor der Organisation I Stand With Israel schlug laut The Guardian vor, zur Vertreibung der Terrorgruppe aus christlichen Gebieten die Partnerschaft Nigerias mit Israel zu erneuern, denn Boko Haram wüsste, dass Israel die Mittel hätte, ihre Herrschaft zu beenden: "Die Christen müssen sich erheben und sich mit Jerusalem verbünden, für die Juden beten, als Pilger dort hingehen, nicht als Touristen, und Boko Haram wird fliehen."
3 Kommentare
Kommentare
A.S. am Permanenter Link
Die öffentlich-rechtlichen sind doch erkennbar pro-religiös gleichgeschaltet und verbreiten fleißig die Propaganda von den "friedliebenden Religionen".
Ein Blick in das Weltgeschehen zeigt jedem, der offenen Auges uns verstopften Ohres ist (wie einst Odysseus bei den Sirenen), dass die Religionen kriegstreibend sind.
Der Aufruf von Rex Ajenifuja (gemäß dem obigen Artikel) geht in Richtung Gegenkrieg. Aufklärung wäre besser.
Kallamu Dikwa setzt an der richigen Stelle an. Aber ob der nigerianische Präsident dem nachkommt?
Wann endlich machen die Humanisten dem Märchen von den friedliebenden Religionen ein Ende, indem sie die Religionen mit der Realität konfrontieren?
Wehhofer, Josef am Permanenter Link
Grausam, grausam
Ich kenne mich zu wenig aus mit dem nigerianischen Recht. Gibt es dort so etwas wie eine Kronzeugenregelung? Das wäre jedenfalls Sand im Getriebe bei den Gräueltätern.
David Z am Permanenter Link
"diese barbarischen Mörder repräsentieren nicht den Islam und nicht die Millionen anderer gesetzestreuer Muslime auf der ganzen Welt"
Der zweite Halbsatz ist sicher richtig, der erst ganz offensichtlich nicht. Solange der Zusammenhang stetig geleugnet wird, wird man in der Sache nicht vorankommen.
Allerdings: Vermutlich wird befürchtet, dass die Aussprache des Unaussprechlichen, das Offenlegen des Offensichtlichen, die Kritik des Kritikwürdigen, die Fronten weiter verschärft. Dilemma. Und so bleibt man lieber gefangen im allgegenwärtigen Lügenkonstrukt und lebt weiter mit der bewussten Unwahrheit. Im akuten Fall von Nigeria vielleicht sogar die richtige Entscheidung. In Europa bzw im "Westen" ist sie das sicher nicht.