Kardinal Walter Brandmüller macht sich die Welt, wie sie ihm gefällt

Weil nicht sein kann, was nicht sein darf

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Der greise Kardinal Brandmüller teilt mit, dass die weltweiten Missbrauchsfälle nichts mit der katholischen Kirche zu tun hätten. Und auf gar keinen Fall sei der Zölibat dafür verantwortlich, dass sich tausende Opfer von der katholischen Kirche verhöhnt fühlen.

Kurz vor seinem 90. Geburtstag hielt es Kardinal Walter Brandmüller für nötig, der Öffentlichkeit via dpa mitzuteilen, dass die Empörung über den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche "Heuchelei" sei. Denn, so der Kirchenfürst: "Was in der Kirche an Missbrauch passiert ist, ist nichts anderes, als was in der Gesellschaft überhaupt geschieht."

Damit will der alte Mann zum Ausdruck bringen, dass es überall in der Gesellschaft Missbrauch in dem Umfange gebe, wie er in den vergangenen Jahren innerhalb der Strukturen der katholischen Kirche aufgedeckt wurde. Es bleibt dabei offen, woher Kardinal Brandmüller seine Weisheit schöpft, widerspricht sie doch allen bisherigen Erkenntnissen.

Das ist sogar dem Papst nicht völlig verborgen geblieben: Für Ende Februar hat er die Vorsitzenden aller Bischofskonferenzen weltweit zu dreitägigen Beratungen in den Vatikan einbestellt. Aber was kümmert das einen deutschen Kardinal? Wo doch nicht sein kann, was nicht sein darf.

Für Kardinal Brandmüller gilt schon als "Entschuldigung", dass "80 Prozent der Missbrauchsfälle im kirchlichen Umfeld männliche Jugendliche, nicht Kinder, betrafen." Diese Aussage ist – mit Verlaub – einfach nur widerlich und sagt mehr über die Menschenverachtung eines hohen Repräsentanten der katholischen Kirche aus als jeder noch so lange und quellengestützte Aufsatz.