die Drei, "Zeitschrift für Anthroposophie in Wissenschaft, Kunst und sozialem Leben", "herausgegeben für die Anthroposophische Gesellschaft in Deutschland", stellt in ihrer März/April-Ausgabe 2021 "das heiße Eisen" Rassismus und Antisemitismus in der Anthroposophie vor. Wenn Anthroposophen über Rudolf Steiners Rassismus urteilen, steht der Freispruch bereits vorher fest, aber die Begründung überrascht doch immer wieder. Der Anthroposoph Ralf Sonnenberg markiert hier einen neuen alten Tiefpunkt.
Claudius Weise, Redakteur und "V.i.s.d.P." für die Drei, stellt den Beitrag Sonnenbergs so vor: "Den Anfang macht Ralf Sonnenberg mit seinem prägnanten Essay 'Im Niemandsland' – womit er einerseits diesen Themenkomplex als ein wenig bearbeitetes, unwirtliches Gelände kennzeichnet und andererseits seinen eigenen Standpunkt zwischen den üblichen Lagern umreißt."
Dass das Thema Rassismus bei Rudolf Steiner "wenig bearbeitet" ist, ist falsch: über kein anthroposophisches Thema wird seit Jahrzehnten so erbittert gestritten wie über Steiners Rassismus. Ob es richtig ist, dass Ralf Sonnenberg "zwischen den üblichen Lagern" von Kritikern und Verteidigern Steiners steht?
In seinem Essay "Niemandsland" räumt Sonnenberg ein, dass es bei Rudolf Steiner tatsächlich Rassismus gibt, wenn – ja wenn! – man denn Steiners Aussagen von einem, Zitat Sonnenberg, "eher linksliberalszientistisch geprägten, die geistige Individualität in Abrede stellenden" Standpunkt aus beurteilt. Womit auch Sonnenbergs eigene politische Orientierung zum Vorschein kommt: Sonnenberg wettert beispielsweise gegen eine von ihm diagnostizierte neue Cancel Culture, weist auf seinen Gastartikel "Cancel Culture oder die altneue Lust am Denunzieren – was geht Anthroposophen das an?" auf dem Anthroblog des umstrittenen Anthroposophen Lorenzo Ravagli hin.
In seinem Essay simuliert Sonnenberg eine kritische Position gegenüber Rudolf Steiner, um damit dessen späteren Freispruch vom Rassismus umso eindrucksvoller zu gestalten. Nachdem Sonnenberg ein Zitat Steiners vorgestellt hat, schließt er daraus, Zitat Sonnenberg Seite 31:
"Das war, auf dem Zenit des spätkolonialen und imperialen Zeitalters [von Steiner] ausgesprochen, durchaus vorausschauend, ebenso wie die einige Jahre später gegebene Zusicherung, dass der Rassenbegriff immer mehr an Bedeutung verliere und die Menschen unabhängig von Hautfarbe und Abstammung 'aufeinander angewiesen' und daher bereits von ihrer 'Naturanlage' her zur gegenseitigen Hilfe bestimmt seien."
Lies und denk: "Was wollen die Kritiker denn eigentlich, wenn Steiner in diesen finsteren Zeiten schon so fortschrittlich gedacht hat?" Wenn laut Steiner "die Menschen unabhängig von Hautfarbe und Abstammung 'aufeinander angewiesen' und daher bereits von ihrer 'Naturanlage' her zur gegenseitigen Hilfe bestimmt" sind – was soll der Kritiker denn da noch sagen? Das, was ich vor zehn Jahren im Artikel "Dr. Detlef Hardorp verkauft Rudolf Steiners Rassismus als Multikulti" sagte. Eine Zeitreise in die Abgründe der Anthroposophie – ersetze den Namen "Detlef Hardorp" durch "Ralf Sonnenberg":
"(…) Ausgerechnet an Rudolf Steiners berüchtigtem 'Arbeitervortrag' – 'Vom Leben des Menschen und der Erde – Über das Wesen des Christentums', GA 349, Dritter Vortrag, Dornach, 3. März 1923 – versucht Detlef Hardorp [seinerzeit bildungspolitischer Sprecher der Waldorfschulen in Berlin-Brandenburg] zu belegen, dass Rudolf Steiner kein Rassist sei. Steiner sagt dort, Seite 54 f.:
'Erfindungen sind in Asien sehr wenig gemacht worden. Verarbeitet kann dann die Geschichte werden; aber Erfindungen selber, durch die sie das, was durch die Erfahrung mit der Außenwelt entspringt, verwenden, das können die Asiaten nicht machen.
Zum Beispiel war es einmal so mit einem Schraubendampfer. Den haben die Japaner den Europäern abgeguckt, und nun wollten sie auch allein fahren. Vorher fuhren immer die Europäer und haben die Geschichte dirigiert. Nun wollten sie einmal allein fahren. Die englischen Ingenieure sind zurückgeblieben an der Küste. Plötzlich gerieten die Japaner draußen, die dann das Schiff geleitet haben, in helle Verzweiflung, denn das Dampfschiff drehte sich fortwährend um sich selber. Sie kriegten es nicht heraus, wie sie zu der Drehung die richtige Fortbewegung hinzubringen konnten. Die Europäer, die das wußten, die grinsten natürlich furchtbar am Ufer. Also dieses selbständige Denken, das der Europäer im Umgang mit der Umgebung entwickelt, das haben die Asiaten nicht. Die Japaner werden daher alle europäischen Erfindungen ausbilden; aber selber etwas ausdenken, das werden die Japaner nicht.
Es ist einmal so beim Menschengeschlecht, daß die Menschen über die Erde hin eigentlich alle aufeinander angewiesen sind. Sie müssen einander helfen. Das ergibt sich schon aus ihrer Naturanlage.'"
Der Deutlichkeit halber noch einmal kurz zusammengefasst, Steiner behauptet: Asiaten haben kein selbstständiges Denken. Asiaten können keine eigenen Erfindungen machen. Asiaten können nur die Europäer nachahmen. Deshalb müssen die Europäer den Asiaten helfen.
Detlef Hardorp macht daraus aber dies, Zitat aus seinem Artikel "Die Menschen sind über die Erde hin aufeinander angewiesen":
"Steiner hat Differenzen in der Naturanlage zwischen Menschengruppierungen nicht geleugnet. Daraus leitet er aber keinen Rassismus ab, sondern im Gegenteil die Notwendigkeit einer symbiotischen Zusammenarbeit innerhalb einer multikulturellen Gesellschaft. Steiner in dem umstrittenen Arbeitervortrag: 'Es ist einmal so beim Menschengeschlecht, dass die Menschen über die Erde hin eigentlich alle aufeinander angewiesen sind. Sie müssen einander helfen. Das ergibt sich schon aus der Naturanlage.' Das ist das erwähnenswerte eigentliche Fazit des umstrittenen Vortrages, das ist Steiners Haltung zur multikulturellen Gesellschaft in einer globalisierten Welt."
