Nach einer Häufung von Masernfällen verhandelt die Große Koalition über eine Masern-Impfpflicht. Sowohl SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach als auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) befürworten eine solche Regelung für Kinder.
24 Masernfälle im Landkreis Hildesheim: Das hat in der Politik eine breite Debatte über die Einführung einer verpflichtenden Masernimpfung angestoßen. Die Regelung soll Kinder bis 14 Jahren betreffen, so Karl Lauterbach von der SPD. Derzeit würden noch Gespräche geführt, Lauterbach zeigte sich jedoch "zuversichtlich, dass wir demnächst einen entsprechenden Vorschlag vorlegen können." Gesundheitsminister Jens Spahn sprach sich für eine Masern-Impfpflicht in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kitas und Schulen aus. Weiter befürwortet er die Impfung für medizinisches Personal. Sein Fraktionskollege Tino Sorge schlägt Sanktionen wie Kindergeld-Kürzungen für impfunwillige Eltern vor.
Zurückhaltend gegenüber derartigen Maßnahmen äußerte sich dagegen der niedersächsische Wirtschaftsminister Bernd Althusman, ebenfalls CDU. "Je besser und stärker wir impfen, desto besser ist sichergestellt, dass solche schrecklichen Krankheiten ausgerottet bleiben. Insofern stehe ich dem nicht völlig ablehnend gegenüber, weiß aber auch, dass manche Menschen sich nicht verpflichten lassen wollen. Das ist ihre persönliche Entscheidung."
Unterstützung für eine Durchsetzung der Impfpflicht kommt aus den Reihen der FDP. Bundestags-Fraktionsvize Michael Theurer sagte, die eigenen Kinder nicht impfen zu lassen, sei "verantwortungslos gegenüber dem Wohl des eigenen Kindes und auch gegenüber Menschen, die aus gesundheitlichen Gründe nicht selbst geimpft werden können." Im selben Sinn äußerte sich auch Jan Korte, parlamentarischer Geschäftsführer der Linkspartei. Nach seiner Ansicht sollte jeder, "der öffentliche Einrichtungen besucht oder dort arbeitet, geimpft sein." – Kinder ebenso wie Erwachsene. "Wenn eine Bedrohung der öffentlichen Gesundheit besteht, ist jetzt Zeit für eine gesetzliche Impfpflicht."
Ein "Nein" zu einer verpflichtenden Regelung kommt von der Grünen-Gesundheitspolitikerin Kordula Schulz-Asche. Stattdessen hofft sie, Eltern mit besserer Beratung durch öffentliche Gesundheitsdienste für die freiwillige Impfung zu gewinnen.
Oft fälschlich als harmlose Kinderkrankheit abgetan, sind die Masern eine gefährliche, mitunter tödliche Infektion. Eine gefürchtete Spätkomplikation ist die SSPE (subakute sklerosierende Panenzephalitis), eine Gehirnentzündung, die in wenigen Jahren zu Demenz, Koma und schließlich zum Tod führt. Am häufigsten ist SSPE bei Kindern, die zum Zeitpunkt der Maserninfektion jünger als fünf Jahre waren. Ihr SSPE-Risiko liegt bei 20 bis 60 von 100.000 Masernfällen.
Vor allem Kinder im ersten Lebensjahr, die noch zu jung für die Schutzimpfung sind, profitieren, wenn in ihrer Umgebung viele Menschen den Impfschutz tragen. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) weist darauf hin, dass jeder Einzelne durch die eigene Impfung dazu beiträgt, die Gemeinschaft vor gefährlichen Erkrankungen zu schützen.
Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts gab es 2018 in Deutschland 543 Masernfälle. Das waren zwar deutlich weniger als im Vorjahr (2017: 929 Erkrankungen), laut der Weltgesundheitsorganisation WHO müsste die Fallzahl aber unter 80 sinken, um die gefährliche Infektion in Deutschland auszurotten.
1 Kommentar
Kommentare
David See am Permanenter Link
wie kann die CDU so etwas erwägen, für Gläubige Menschen gibt es keine Atome oder Bakterien oder Viren, also wenn glauben dann richtig.