Das Kreuz mit Armin Laschet

Am Samstag wurde Armin Laschet zum neuen CDU-Parteivorsitzenden gewählt. Laschet setzte sich in einer Stichwahl knapp gegen Friedrich Merz durch, nachdem der dritte Kandidat, Norbert Röttgen, im ersten Wahlgang ausgeschieden war. Der neue Mann an der Spitze der Partei ist im christlichen Spektrum bestens vernetzt.

Ob Laschet auch Kanzlerkandidat kann, ist noch offen. Eindeutig beantworten lässt sich dagegen eine andere "K-Frage", nämlich inwieweit er als Chef der derzeit stärksten Partei in Deutschland mit in kirchliche Strukturen verstrickt ist. Wohlgemerkt in einem Land, das die Trennung von Staat und Kirche ins Grundgesetz geschrieben hat.

Es ist bezeichnend, dass Laschet weder das Grundgesetz noch Meilensteine im Kampf für Aufklärung und Menschenrechte als Leitlinie nennt. Nein, "die Bergpredigt sollte unser Kompass sein", verkündete er im Sommer 2020 in einem Interview mit dem christlich-konservativen Magazin pro, das noch am Wahltag erneut online ging. Der Mann, der NRW im Bundesrat zur Enthaltung bei der Abstimmung über die gleichgeschlechtliche Ehe drängte, feiert darin die Werte der Familie. Auch ein Rant gegen die Selbstbestimmung am Lebensende darf nicht fehlen.

All das mag wenig überraschen bei einem Vertreter der Partei mit der Religion im Namen. Gravierender sind die grundlegenden Fehler, die sich durch Laschets gesamte Argumentation ziehen, wie Roland Bilik bereits im August 2020 im hpd darlegte, und die von einem bedenklich ahistorischen Jesusbild des CDU-Mannes zeugen. Er sei "Opfer jenes Religionsunterrichtes, den seine Partei so vehement verteidigt", wie Bilik resümiert.

Solche klaffenden Informationslücken hinderten Laschet indes nicht daran, im Laufe seiner Karriere Führungspositionen bei christlichen Medien und Gremien zu besetzen. Von 1991 bis 1994 war er Chefredakteur der KirchenZeitung für das Bistum Aachen, 1995 bis 1999 Verlagsleiter des katholischen Einhard-Verlags, der die Aachener KirchenZeitung bis heute herausgibt.

Von 2014 bis 2016 saß Laschet außerdem im Verwaltungsrat des päpstlichen Missionswerks missio in Aachen, seit 2017 ist er Stiftungsbotschafter der kirchlichen Stiftung pro missio. Die Einrichtung finanziert kirchliche Mitarbeiter in Afrika, Asien und Ozeanien, die dort das Evangelium verkünden.

"Das Evangelium ist das Beste, was Christen dieser Welt bieten können", behauptete Armin Laschet seinerzeit im pro-Interview. Einige Gläubige mögen subjektiv ähnlich empfinden. Doch der Mann, der sich anschickt, Politik für alle Bürgerinnen und Bürger zu gestalten, ist gut beraten, seine Entscheidungen auf die Basis solider Fakten zu stellen.

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