Hardorp zitiert Steiner sinnentstellend, indem er den Kontext des Steiner-Zitats verschweigt. So verkehrt er die rassistischen Ausführungen Rudolf Steiners in ihr Gegenteil. Hardorps Fazit ist das Ergebnis anthroposophischer "Zitierkunst", wie sie unter Anthroposophen gerne praktiziert wird.
Aber Detlef Hardorp wirft sein eigenes Verfahren Kritikern Rudolf Steiners vor, Zitat Hardorp:
"Um Rudolf Steiner als 'Rassisten' zu brandmarken, werden immer wieder dieselben Bruchstücke aus einem Vortrag zitiert, den er [vor] einer Versammlung von Bauarbeitern am 3. März 1923 hielt. (…)"
Das war die Rassismus-Zeitmaschine Anthroposophie. Schade, dass man nicht unterscheiden kann, ob man sich gerade im Jahr 2011 oder 2021 befindet. Schade, dass die Anthroposophen, denen man begegnet, austauschbar sind: Damals wie heute ist ihnen jedes Mittel recht, Rudolf Steiners Rassismus zu leugnen.
91 Kommentare
Kommentare
Claudius Weise am Permanenter Link
Ob die Rassismus-Vorwürfe gegen Steiner »wenig bearbeitet« sind oder nicht, kommt auf den Vergleich an. Hier auf ›hpd‹ und anderswo wird das Thema natürlich endlos breitgetreten.
Herrn Lichtes »Argumente« gegen den sehr ausführlichen, differenzierten, mit zahlreichen Quellenverweisen versehenen Artikel von Ralf Sonnenberg lassen sich wie folgt zusammenfassen: a) seine politische Haltung passt ihm nicht; b) es gibt da eine Stelle die Herr Lichte anders interpretiert. Und von nun an geht es schon nicht mehr um Sonnenberg oder seinen Artikel, sondern (wie so oft) um die vergangenen Heldentaten des Herrn Lichte. Dieses Mal berichtet er stolz, wie er weiland Detlef Hardorp abgewatscht haben will. Das hat er natürlich nur hingekriegt, weil er genau das betreibt, was er Hardorp vorwirft: Steiner selektiv zitieren.
Es fällt Herrn Lichte nicht schwer, nachzuweisen, dass sich in dem fraglichen Vortrag (wie auch anderswo bei Steiner) haarsträubende Stereotypen finden. Er übergeht aber, dass dabei die Europäer nicht ausgespart werden: »[W]ir Europäer, wir armen Europäer haben das Denkleben, das im Kopfe sitzt. Dadurch fühlen wir gewissermaßen unseren inneren Menschen gar nicht. Denn den Kopf, den fühlen wir nur, wenn er uns weh tut, wenn er krank ist. Sonst fühlen wir ihn nicht. Dadurch aber nehmen wir die ganze Außenwelt auf, werden dadurch leicht Materialisten.« Dass »Materialist« bei Steiner kein Kompliment ist, sollte klar sein. Steiner will damit deutlich machen, dass Europäer, Asiaten und Afrikaner alle auf ihre Art einseitig veranlagt sind. Es gibt gute Gründe, solche Stereotypen abzulehnen. Aber wenn man einen Text verstehen und nicht nur polemisch ausbeuten will, dann ist das der Hintergrund dafür, dass Steiner meint, die Menschen seien »aufeinander angewiesen«.
Ralf Sonnenberg legt in seinem Artikel detailliert dar, dass sich bei Steiner eben beides findet: rassistische Stereotypen und explizite Kritik am Rassismus. Für Kritiker der Anthroposophie böte sich hier eigentlich eine Gelegenheit zum Dialog. Leider überfordert das Herrn Lichte, für den es nur Schwarz und Weiß gibt, und für den Rudolf Steiner einfach das Gegenteil dessen gemeint haben muss, was er ausdrücklich sagt, wenn es nicht in sein Bild passt.
Andreas Lichte am Permanenter Link
@ Claudius Weise Der „Europäer“ ist dem „Asiaten“ geistig überlegen, sagt Rudolf Steiner, mit einfachen Worten ausgedrückt.
Claudius Weise am Permanenter Link
Nein. Deshalb habe ich auch nicht von »Gleichberechtigung« gesprochen, Herr Lichte.
Andreas Lichte am Permanenter Link
Was ist das, wenn man – wie Claudius Weise – Rassismus mit Rassismus verteidigt? Am Ende "Rassismus"?
Claudius Weise am Permanenter Link
Was ist das, wenn man wild mit Rassismus-Vorwürfen um sich wirft? Mangel an echten Argumenten?
Andreas Lichte am Permanenter Link
@ Claudius Weise Wieso Rassismus-"Vorwürfen"? Das IST Rassismus!
Andreas Lichte am Permanenter Link
Steiner „steigert" seinen Rassismus noch, aus dem im Artikel, oben, zitierten Vortrag Steiners:
"Der Neger hat also ein starkes Triebleben. Und weil er eigentlich das Sonnige, Licht und Wärme, da an der Körperoberfläche in seiner Haut hat, geht sein ganzer Stoffwechsel so vor sich, wie wenn in seinem Innern von der Sonne selber gekocht würde. Daher kommt sein Triebleben. (…) Und so ist wirklich ganz interessant: Auf der einen Seite hat man die schwarze Rasse, die am meisten irdisch ist. Wenn sie nach Westen geht, stirbt sie aus. Man hat die gelbe Rasse, die mitten zwischen Erde und Weltenall ist. Wenn sie nach Osten geht, wird sie braun, gliedert sich zu viel dem Weltenall an, stirbt aus. Die weiße Rasse ist die zukünftige, ist die am Geiste schaffende Rasse. (…) Und so werden in der Zukunft gerade aus den Rasseeigentümlichkeiten solche Dinge hervorgehen, die man kennen muss, damit man sich richtig hineinstellt ins Leben." (Rudolf Steiner, "Vom Leben des Menschen und der Erde. Über das Wesen des Christentums", GA 349)
Dazu sagt Prof. Helmut Zander: "Diese Aussagen, die Steiner 1923, zwei Jahre vor seinem Tod, von sich gab, sind kein Betriebsunfall in seinem Denken, sondern eher ein zusammenfassender Schlussstrich unter Überzeugungen, die Wurzeln in seiner Kindheit haben und die er seit seiner theosophischen Zeit evolutionstheoretisch aufgeladen und immer wieder geäußert hatte. 'Degenerierte Indianer' und 'passive Negerseelen' gehörten schon 1909 zu seinem weltanschaulichen Inventar, dazu kommen vergleichbare Vorstellungen zum Judentum (…)" (Helmut Zander: "Die Anthroposophie – Rudolf Steiners Ideen zwischen Esoterik, Weleda, Demeter und Waldorfpädagogik", Ferdinand Schöningh, 2019, Seite 196)
Siehe auch, Humanistischer Pressedienst: „Anthroposophie und Rassismus“, https://hpd.de/artikel/anthroposophie-und-rassismus-18249
Andreas Lichte am Permanenter Link
Rudolf Steiner, "Vom Leben des Menschen und der Erde. Über das Wesen des Christentums", GA 349, in voller Länge:
http://fvn-rs.net/index.php?option=com_content&view=article&id=3709:dritter-vortrag-dornach-3-maerz-1923&catid=247:ga-349-vom-lebens-des-menschen-und-erde-&Itemid=19
Wer Rudolf Steiner verteidigt, nachdem er diesen Vortrag gelesen hat, dem ist nicht mehr zu helfen.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Andreas, ich habe das nicht ganz geschafft, mir wurde förmlich schlecht.
