Frauen sind gesellschaftlich noch immer gegenüber Männern benachteiligt. Deshalb ist Feminismus nach wie vor wichtig und keinesfalls ein Auslaufmodell, wie oft behauptet wird. Ein Kommentar zum Internationalen Frauentag am 8. März von Constantin Huber.
Um das schwächste, aber gebetsmühlenartig bei diesem Thema stets vorgebrachte Gegenargument gleich zu Beginn zu entkräften: nein, es geht in den folgenden Zeilen nicht darum, die Zahlen von Diskriminierung zwischen den Geschlechtern anzugleichen. Weder sollen genauso viele Frauen im Gefängnis sitzen wie Männer noch sollen Männer genauso häufig sexuell belästigt werden wie Frauen. Ziel des Feminismus – und auch des Textes hier – ist es, real existierende Missstände zu benennen und nach Strategien zu suchen, um dagegen vorzugehen. In praktisch jedem Land auf der Welt sind es vor allem die Frauen, die systematisch und gezielt oder aber systematisch und unabsichtlich unterdrückt werden. Dass es auch sporadische (unsystematische) gezielte oder unabsichtliche Diskriminierungen von Männern und Frauen gibt, ändert an diesem Umstand nichts.
Da dies auch für Deutschland im Jahr 2020 gilt, lohnt sich ein etwas genauerer Blick hinter die Kulissen. Doch zunächst noch etwas Grundlegendes, da Tag für Tag, Monat für Monat, Jahr für Jahr und Jahrzehnt für Jahrzehnt die immergleiche Floskel hochgehalten wird, wonach Gleichberechtigung doch längst erreicht sei und man – beziehungsweise vor allem Frau – sich wegen der angeblichen "paar Kleinigkeiten", die jetzt noch offen seien, nicht so haben solle. Dem ist nicht so. Folgendes Beispiel kann dies veranschaulichen: im Jahr 1997 war die Relativierung von Diskriminierung gegenüber Frauen unter weiten Teilen der Gesellschaft Konsens. Offensichtliche Missstände wurden nicht als solche anerkannt. Dass etwa ein Ehemann bis 1997 vor dem Gesetz kein Vergewaltiger sein konnte, sondern er sich bei der Vergewaltigung der Ehefrau lediglich wegen Nötigung strafbar machen konnte, galt bis dahin gemeinhin als völlig akzeptabel. Allein die Idee, das zu ändern, fanden viele Parlamentarier lächerlich.
Analog dazu sind auch die heutigen eklatanten Missstände, wenngleich sie gerne schön- oder kleingeredet werden, alles andere als zu vernachlässigende Nichtigkeiten. Es ist heute genauso wichtig, die vorhandenen Missstände zu erkennen, sie zu benennen und anzugehen wie die Straffreiheit der Vergewaltigung in der Ehe damals. Und dafür muss eine Menge Überzeugungs- und Aufklärungsarbeit geleistet werden. Es sei denn natürlich, man möchte aus Sicht der Menschen in 20 Jahren auf der reaktionären Seite stehen. Denn wenn wir heutzutage berechtigterweise Seehofer, Merz und Co. als reaktionär einstufen, da sie 1997 gegen den besagten Straftatbestand im Bundestag votierten, dann müssen wir so viel Reflexionsvermögen aufbringen, um uns einzugestehen, dass es auch heute noch eine ganze Reihe von Missständen gibt und wir als reaktionär gelten werden, wenn wir nicht aktiv gegen diese aufbegehren.
An folgenden Tatsachen gibt es, Stand heute, nichts zu rütteln:
• Frauen verdienen im Beruf weniger als Männer – und das bei gleicher Arbeitszeit und -leistung
• Frauen sind signifikant seltener in Entscheidungs- und Führungspositionen
• Frauen sind viel häufiger als Männer ungewollt nur in Teilzeit beruflich tätig
• Frauen haben im Schnitt eine deutlich geringere Rente als Männer
• Vermögen ist zwischen Männern und Frauen enorm ungleich verteilt
• Noch immer leisten vor allem Frauen Erziehungsarbeit in der Familie
• Alleinerziehende sind häufiger Frauen und häufiger von Armut bedroht
• Die Hälfte der Männer bezahlt keinen Unterhalt
• Vor allem Frauen sind Opfer sexueller Belästigung und häuslicher Gewalt
• Jeden dritten Tag wird in Deutschland eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet
• Für viele Frauen ist das eigene Zuhause ein gefährlicher Ort, an dem Angst herrscht
• Grenzwerte für Chemikalien sind für Frauen oftmals zu hoch, da der Mann als Maßstab genommen wird
• Sicherheits- und Schutzkleidung für Frauen ist üblicherweise zu groß
• Frauen erfahren im Alltag, vor allem aber im Beruf, sehr häufig Sexismus
Der häufig vorgebrachte Einwand, wonach es in anderen Ländern düsterer aussieht als hierzulande, ist sicher korrekt. Aber dieser Whataboutism darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass es auch in Deutschland noch einiges zu tun gibt. Andernfalls könnten politische Bestrebungen wie die Trennung von Staat und Religion, die Stärkung der Rechte von Arbeitnehmenden oder aber die ausgedehnte finanzielle Unterstützung der Wissenschaftsbetriebe ebenfalls eingestellt werden. Schlicht aus dem Grund, weil es in anderen Ländern viel übler aussieht.
