BERLIN. (hpd) Das "Gunda-Werner-Institut für Feminismus und Geschlechterdemokratie" in der Heinrich-Böll-Stiftung hat einen Artikel veröffentlicht, der allen heterosexuellen Menschen unterstellt, per se homophob zu sein.
Nach eigenem Bekunden will das Institut unter anderem auch "Diskurse zwischen Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft initiieren" - wenn dabei aber andere politische Aktivisten und Wohlmeinende so beschimpft werden, wie es mit dem aktuellen Artikel "Alle Heteros sind homophob. Eine kleine Erklärungshilfe" geschah, dann wird das wohl kein Diskurs werden. Sondern dem Institut wird vehemente Ablehnung entgegenschlagen.
In dem Artikel von Fabian Goldmann heißt es: "… alle Heteros sind homophob. Alle! Und das nicht nur, weil sie in einer homophoben Gesellschaft aufwachsen. Heteros sind homophob, weil sie Heteros sind. Oder besser: Weil sie zu Heteros gemacht wurden."
Wer erinnert sich angesichts dieser Zeilen nicht an den Slogan der Schwulen- und Lesbenbewegung: "Wann hast Du Dich entschieden, hetero zu werden?" Damit wurde gegen die – häufig in religiösen Kreisen vertretene – These reagiert, dass der Mensch sich seine sexuelle Ausrichtung aussuchen, sie selbst bestimmen könne.
Mit seinem Artikel schlägt Goldmann in die gleiche Kerbe - nur von der anderen Seite aus. Nach seiner Logik wären alle Menschen bei Geburt geschlechtlich unentschlossen (das bekannte "weisse Blatt"), und würden dann von irgendwem oder irgendwas zu "Homos" oder "Heteros". Ein Unsinn, der seit Jahrzehnten widerlegt ist.
Am Dümmsten aber an einem Artikel wie diesem ist, dass ausnahmslos alle Menschen, die sich aktiv für die Rechte der LGBI einsetzen, diskreditiert werden. Die einen, weil sie heterosexuell sind und damit homophob, die anderen, weil sie mit diesen Homophoben zusammenarbeiten.
21 Kommentare
Kommentare
Stefan Dewald am Permanenter Link
Biologische Gründe für männliche Homophobie
Es gibt tatsächlich eine biologische Begründung, warum männliche Primaten einen Hass auf homosexuelle Männer haben:
In dem Buch »Der Krieg der Spermien« führt der Autor Robin Baker in Szene 30 (P 353-375) an, dass lt. dem vorliegenden Zahlenmaterial die Fortpflanzungsrate männlicher Homosexueller vergleichbar ist mit Heterosexuellen.
D.h. dass sie entweder direkt Kuckuckskinder legen oder zunächst ein weitestgehend heterosexuelles Leben führen und erst in mittleren Jahren ihre wahre Neigung entwickeln oder entdecken.
Demnach sind homosexuelle Männer im Krieg der Spermien tatsächlich echte Konkurrenten. Daraus eine Erlaubnis für Homophobie abzuleiten ist jedoch ein Beispiel für einen naturalistischen Fehlschluss.
Bis vor wenigen Jahren war das zumindest in europäischen Städten kein Problem mehr. Durch Kulturimport und Hervorbrechen aus dem religiös motivierten Hassreservoir gibt es allerdings wieder offenen Hass bis hin zu lebensgefährlichen Körperverletzungen.
http://lachsdressur.de/wp-content/uploads/Der-Krieg-der-Spermien-Bi-Homosexualit%C3%A4t_OCR.pdf
malte am Permanenter Link
Was für ein Unsinn - und wie typisch für evolutionspsychologische Pseudowissenschaft. Nach dieser Logik müssten Männer den selben Hass auf heterosexuelle Männer entwickeln, denn auch diese sind „Konkurrenten“.
Der Text von Goldmann und dieser Kommentar können exemplarisch für ein Problem stehen, dass ich schon seit einiger Zeit beobachte: die immer weiter fortschreitende Polarisierung des Menschenbildes. Radikaler Sozialkonstruktivismus auf der einen Seite, plumpster Biologismus auf der anderen. Die Zwischentöne fehlen fast völlig.
Stefan Dewald am Permanenter Link
> Nach dieser Logik müssten Männer den selben Hass auf heterosexuelle Männer entwickeln, denn auch diese sind „Konkurrenten“.
