Ein junger russischer Comedian floh Ende Januar ins Ausland, nachdem Nachforschungen von Regierungsseite über ihn eingeleitet wurden. Er soll den Präsidenten beleidigt haben und gegen das Blasphemie-Verbot verstoßen haben.
"Unsere Bevölkerung hat sich in zwei Lager aufgeteilt: Auf der einen Seite die, die Putin unterstützen; auf der anderen Seite jene, die lesen und schreiben und zu logischen Schlussfolgerungen gelangen können. (…) Ich bin nicht clever genug für Subtilitäten wenn ich über Politik spreche, so wie in der Sowietunion", war einer der Witze, den Aleksandr Dolgopolov vor einem Jahr bei einem Auftritt gemacht hatte. Nun musste er einen weiteren in Moskau absagen, nachdem der Veranstaltungsort eine Anfrage des Innenministeriums erhalten hatte, um mehr über die letztjährige Show zu erfahren. Auch war dem Manager des Kabarettisten ein Mann in Zivil aufgefallen, der hartnäckiges Interesse daran gezeigt hatte, zu erfahren, wann er ankommen würde, berichtet euronews.com. Daraufhin flüchtete der 25-Jährige ins Ausland, das Schreiben der Regierung veröffentlichte er auf Instagram.
Es soll außerdem Beschwerden gegeben haben, Dolgopolov würde religiöse Gefühle verletzen, da er sich auch über Jesus und Maria lustig machte. Seit 2013 ist Blasphemie eine Straftat in Russland. Auslöser dafür war seinerzeit das legendäre "Punk-Gebet" der kremlkritischen Band "Pussy Riot" in einer Moskauer Kirche. Verstöße gegen diese Regelung werden mit Geldstrafe, Zwangsarbeit oder Freiheitsstrafe geahndet. Es handle sich um eine "ideologische Unterdrückung" soll der junge Kabarettist laut Human Rights Watch gesagt haben, "wenn jemand an Gott glaubt, erlaubt ihm das Gesetz, jeden einzusperren, den er nicht mag". Darüber hinaus ist auch im Netz geäußerte "Respektlosigkeit gegenüber der Obrigkeit" seit letztem Jahr strafbar.
Der Comedian verteidigte seine Worte in den sozialen Netzwerken und prangerte das russische Rechtssystem an: Würde eine Frau geschlagen oder belästigt, würde die Polizei nichts unternehmen, wenn er aber Witze erzähle, heiße es: "Findet alles über diesen Terroristen heraus!" In einem Video an seine Fans erklärte er, er habe sich schon gefragt, ob die russische Regierung wirklich so schlimm sei, wie er bei seinen Auftritten behauptet habe, weil ihm bisher nie etwas passiert sei. "Aber, keine Sorge, sie ist tatsächlich so schlimm." Mittlerweile sind ihm prominente Kollegen aus Russland beigesprungen und schickten gar einen Unterstützerbrief an das untersuchende Ministerium.
2 Kommentare
Kommentare
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Hallo Russland, Hallo Herr Putin, fleißig auf dem Weg zurück ins Mittelalter, Frauen belästigen oder schlagen, kein Problem, aber Comedian verfolgen wegen Blasphemie, das ist jetzt in Mode.
Land werden?
A.S. am Permanenter Link
Religion wird für den Krieg gebraucht.
Rußland unter Putin führt Kriege.
In solchen Zeiten haben es Religionskritiker schwer.
Wie gut sich mit Religion vollgepumpte Menschen zum Umbringen von anderen Menschen eignen, wird uns im nahen und mittleren Osten tagtäglich vorgeführt.