Doch das wäre hochgradig unethisch. Wenn etwas grundlegend falsch läuft, dann ist es richtig, dies anzuprangern und dagegen vorzugehen. Und zwar völlig gleich, in welchem Land dies geschieht. Wenn öffentlich das Nichtstun als sinnvoller dargestellt wird als das Handeln in Richtung Gleichberechtigung, dann nimmt diese Haltung nur all jenen den Wind aus den Segeln, die sich für eine notwendige Sache einsetzen. Ob man selbst daran aktiv partizipieren möchte, muss jedem selbst überlassen sein. Aber in einer Welt, in der man sich spielend leicht die obigen Informationen einholen kann, muss das Mindestmaß an Anstand eingefordert werden können, wonach Menschen, die sich nicht aktiv gegen die Diskriminierung von Frauen einsetzen möchten, zumindest nicht all jenen Steine in den Weg legen, die genau das tun.
Die Frage der Gleichberechtigung von Mann und Frau ist außerdem keine rein juristische, wie fälschlicherweise gerne angenommen. Sie muss unter anderem auch sozialwissenschaftlich, politikwissenschaftlich, anthropologisch sowie geschichtlich erörtert werden. Erst auf dieser Grundlage kann gesellschaftlich und politisch eine Annäherung an das gesteckte Ziel stattfinden. Dabei kann es durchaus notwendig werden, dass Gesetze angepasst, eine bestimmte Sensibilisierung erreicht oder aber ein gesamtgesellschaftliches Umdenken mittels einer auf Fakten basierenden Debatte angestrebt wird.
Aber selbst ohne Debatte kann hier bereits vieles getan werden, indem sich jeder ganz individuell so oft wie möglich selbst reflektiert und gelegentlich auch den unangenehmen Fragen stellt wie: "Kann mein Verhalten gegenüber der weiblichen Kollegin von dieser womöglich als sexistisch aufgefasst werden?" Dieser Frage muss man sich im Zweifelsfall auch stellen, wenn kein Sexismus je intendiert war. Oder aber einer Frage wie: "Ist es gerechtfertigt, dass meine Frau beruflich zurücksteckt, während ich ohne Abstriche weiterarbeite?" Dieser Frage muss man sich auch stellen, wenn man in seinem Beruf mehr verdienen sollte. Hinzu kommen Fragen, die in etwa in diese Richtung gehen: "Warum treten wir nicht alle deutlich intensiver für Feminismus ein, obwohl doch offensichtlich ist, dass dieser allen Menschen zugutekommt?" Dieser Frage muss man sich auch stellen, wenn man glücklicherweise im direkten Umfeld niemanden hat, der von Diskriminierung betroffen ist.
Es liegt an uns allen, den vielen eklatanten Missständen offen und ehrlich in die Augen zu blicken.
Es liegt an uns allen, diese so differenziert wie nötig und in Anbetracht ihrer jeweiligen Konsequenzen bei nicht vorgenommener Beseitigung anzugehen.
Dafür lohnt es sich, sich für den Feminismus stark zu machen.
28 Kommentare
Kommentare
Madoc am Permanenter Link
Danke für diesen recht ausgewogenen Beitrag. Bei dem Thema Feminismus wärmt sich bei mir schon mal die innere Alarmglocke auf, selbst bevor ich einen Artikel überhaupt gelesen habe.
In der aktuellen Debatte, wie ich sie in den sozialen Medien wahrnehme, schiessen viele Teilnehmer meines Erachtens am Ziel vorbei. Die aktuell so genannte "Third Wave" des Feminismus -- zumindest so, wie prominente Vertreter in den sozialen Medien sie darstellen -- ist meines Erachtens durchsetzt von falschen Sichtweisen auf Fakten, falschen Schlussfolgerungen und daher falschen Forderungen. So beispielsweise die kursierende Behauptung, Frauen würden für denselben Job nur 70 oder 60 Cent pro Dollar verdienen. Der erste verlinkte Artikel sagt deutlich, dass zumindest in Deutschland die bereinigte Differenz bei 6 Prozent liegt. Und das ist wesentlich dichter an dem, was man als eine Abweichung durch statistische Varianz ansehen könnte, so wie es sie auch zwischen anderen beliebig gewählten Bevölkerungsgruppen geben kann. Trotzdem ist es mehr als nichts, und es ist es wert, die Ursachen und Gründe zu hinterfragen. Bei dem übertriebenen Punkt geht diese Betrachtung meines Erachtens völlig unter.
