Flensburg

Angriff auf Ex-Muslim bei Demonstration gegen Antisemitismus

Der religionskritische Blogger und Ex-Muslim Amed Sherwan wurde in Flensburg bei einer Demonstration gegen Antisemitismus körperlich angegriffen und als "Scheiß Jude" beschimpft. Gegen den Täter wurde Anzeige erstattet.

Angesichts der erneuten Gewalteskalation im Nahen Osten fanden am vergangenen Samstag deutschlandweit mehrere Demonstrationen statt. Unter großem Polizeiaufgebot protestierte auch der Palästinensische Verein Flensburg. Laut Medienberichten nahmen rund 150 Personen an der pro-palästinensischen Kundgebung auf dem Flensburger Willy-Brandt-Platz teil.

Unweit der Kundgebung versammelten sich zeitgleich etwa 25 Personen zu einer Gegendemonstration, um ein Zeichen gegen Antisemitismus zu setzen und Solidarität mit Israel zu bekunden. Angemeldet wurde die Versammlung von dem Blogger und Aktivisten Amed Sherwan, der 2014 als Ex-Muslim wegen seiner religionskritischen Haltung aus dem Nordirak fliehen musste.

In einem Redebeitrag begründete Sherwan seine Initiative: "Ich stehe hier, weil ich Antisemitismus kenne. Denn er ist lange Zeit ein ganz natürlicher Teil meines Weltbildes gewesen." Durch die Auseinandersetzung mit dem Holocaust und Begegnungen mit israel-solidarischen Gruppen habe er in Deutschland jedoch eine neue Sicht auf den Nahost-Konflikt gewonnen: "Ich kenne keine Lösung, aber ich weiß, dass Islamismus ein Teil des Problems ist. Denn die Feindbilder, mit denen ich aufgewachsen bin, werden ganz bewusst von Muslimbrüdern überall auf der Welt verbreitet. Und auch andere islamistische Gruppen konstruieren Israel als die Wurzel allen Übels." Feindbilder, erklärte Sherwan, seien nie eine Lösung für Probleme – egal, von wem sie geschürt werden.

Angriff auf Amed Sherwan

Im weiteren Verlauf der Demonstration kam es zu einem Zwischenfall, bei dem Amed Sherwan körperlich angegriffen wurde: Ein 23-Jähriger, der mutmaßlich an der pro-palästinensischen Kundgebung teilnahm, versuchte, Sherwan eine Israelflagge zu entreißen. Bei dem Übergriff stürzten beide zu Boden, woraufhin Polizeibeamte eingriffen. Kurz danach soll Sherwan, der zunächst auch von den Beamten fixiert wurde, von dem Täter als "Scheiß Jude" beschimpft worden sein.

Laut Aussage der Polizei wurde der Angreifer in Gewahrsam genommen und nach Feststellung der Personalien wieder entlassen. Sherwan erlitt durch den Sturz leichte Verletzungen und erstattete Strafanzeige gegen den Täter.

Handlungsbedarf bei der Stadt Flensburg

Noch am gleichen Tag veröffentlichte Sherwan ein Videostatement auf seiner Facebookseite, in dem er den Tathergang detailliert schildert. Daneben nimmt er die Stadt Flensburg in die Kritik, da diese weiterhin mit dem Palästinensischen Verein so verfahren würde, als handele es sich dabei um einen "normalen Kulturverein". Die öffentlichen Beiträge des Vereins zeigten dagegen eindeutig, dass seine Mitglieder islamistische und antisemitische Positionen verträten.

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