Gloria v. T&T wurde nach ihrem >Der Schwarze schnackselt gern< zu Recht in der Luft zerrissen.
Was für eine rassistisch-esoterische Kackscheiße!
Andreas Lichte am Permanenter Link
@ Hans Trutnau Du zeigst eine "gesunde" Reaktion: mir wird auch schlecht, wenn ich das lesen MUSS ...
Claudius Weise am Permanenter Link
Ja, wenn man nur auf diesen Vortrag schaut ... Aber Steiner hat, wie z.B.
Andreas Lichte am Permanenter Link
@ Claudius Weise Wer Rudolf Steiner verteidigt, nachdem er diesen Vortrag gelesen hat, dem ist nicht mehr zu helfen: "Vom Leben des Menschen und der Erde.
http://fvn-rs.net/index.php?option=com_content&view=article&id=3709:dritter-vortrag-dornach-3-maerz-1923&catid=247:ga-349-vom-lebens-des-menschen-und-erde-&Itemid=19
Claudius Weise am Permanenter Link
Und wer so tut, als gäbe es bei Rudolf Steiner nur diesen Vortrag und ähnliche Stellen, dem geht es nicht um die Wahrheit.
Andreas Lichte am Permanenter Link
@ Claudius Weise Am 6. September 2007 entschied die BPjM, dass Steiners Bücher rassistischen Inhalt haben, "in Teilen als zum Rassenhass anreizend beziehungsweise als Rassen diskriminierend anzusehen" sind.
Claudius Weise am Permanenter Link
Daher meine Formulierung »und ähnliche Stellen«. Ich bedarf Ihrer Belehrungen wahrlich nicht.
Andreas Lichte am Permanenter Link
@ Claudius Weise Wenn Sie das alles wissen, warum distanzieren Sie sich dann nicht – unmissverständlich – von Rudolf Steiners Rassismus?
Claudius Weise am Permanenter Link
Die Tendenz des von mir verantworteten Heftes dürfte doch wohl klar sein. Okay, nicht für Sie, aber für jeden, der guten Willens ist.
Andreas Lichte am Permanenter Link
@ Claudius Weise Es geht nicht um "Tendenzen", sondern um eine EINDEUTIGE Distanzierung von Rudolf Steiners Rassismus, von Ihnen persönlich.
Andreas Lichte am Permanenter Link
@ Claudius Weise Rudolf Steiners Rassismus ist in der Anthroposophie IMMER ANWESEND, auch wenn Steiner über etwas anderes spricht – das wissen Sie selbst.
Claudius Weise am Permanenter Link
Und Zander sagt andererseits: »Kritiker, die Steiners Rassismen isolieren oder zum
Zentrum seiner Weltanschauung stilisieren, werden seiner Konzeption nicht gerecht.«
(Hrsg.): ›Völkisch und national – Zur Aktualität alter Denkmuster im 21. Jahrhundert‹,
Darmstadt 2009, S. 150. – Ich glaube, da dürfen Sie sich angesprochen fühlen.
Andreas Lichte am Permanenter Link
@ Claudius Weise Ich habe "Steiners Rassismen" nicht "isoliert", sondern eingeordnet:
"Unabhängige Anthroposophie-Experten wie Prof. Helmut Zander, Prof. Peter Staudenmaier und andere haben schon vor Jahren nachgewiesen, dass Rudolf Steiners Rassismus durch seine anthroposophische "Evolutionslehre" – Steiners "Menschheitsentwickelung" – verursacht ist. Steiners "Menschheitsentwickelung" ist zentraler Bestandteil der Anthroposophie, ihr Beweggrund und Ziel. Steiners Rassismus ist also wesenhafter Bestandteil der Anthroposophie." zitiert aus: "Anthroposophie und Rassismus", https://hpd.de/artikel/anthroposophie-und-rassismus-18249
Claudius Weise am Permanenter Link
Denken Sie doch mal darüber nach, warum Herr Zander beides sagen kann: Dass a) diese Rassismen mit Steiners Evolutionsdenken zusammenhängen, und dass b) sein Werk nicht darauf reduziert werden darf.
Gerold Leiste am Permanenter Link
Herr Lichte ist gegen jede Art von Differenzierung immun. Er beruft sich auf Ansgar Martins und Helmut Zander nur dort, wo es sein eigenes Schwarz-Weiß-Bild unterstützt – und unterschlägt jedwede Zwischentöne.
»Der Aufsatz von Ralf Sonnenberg ist in der Tat der mit Abstand beste anthroposophische Text zum Thema, er beschreibt Steiners abschätziges Bild des Judentums treffend und kann definitiv ernstgenommen werden. Niemand behauptet, man könne diesen Aufsatz nicht ernstnehmen: nicht nur Helmut Zander, auch Peter Staudenmaier und Jana Husmann usw. weisen auf diesen Aufsatz hin. Dass Sonnenbergs Aufsatz so gut ist, liegt aber daran, dass er deutlich auf Steiners Antijudaismus aufmerksam macht, statt ihn wegzurationalisieren. Die Qualität der Argumentation hat mit dem Umstand, ob er Anthroposoph ist oder nicht, nichts zu tun.«
(Quelle: https://hpd.de/artikel/anthroposophie-und-antisemitismus-18761)
Die Frage ist nun, was Herrn Lichte zu einem »Humanisten« machen? Dass er einseitige Hassbilder von Anthroposophen entwirft? Was unterscheidet Herrn Lichte strukturell von jedem anderen Hater gegen religiöse oder weltanschauliche Minderheiten? Ich habe nichts Entlastendes finden können. Eigentlich schade.