Auf der anderen Seite gibt es tatsächlich den in diesem Artikel gut reflektierten Relativismus. Also die Ansicht, das sei doch alles nicht so schlimm, und man müsse daher nichts dagegen tun. Das missfällt mir auch, denn ich wittere dahinter eine konservative Motivation, keine vernunftbasierte.
Ich bin zwar ein Mann, aber derzeit stehe ich in der Mitte meiner Karriere, oder eher noch etwas dahinter. Ich glaube, dass ich von einer Bevorteilung von Männern generell kaum persönlich profitieren würde. Aber ich habe zwei Töchter, und ich möchte, dass sie die besten Chancen haben, ein für sie zufrieden stellendes Leben zu führen.
Das führt mich vor sehr viel praktischere Fragen. Ich erkläre meinen Kindern beispielsweise, warum es ungewöhnlich war, dass Hatschepsut als Frau zum Pharao wurde. Daheim hänge ich einen Wandkalender mit berühmten Frauen auf, und jede Woche sprechen wir über eine andere berühmte Frau, damit die Kinder realistische Beispiele dafür kennen lernen, dass auch Frauen die Welt bewegen. Kinderbücher haben bei uns meistens Protagonistinnen, und ich bin daheim oft umgeben von Einhörnern und Tänzerinnen, statt von ferngesteuerten Autos und Action-Helden.
Um das ganze aktuelle Wirrwarr um den Feminismus zu umgehen, bezeichne ich mich selbst in dieser Hinsicht als "Gender Egalitarian", nicht als Feminist. Obwohl ich meinen Standpunkt angesichts guter Argumente gern ändere, bin ich nicht der Meinung, dass Frauenquoten in bestimmten sozialen oder wirtschaftlichen Sektoren das Problem lösen können. Ich bin kein Freund davon, Diskriminierung mit Diskriminierung zu bekämpfen. Aber wie gesagt -- gern lasse ich mich eines besseren belehren. Doch ich will konsequent sein: Wenn man sich die geschlechterspezifische Statistik zu Studenten an den Universitäten ansieht, müsste man jetzt eine Männerquote für Studienzulassungen fordern, wenn man zuvor eine Frauenquote gefordert hat. Denn mittlerweile gibt es insgesamt mehr weibliche als männliche Stundenten. Doch auch die Einführung einer Männerquote hielte ich für falsch und sogar unethisch.
Ich bin mir sicher, dass diese Meinungen von mir absolut kontrovers sind. Und ein paar Artikel werden die Kontroverse nicht beilegen können, weil dieses Thema auch stark emotional eingefärbt ist. Darum finde ich den Ansatz gut, wenigstens ein paar grobe Schnitzer in dem allgemeinen Diskurs kurz aufzuzeigen, und dann weiter führende Artikel zu benennen, die als Grundlage für Gespräche und Meinungsbildung dienen können.
Bernd Neves am Permanenter Link
"warum treten wir nicht alle deutlich intensiver für Feminismus ein, obwohl doch offensichtlich ist, dass dieser allen Menschen zugutekommt?"
Weil er eben _offensichtlich_ *nicht* allen Menschen zugute kommt. Deshalb heißt er ja auch "Feminismus" und nicht "Humanismus".
Anonym am Permanenter Link
Ich stimme Ihnen zu. Habe gestern noch einen ausführlicheren Kommentar geschrieben, aber der wurde wegzensiert. Deswegen einfach meine pauschale Zustimmung an dieser Stelle.
Antimodes am Permanenter Link
Ich gehe hier nur auf einen Punkt ein: Die Crashtestgeschichte ist mit Zahlen des Statistischen Bundesamtes nicht vereinbar. Es sterben doppelt so viele Männer in Fahrzeugen im Straßenverkehr als Frauen.
M.W. am Permanenter Link
Doch, diese Zahlen sind miteinander vereinbar.
Lars Temme am Permanenter Link
Diesen Feminismus brauch kein Mensch
Der Autor vertritt einen sexistischen Feminismus, den wir in der gesellschaftlichen Debatte endlich überwinden sollten. Dieser Feminismus hat die gesellschaftliche Benachteiligung von Frauen zum unhinterfragten Dogma erhoben. Um dieses Dogma - scheinbar - zu belegen, listet der Autor eine ganze Reihe echter und vermeintlicher Missstände zu Lasten von Frauen auf. (Zu einigen der vermeintlichen Missstände schreibe ich weiter unten noch etwas.) Dabei "vergisst" er, diese Missstände den Missständen zu Lasten von Männern gegenüber zu stellen, zu gewichten und zu bewerten. Erst dann kann man sich ein Urteil in der Frage erlauben, welches Geschlecht in unserer Gesellschaft benachteiligt ist. Mit diesem Vorgehen befindet sich der Autor leider ganz allgemein in schlechter Gesellschaft. Nachteile zu Lasten von Männern wie überhaupt männliches Leid im Allgemeinen werden in der gesellschaftlichen Debatte grundsätzlich missachtet. Und DAS ist einer der größten Sexismen, die unsere Gesellschaft durchziehen. Anschließend noch zu behaupten, Feminismus "kommt allen Menschen zugute", grenzt da schon an Zynismus.
