Blasphemie und die Meinungsfreiheit:

"Ich sage das, was ich will. Ich sage das, was ich denke!"

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Nachdem sie auf Instagram ihre Meinung zum Islam kundtat, bekommt die 16-jährige Französin Mila Vergewaltigungs- und Morddrohungen. Mit den Worten: "Ich hasse Religion, der Koran ist voller Hass… Eure Religion ist Scheiße", konterte die Teenagerin einem Muslim auf ihrem Instagram-Kanal. Der Mann schien sich von ihrer Unterhaltung mit einer lesbischen Frau über die Schönheit arabischer Frauen provoziert gefühlt zu haben und kommentierte ihre Unterhaltung mit der Aussage: "Scheiß Lesben!" Daraufhin antwortete die Gymnasiastin ihm mit ihrer Meinung zu seiner Religion.

Nach diesen Äußerungen musste Mila auf Anraten der Polizei bei Verwandten untertauchen, da zum Mord gegen sie aufgerufen wird. Nach ihrer Aussage prasselten zeitweise 200 Gewaltaufrufe in der Minute auf sie ein. Auch die Schule kann sie zurzeit nicht mehr besuchen, da einige Anfeindungen auch von ihren Schulkamerad*innen ausgingen und ihr Wohnort sowie ihre Schule im Netz veröffentlicht worden waren. Sogar die Justiz leitete kurzzeitig ein Verfahren wegen "Hassrede" gegen die 16-Jährige ein, welches jedoch mittlerweile wieder eingestellt wurde. Mila verteidigte sich damit, dass sie niemanden beleidigt habe und nicht zur Gewalt gegen irgendjemanden aufgerufen habe, im Gegensatz zu denjenigen, von denen die Morddrohungen ausgingen: "Was ich getan habe, war Blasphemie, generell Kritik an Religion, sonst nichts."

Daraufhin ließ der Fall in Frankreich die Debatte um Blasphemie und den Islam in den letzten Tagen hochkochen. Besonders an den Äußerungen des Generaldelegierten des französischen Islamrates CFCM, Abdallah Zekri, entzündete sich Kritik, als er die Drohungen mit den Worten rechtfertigte: "Wer Wind sät, muss mit dem Sturm rechnen." Mila habe provoziert und müsse damit nun selbst klarkommen. Zekri, der unter anderem die Beobachtungsstelle für Islamophobie leitet, sorgte besonders mit folgenden Worten für Empörung: "Das Mädchen weiß, was sie sagt. (…) Sie hat die Religion beleidigt, jetzt muss sie die Folgen ihrer Worte tragen."

Auch die Justizministerin Nicole Belloubet aus dem Kabinett Präsident Emmanuel Macrons ließ in einem Interview einige verblüffende Äußerungen fallen und kritisierte die Schülerin für ihre harten Worte. "Religionsbeleidigung ist eine Verletzung der Gewissensfreiheit", verlautbarte sie im Gespräch mit dem Sender Europe 1. Mittlerweile ist die Justizministerin zwar wieder zurückgerudert und kommentierte ihre Aussagen mit dem Wort "unglücklich", jedoch lassen solche Redebeiträge gerade von Personen von derartig wichtigem Rang erkennen, wo die Debatte kräftig schief läuft.

Milas Anwalt, Richard Malka, zeigte sich bestürzt über die Äußerungen der Ministerin und warf ihr vor, die Propaganda der Islamisten nachzuplappern, die jegliche Kritik oder Beleidigung der Religion überall in Europa unter Strafe stellen wollen. Malka hat Erfahrung mit ähnlichen Fällen, da er bereits die Satirezeitschrift Charlie Hebdo vor Gericht verteidigte.

Besonders solche Tendenzen, den Forderungen radikaler Religionsvertreter großen Raum zu geben und das Recht zu beschneiden, Kritik an religiösen Ideologien zu üben, stellt eine Gefahr für die Gewissens- und Meinungsfreiheit dar. Gerade das Recht, auch harte Kritik an einem Glauben verlautbaren zu dürfen, ist Ausdruck der Gewissensfreiheit.

Auch auf Twitter haben sich etliche Beiträge zu dem Fall unter den Hashtags #jesuismila und #jenesuispasmila angesammelt und für heftige Diskussionen gesorgt.

Ausgerechnet Marine Le Pen von Rassemblement Nationale nahm die 16-Jährige in Schutz: "Man kann Milas Äußerungen vulgär finden, aber wir können nicht akzeptieren, dass jemand in Frankreich dafür zum Tode verurteilt wird". Dass gerade die Vorsitzende einer rechtspopulistischen Partei in dem Fall die passenderen Worte findet, ist bezeichnend für das Problem, welches nicht nur in Frankreich im Umgang mit Blasphemie und einem aggressiven, politischen Islam anzutreffen ist. Die Stimmen auf der progressiven Seite weigern sich, Probleme anzusprechen und klar zu benennen und gerade diejenigen, die solche Gefahren ansprechen, werden zusätzlich auch noch als Störenfriede angesehen.

Mila selbst stellte in ihrem kontroversen Video jedoch auch völlig klar, dass sie nur etwas gegen die Religion an sich habe und keine Menschen direkt beleidigen wolle: "Ich sage, was ich denke. Ich bin keine Rassistin. Ich habe das Recht zu sagen, was ich denke, ich bereue das nicht."

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