BERLIN. (hpd) Am heutigen Mittwoch beginnt in Leipzig der 100. Deutsche Katholikentag. Vor allem die umfangreiche Finanzierung des christlichen Großevents durch öffentliche Gelder ärgert Kritiker. Zahlreiche Gegenveranstaltungen sind geplant.
Selbstverständlich ist auch Moses wieder dabei. Die politische Kunstaktion Das 11. Gebot wird wie bei den letzten beiden Kirchentagen in Regensburg und Stuttgart mit ihrer knapp drei Meter hohen Moses-Figur auch während des Katholikentags in Leipzig präsent sein. Ziel der Aktion ist es, mit der Moses-Figur samt Pappmaché-Steintafel mit der Aufschrift "Das 11. Gebot: Du sollst deinen Kirchentag selbst bezahlen!" die Einwohner Leipzigs ebenso wie die Katholikentagsbesucher darüber aufzuklären, dass Kirchentage zu dreißig bis fünfzig Prozent aus öffentlichen Geldern finanziert werden. Allein die offizielle Summe, die die hochverschuldete Stadt Leipzig dem Katholikentag 2016 zuschießt, beträgt eine Million Euro. Und das, obwohl nur rund 4% der Einwohner Leipzigs Katholiken sind.
Als Kontrast zum Katholikentagsprogramm führt die Giordano-Bruno-Stiftung ihre Veranstaltungsreihe "Säkulare Tage" im Soziokulturellen Zentrum die naTo in der Karl-Liebknecht-Straße durch. Die Referentenliste ist hochkarätig besetzt. Am heutigen Mittwoch um 18:00 Uhr eröffnet Michael Schmidt-Salomon die Veranstaltungsreihe mit seinem Vortrag "Braucht der heutige Mensch noch Religion?". Ihm folgt ein Auftritt des österreichischen Kabarettisten Gunkl. In den kommenden Tagen wird ferner Rolf Bergmeier über "Die Legende von der christlichen Leitkultur" referieren, Erfolgsautor und Stand-up-Comedian Philipp Möller berichtet "Aus dem Leben eines aufgeklärten Paares", Kirchenfinanzexperte Carsten Frerk stellt seine Forschungen zum Thema "Kirchenrepublik Deutschland – Christlicher Lobbyismus" vor und Jurist Gerhard Czermak berichtet über seine Erfahrungen mit "Religionsrecht und Verfassungswirklichkeit".
Parallel zum Katholikentag findet in der Moritzbastei eine Ausstellung der Werke des Comiczeichners Ralf König statt, die bekannt dafür sind, das Schwulsein zu feiern und mit Religionen und ihren Vertretern nicht gerade zimperlich umzugehen. König eröffnet die Ausstellung am Donnerstag mit der Lesung "Ihr Heiden, hört mich an!!!"
Für Freitag hat Die PARTEI - Ortsgruppe Leipzig einen "sakri-legeren Marsch" angekündigt: "Erscheint zahlreich und zeigt den Tourchristen, dass unsere Sünden nicht nur ausschweifender und krasser sondern auch nachhaltiger und hochwertiger sind!"
Wem schließlich doch noch nach Beten zumute ist, der kann am Sonntag parallel zum Abschlussgottesdienst der Katholiken eine Nudelmesse feiern. Auf Einladung des Leipziger Aktionsbündnisses (K)eine Million wird Bruder Spaghettus von der Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters Deutschland e.V. auf dem Augustusplatz dem FSM huldigen und die Gründung der Pastafari-Gemeinde Sachsen mit Nudelwasser segnen.
Der hpd wird den Katholikentag in Leipzig begleiten und aus säkularer Perspektive täglich über das Großereignis und die Gegenveranstaltungen berichten.
4 Kommentare
Kommentare
Kay Krause am Permanenter Link
Da gibt's nichts mehr zu kommentieren. Da kann man als braver Bürger eines sekularen Staates nur noch den Kopf schütteln. Ich schüttele!
Hans Trutnau am Permanenter Link
Eine geballte Ladung Kontrast - schön!!
Kay Krause am Permanenter Link
Dort, wo Steuergelder übrig sind,
fühlt es sich wohl, das Katholikenkind.
Es hält die Hand auf, besser beide Hände,
damit des Geldes Segen sich nicht von ihm wende.
doch die Verlockung nach Profit ist viel zu groß,
als dass Katholen dieses übersehen
und ohne Steuergelder heimwärts gehen.
Schon seit hunderten von Gottesglaubensjahren
vollziehen sie dies Raff-Gebahren.
Geld und Reichtum geh'n konform mit Offenbarung!
Das lehrt sie die Erfahrung.
Ihre Feiern selbst zu zahlen, das liegt fern.
Und der Staat? Der unterstützt sie gern!
Es sind nicht seine Gelder, die er zum Fenster wirft und ungeniert
als Present dem Klerus offeriert!
K.K.
Wolfgang am Permanenter Link
Der Priester hat zwei Hände: eine zum Nehmen und die andere zum
Festhalten.