Denjenigen, die angesichts der Fülle der vom Autor herangezogenen Beispiele es nicht auch nur in Erwägung ziehen möchten, dass Männer in unserer Gesellschaft benachteiligt sind, gebe ich im folgenden ein paar Denkanstöße. Männer haben eine um fünf (!) Jahre niedrigere Lebenserwartung als Frauen. Spricht das für eine schlechtere medizinische Versorgung von Frauen? Frauen treffen 80% aller Konsumentscheidungen. Woher haben sie das Geld dafür, wenn sie finanziell schlechter gestellt sind? Umfragen zeigen, dass Frauen die größere Lebenszufriedenheit aufweisen. Wie passt das zur These der gesamtgesellschaftlichen Benachteiligung? Man stelle sich einmal das Südafrika der 80er Jahre vor: Ist es denkbar, dass unter der südafrikanischen Apartheid die schwarze Bevölkerung zufriedener, langlebiger und deutlich konsumfreudiger gewesen wäre als die weiße? Natürlich nicht. Irgendetwas kann hier offensichtlich nicht stimmen, aber der Autor kann nicht herausfinden, was, weil er den Blick immer nur auf die Benachteiligungen des weiblichen Geschlechtes gerichtet hält.
Dabei leistet er sich auch noch grobe Schnitzer. Direkt der erste Punkt in seiner Liste ist eine glatte Lüge - man muss es so krass sagen. Bei gleicher Arbeitszeit und -leistung bekommen Frauen NICHT weniger Geld als Männer. Das steht im Prinzip auch im von ihm verlinkten Artikel der Faktenfinder von tagesschau.de - man muss den Artikel aber auch richtig lesen (wollen). Die Daten des Statistischen Bundesamtes (SBA) - bereinigter und unbereinigter Gender Pay Gap - sind nicht geeignet, eine Aussage zur Lohngerechtigkeit bei gleicher Leistung zu treffen. Beim SBA werden, salopp gesprochen, Äpfel mit Birnen verglichen, weil dem SBA wichtige Informationen nicht vorliegen, unter anderem zur Berufserfahrung. (Das SBA weist darauf in seinen Studien auch stets hin, kein Vorwurf an das Amt.) Erst eine Studie wie die des DIW, das "Geschlechterzwillinge" bildet, kann eine signifikante Aussage treffen. Und diese Studie kommt, in Übereinstimmung mit so ziemlich allen weiteren Studien dieser Art in der westlichen Welt, nur noch auf eine Gehaltslücke von 2%, was innerhalb der statistischen Unsicherheit liegt.
Ein weiterer Punkt in der Liste illustriert gut den Sexismus des Autors: "Vor allem Frauen sind Opfer sexueller Belästigung und häuslicher Gewalt". Fangen wir hinten an: Dunkelfeldstudien zeigen eine annähernde Gleichverteilung der Opferzahlen von häuslicher Gewalt. Und während Frauen tatsächlich die hauptsächlichen Opfer sexueller Belästigung und auch Gewalt sind, sind Männer die Hauptopfer JEDER anderen Form von Gewalt, von Nötigung über Körperverletzung bis hin zu Mord und Totschlag. Wenn ich das erwähne, geht es mir nicht darum, menschliches Leid aufzurechnen - das wäre kaltherzig und absurd - , sondern die willkürliche Auswahl des Autoren aufzuzeigen, der seine These der gesamtgesellschaftlichen Benachteiligung von Frauen auch auf einseitige - und falsche - Belege stützt.
Auch listet der Autor maßlos übertriebene Missstände auf. "Für viele Frauen ist das eigene Zuhause ein gefährlicher Ort, an dem Angst herrscht", "Jeden dritten Tag wird in Deutschland eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet" - wir haben eine Bevölkerung von 80 Millionen Menschen in Deutschland, da sind ca. 100 Tötungen im Jahr nicht wirklich viel. (Auch wenn natürlich jede einzelne dieser Frauen nicht hätte getötet werden sollen!) Wer meint, bei solchen Zahlen sei das Zuhause für Frauen ein gefährlicher Ort, hält auch Kinder in der Obhut ihrer Mütter für gefährdet. Immerhin bringt grob geschätzt jeden vierten Tag in Deutschland eine Mutter ihr Kind um. (Ca. 80 Fälle im Jahr.)
Auch wenn Herr Huber durchaus recht hat, wenn er Gleichberechtigung in einem umfassenderen Sinn für kein rein juristisches Anliegen hält, ist er angesichts seiner einseitigen Blickweise wohl kaum geeignet, Gleichberechtigung auch sozial, politisch und anthropologisch zu erörtern. Angesichts der erschreckend geringen Zahl von Feministen, die hier einen weiten Blickwinkel haben, kann man interessierten Lesern nur ans Herz legen, sich nicht nur mit den Anliegen von Frauen-, sondern auch denen von Männerrechtlern zu befassen. Arne Hoffmann, der einige Bücher zum Thema geschrieben und auch einen eigenen Blog hat, sehe ich hier als guten Einstieg.