Ja das ist richtig und das ist auch so. Alle Geschlechtsgenossen und -Genossinnen sind Konkurrenten um Geschlechtspartner und betreiben Wettbewerb. In unseren Breiten fällt das nicht immer so deutlich auf, da wir ihn nicht mehr mit Steinaxt, Messer, Pfeil und Bogen austragen aber der Konkurrenzkampf ist immer noch da.
Malte am Permanenter Link
Wie bitte? Es gibt einen allgemeinen Mann-männlichen Hass, der mit dem spezifischen Hass auf homosexuelle Männer vergleichbar wäre? Das kann nicht ihr ernst sein. Geben sie doch einfach zu, dass die These Unsinn ist.
Stefan Dewald am Permanenter Link
Es war nicht der Ansatz des Autors von »Der Krieg der Spermien« und auch nicht von mir die Vielfalt des Kriegs der Geschlechter und das Wiederspiel mit den vielfältigen Einflüssen in der Multi-Ebenen-(Gruppen)-Selekti
Mit säkular-biologischem Materialistengruß,
Stefan Dewald
Martin Marheinecke am Permanenter Link
Nachdem ich den Artikel ganz gelesen habe und gründlich darüber nachdachte, halte ich ihn für überspitzt, polemisch, provokativ - aber nicht für falsch.
Umgangssprachlich aufgefasst sind diese Behauptungen unsinnig. Dennoch können die Provokationen sinnvoll sein, um auf struktuelle - nicht individuelle - "gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit" - hinzuweisen. Ich bin z. B. kein Rassist. Ich würde dennochlügen, wenn ich behaupten würde, frei von rassistischen Vorurteilen zu sein - oder behaupten würde, mein "Weißsein" wäre nicht mit nicht zu rechtfertigenden Privilegien gegenüber "Nichtweißen" verbunden.
Und in dem Moment, in dem ich meine "Identität" als "Weißer" definiere, denke ich, ob ich es will oder nicht, in rassistischen Kategorien. Es wäre trotzdem übertrieben, mich dann als "Rassisten" zu bezeichnen, aber des Denkanstoßes willens ist der Vorwurf: "Du bist Rassist!" möglicherweise eine heilsame Provokation. Möglicherweise!
Sollte so eine Denkanstoß durch Provokation, was ich stark vermute, die Absicht des Artikels des "Gunda-Werner-Instituts" sein, dann wurde sie meiner Ansicht nach leider verfehlt.
Ich vermute, durchschnittliche nicht-homophober heterosexueller Leser werden durch die provokative Behauptung so beleidigt sein und so in Wut geraten, dass er (oder sie) die interessanten Abschnitte des Textes weiter unten vielleich gar nicht mehr lesen, aber mit ziemlicher Sicherheit sehr voreingenommen verstehen werden.
Hätte der Artikel mit der These: "Das Bekenntnis „Hetereo“ spiegelt nicht die eigene sexuelle Identität wider. Stattdessen generiert sich die eigene sexuelle Identität zum großen Teil aus einem gesellschaftlichen Zwang zum Bekenntnis" begonnen, bin ich mir ziemlich sicher, dass Frank Nicolai ihn erheblich milder rezenziert hätte.
Diskutabel wäre, ob es wirklich keine genetische bzw. neurologische Grundlage der sexuellen Orientierung gäbe.
Jedoch halte ich Kinseys alte Theorie vom "Kontinuum" nach wie vor für nicht wiederlegt.
Sim am Permanenter Link
Man merkt eben immer wieder: Es gibt kein Monopol auf Dummheit. Man könnte auch sagen: Schwul sein schützt vor Torheit nicht. Man weiß ja auch nicht was der Menschen damit genau sagen will.
Stefan Räbiger am Permanenter Link
Ja ich wurde von meinen Eltern als Kleinkind gezwungen Hetero zu sein, das hatte dann zur Folge das ich mit 6 Jahren mit der 1 Jahr älteren Tochter unserer Nachbarn mehrfach beim Doktor spielen erwischt wurde, die Stö
Stefan Wagner am Permanenter Link
Heteros sind homophob, weil sie zu Heteros gemacht wurden?
Heißt das im Umkehrschluss das Schwule schwul sind, weil sie zu Schwulen gemacht wurden?
