Nun gab es auch innerkirchliche Konsequenzen für den evangelischen Pastor Olaf Latzel: Ein Kirchenausschuss hat entschieden, seine Bezüge als Disziplinarmaßnahme zu kürzen. Latzel hatte sich 2019 in einem "Eheseminar" abfällig über queere Menschen geäußert.
Wie die Bremische Evangelische Kirche mitteilte, hat der Kirchenausschuss "nach sorgfältiger Prüfung aller relevanten Aspekte" entschieden, "die Bezüge von Pastor Olaf Latzel als Disziplinarmaßnahme um 5 Prozent für die Dauer von 48 Monaten zu kürzen." Diese Disziplinarmaßnahme soll dem Pastor "über vier Jahre hinweg als Erinnerung und Mahnung für sein Fehlverhalten dienen."
Die beim Gehalt eingesparten Beträge sollen Organisationen zur Verfügung gestellt werden, "die als Anlaufstellen für queere Menschen dienen und wichtige Arbeit in diesem Bereich leisten." Dieser Teil der Entscheidung dürfte den Pastor mindestens ebenso hart treffen wie die vierjährige Kürzung seines Gehalts.
Bereits im November 2020 wurde Pastor Latzel vom Bremer Amtsgericht zu einer Geldstrafe von 8.100 Euro wegen Volksverhetzung verurteilt. Damals wurde bekannt, dass es ein Disziplinarverfahren gegen ihn gibt, das allerdings für die Dauer des staatlichen Gerichtsverfahrens ruhte. Er wurde zudem in den zeitweiligen Ruhestand versetzt. Dieses Urteil wurde nicht rechtskräftig, da Latzel und die St.-Martini-Gemeinde Berufung einlegten und in der ersten Instanz Recht bekamen.
Das Oberlandesgericht Bremen entschied dann jedoch im Revisionsverfahren den Freispruch aufzuheben. Die Generalstaatsanwaltschaft argumentierte in der Revision, der Freispruch sei unwirksam, da die Urteilsbegründung des Landgerichts "bei der Sachverhaltsfeststellung lückenhaft" sei. Der 57-jährige Theologe der St.-Martini-Gemeinde in Bremen hatte im Oktober 2019 in einem Eheseminar von "Genderdreck", einer "teuflischen Homo-Lobby" und "Verbrechern" auf dem Christopher Street Day gesprochen.
Das Verfahren gegen Pastor Olaf Latzel wurde dann allerdings im September 2024 gegen eine Zahlung von 5.000 Euro eingestellt. Das Geld erhielt das Bremer Rat&Tat-Zentrum für queeres Leben (der hpd berichtete).
Das Bündnis Queerlobby begrüßt in einer Pressemitteilung vom 20. Mai, dass der Kirchenausschuss der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK) anerkannt hat, dass die queerfeindlichen Äußerungen von Pastor Olaf Latzel eine Amtspflichtverletzung darstellen. Das Bündnis kritisiert jedoch, dass die gewählte Sanktion weit hinter den notwendigen Konsequenzen angesichts deren Schwere zurückbliebt. "Die fehlende Erhebung einer Disziplinarklage mit dem Ziel der Entfernung aus dem Dienst ist eine vertane Chance, ein klares Signal an queere Menschen innerhalb und außerhalb der BEK zu senden."
Für das Bündnis ist Olaf Latzel dabei nicht nur "eine Einzelperson mit problematischen Ansichten, sondern vielmehr ein sichtbares Symptom eines tiefergehenden, strukturellen Problems innerhalb der Kirche."
Mit der nun öffentlich gewordenen Entscheidung des Kirchenausschusses könnte das gesamte Verfahren beendet sein. Allerdings ist der Disziplinarbescheid noch nicht rechtskräftig.
1 Kommentar
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Kommentare
Hans Gerhard am Permanenter Link
Die Bestrafung fällt viel zu gering aus. Was sind schon 5% bei dem Einkommen, das der Mann bezieht. Und die Strafe kommt viel zu spät - es gibt ja kaum noch einen zeitlichen Zusammenhang zwischen Tat und Strafe.