STEFAN WAGNER am Permanenter Link
Vielen Dank, ich habe schon befürchtet ich müsste hier stundenlang eine Replik selbst verfassen.
Ich möchte aber noch eins ergänzen: Zur Wahl der schlechterbezahlten, sogenannten Frauenberufe. Wieso heißen die "Frauenberufe"? Weil da weit überwiegend Frauen arbeiten. Wissen die Frauen, bevor sie die Berufe ergreifen, dass die nicht so gut bezahlt sind? Ja.
Wissen sie das bevor sie sich ausbilden lassen? Ja.
Wieso machen sie das dann? Wieso ergreifen sie Frauenberufe?
Das Lohnniveau ist ja vielfältigen, teils unterschiedlichen Faktoren ausgesetzt. Einmal ist es oft Angebot und Nachfrage, insbes. in der Wirtschaft und da, wo keine Tarifverträge ausgehandelt wurden. Dann kommen aber teilweise die Gewerkschaften ins Spiel, die mit Streiks den Lohn flächendeckend anheben - eventuell über dem Schnitt der gesellschaftlichen Gesamttendenz, eventuell darunter, so dass langfristig Angebot u. Nachfrage auch dort wirksam bleiben.
Geringere Löhne kann man zahlen, wenn die Arbeit angenehmer, leichter ist. Wenn die Anfahrt kürzer ist. Das könnten also bewusste Entscheidungen der Frauen sein, Arbeiten zu bevorzugen die weniger fordernd sind, aber auch weniger finanzielle Anreize bieten. Das könnte erklären, wieso die Männer bei Berufsunfällen das Feld unangefochten anführen und an lebenswandelbedingten Krankheiten früher versterben.
Die restlichen Punkte überlassen ich anderen.
Thomas R. am Permanenter Link
"Wieso ergreifen sie Frauenberufe?"
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Weil es auch noch andere und ggf. schwerer wiegende Gründe für die Wahl eines bestimmten Berufes gibt als die Bezahlung. Da staunen Sie, was?
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Was für eine WIDERLICHE Mixtur aus Ignoranz und Zynismus! Typen wie Sie gehören zu den Gründen, warum selbst geduldige Frauen zurecht SEHR ungemütlich werden.
WalterPP am Permanenter Link
Das passt zu Untersuchungsergebnissen: Frauen geben öfter nicht finanziellen Aspekten den Vorrang als Männer dies tun.
Nebenbemerkung: Männer bekommen vielleicht mehr (weil sie sich mehr erarbeiten), aber sie verfügen nicht über mehr, denn wie sich immer wieder zeigt, landet das Geld bei ihren Frauen. Diese treffen die Mehrzahl an Kaufentscheidungen (wie Vertiebler nur zu gut wissen). Und Transferzahlungen, individuell wie gesellschaftlich laufen netto zugunsten von Frauen. D a s ist ein relevante "Geschlechter-Zahlungslücke".
Nebenbemerkung 2: Sie sind der erste hier im Strang, der ausfallend wird.
Thomas R. am Permanenter Link
"Ihnen ist dann weniger Stress, mehr Zeit für ihr ausserberufliches Leben, "Lebensqualtät" wichtiger."
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"Sie sind der erste hier im Strang, der ausfallend wird."
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Nein, ich habe eine dem Sachverhalt angemessen formulierte Feststellung getroffen, die Ihnen nicht gefällt - das ist was anderes.
WalterPP am Permanenter Link
"Informieren Sie sich!
Da ich eine andere Auffassung als Sie vertrete, ist für Sie also offensichtlich, dass ich das nicht schon längst getan habe? Interessante Grundeinstellung für eine sachliche Diskussion. Und so respektvoll.
"... WIDERLICH ...", "... Typen wie Sie ..." ist für Sie also "eine dem Sachverhalt angemessen formulierte Feststellung"?
Sie können sich eine weiter Antwort sparen. Das ist schlicht nicht diskussionswürdig.
Thomas R. am Permanenter Link
"Da ich eine andere Auffassung als Sie vertrete, ist für Sie also offensichtlich, dass ich das nicht schon längst getan habe?"
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"Interessante Grundeinstellung für eine sachliche Diskussion. Und so respektvoll."
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Ich habe mir schon vor langer Zeit abgewöhnt, schädliche Meinungen zu respektieren, denn das würde mir eine Mitverantwortung für ihre Schäden aufbürden.
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"Sie können sich eine weiter Antwort sparen."
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Danke, das entscheide ich nach wie vor selbst.
STEFAN WAGNER am Permanenter Link
"Weil es auch noch andere und ggf. schwerer wiegende Gründe für die Wahl eines bestimmten Berufes gibt als die Bezahlung. Da staunen Sie, was?"
Ja, ich staune, weil das ja mein Argument ist.
Mehr Freizeit; geringere Gesundheitsbelastung; Arbeit, die den eigenen Vorlieben stärker entspricht.