Humanistischer ... am Permanenter Link
Herr Leiste, Sie rutschen mit Ihren Kommentaren immer mehr ins Persönliche. Sie dürfen hier gern dem Autor des Textes inhaltlich widersprechen.
Claudius Weise am Permanenter Link
Schön, dass Sie hier auf gute Umgangsformen achten. Darf ich dann Ihre geschätzte Aufmerksamkeit auf diesen Beitrag von Herrn Lichte richten?
Andreas Lichte am 27. Mai 2021 - 11:26:
Was ist das, wenn man – wie Claudius Weise – Rassismus mit Rassismus verteidigt? Am Ende "Rassismus"?
Andreas Lichte am Permanenter Link
@ Gerold Leiste Ich habe ein Interview mit Ansgar Martins geführt: "Anthroposophie und Antisemitismus“, https://hpd.de/artikel/anthroposophie-und-antisemitismus-18761
Ob noch irgendjemand Ralf Sonnenberg – NACH – seinem Essay "Im Niemandsland" "wertschätzt"?
So oder so wird "Gerold Leiste" (der Name ist ein Pseudonym) weiter seine anthroposophische Propaganda verbreiten ...
Claudius Weise am Permanenter Link
Die israelische anthroposophische Zeitschrift ›Adam Olam‹ bringt demnächst ein Interview mit Ralf Sonnenberg. Insofern lautet die Antwort: Ja.
Andreas Lichte am Permanenter Link
@ Claudius Weise, Zitat: "Die israelische ANTHROPSOPHISCHE Zeitschrift ›Adam Olam‹ ..." Soll das irgendwer ausserhalb der Anthroposophie "wertschätzen" / ernst nehmen?
Claudius Weise am Permanenter Link
Sie haben gefragt, ob »irgendjemand« das ernst nimmt. Die Antwort lautet ja. Ob das auch außerhalb der anthroposophischen Szene geschieht, wird man sehen.
Gerold Leiste am Permanenter Link
Habe gerade noch einmal den Beitrag »Im Niemandsland« von Ralf Sonnenberg mit dem von ihm veröffentlichten Artikel im »Jahrbuch für Antisemitismusforschung« (wiederabgedruckt auf https://www.hagalil.com/antisemitismus
Andreas Lichte am Permanenter Link
@ Gerold Leiste Ihre anthroposophische Propaganda funktioniert – vielleicht – so lange, bis Menschen Rudolf Steiner lesen – Hans Trutnau kommentiert: "Andreas, ich habe das nicht ganz geschafft, mir wurde förmlic
Gerold Leiste am Permanenter Link
Das Problem scheint mir darin zu liegen, dass Herr Lichte autoritätsgläubiger als mancher STeiner-Anhänger ist, wenn irgendwo eine Behörde oder ein Wissenschaftler mit Titel etwas Anthroposophie-Kritisches veröffentli
Andreas Lichte am Permanenter Link
@ Gerold Leiste Man kann gar nicht "autoritätsgläubiger" als ein Steiner-Anhänger sein. Steiner-Anhänger REDEN nur von ihrer Freiheit ...
Hans Trutnau am Permanenter Link
"Die Literatur ist da durchaus überschaubar" - wundert mich da in der Anthroposofie also nicht wirklich. Selbstkritik ist in keiner esoterischen Sekte en vogue.
Claudius Weise am Permanenter Link
Freut mich, dass Sie mir zustimmen und nicht Herrn Lichte, der so tut, als wäre der Artikel von Ralf Sonnenberg und das ganze Heft, in dem er erschienen ist, irgendwie überflüssig.
Andreas Lichte am Permanenter Link
@ Claudius Weise Sie wissen doch ganz genau, dass es "Tonnen" apologetischer, anthroposophischer Literatur gibt, die Rudolf Steiner vom "Vorwurf" des Rassismus freisprechen ...
"(...) Als das Familienministerium der CDU-Politikerin Ursula von der Leyen 2007 die Indizierung der Rudolf-Steiner-Gesamtausgaben Nr. 107 und Nr. 121 anstrengte, weil sich darin zahlreiche Zitate fanden, die rassistische Tendenzen des Autors nahelegen, wurde Ravagli durch seine Versuche bekannt, den Begründer der Anthroposophie, Rudolf Steiner, gegen Vorwürfe des Rassismus und Antisemitismus in Schutz zu nehmen und Kritiker Steiners zu diffamieren.
Die Kulturwissenschaftlerin Jana Husmann warf Lorenzo Ravagli in ihrem Gutachten zu einem Indizierungsverfahren der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien, in dem sie sich mit zwei Büchern Steiners zu befassen hatte, vor, er habe in einem als Co-Autor in den Jahren 2001 und 2002 herausgegebenen Buch [Anmerkung Lichte: "Rassenideale sind der Niedergang der Menschheit. Anthroposophie und der Rassismusvorwurf.“] die rassistischen Standpunkte Rudolf Steiners in unzumutbarem Maße abgestritten und zum Humanismus umgedeutet. Zudem würden Kritiker Steiners von Ravagli massiv diffamiert. Dass Ravagli mit seinem Kollegen alles legitimiere, was Steiner zu „Menschenrassen“ gesagt und geschrieben habe, sei nicht mit mangelnder Textkenntnis zu entschuldigen, da Steiners einschlägige Rassismen zitiert würden. (...)"
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Lorenzo_Ravagli
Claudius Weise am Permanenter Link
Es gibt also angeblich »Tonnen« apologetischer Literatur. Tatsächlich bringen Sie aber nur ein einziges Beispiel.
Andreas Lichte am Permanenter Link
@ Claudius Weise Jana Husmann, "Schwarz-Weiß-Symbolik: Dualistische Denktraditionen und die Imagination von 'Rasse'.
Claudius Weise am Permanenter Link
Also Frau Husmann ist objektiv, weil sie dieses Buch verfasst hat? Tolle Logik.
Andreas Lichte am Permanenter Link
@ Claudius Weise Ich fühle mich nicht dafür zuständig, Literaturlisten anthroposophischer Propaganda zu erstellen – haben Sie das schon mal gemacht? Damit Sie sie schnell zitieren können?
Claudius Weise am Permanenter Link
Schön, dass Sie zugeben, sich das mit den »Tonnen« apologetischer Literatur einfach ausgedacht zu haben.
Andreas Lichte am Permanenter Link
@ Claudius Weise Sie phantasieren – oder haben Sie das in der "Akasha-Chronik" gelesen?
