Raumfahrtgeschichte

50 Jahre Mondlandung

Vor genau 50 Jahren schrieben die Astronauten der Mission Apollo 11 Menschheitsgeschichte. In einem der größten Ereignisse unserer Zeit vereinten sie die Augen hunderter Millionen Zuschauer auf sich, als sie den rasanten Wettlauf zum Mond beendeten, indem Neil Armstrong seinen Fuß auf unseren Trabanten setzte. Ein schier unglaubliches Unterfangen – wie sich auch an der Verbreitung der Verschwörungstheorie zeigt, welche die Mondlandungen als bloßen Schwindel enttarnt haben will.

Es ist nicht leicht, die Bedeutung eines Ereignisses mit einer solchen Tragweite wie der ersten Mondlandung vom 20. Juli 1969 herauszustellen. Die Magie dieser wissenschaftlichen Hochleistung hält bis heute an und bleibt in der Geschichte der Raumfahrt unerreicht. Seit das erste Leben vor etwa 3,6 Milliarden Jahren auf der Erde entstanden ist, hat kein Erdenbewohner je einen anderen Himmelskörper betreten. Es ist mit Sicherheit eines der großen Ereignisse, an das man sich auch in 1.000 Jahren noch erinnern wird, wenn man an unser Zeitalter denkt. Doch wie kam es überhaupt zu dem ambitionierten und kostenintensiven Ziel?

Ein Meilenstein der Menschheitsgeschichte

Vor Millionen von Jahren nahm die Evolution eine erstaunliche Wendung, als ein paar Affen begannen, Selbstbewusstsein zu entwickeln. Langsam aber allmählich begannen unsere Vorfahren, sich über ihre nächste Umgebung hinaus für die Welt zu interessieren. Mit sich brachte das die großen Fragen, die uns bis heute festhalten: Was ist das für ein seltsamer Ort und wieso sind wir hier? Was ist das für eine große gelbe Scheibe über uns und wohin verschwindet sie jede Nacht? Wo hört das Meer auf und was passiert, wenn man dort hinreist? Das große Mysterium war entdeckt: Wo sind wir?

Wie sich jedoch herausstellte, ist die Erde eine Kugel und keine Scheibe. Die Entfernungen zu den anderen erkennbaren Himmelskörpern ist viel größer, als wir uns je vorgestellt hatten. Die Sonne bewegt sich nicht um uns, sondern wir uns um sie – und die winzigen Lichter über uns sind viele andere Sonnen wie unsere, was uns noch mehr aus dem Mittelpunkt rückt. Zuerst nicht zu wissen, was das Universum ist, und dann zu verstehen, was das Universum ist, ist keine Bagatelle. Tagsüber werden wir von dieser Erkenntnis noch relativ gut abgeschirmt, aber nachts starrt uns diese ganze Situation an. Und wir gucken zurück.

Das war unser Umgang mit dieser Gesamtsituation für die längste Zeit unserer Geschichte. Vor allem in den letzten 60 Jahren haben wir uns auf neue Ebenen katapultiert. Während des Zweiten Weltkriegs machte die Raketenforschung einen großen Sprung, was ein ganz neues Konzept eröffnete: Raumfahrt.

Der Kalte Krieg im Weltall

1957 schickte die Sowjetunion das erste menschengemachte Objekt in die Erdumlaufbahn, Sputnik 1. Zu der Zeit war der Kalte Krieg in vollem Gange und die Sowjets präsentierten stolz ihren wissenschaftlichen Vorsprung. Einen Satelliten vor den USA ins Weltall zu schicken war der Beweis, dass ihre Technologie weit überlegen war, was wiederum bedeuten musste, dass der Sozialismus dem Kapitalismus überlegen sein musste.

Acht Monate später erblickte die NASA das Licht der Welt. Im folgenden Wettrennen schaffte es die Sowjetunion, mit Juri Gagarin den ersten Menschen in die Erdumlaufbahn zu schicken. John F. Kennedys Berater empfahlen, sich auf längerfristige Ziele zu konzentrieren, weil der Vorsprung auf kurze Sicht nicht einzuholen war. Kennedy hielt 1962 seine berühmte Rede mit den Worten "We choose to go to the moon in this decade and do the other things, not because they are easy, but because they are hard" ("Wir haben entschieden, in diesem Jahrzehnt zum Mond zu fliegen und die anderen Dinge zu tun, nicht weil sie einfach sind, sondern weil sie schwer sind"), und alle Augen richteten sich auf die erste astronautische Mondlandung.