"Was für eine WIDERLICHE Mixtur aus Ignoranz und Zynismus!"
Wenn ich das sage ist es Ignoranz und Zynismus, wenn Sie das gleiche mit anderen Worten sagen (andere Gründe als Bezahlung) dann ist es ein Grund zu brüllen? Verstehe ich nicht. Sind Ihre Gründe so anders? Dann nennen Sie sie doch!
"Typen wie Sie gehören zu den Gründen, warum selbst geduldige Frauen zurecht SEHR ungemütlich werden."
Ein ad-hominem, damit haben Sie verloren.
Sie kennen mich doch gar nicht. Was für ein Typ bin ich denn?
Ich sehe auch keine Frauen, die sehr ungemütlich werden, sondern nur einen Thomas R. der es wird. Gemütlichkeit kann ich auch mal entbehren, aber sachliche Argumente, die im wütenden Vortrag noch erkennbar sind, möchte ich schon einfordern.
Thomas R. am Permanenter Link
"Arbeit, die den eigenen Vorlieben stärker entspricht."
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[restlicher Kommentar wegen Beleidigungen von der Redaktion gelöscht.]
STEFAN WAGNER am Permanenter Link
Arbeit, die mich erfüllt, ist mir angenehmer als eine, die mich nicht erfüllt. So kam es bei mir vor, Sie formulieren das anders.
Arbeit, die dem Wettbewerbsdruck ausgesetzt ist, verursacht Kosten die wieder reingeholt werden muss. Sehr viele Arbeiten rentieren sich nicht, weil niemand die Kosten tragen kann und will. Ein Lehrer, eine Kindergärtnerin kann heute nicht wesentlich mehr Kinder unterrichten und erziehen als vor 50 Jahren. Dagegen hat es in der Industrie enorme Produktivitätszuwächse gegeben.
Durch organisierte Streiks ließe sich am Gehalt was machen, solange Solidarität und Kampfbereitschaft der Beschäftigten besteht und sich die Arbeit nicht billiger im Ausland nachfragen lässt - bei Kindergärtnern und Lehrern ist das letztere gegeben.
Arbeit, die stark belastet, wird seltener angeboten. Beispielsweise bieten Frauen ihre Arbeitskraft seltener an, wenn der Arbeitsweg lang ist, wenn draußen und im Schmutz gearbeitet werden muss, wenn es schweißtreibend anstrengend ist, wenn es gefährlich ist, wenn viele Überstunden abzusehen sind.
Männer bieten da ihre Arbeitskraft auch nicht in gleichem Maße an, sondern nur, wenn es entsprechend entlohnt wird. Lassen sich die Kosten auf die Konsumenten umlegen, dann wird es besser entlohnt, aber unabhängig vom Geschlecht.
Das ist auch alles längst bekannt.
Thomas R. am Permanenter Link
Alles, was Sie schreiben, deutet auf eine verantwortungslos unkritische Haltung zu den Strukturen und Zwängen von Kapitalismus und Patriarchat hin, die wiederum einer philosophisch miserabel (falls überhaupt) reflekti
chucky am Permanenter Link
Alles menschliche Verhalten richtet sich nicht nach moralischen, oder ethischen Vorsätzen, oder gar nach erlassenen Gesetzesvorgaben, sondern nach individuell körpereigenen Befindlichkeiten und ebenso nach individuell
Thomas R. am Permanenter Link
Wie Rassismus, Klassismus, Nationalismus oder Speziesismus besteht auch der Sexismus in der willkürlichen Mißachtung des ethischen Gleichheitsgrundsatzes.
Anonym am Permanenter Link
Müssen? Sagt wer, der Heilige Geist? Klingt mir doch stark nach Wunschdenken ohne Verwirklichungsmacht.
Thomas R. am Permanenter Link
"Müssen?"
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Anonym am Permanenter Link
Und warum sollte ich eine solche Ethik akzeptieren? Wer sollte mich dazu zwingen können? Ich wäre ja schön blöd, wenn ich meine eigenen Interessen mit denen anderer gleichwertig setzen würde.
Thomas R. am Permanenter Link
"Und warum sollte ich eine solche Ethik akzeptieren?"
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"Wer sollte mich dazu zwingen können?"
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Niemand. Moralität ist ethisch motiviertes Verhalten aus Einsicht in seine Notwendigkeit. Nur nichtmoralische Menschen müssen zu unschädlichem Verhalten "gezwungen" werden. Sie sind die Adressaten strafbewehrter Gesetze.
Anonym am Permanenter Link
Ich lehne Ihre Moral ab. Ich brauche auch keinen ethischen Gleichheitsgrundsatz, um die leidvermeidende Berücksichtigung meiner Interessen zu beanstanden. Ich bestrafe Zuwiderhandlungen schwerwiegend und direkt.
Thomas R. am Permanenter Link
"Ich lehne Ihre Moral ab."
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"Ich brauche auch keinen ethischen Gleichheitsgrundsatz, um die leidvermeidende Berücksichtigung meiner Interessen zu beanstanden."