Hans Trutnau am Permanenter Link
Wie kommen Sie darauf, dass "nicht Herrn Lichte", sondern Ihnen zustimme? Da müssen Sie etwas in den falschen Hals bekommen haben. Vllt hatte ich mich auch missverständlich ausgedrückt, sry.
Claudius Weise am Permanenter Link
Ich hatte Sie so verstanden, dass es Sie nicht wundert, wenn es von anthroposophischer Seite zu diesem Thema nicht viel Literatur gibt, während Herr Lichte die Meinung zu vertreten scheint, es gebe da schon mehr als g
Hans Trutnau am Permanenter Link
Nein, ich wollte da keine "ätzende Bemerkung loswerden", sondern lediglich meinen Standpunkt darstellen.
Auch habe ich damit weder Herrn Lichte widersprochen noch Ihren Standpunkt unterstützt.
Schön, wenn das jetzt geklärt wäre.
Claudius Weise am Permanenter Link
Aber ihr Standpunkt war, dass es sie nicht wundert, dass es von anthroposophischer Seite wenig Literatur zu diesem Thema gibt. Und Herr Lichte hat das Gegenteil behauptet. Tja.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Tja, Sie wissen meinen Standpunkt?
libertador am Permanenter Link
Das Stereotyp des verkopften, materialistischen Weißen, dass Sie bei Steiner finden ist aber doch keinerlei Kritik am Rassismus. Es zeigt, wie tief verankert der Rassismus bei Steiner ist.
Aufeinander angewiesen sein, beinhaltet bei Steiner eben die intellektuelle Überlegenheit des Weißen, die dieser Gutmütig den anderen Zuteil werden lassen könne. Nur weil Steiner dann diesem "Denkleben" kritisch gegenüber steht, identifiziert Steiner hier Asiaten und Afrikaner als intellektuell weniger fähig.
Claudius Weise am Permanenter Link
Ich würde auch nicht behaupten, dass gerade diese Stelle eine Kritik am Rassismus beinhaltet.
libertador am Permanenter Link
Herr Sonnenbergs Interpretation ist aber doch, dass das aufeinander angewiesen sein "vorausschauend" gewesen sei.
Claudius Weise am Permanenter Link
Da muss man jetzt mal den Kontext heranziehen.
Rassen ausbreitet. Und die Geisteswissenschaft soll ja gerade dasjenige sein, was ohne Unterschied der Rasse und Stämme die Kultur über die ganze Erde trägt, insofern die Kultur Geisteskultur ist.« (GA 133, S. 150f.) Das kommentiert er so: »Das war, auf dem Zenit des spätkolonialen und imperialen Zeitalters ausgesprochen, durchaus vorausschauend, ebenso wie die einige Jahre später gegebene Zusicherung, dass der Rassenbegriff immer mehr an Bedeutung verliere und die Menschen unabhängig von Hautfarbe und Abstammung ›aufeinander angewiesen‹ und daher bereits von ihrer ›Naturanlage‹ her zur
gegenseitigen Hilfe bestimmt seien.« Sonnenberg interpretiert hier also die bewusste Passage in GA 349 vor dem Hintergrund des oben angeführten Zitats. Vorher – und das übergeht Herr Lichte geflissentlich – problematisiert er aber die in GA 349 und anderswo verwendeten Stereotypen. Die Stelle, von der Herr Lichte so tut, als sei sie zentral für Sonnenbergs Argumentation, taucht also nur in einem Nebensatz auf. In Wirklichkeit dient sie nur als eines von vielen Beispielen dafür, dass sich bei Steiner eben beides findet: rassistische Stereotypen und die Perspektive der Überwindung aller Rassenunterschiede. – Dass wir heute über dieses Thema einen ganz anderen Diskurs führen, d.h. von »Rassen« nicht mehr ernsthaft reden, ist klar.
Andreas Lichte am Permanenter Link
@ Claudius Weise "...
Claudius Weise am Permanenter Link
Jetzt werden Sie auch noch persönlich. Sehr stilvoll.
libertador am Permanenter Link
Irgendwie erscheint mir die Interpretation in dem Auszug, den Sie hier geben, inkonsistent.
Auf der einen Seite sollen die Menschen aufgrund ihrer Naturanlage aufeinander angewiesen sein und dies den Rassenbegriff weniger Bedeutung geben. Dabei ist doch im obigen Zitat mit den Stereotypen, gerade der Rassismus der begründet warum Menschen aufeinander angewiesen sind.
Auf der anderen Seite soll die Kultur ohne Unterschied der Rasse und Stämme funktionieren, was ja gerade dem widerspricht, dass Menschen aufgrund ihrer Naturanlagen aufeinander angewiesen sind, sondern Kultur die entscheidende Rolle spielt.
Abgesehen davon schreibt Steiner in dem Zitat, dass keine unmittelbar führende Rasse die Kultur trage. Das bedeutet allerdings im Umkehrschluss, dass eine Rasse mittelbar führt. Mit dem Zitat über die Stereotypen ist auch klar, welche vermeintliche Rasse Steiner da im Hinterkopf hätte. Damit schließt sich dann vielleicht doch der Kreis und die naheliegende konsistente Interpretation ist, dass die rassistischen Unterschiede bestehen bleiben, nur die Führung komplexer wird.
Claudius Weise am Permanenter Link
Das sind berechtigte Fragen.
Andreas Lichte am Permanenter Link
@ Claudius Weise "Die »Rassen diskriminierenden Aussagen« in den Werken Rudolf Steiners seien als besonders gravierend zu betrachten, da es sich »keinesfalls um Zufallsprodukte oder durch den Zeitgeist bedingte r
Quelle: https://www.spiegel.de/wissenschaft/die-lehre-von-atlantis-a-5d550164-0002-0001-0000-000052809337
Claudius Weise am Permanenter Link
Ein echter Lichte: Den eigenen, mit Jana Husmann zusammen eingereichten Antrag als Quelle angeben, aber den Schein der Objektivität erzeugen wollen, indem ein Presseartikel zitiert wird, der diesen referiert – als Prü
Andreas Lichte am Permanenter Link
@ Claudius Weise Jana Husmann und ich haben keinen (Indizierungs-) Antrag bei der BPjM eingereicht, das konnten wir gar nicht, weil wir nicht antragsberechtigt waren.
Den SPIEGEL zitiere ich, weil er eine für jeden zugängliche, nachvollziehbare Quelle ist.
Ohne jeden Beleg wilde Anschuldigungen zu erheben, scheint mir mittlerweile ein "echter Claudius Weise" zu sein.
libertador am Permanenter Link
Ihr Interpretation inlst inkonsistent, nicht unbedingt Steiners Ausführungen.