Tut mir leid, überzeugt mich nicht.
Meine Eltern haben es nicht mal geschafft mich zum ordentlichen Spinatesser zu machen, obwohl ihre perfide Strategie bei meinen Geschwistern voll aufging.
Jörg Elbe am Permanenter Link
"Nach seiner Logik wären alle Menschen bei Geburt geschlechtlich unentschlossen..."
Da fällt einem doch gleich John Money ein, der propagierte, dass alle Menschen geschlechtsneutral geboren werden und dann beliebig formbar wären, was er dann auch in einem Menschenexperiment nachweisen wollte (Fall Gebrüder Reimer). Tatsächlich sind 99 % der Menschen in ihrem Geschlecht biologisch festgelegt. Dies hat einen Einfluß auf den gesamten Menschen. Durch den genetischen Unterschied zwischen Mann und Frau von ca. 1,5 % wird daher von einem Ganzkörper XY- bzw. XX-Menschenbildes gesprochen. Ca. 5% haben homoerotische Neigungen, fühlen sich also zum gleichen Geschlecht hingezogen. Im Falle von Männern ist dies angeboren und nichts, was man(n) sich aussuchen kann (wie an Zwillingstudien nachgewiesen). Wie Frank Nicolai richtig betont, füttert das die verschiedenen Fraktionen, die propagieren, man können sich die sexuellen Präferenzen aussuchen.
Man sollte den Autor einmal fragen, ob im Umkehrschluß denn alle homosexuellen Menschen heterophob sind.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Das erinnert mich irgendwie an eine Jahrzehnte zurückliegende Diskussion, bei der eine Frau (keine Ahnung mehr, wer das war) behauptete, alle Männer seien potentielle Vergewaltiger.
Auch diese Aussage hier negiert völlig, dass eine Phobie eine Angststörung ist, die psychologische Ursachen hat. Ich wurde nie homophob erzogen, also bin ich nicht homophob, auch wenn ich in meiner Jugendzeit öfters recht aufdringlich von schwulen Männern angemacht wurde. Aber ich vermute, das müssen Frauen von Männern (vielleicht auch Lesben?) auch aushalten und die werden dann auch nicht automatisch hominiphob oder lesbophob.
Es ist also eine Erziehungssache und selbst wenn gewisse genetische Dispositionen vorliegen sollten, dann kann dies ein positives Beispiel leicht korrigieren. Genauso, wie wir heute mit Behinderten auch anders umgehen, als noch zu Zeiten, in denen man sie wegsperrt hat oder ausrotten wollte. Heute verlieren wir die Berührungsängste und nehmen sie als normale Menschen mit Handicap war.
So lernen wir als Gesellschaft dazu. Dass sollten die einstigen Vorreiter des Feminismus und anderer Bereiche auch mal tun...
Konni am Permanenter Link
Klingt nach Andrea Dworkin.
"Under patriarchy, every woman's son is her potential betrayer and also the inevitable rapist or exploiter of another woman."
agender am Permanenter Link
Dworkin-Zitat korrekt, aber veraltet.
Thomas Friedrich am Permanenter Link
Was ist mit Homosexuellen ohne Bi-Neigung? Ich kenne etliche Männer, die niemals etwas mit einer Frau anfangen würden. Sind die "heterophob"?
Matthias Wehrstedt am Permanenter Link
Können Sie Quellen für die Behauptung angeben, dass es "seit Jahrzehnten wiederlegt ist", dass der Mensch als "geschlechtlich unentschlossen" auf die Welt kommt?
libertador am Permanenter Link
Ich glaube, der hier kritisierte Text, meint, dass das absolute Bekenntnis zur Heterosexualität homophob ist. Zumindest könnte das gemeint sein. Das erscheint mir zumindest einleuchtend als Interpretation.
Es wird damit das absolute Bekenntnis zur Heterosexualität krtisiert, das man dann verstehen könnte als "ich finde homosexuelle ok, aber mir könnte das nicht passieren." Darin würde dann eine Abwertung der Homosexualität stecken. In dieser festen Abgrenzung mit dem Bekenntnis zur Heterosexualität, mit den kulturellen Implikationen der kulturellen Ablehnung von Zärtlichkeit zwischen Männern, wird entsprechend vom Text kritisiert.