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Doch, denn es wäre irrational, Kritik an Denk- und Verhaltensweisen zu üben, die auch Sie sich herausnehmen.
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"Ich bestrafe Zuwiderhandlungen schwerwiegend und direkt."
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Das macht Ihr Leid nicht ungeschehen. Es wäre also viel besser für Sie, wenn andere Menschen Ihre Interessen adäquat berücksichtigten. Zudem ist nicht jedes empfindungsfähige Wesen dazu in der Lage, sich zu rächen, und auch Sie können so hilflos werden, daß Sie auf freiwillige Rücksichtnahme angewiesen sind. Im Übrigen soll Ethik auf Verhältnisse hinwirken, in denen "Strafe" als antimoralisch erkannt ist und nicht mehr eingesetzt wird.
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"Leider haben Sie mir kein Argument geliefert, warum Ihre Moral für mich motivierend sein soll. Oder für irgendeinen anderen Menschen."
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Dann lesen Sie meinen Beitrag einfach nochmal und überlegen Sie, wie man Drecksäcke kritisieren kann, wenn man selber einer ist.
STEFAN WAGNER am Permanenter Link
Mit Speziesismus bin ich nicht vertraut.
Vom Wort her würde ich annehmen, dass es sich ähnlich wie Rassismus oder Nationalismus verhält: Bevorzugung von Individuen aufgrund ihrer Gruppenzugehörigkeit.
Also angenommen ich renne in ein brennendes Haus um merke, ich kann nur entweder ein kl. Baby retten oder den Goldfisch im Glas, für eine zweite Rettung breitet sich der Brand zu schnell aus, und ich rette das Baby, weil es meiner Spezies näher ist, das ist Speziesismus, richtig?
Ich möchte nichts mit einer Ethik zu tun haben, die derartiges Verhalten kritisiert. Vertreter dieser Meinung betrachte ich als meine intellektuellen Gegner. Die Bezeichnung Speziesist würde ich mir mit Stolz anheften.
Ich hoffe hier nicht in einer Minderheit zu sein - "humanistisch" betrachte ich als Indiz dafür.
Thomas R. am Permanenter Link
"Mit Speziesismus bin ich nicht vertraut"
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Offensichtlich. Eine weitere Bildungslücke, die Sie dringend schließen sollten, denn es handelt sich um ethisches Grundwissen.
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Wenn DAS Ihre Motivation ist: richtig. Und nun überlegen Sie mal, wie die Rettung des Babys ETHISCH zu begründen wäre.
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""humanistisch" betrachte ich als Indiz dafür."
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Zurecht, denn die meisten Humanismusvorstellungen sind tatsächlich zutiefst speziesistisch. Natürlich ist das intolerabel, denn wie bereits angedeutet steht der Speziesismus ethisch auf einer Stufe mit Rassismus, Klassismus, Nationalismus, Sexismus, Homophobie, Xenophobie, Antisemitismus etc. etc. pp..
STEFAN WAGNER am Permanenter Link
Das Baby zu retten, nicht den Goldfisch, dafür brauche ich keine Ethikvorlesung.
Dass ethische Begründungen der hinkende Versuch sind, unser Handeln nachträglich zu kategorisieren und zu rechtfertigen läßt mich fragen, ob die Ethik nicht die falschen Fragen stellt, ganz wie die Religionen.
Wären Ihre Begriffe keine politischen Kampfbegriffe sondern Versuche Sachverhalte möglichst prägnant zu beschreiben, dann würde ich Homophobie und Xenophobie da schon rausstreichen. Eine Phobie ist eine krankhafte Angststörung. Xenophobie könnte dann (mit) eine Ursache für Rassismus und Nationalismus sein.
Dass die Rassisten aber alle unter unkontrollierbaren Ängsten leiden kann ich nicht beobachten, das halte ich für eine falsche Diagnose.
Was Sexismus, Rassismus, Nationalismus ist, darüber gehen die Ansichten inzwischen weit auseinander. Ohne Ihre Definition zu kennen ist es müßig zu erörtern, ob das alles auf einer gleichen ethischen Stufe steht.
Sind das überhaupt Ansichten, sind das Verhaltensweisen? Geht es von Individuen aus oder von Strukturen - wenn letzteres: Was für Strukturen, was ist das konkret?
Das Wort Speziesismus ist gleich gebildet aber "Anachronismus" ist auch gleich gebildet - dennoch betrachten wir den nicht als auf ethisch gleicher Stufe. Sie behaupten einfach, das stünde ethisch auf einer Stufe. Was ist Ihre Begründung?
Ohne Speziesismus könnten wir nicht mal ein Haus bauen und keinen Salat essen - der Vogel hätte das gleiche Anrecht auf den Salat. Dann würde aber eine Katze den Vogel fressen wollen und wir müssten dem Vogel helfen gegen die Katze, der Katze müssten wir aber auch helfen. Wir wären in einem unauflöslichen Dilemma gefangen.