Claudius Weise am Permanenter Link
Ihre Vermutung, dass auch in der Zukunft eine bestimmte Rasse führen wird, obgleich nur mittelbar, ist nicht ganz falsch. Das ist aber etwas ganz Anderes als beim Arier-Mythos à la Gobineau, Chamberlain oder Hitler.
Andreas Lichte am Permanenter Link
@ Claudius Weise „Demnach leben wir seit 1413 n. Chr.
Wer möchte bis zum Jahr 3573 warten? Vielleicht gibt es 3573 eine Distanzierung der anthroposophischen Gesellschaft von Rudolf Steiners Rassenwahn …
Andreas Lichte am Permanenter Link
@ libertador Es ist richtig, für die Interpretation eng an der zitierten Text-Passage zu bleiben. Aber ein ergänzender Blick "auf’s Ganze" ist sicher sinnvoll, im Artikel habe ich geschrieben:
"AUSGERECHNET an Rudolf Steiners BERÜCHTIGTEM 'Arbeitervortrag' – 'Vom Leben des Menschen und der Erde – Über das Wesen des Christentums', GA 349, Dritter Vortrag, Dornach, 3. März 1923 – versucht Detlef Hardorp [seinerzeit bildungspolitischer Sprecher der Waldorfschulen in Berlin-Brandenburg] zu belegen, dass Rudolf Steiner kein Rassist sei."
Es ist bizarr, aus diesem Vortrag Steiners "Antirassismus" zu machen – der Vortrag in voller Länge: http://fvn-rs.net/index.php?option=com_content&view=article&id=3709:dritter-vortrag-dornach-3-maerz-1923&catid=247:ga-349-vom-lebens-des-menschen-und-erde-&Itemid=19
+++Dieser Vortrag ist nicht geeignet für Kinder, Jugendliche, oder empfindsame Leser+++ Hans Trutnau kommentiert: "Andreas, ich habe das nicht ganz geschafft, mir wurde förmlich schlecht (...)", https://hpd.de/comment/72193#comment-72193
Andreas Lichte am Permanenter Link
@ Claudius Weise Danke für Ihre – eindeutige – Aussage: "... dass Ralf Sonnenbergs Interpretation dieser Stelle korrekt ist ..." WOW!
Hans Trutnau am Permanenter Link
Abgründig, lieber Andreas!
Ich frage mich immer wieder, wie die bestehende, aber auch selbst die angehende, Waldorf-Lehrerschaft Steiners Rassismus so vollends unhinterfragt ausblenden kann.
Andreas Lichte am Permanenter Link
@ Hans Trutnau Wird Steiners "Keller", und das Massengrab, das man dort findet, HEUTE in der Ausbildung der Waldorflehrer behandelt?
Meine eigene „Ausbildung“ / "Gehirnwäsche" zum Waldorflehrer liegt sehr lang zurück – Abschluss im Jahr 2002 –, Rudolf Steiners Rassismus gab es damals offiziell nicht, aber dafür "Unfälle" wie diesen im "Seminar für Waldorfpädagogik Berlin":
„(…) „Wie unterrichte ich Geographie an der Waldorf-Schule?”, ist das Thema des Dozenten Vormann. Sein Ziel ist es, „hinter den äußeren Eindrücken nach und nach den Schleier für eine höhere Ganzheit zu heben”. Eine Woche hat er dazu Zeit, und er nutzt sie, um zwei Kontinente vorzustellen: „Geographische Polaritäten. Zentral- und Ostasien im Vergleich mit Nordamerika.”
Zunächst ist es nur mehr oder weniger eine Wiederholung des altbekannten Schulstoffes – Gelber Fluss und Colorado River werden gegenübergestellt. Dann widmet er sich seinem eigentlichen Thema: „Mensch und Landschaft”. Aus der asiatischen Architektur – der Pagode – folgert er, dass der Asiat sich dem Himmel – „Tien” – zuwendet.
„Und was ist die typische Architekturform Nordamerikas?”, fragt Herr Vormann und gibt alsbald die Antwort: „Es ist die Stufenpyramide. Sie steht für die Erdverbundenheit der präkolumbianischen Völker.”
L. (= Lichte) erlaubt sich die Frage: „Und was ist mit den Indianern Nordamerikas – der Puebloarchitektur? Oder dem Zelt der Nomadenvölker der großen Prärien?” „Die haben im großen Überblick keine Bedeutung, die Indianer waren schon eine absterbende Rasse”, ist die Antwort des Dozenten. „Eine absterbende Rasse, was meinen Sie damit, dass die Indianer von den Weißen aus ihrem angestammten Lebensraum verdrängt wurden?” „Nein, die Indianer waren schon vorher eine absterbende Rasse, ihnen fehlten die Voraussetzungen für eine kulturelle Höherentwicklung.”4
Keiner der Seminaristen sagt etwas. In L. brodelt es, er erinnert sich an seine Reise in den amerikanischen Westen: „Finden Sie das nicht unfair, nach all dem Unrecht, was die Indianer erleiden mussten, ihnen auch noch die Schuld daran anzulasten?!” „Was regen Sie sich so auf, die alten Ägypter waren schließlich auch eine absterbende Rasse.”
L. ringt um Worte: „Meinetwegen können Sie das über die alten Ägypter sagen, aber ich habe keine Lust, einem Indianer, den ich als Anhalter im Auto mitnehme, zu erklären, dass er zu einer absterbenden Rasse gehört!”
Herr Vormann ist ob soviel Respektlosigkeit erbost. „Lassen Sie uns im Unterricht fortfahren, diese Frage können wir hier und jetzt nicht hinreichend erörtern!” Ist damit für ihn die Sache erledigt? L. hört nie wieder etwas von ihm ... – aber von der Seminarleitung, drei Wochen später. (…)“
zitiert aus: „Wundersame Waldorf-Pädagogik oder Atlantis als Bewusstseinszustand”, Vortrag bei der Tagung "Anthroposophie – kritische Reflexionen“ der Humboldt-Universität zu Berlin, https://www.gender.hu-berlin.de/de/graduiertenkolleg/veranstaltungen/tagungen-workshops-1/tagungsdokumentation-anthroposophie-kritische-reflexionen
Hans Trutnau am Permanenter Link
Keine Ahnung, Andreas, ob Steiners "Keller" heute noch in der Ausbildung behandelt wird; dazu bin ich da nicht nah genug dran bzw. drin.
Aber alles bzgl. Steiners klarem Rassismus (inkl. "absterbende Rasse") auszublenden, ist m.E. damit vergleichbar, Luthers Antisemitismus auszublenden oder zu konstatieren, unter Hitler sei ja auch 'nicht alles schlecht' gewesen. Selektive Wahrnehmung, halt.
Unechter Pole am Permanenter Link
Immerhin genießt Steiner keinen staatlichen Kult, wie etwa Martin Luther.