Thomas Baader am Permanenter Link
"Nach seiner Logik wären alle Menschen bei Geburt geschlechtlich unentschlossen (das bekannte "weisse Blatt"), und würden dann von irgendwem oder irgendwas zu "Homos" oder "Heteros".
Derselbe Unsinn wird uns aber in Bezug auf die Geschlechter erzählt. Nach der Logik: Man wird als Homosexueller geboren, aber zu Mann oder Frau wird man gemacht. Echte Logik würde nahelegen, dass dieselben Mechanismen bei beiden Bereichen wirken, d. h. natürlich gibt es gesellschaftlich konstruierte Geschlechterrollen, aber dass das Geschlecht als Ganzes ein Konstrukt sein soll, die sexuelle Orientierung aber nicht, ist nicht plausibel. Hier ist wohl eher beides angeboren.
Michael Paschko am Permanenter Link
Vor einer Woche haben Heiko Heinisch und Nina Scholz in ihrem Artikel "„Islamophobie“ und die Muslimbruderschaft in Europa" ( http://diekolumnisten.de/2016/07/21/islamophobie-und-die-muslimbruderschaft-in-eu
Viele ihrer Argumente lassen sich zu Recht in ähnlicher Weise auch gegen den Begriff der Homophobie vorbringen.
Wer homosexuell veranlagte Menschen hasst, ist nicht krank sondern schwulen- und lesbenfeindlich. Und wer mit theologischen oder anderen Argumenten Homosexualität ablehnt ist auch nicht krank sondern muss mit Argumenten widerlegt werden.
Schon lange hatte ich ein untergründig mulmiges Gefühl bei dem Begriff der Homophobie und seiner Verwendung. Der oben genannte Artikel hat mir die rationalen Argumente klar gemacht.
Die Schwulen- und Lesbenbewegung hat es doch gar nicht nötig, sich mit so einem unbrauchbaren Kampfbegriff wie die Islamisten vor Argumenten zu schützen.
Der hier kritisierte Artikel macht es nur zu deutlich, wie das unsägliche Potential, des Begriffs Homophobie ausgeschlachtet werden kann. Stellen wir uns doch mal vor, es gäbe ihn nicht. Dann hätte der Autor schreiben müssen: Alle Heteros sind schwulenfeindlich. Dieser Satz wäre unmöglich gewesen, weil er offensichtlich absurd ist. Alle Heteros sind homophob funktioniert dagegen ganz wunderbar. In diesem Satz steckt nämlich eine Sechzehntelwahrheit: Heteros ist homosexueller Sex oftmals emotional fremd. Der Satz "Alle Heteros sind homophob" tut nun so, als ob diese Fremdheit Krankheitswert habe und verachtenswert sei. Und so wird sich mancher Hetero, der gar nichts gegen Homos hat, bei diesem Satz fragen: Bin ich vielleicht doch ein ganz klein wenig homophob, vielleicht so ganz tief in mir drin? Darauf zielt dieser Satz und er funktioniert auschließlich mit dem Wort "homophob".
Lasst uns endlich diesem unbrauchbaren und so leicht missbrauchbaren Begriff den Laufpass geben! Nennen wir Schwulenfeindlichkeit Schwulenfeindlichkeit und hauen wir den intellektuellen Homogegnern ihre Argumente um die Ohren. Keiner von denen ist krank.
Übrigens: Wenn Leute tatsächlich unter einer durch Homosexualität ausgelösten Phobie leiden würden, wären sie dafür nicht verantwortlich. Jede politische oder wissenschaftliche Argumentation gegen ihre Haltung wäre unangebracht.
Reinhard Rösler am Permanenter Link
Nach dem Lesen des besagten Artikels dachte ich nur:
Darf ich jetzt im Umkehrschluss annehmen, dass alle Homosexuellen heterophob sind? Und was machen die armen Bisexuellen? Müssen die jetzt monophob werden?
Und wie viel Alkohol muss ich trinken, um aus diesem Artikel schlau zu werden?
Fragen über Fragen!
Konni am Permanenter Link
Das sind die seltsamsten Früchte der Gender-Politik.
Dummerweise wird dabei die Bedeutung von Wörtern wie "Homophobie" oder "Rassist" so sehr verwässert, dass sie praktisch garnichts mehr bedeuten.
agender am Permanenter Link
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