Es ist eine bekannte Tatsache, dass die türkische Regierung den IS jahrelang unterstützt hat. Als der Bürgerkrieg in Syrien noch voll im Gange war, hat die türkische Regierung die Grenzen nicht aus humanistischen Gründen geöffnet. Der vom Konfessionshass gesteuerte damalige Ministerpräsident und heutige Präsident der Türkei Erdogan wollte den nicht-sunnitischen Machthaber Assad stürzen und auf seiner Südgrenze einen sunnitischen Staat gründen und damit auch die aufkommende kurdische nationale Identität bekämpfen. Auch wollte er die Kurden mittels der Konfessionen spalten. Dabei ging Erdogan von libyschen Verhältnissen aus und dachte, dass der Krieg in Syrien auch innerhalb von drei Wochen vorbei wäre.
Als immer mehr Flüchtlinge in die Türkei kamen, hat die türkische Regierung tollwütig alle Oppositionskräfte und insbesondere die Radikalen in Syrien unterstützt und dass die Türkei eine sichere Dschihadisten-Autobahn geworden ist, ist weltbekannt.
Die Flüchtlingslager wurden dem UNHCR wohlwissend nicht geöffnet, weil sich dort nicht nur die armen Flüchtlinge aufgehalten haben. Die deutschen Feldlazarette wurden an die Türkei nicht ausgeliefert, weil die Türkei nicht bereit war, diese von den Deutschen betreiben zu lassen: weil das Ausland nicht wissen sollte, wer dort behandelt wird. In den türkischen Krankenhäusern wurden IS-Terroristen behandelt, was oft genug an die Öffentlichkeit gedrungen ist. Nur die Journalisten, die die Kriegsbeförderungspläne und Waffenlieferungen der türkischen Regierung an den IS veröffentlicht haben, sitzen im Gefängnis.
Der IS unterhält heute noch Rekrutierungsbüros in der Türkei. Ein Geldwäschegesetz (Gesetz-Nr. 5811), das als “Vermögensfriedensgesetz” (“Varlikbarisi”) getarnt wird, hilft sicherlich auch dabei, dass der IS Vermögensgeschäfte leichter in der Türkei erledigen kann, weil erstens der türkische Staat nicht nach der Quelle dieses Vermögens fragt, das aus dem Ausland stammt, und es zweitens mit nur zwei Prozent besteuert.
Der Eiertanz und Zickzackkurs der türkischen Islamisten gefällt anscheinend dem einen Teil des IS nicht. Die türkische Regierung hat während ihrer Unterstützung für den IS auch ein Energieabkommen mit Russland abgeschlossen, das als Unterstützter von Assad gilt.
Diktatoren als Partner?
Sobald die türkische Regierung aber eine Vereinbarung mit den US und der EU (unter anderem und scheinbar nur über Flüchtlinge) getroffen hat, hat sie die Seiten wieder gewechselt und schoss sogar ein russisches Flugzeug ab. Dazu ist sie noch in eine scheinbare Anti-IS-Koalition eingetreten.
Geschäftstüchtige und schlaue Teile des IS wissen, dass weder die türkische Regierung noch Saudi Arabien und Katar ernsthaft in der Anti-IS-Koalition sind. Jedoch den Splittergruppen des IS, die heute schon ein Kalifat in Istanbul errichten wollen, sind der Eiertanz der türkischen Regierung, aber auch die Luftwaffen- und Marineunterstützung der BRD, ein Dorn im Auge.
Daher werden die Islamisten jetzt einerseits zunehmend die Türkei aber auch Deutschland – so wie ich befürchte - auch in Deutschland angreifen. Der IS lebt nicht nur im Irak und Syrien. Es gibt nicht nur Rückkehrer sondern auch Sympathisanten-Gruppen und einzelne radikalisierte Personen in Deutschland.
Da viele radikal-islamistische Ideen mit Hilfe von Saudi Arabien und Katar in die Welt getragen worden sind, die Türkei sich in der Vergangenheit aber zumindest scheinbar um einen gemäßigt liberalen Islam bemüht hatte, waren die Länder wie Frankreich mit mehrheitlich arabischen Einwanderern vom Islamismus in besonderen Maße betroffen. Jetzt, da die türkische Regierung selbst zunehmend die Islamisierung betriebt und eine Annäherung an Saudi Arabien und Katar auch im Islamverständnis sucht und die sozialen Medien viel stärker Falschpropaganda transportieren, werden in Kürze die problematischen Folgen auch in Deutschland sichtbarer werden.
Kriegserklärung an Europa
Momentan werden säkulare Immigranten, die sich deutlich politisch in der Öffentlichkeit positionieren, von Islamisten scharf beschimpft und bedroht. Die deutsche Öffentlichkeit nimmt jedoch nur von rechtsradikalen Beschimpfungen Notiz. Wenn die Islamisten die osmanische Kriegsflagge als Facebook-Banner verwenden, denken viele Deutsche, dass dies eine nette Folklore wäre. Dem ist aber nicht so. Das ist eine Kriegerklärung an Europa und die europäische Werte.
Aber wenn die europäischen Werte für die Europäer nicht so wichtig sind, warum sollte sich der Rest der Welt dann von diesen Werten inspirieren lassen? Die “freundliche Einbestellung” des polnischen Botschafters in Berlin wurde von der Welt als lächerlich empfunden, weil die EU, allen voran die BRD, Herrn Erdogan als Beitrittskandidat hofiert und Wahlkampfhilfe gewährt.
Eine Zeit lang wurde Muammar al-Gaddafi von Herrn Berlusconi mit Einwilligung der EU “gefüttert”, damit dieser keinen afrikanischen Flüchtling in die EU lässt. Sind die Flüchtlinge weniger geworden?