Andreas Lichte am Permanenter Link
@ Unechter Pole Rudolf Steiner bekommt "staatliche Unterstützung" von einem "Fan" Martin Luthers: "Michael Blume, Antisemitismus-Beauftragter Baden-Württembergs, hatte bereits im Herbst 2020 d
Claudius Weise am Permanenter Link
Das ist natürlich gleichbedeutend mit »staatlichem« Kult.
Gerold Leiste am Permanenter Link
Hallo Herr Lichte,
als regelmäßiger Leser kann ich Ihre Generalabrechnung mit dem »Drei«-Heft nicht teilen, wie ich auch finde, dass man mit der Holzhammer-Methode nicht weiterkommt. Geht es Ihnen wirklich darum, Veränderungen im Denken von Anthroposophen anzuregen, dann sollten Sie, wie etwa Ansgar Martins und in Teilen auch Helmut Zander, einigermaßen sachlich und differenziert argumentieren. Denn nur so besteht die Chance, dass auch beim Kontrahenten das eine oder andere hinterfragt wird. Alles andere dient nur dazu, sich selber als "gut und gerecht" zu inszenieren – und auf diese Weise eine Art Selbstbefriedigung zu betreiben.
Nun zu der "Drei"-Ausgabe selber: Das Heft enthält eine Palette (selbst-)kritischer Auseinandersetzungen rund um das Thema Antisemitismus und Rassismus, insbesondere wenn Sie den Beitrag des israelischen Autors Udi Levy oder auch den Artikel des Philosophen Ulrich Kaiser über eine "Rassismuskritische Hermeneutik der Anthroposophie" lesen. Kaiser nennt die Rassismen, die Steiners Werk trotz bzw. wegen seines kosmopolitisch-emanzipatorischen Grundgehalts durchziehen, beim Namen und distanziert sich davon in unmissverständlichen Worten.
Den Zusammenhang von Steiners rassistischen Aussagen und seinem an der Aufklärung orientierten Kosmopolitismus und Individualismus hat Ansgar Martins sehr plastisch in seinem Buch über Steiners Evolutionsverständnis herausgearbeitet ("Rassismus und Geschichtsmetaphysik", Frankfurt. A.M.).
Hierauf nimmt auch Ralf Sonnenberg in seinem Artikel »Niemandsland« Bezug, indem er sich positiv auf Martins bezieht, die problematischen Schnittstellen von Steiners Geschichtsverständnis und völkischem Denken benennt, den Kulturrassismus Steiners am Beispiel der Erfahrungen Eric Hurners in Südafrika herausarbeitet und kritisiert, um dann zu dem Schluss kommen: Anthroposophie kann je nachdem, mit welcher politischen Gesinnung und mit welchem Interesse man ihr begegnet, rassistisch oder antirassistisch interpretiert werden. Dies hat Hurner mit seinem Bericht über Erfahrungen an den Waldorfschulen in Südafrika bestätigt (siehe das Interview mit Ansgar Martins: https://waldorfblog.wordpress.com/2016/09/05/diesseits-von-apartheid-und-anthroposophie-waldorf-in-suedafrika-eine-diskussion-mit-eric-hurner/)
Stütze ich mich vor allem auf Rudolf Steiners "Philosophie der Freiheit", kann ich, wie die Anthroposophin Traute Lafranz, die Freundin Sophie Scholls und wie sie im Widerstand gegen die Nazis war, eine Abneigung gegen jede Form von Reduzierung des Menschen auf Rasse, Vererbung, Biologie entwickeln. Berufe ich mich hingegen auf (kultur-)rassistische Aussagen Rudolf Steiners über die "Negerrasse" oder "Indianer", lassen sich solche Äußerungen eben auch in ein faschistisch-rassistisches Weltbild einbauen und damit Agitation betreiben – allerdings nur, wenn man den kosmopoltischen Gehalt der Anthroposophie einfach unter den Tisch fallen lässt.
Ansgar Martins arbeitet in seiner Studie heraus, dass Steiners Anthroposophie von dem typischen Dilemma der Philosophien in der Zeit der Aufklärung durchzogen ist: Man wollte das Individuum aus kollektiven Zwängen, Völkern, Rassen usw. befreien, war aber zugleich Anhänger eines übersteigerten Eurozentrismus, der auf andere Völker und Rassen mit rassistischer Überheblichkeit herabblickte. Bei Steiner, so Martins, findet sich eben beides:
Auf der einen Seite rassistische Überhebung, auf der anderen Seite der Versuch, mithilfe einer Philosophie des geistigen Ich den Nationalismus und Rassismus damaliger Zeit auzuhebeln. Und genau auf dieses Paradoxon bezieht sich Sonnenberg, wenn er darauf aufmerksam macht, wie der Rassismusbegriff sich in den letzten Jahren verändert hat (was Anthroposophen oft nicht begriffen haben!) – und dass es selbstverständlich ein Unterschied in der Erscheingsform von Rassismus ausmacht, ob ich Menschen generell ein geistiges, von der Biologie unabhängiges Ich zugestehe – oder ob ich der Aufassung bin, dass de einzelne Mensch lediglich oder vorrangig über Vererbung, Rasse, Genetik usw. zu verstehen ist.
Was habe Sie im Übrigen gegen Kritik an Cancel Culture? Schauen Sie mal, die linksliberale »Zeit« hat hierzu einen guten Beitrag über »Linke und Cancel Culture« gebracht: https://www.zeit.de/kultur/2020-07/identitaetspolitik-linke-intoleranz-zensur-demokratie-meinungsfreiheit/komplettansicht?fbclid=IwAR14OmJ3IY6RCVZj1nIO3s2LHnvkQQgX0rYUbiR6CPIHVNCoVVdnMfzPowY
Auf dem Höhepunkt des Ersten Weltkrieges und des spätkolonialistischen Zeitalters, als selbst Heinrich und Thomas Mann nationalistisch argumentierten, finde ich Steiners unmissverständliche Kritik an dem Blut-und-Boden-Nationalismus ganz beachtlich. Da war er im Urteil sehr viel deutlicher als viele seiner liberalen Zeitgenossen. Das Steiner-Zitat aus dem Jahr 1917, auf das sich Sonnenbergs Aussage bezog und das Sie in Ihrem Artikel einfach mal so unter den Tisch fallen lassen, liefere ich hiermit nach:
"Ein Mensch, der heute von dem Ideal von Rassen und Nationen und Stammeszusammengehörigkeiten spricht, der spricht von Niedergangsimpulsen der Menschheit. … Denn durch nichts wird sich die Menschheit mehr in den Niedergang bringen, als wenn sich die Rassen-, Volks- und Blutsideale fortpflanzen. Durch nichts wird der wirkliche Fortschritt der Menschheit mehr aufgehalten als dadurch, dass aus früheren Jahrhunderten stammende … fortkonservierte Deklamationen herrschen werden über die Ideale der Völker, während das wirkliche Ideal dasjenige werden müsste, was in der rein geistigen Welt, nicht aus dem Blute heraus, gefunden werden kann. …
… Zu glauben, dass die alten Ideale fortleben können, ist geradeso gescheit, wie zu glauben, dass der Mensch sein ganzes Leben hindurch buchstabieren lernen soll, weil es dem Kinde gut ist, buchstabieren zu lernen. Ebenso gescheit wäre es, wenn man in der Zukunft davon reden wollte, dass über die Erde hin eine soziale Struktur sich ausbreiten soll auf Grundlage der Blutszusammengehörigkeit der Völker."