Projekt Apollos erklärtes Ziel war es, einen Menschen auf dem Mond landen zu lassen. Die Antwort der Sowjetunion war das Raumfahrtprogramm Sojuz. Die Amerikaner kamen in Berührung mit dem All, als Alan Shepard in einem großen Bogenflug in greifbare Nähe kam. Wenige Monate später, im Februar 1962, umrundete John Glenn als erster Amerikaner die Erde im Low Earth Orbit, der sich zwischen 160 und 2.000 Kilometer um die Erde befindet. In den folgenden sieben Jahren erreichten 22 US-Amerikaner und Sowjets solche Höhen. Doch beide Supermächte hatten den Mond fest im Blick.

Eine Mission mit Rückschlägen

Ein solch waghalsiges Unternehmen, sich über alles bisher Gekannte hinauszuwagen, funktioniert nicht reibungslos. Für die drei Astronauten der Mission Apollo 1 – Ed White, Gus Grissom und Roger Chaffee – endete der Versuch tödlich, als bei einem Test ein Brand in der besatzten Kapsel ausbrach. Erst nach gründlicher Überarbeitung des Raumschiffs und der Abläufe wurde mit Apollo 7 ein neuer Versuch gestartet. Im Dezember 1968 waren es die US-Amerikaner, die mit Apollo 8 die Mondumlaufbahn erreichten, den Mond zehn Mal umrundeten und sicher wieder zur Erde zurückkehrten, das erste Foto von der Erde in der Totalen im Gepäck.

Foto: NASA/Bill Anders, public domain
A black sky with a grey, cratered lunar horizon. A small blue Earth with scattered white clouds is just above the horizon, with about two-thirds of the Earth lit by the sun and the remainder in darkness. Foto: NASA/Bill Anders, public domain

Bei ihrer Rückkehr wurde die Crew als Helden gefeiert – was sie hoffentlich die acht Monate genießen konnten, die es dauerte, bis Apollo 11 am 20. Juli 1969 Neil Armstrong und Buzz Aldrin zu den ersten Menschen auf dem Mond machte. Kennedys Ziel, noch im selben Jahrzehnt auf dem Mond zu landen, nur 50 Jahre nach dem ersten Transatlantikflug, war erreicht.

Nach einem erfolgreichen Start am 16. Juli um 09:32 Uhr Ortszeit am Cape Canaveral in Florida begann die Saturn V ihre Reise. Mit 160 Millionen PS wurden die drei Astronauten in der Spitze der Rakete in die Erdumlaufbahn katapultiert. Nach 65 Kilometern trennte sich die erste Stufe, der größte Teil der Rakete, deren 2.000 Tonnen Treibstoff innerhalb von ca. zweieinhalb Minuten vollständig verbraucht wurden. Unmittelbar nach dem Abtrennen dieser Stufe zündeten die Triebwerke der zweiten Stufe, die den Schub bis in 185 Kilometer Höhe gaben. Nun zündete die dritte Stufe. Bei den eineinhalb Erdumrundungen wurden alle Systeme auf ihre Funktionalität geprüft. Dann konnte die Erdumlaufbahn verlassen und der Weg mit 10 Kilometern pro Sekunde zum Mond angetreten werden. 

Nach rund 76 Stunden war das Ziel erreicht. Armstrong und Aldrin koppelten sich mit der Mondlandefähre Eagle vom Raumschiff ab, das mit Michael Collins als Pilot den Mond weiter umkreiste. Den beiden Astronauten fielen die großen Gesteine auf, die sich unter ihnen auftaten. Die Landung dort konnte den Tod bedeuten. So nahm Armstrong das Steuer in die Hand und landete mit knappen Treibstoffreserven einen halben Kilometer weiter westlich auf einer ebeneren Fläche. In den zweieinhalb Stunden, die die Astronauten auf dem Mond verblieben, prüften sie die Mondfähre, platzierten Messgeräte und sammelten Gesteinsproben.

Beim Verlassen des Mondes waren die Astronauten wieder mit Komplikationen konfrontiert. Ein abgebrochener Schalter musste mit einem Filzstift ersetzt werden. Die Kopplung mit der Kommandokapsel und der Rückweg zur Erde verliefen darüber hinaus problemlos. Am 24. Juli war die Besatzung wieder auf ihrem Heimatplaneten. Wer selbst nicht dabei war oder die Mission Revue passieren lassen will, kann die Landung auf der Webseite "The First Man on the Moon" noch einmal inklusive aller Funksprüche und Perspektiven miterleben.

