Indonesien

Teenager öffentlich ausgepeitscht

Weil es ein junges Paar in der indonesischen Provinz Aceh gewagt hat, sich in der Öffentlichkeit zu umarmen, wurden sie nach ein paar Monaten im Gefängnis jetzt mit Stockschlägen bestraft. In dem autonomen Gebiet gilt die Scharia.

17 Schläge mit dem Rohrstock musste jeder der beiden 18-Jährigen über sich ergehen lassen, berichtet die South China Morning Post (SCMP). Ihr Verbrechen: Sie hatten sich in der Öffentlichkeit umarmt. Das mussten sie nach einem mehrmonatigen Gefängnisaufenthalt jetzt vor hunderten von Zuschauern büßen, die das Geschehen vor einer Moschee in der Provinzhauptstadt mit ihren Smartphones festhielten. "Wir wollen, dass die Öffentlichkeit weiß, dass das Scharia-Gesetz ohne Ausnahme zur Anwendung kommt", sagt Vizebürgermeister Zainal Arifin in einem Video.

In der konservativen Autonomieregion auf der Insel Sumatra wird nach islamischem Recht auf Grundlage des Koran geurteilt. Körperstrafen werden auch für andere "Vergehen" ausgesprochen: Kürzlich wurden ein Mann (35) und eine Frau (40) beim außerehelichen Geschlechtsverkehr erwischt. Er hat seine Strafe bereits verbüßt, sie bat vergangene Woche darum, ihre Stockschläge zu erhalten, damit sie endlich das Gefängnis verlassen könne. Ärzte befanden sie allerdings körperlich dazu nicht in der Lage, was den stellvertretenden Bürgermeister des Ortes zu folgender Aussage brachte: "Menschen, die außerhalb von Aceh leben und denken, die Scharia sei grausam, können nun sehen, dass sie in Wirklichkeit sehr tolerant und human ist." Das islamische Gesetz habe nicht die Absicht, jemanden zu verletzen.

Im Dezember wurden laut SCMP außerdem zwei Männer zu je 100 Schlägen verurteilt, die Sex mit minderjährigen Mädchen hatten. Sechs Männer, die in einem Internet-Café Online-Glücksspiele gespielt hatten, mussten jeder zwischen sieben und elf Rohrstock-Hiebe ertragen. Auch gleichgeschlechtlicher Sex und das Trinken von Alkohol sind Straftaten, die so geahndet werden. Menschenrechtsorganisationen verurteilen öffentliches Auspeitschen, auch der Präsident Indonesiens, Joko Widodo, hatte bereits ein Ende der vor Schaulustigen durchgeführten Körperstrafen gefordert. Die islamische Bevölkerung von Aceh unterstütze jedoch diese Form der Bestrafung, schreibt die SCMP.