Die letzten Monate war es erstaunlich still um die iranische Moralpolizei, einige Medien berichteten sogar von deren teilweiser Auflösung. Dieser Rückzug allerdings war nur strategischer Natur. Von der Ankündigung der Behörden, die Truppe werde die Durchsetzung der Hijabpflicht wieder aufnehmen, lassen sich die protestierenden Frauen aber nicht einschüchtern.
Morgen jährt sich der "Frühling der Völker" zum 175. Mal. Die deutsche Revolution gilt zwar als gescheitert, aber die Errungenschaften und Ideale aus dieser Zeit wirken bis heute nach. Die Ideen zu Demokratie sowie Bürger- und Frauenrechten, zum Arbeitsrecht, zur Bildung und Wissenschaft hatten einen bedeutenden Einfluss auf die europäische Geschichte und Gesellschaft.
Als sie nach Deutschland kam, war sie so alt wie die 22-jährige Iranerin Mahsa Amini, die getötet wurde, weil den Revolutionsgarden ihr Kopftuch nicht korrekt genug saß. In ihrem Roman "So leicht kommst du nicht ins Paradies" prangert die Schriftstellerin Noshin Shahrokhi die Gewalt gegen Frauen in der islamischen Gesellschaft an. Im Gespräch mit Lea Martin berichtet sie von der Lage im Iran und vom Realitätsgehalt ihres Buches.
In den Medien findet sich wenig bis nichts über die Situation im Iran. Der Krieg in der Ukraine, die Wahl in Berlin und die aktuell angelaufene Staffel "Germany's Next Topmodel" liefern die Schlagzeilen. Dabei geht der Freiheitskampf der Iraner*innen weiter.
Vergangene Woche protestierten Aktivistinnen vor dem Auswärtigen Amt in Berlin. Ein Jahr – so ihre Annahme –, dann sei Schluss mit den jetzigen politischen Machthabern im Iran. Die Demonstrantinnen übergaben einen Offenen Brief mit Forderungen für eine neue deutsche Iranpolitik an Ministerin Annalena Baerbock, die sich in ihrer Amtsführung auf das Konzept der feministischen Außenpolitik beruft. Der hpd veröffentlicht das Dokument im Wortlaut.
Seit Masha Aminis Tod gehen Bilder um die Welt, die uns alle nicht loslassen können: Brennende Kopftücher, wehende Haare, um Feuer tanzende Frauen – unbedeckt, ihre Haare zeigend, Demonstrierende, die zu Tausenden auf die Straße gehen, Menschenmassen, die Freiheit und den Sturz des islamischen Regimes fordern. Sie alle werden von dem menschenverachtenden Regime brutal niedergeschlagen. Doch unsere Autorin ist überzeugt: Durch den Zusammenhalt ist der Politische Islam im Iran am Ende.
Es stünde Österreich gut an, statt einer Glorifizierung der Habsburger Monarchie endlich jener zu gedenken, die als Erste für Demokratie und Grundrechte auf die Straße gingen.
Die Islamwissenschaftlerin Katajun Amirpur legt mit "Khomeini. Der Revolutionär des Islam" eine neue Lebensbeschreibung vor, welche viele Hintergrundinformationen über die Person hinaus mit klarer Struktur erhält. Auch wenn kritische Aspekte durchaus thematisiert werden, hätte man sich dazu noch eine klarere Einschätzung gewünscht, immerhin etablierte Khomeini das autoritäre System einer islamistischen Theokratie.
"Nun sind die arabischen Verflechtungen des 'Wer mit wem gegen wen' eigentlich schon kompliziert genug. Aber der Nahe Osten wäre nicht der Nahe Osten, wenn es nicht noch komplizierter ginge." Der Nahost-Korrespondent verschiedener deutschsprachiger Medien sowie Leiter des ORF-Nahostbüros und Buchautor, Karim El-Gawhary, legt als einer der besten Kenner der Region eine profunde Analyse der verworrenen Situation nach dem "Arabischen Frühling" vor.
Hunderttausende auf den Straßen, Oppositionskandidatinnen im Exil und Berichte über großangelegte Militäroperationen zur Unterdrückung der Proteste: Eine Woche nach der fingierten Wahl in Belarus stemmt sich der amtierende Präsident Alexander Lukaschenko verzweifelt gegen seine Absetzung. Der "letzte Diktator Europas" hat sämtlichen Rückhalt in der Bevölkerung verloren, selbst staatseigene Betriebe blasen zum Generalstreik.
Im November vor 100 Jahren endete in Deutschland die Zeit der Staatskirchen, die insbesondere in den protestantischen Herrschaftsgebieten enge Bindung von Thron und Altar wurde aufgelöst. Die Suche nach der Rolle, die die beiden großen christlichen Kirchen in der Republik spielen sollten, gestaltete sich hingegen schwierig. Das neue Heft der MIZ wirft einen Blick auf die Umbrüche von 1918.
Das offizielle Bayern feiert "100 Jahre Freistaat Bayern" und verschweigt dabei schamhaft, dass Kurt Eisner der erste bayerische Ministerpräsident wurde. Und in Erlangen wurde der Platz hinter dem Rathaus von Oberbürgermeister Dr. Florian Janik am 08.11.2018 offiziell "Kurt-Eisner-Platz" benannt.
Am 11. April 1967 hielt Hannah Arendt in Chicago einen Vortrag unter dem Titel "Revolution und Freiheit". Im Sommer 2017 stellte Arendts Assistent Jerome Kohn einen Text unter dem Titel "Die Freiheit, frei zu sein" aus ihrem Nachlass ins Netz. Er fand ihn ohne Titel und Hinweis auf Entstehungszeit und Verwendung. Das Manuskript dürfte aber in jener Zeit entstanden sein. Nun erscheint es fast zeitgleich in Amerika und in Deutschland in Buchform.
Die prall orangene Abendsonne hängt tief über dem Lärm der hupenden Autos. In der Ferne ragt die Silhouette des rosafarbenen ägyptischen Museums über die Autodächer hinweg, die sich zum Feierabend in einem aussichtslosen Chaos auf dem Tahrir-Platz verkeilen. Der fünfspurige Kreisverkehr im Herzen Kairos bringt sechs Verkehrsadern zusammen. Täglich pumpt er tausende Autos, Motorräder und Busse durch die Millionenstadt. Ein Taxifahrer hat das Fenster geöffnet und blickt stirnrunzelnd auf den verbeulten Kofferraum des nächsten Autos. Eine Lücke tut sich auf und das Taxi rollt einen Meter, bevor es wieder zum Stillstand kommt. Die Luft ist schwer von Smog. Doch es ist angenehm jetzt im Oktober, wo die Sommerhitze langsam abklingt.