Rudolf Steiner, GA 177, Die spirituellen Hintergründe der äußeren Welt. Der Sturz der Geister der Finsternis, 26.10.1917, S. 203-206.
Andreas Lichte am Permanenter Link
Gerold Leiste (ein Pseudonym) beweist einmal mehr, wie Anthroposophen sinnentstellend zitieren ... wer findet den "Fehler" / die "Lüge"?
(nur die GRÖSSTE Lüge, die Gerold Leiste präsentiert, die kleinen Halbwahrheiten sind bei einem Anthrospophen nicht der Rede wert)
Hans Trutnau am Permanenter Link
"Holzhammer-Methode" - auf grobe Klötze gehören grobe Keile, Herr Leiste; oder, in meinen Worten, kurze klare Sätze.
Gerold Leiste am Permanenter Link
Eben sag ich doch: Es geht um Selbstbefriedigung und das Suhlen im Gefühl »Den hab ichs aber gegeben.Ich bin der Gute«. Bisschen pubertär, nicht wahr?
Andreas Lichte am Permanenter Link
@ Gerold Leiste, Zitat: "Unter den Anthroposophen gibt es sehr viele intelligente Menschen ..." Wen meinen Sie? Es würde mich interessieren, welchen Anthroposophen Sie als "intelligent" loben.
Gerold Leiste am Permanenter Link
Schauen Sie mal hier, Herr Lichte: https://de.wikipedia.org/wiki/Eckart_F%C3%B6rster_(Philosoph) – Eckart Förster ist international renommierter Kantforscher, sein Werk »Die 25 Jahre der Philosophie« (Suhrkamp Verl
Andreas Lichte am Permanenter Link
@ Gerold Leiste "Le Néant c'est un trou avec rien autour." Raymond Devos
Hans Trutnau am Permanenter Link
"Bisschen pubertär, nicht wahr?"
Gerold Leiste am Permanenter Link
Ja, so habe ich die Antwort von Herrn Lichte auch empfunden!
Hans Trutnau am Permanenter Link
Don't feed the troll, sage ich immer. Aber in diesem Fall (auch für Mitleser):
Unüberbietbar pubertär.
Für solche Fälle finde ich es gut, dass der hpd die Kommentarfunktion für neue Artikel ab 1.6. eingestellt hat...
Andreas Lichte am Permanenter Link
Ich habe ein ausführliches Interview mit dem Religionsphilosophen Ansgar Martins geführt: "Anthroposophie und Antisemitismus“, https://hpd.de/artikel/anthroposophie-und-antisemitismus-18761 Der Historiker Prof.
Und jetzt kommt ein anonymer Anthroposoph ("Gerold Leiste") daher, und versucht Ansgar Martins gegen mich auszuspielen: geht’s noch ein bißchen bizarrer?
Claudius Weise am Permanenter Link
Wenn man das Interview liest, ist der Unterschied doch ziemlich klar: Ihre Begierde, irgendwelche inkriminierenden Aussagen herauszulocken, kontrastiert mit seinem Bemühen, differenziert zu argumentieren.
Andreas Lichte am Permanenter Link
@ Claudius Weise Mein Ziel im Interview mit Ansgar Martins ist: Martins (Hintergrund-) Wissen zum Vorschein zu bringen, Martins "glänzen" zu lassen – das ist offenbar gelungen, siehe Prof.
Der wiederholte Versuch von Anthroposophen, Ansgar Martins gegen Andreas Lichte auszuspielen, ist peinlich.
Claudius Weise am Permanenter Link
Es geht nicht darum, sie »gegeneinander auszuspielen«. Aber es gibt unübersehbare Unterschiede.
Andreas Lichte am Permanenter Link
@ Claudius Weise Ich möchte nicht in der anthroposophischen Propaganda-Zeitschrift "die Drei" als "ernsthafte Quelle" genannt werden.
Andreas Lichte am Permanenter Link
Sonnenberg ist nicht allein ...: "Des Steiners neue Kleider": "Die Anthroposophie versucht seit Jahren, Rudolf Steiner ein neues, positives und neutrales Image zu geben: weg vom "verstörenden"
Claudius Weise am Permanenter Link
Nein, Sonnenberg ist nicht allein. Aber Sie irgendwie schon, denn Sie sind immer noch Ihre allerliebste, eigene Quelle.
Andreas Lichte am Permanenter Link
@ Claudius Weise In dem vorgestellten Artikel geht es um, Zitat: "... anthroposophischen Betrug ...", siehe: "Des Steiners neue Kleider", https://hpd.de/artikel/11618
Claudius Weise am Permanenter Link
Geben Sie’s zu, Sie wollten einfach mal wieder darauf hinweisen, was Sie schon alles geschrieben haben. Dieser holzschnittartige Kommentar zur SKA hilft hier überhaupt nicht weiter.
Andreas Lichte am Permanenter Link
@ Claudius Weise, Zitat: "Ralf Sonnenberg als Betrüger ..."? Machen Sie mal eine Umfrage ...
Udo Endruscheit am Permanenter Link
Steiners elementarer Rassismus ist bereits in den pseudoevolutionären Genealogien, einer Basis seiner Lehre, unverrückbar angelegt.
Zumal wenn sie mit einer so willkürlich-dreisten Chuzpie "herausgelesen" werden wie im angeführten Beispiel von Hardorp.
By the way - immer wieder bin ich fassungslos, wie man den kenntnislos-angeberisch-besserwisserischen Ton in den Texten des "Doktors" ohne Schmerzzustände überhaupt ertragen kann. Ich kanns nicht.
Hans Trutnau am Permanenter Link
"... wie man den kenntnislos-angeberisch-besserwisserischen Ton in den Texten des "Doktors" ohne Schmerzzustände überhaupt ertragen kann.
Ich kann das auch nicht. Es ist, als ertrüge ich wieder Kirche. Oder so.