Unsere Natur können wir uns nicht aussuchen. Wir leben im Kampf mit gefährlichen Tieren (Bären, Löwen, Wölfe, ..., Schlangen, ..., Tse-Tse-Fliegen), stehen in Nahrungs-, Revier- und sonstiger, vielfältiger Konkurrenz mit ihnen. Außerdem essen wir gerne viele Tiere, machen uns ihr Fell zu nutze, die Milch, ... , früher v.a. auch die Arbeitskraft.
Thomas R. am Permanenter Link
"Das Baby zu retten, nicht den Goldfisch, dafür brauche ich keine Ethikvorlesung."
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"Dass ethische Begründungen der hinkende Versuch sind, unser Handeln nachträglich zu kategorisieren und zu rechtfertigen"
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Andersherum wird ein Schuh daraus: ethische Reflexion soll zu ethisch motiviertem/moralischem Verhalten führen. Eine Handlung oder Unterlassung ist also nur dann moralisch, wenn sie auf die unter den gegebenen Umständen bestmögliche Leidvermeidung abzielt. Ob das zutrifft, läßt sich prüfen. Sollte das nicht zutreffen, kann und muß daraus für die Zukunft gelernt werden. Ethische Entwicklung ist ein lebenslanger Prozess.
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"Eine Phobie ist eine krankhafte Angststörung."
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Den Phobiebegriff verwende ich (hier) synonym zu "Feindlichkeit". Ich spreche also nicht (nur) von psychopathologischen Phänomenen.
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"Das Wort Speziesismus ist gleich gebildet aber "Anachronismus" ist auch gleich gebildet - dennoch betrachten wir den nicht als auf ethisch gleicher Stufe. Sie behaupten einfach, das stünde ethisch auf einer Stufe. Was ist Ihre Begründung?"
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Die ethische Äquivalenz all der genannten Ismen und Phobien besteht im Verstoß gegen den ethischen Gleichheitsgrundsatz durch willkürliche Mißachtung von Leidensfähigkeiten und den mit ihnen verbundenen Interessen.
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"Ohne Speziesismus könnten wir nicht mal ein Haus bauen und keinen Salat essen"
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Doch, denn Individuen unterschiedlicher Spezies sind natürlich unterschiedlich beschaffen und haben unterschiedliche (Sets von) Interessen, die zur Kenntnis genommen und miteinander abgewogen werden müssen. Speziesismus liegt dann vor, wenn die Interessen empfindungsfähiger Wesen mißachtet werden, nur weil sie keine Menschen sind oder keiner bestimmten (Gruppe von) Spezies angehören. Beispiel: Akzeptanz der Quälerei und Tötung sogenannter Nutztiere zu bestimmten Zwecken <-> kategorische Ablehnung der Quälerei und Tötung menschlicher Säuglinge und Kleinkinder zu denselben Zwecken.
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"der Vogel hätte das gleiche Anrecht auf den Salat."
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EINEN Salat, nicht denselben.
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"Dann würde aber eine Katze den Vogel fressen wollen und wir müssten dem Vogel helfen gegen die Katze, der Katze müssten wir aber auch helfen. Wir wären in einem unauflöslichen Dilemma gefangen."
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Es gibt keine echten ethischen Dilemmata, denn selbst gleiche Interessen sind immer die Interessen unterschiedlicher Individuen und obendrein Elemente unterschiedlicher Interessenkomplexe. Außerdem müssen wir natürlich zwischen vermeidbarem und unvermeidbarem Leid unterscheiden - so schwierig das oft sein mag. Nichtmenschliche Carnivore sind keine ethischen Subjekte, d.h. sie können nicht anders, als andere Tiere rücksichtslos töten und verzehren. Wir hingegen schon! Und während nichtmenschliche Carnivore für die Stabilität der Natur unverzichtbar sind, ist menschliche Fleischfresserei Symptom ethischer Zurückgebliebenheit und einer der Hauptgründe für die gewaltigen Umweltprobleme der Gegenwart (von bis zu pandemisch eskalierenden Krankheiten gar nicht zu reden).
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"Unsere Natur können wir uns nicht aussuchen."
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Richtig, aber unser VERHALTEN können wir uns aussuchen.
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"Wir leben im Kampf mit gefährlichen Tieren (Bären, Löwen, Wölfe, ..., Schlangen, ..., Tse-Tse-Fliegen), stehen in Nahrungs-, Revier- und sonstiger, vielfältiger Konkurrenz mit ihnen."
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Wo "Konkurrenz" nicht vermieden werden kann, läßt sich auch mit ihr ein moralischer Umgang finden.
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"Außerdem essen wir gerne viele Tiere, machen uns ihr Fell zu nutze, die Milch, ... , früher v.a. auch die Arbeitskraft."
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Nichts zwingt uns heute noch dazu - in Deutschland schon mal gar nicht! Wir haben also keine Entschuldigung für die quälerische Ausbeutung und Tötung nichtmenschlicher Tiere aus niederen Beweggründen.