Innerhalb der folgenden dreieinhalb Jahre wurden zehn weitere Menschen in fünf Missionen zum Mond geschickt. Insgesamt gab es sechs erfolgreiche Missionen bei sieben Versuchen, mit der berühmten Ausnahme von Apollo 13, bei der ein Sauerstofftank explodierte. Die Mission wurde abgebrochen und die Astronauten konnten unbeschadet zurück zur Erde kehren. Jim Lovell, Jack Swigert und Fred Haise befanden sich zu einem Zeitpunkt der Mission so weit von der Erde weg wie keine andere astronautische Rakete, so dass sie bis heute mit 400.187 Kilometern Entfernung den Weltrekord halten.

Sojuz hatte mit einer Reihe technischer Probleme zu kämpfen und schaffte es nie bis zum Mond. Apollos letzte Mondmission war 1972.

Verschwörung Mondlandung

So schier unglaublich die Landung auf dem 384.400 Kilometer entfernten Himmelskörper ist, so viele Möglichkeiten bietet sie für Verschwörungstheorien. Die US-amerikanische Regierung hätte nur ihre Überlegenheit gegenüber der Sowjetunion demonstrieren wollen. Wahlweise sollte auch von den Problemen in Vietnam abgelenkt werden – oder beides zusammen. Als "Beweise" werden technisch unüberwindbare Hürden angeführt, falsche Schattenwürfe auf den Bildern, die im luftleeren Raum vermeintlich wehende Flagge und andere Behauptungen naturwissenschaftlicher oder technischer Art. Da nur wenige Menschen über ein detailliertes physikalisches Verständnis verfügen, das alle Einwände prüfen und widerlegen kann, wirken sie nicht sofort unplausibel.

Die Mythen wurden jedoch vielfach widerlegt. Zudem müsste man voraussetzen, dass alle ca. 400.000 involvierten NASA-Mitarbeiter und -Mitarbeiterinnen entweder hätten getäuscht werden oder zum Schweigen verpflichtet werden müssen. Die Inszenzierung und das Ausmaß der Vertuschung wären technisch und logistisch vermutlich aufwendiger gewesen, als die Mondlandung durchzuführen.

Ausblick der astronautischen Raumfahrt

Wenn man im Jahre 1972 jemanden gefragt hätte, was in den nächsten Jahrzehnten der Raumfahrt auf uns zukäme, hätten sie wohl die kühnsten Vorhersagen gemacht. Viele weitere Menschen auf dem Mond, eine Mondbasis, Menschen auf dem Mars und darüber hinaus. Wie erstaunt sie wohl wären, wenn man ihnen erzählt hätte – nachdem sie 12 Menschen auf dem Mond gesehen haben –, dass 43 Jahre später, im futuristischen Jahr 2019, immer noch nur 12 Menschen auf dem Mond gewesen sein werden? Die USA selbst haben zur Zeit nicht einmal mehr ein Programm, um Menschen zur ISS und zurück zu transportieren. 

Das Wettrennen um den Mond stellte eine Ausnahmesituation dar, für die ein Volumen an staatlichen Geldern zur Verfügung gestellt wurden, das heute undenkbar wäre. Die NASA arbeitet nun mit SpaceX zusammen, dem privaten Raumfahrtunternehmen von Elon Musk. Die wiederverwendbaren Falcon-Heavy-Raketen von SpaceX fliegen bereits jetzt zu einem Bruchteil des Preises bspw. der vergbleichbaren Delta IV (United States Air Force) und sind eingeschränkt wiederverwendbar. Die Technik soll so weit verfeinert werden, dass eine effiziente Aufbereitung mehrere Male innerhalb kürzester Zeit durchgeführt werden kann. Das Ziel von SpaceX ist aber höchstens mittelfristig der Mond, als Zwischenetappe zum Mars

Die USA wollen 2024 wieder auf dem Mond landen. Vielleicht auch einmal mit einer Frau. China arbeitet indessen mit seinem eigenen Raumfahrtprogramm. Im Januar dieses Jahres gelang die komplizierte Landung eines Rovers auf der erdabgewandten Seite des Mondes. Bis 2030 soll ein Chinese oder eine Chinesin den Mond betreten und China zu einer "starken Weltraumnation" machen. Der Generaldirektor der Europäischen Weltraumorganisation ESA feilt derweil an der Zukunftsvision einer Raumstation auf dem Mond oder dessen Umlaufbahn.