Unzählige Jungen werden jedes Jahr Opfer von Genitalverstümmlung aus religiösen oder kultischen Motiven, oft verharmlosend Beschneidung genannt. Um die barbarische Praxis zu rechtfertigen, verweisen Kulthüter gern auf die angebliche positive Wirkung für die Gesundheit der Opfer. Doch die Wirklichkeit sieht anders aus, wie zwei kürzlich veröffentlichte wissenschaftliche Studien zeigen. Sie belegen schwerste Komplikationen und Todesfälle bei betroffenen Kindern.
Der Placeboeffekt ist wirkmächtig und ziemlich vertrackt: Die Medizin muss seine Grenzen respektieren, um von ihm zu profitieren, sagt unsere Kolumnistin Natalie Grams-Nobmann.
Forschende des Max-Planck-Instituts für medizinische Forschung in Heidelberg und Kollaborationspartner am Max Planck-Bristol Center for Minimal Biology an der Universität Bristol haben einen neuen Ansatz zur Untersuchung von Sars-CoV-2 entwickelt. Für die systematische und standardisierte Erforschung des Coronavirus bauten sie minimalistische synthetische Viruspartikel, in die sie unterschiedliche Strukturen des Sars-CoV-2-Virus wie das Spike-Protein integrieren können. Bei ihrer Forschung entdeckten sie einen Faltmechanismus des Spike-Proteins, durch den das Virus für das Immunsystem des Wirts "unsichtbarer" wird.
Zügige Auffrischungsimpfungen gegen das Coronavirus Sars-CoV-2 für die Hälfte der Bevölkerung könnte die vierte Infektionswelle wahrscheinlich brechen. Denn sie könne die Zahl Ansteckungen und Übertragungen bei diesen Personen nochmal auf ein Zehntel reduzieren. Dies ist eine zentrale Aussage einer Stellungnahme, die ein Team um Viola Priesemann, Leiterin einer Forschungsgruppe am Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation in Göttingen, formuliert hat.
Angesichts massiv steigender Corona-Infektionszahlen und politischer Untätigkeit bei der Einleitung effektiver Maßnahmen zur Eindämmung der vierten Welle ist klar, dass wir schon bald mehr intensivpflichtige Patienten als Intensivbetten haben werden. Bislang gilt es als Tabu, offen über eine mögliche Triage für Ungeimpfte zu sprechen. Doch das ist falsch, findet die stellvertretende hpd-Chefredakteurin Daniela Wakonigg.
1958 war Bayern die erste Landesärztekammer in der Bundesrepublik, die den Erwerb der "ärztlichen Zusatzbezeichnung Homöopathie" in die Landesweiterbildungsordnung aufnahm. Am vorletzten Wochenende endete diese allzu lange Phase – mit großer Mehrheit entschied sich der 80. Bayerische Ärztetag in Hof, den krassen Dissens zwischen dem Anspruch ihrer Weiterbildungsordnung, auf dem Boden aktueller wissenschaftlicher Erkenntnis zu stehen, und der Privilegierung einer seit über 200 Jahren nicht belegten Methode als Gegenstand ärztlicher Weiterbildung aufzulösen.
Mehr denn je haben wir in der Pandemie erfahren, vor welchen Problemen Aufklärung über Pseudowissenschaft und gute Wissenschaftskommunikation angesichts einer aufstrebenden postfaktischen Szene stehen. Wo ansetzen, welche Defizite sind auszugleichen, wo sind die Quellen schon verfestigter Fehlinformationen? Eine Einschätzung von Udo Endruscheit.
Eine neue EU-Verordnung fordert die Herausgabe sensibler Gesundheitsdaten an ausländische Kläger. Ärzte sehen dadurch ihre Integrität in Gefahr und fordern Änderungen.
Paukenschlag im Umgang mit der Homöopathie in Großbritannien: Für eine erneute Akkreditierung müsste nun ein öffentliches Interesse vor dem Hintergrund nachgewiesener Evidenz und eine positive Nutzen-Risiko-Bilanz für eine medizinische Intervention nachgewiesen werden. Daraufhin kündigte die Vertretung der homöopathischen Therapeuten an, sich von dem Zulassungsverfahren zurückzuziehen.
Homöopathen freuen sich derzeit über den Umstand, dass das Wort "Homöopathie" in der neuen medizinischen Leitlinie zur komplementären Krebsbehandlung vorkommt. Das geht so weit, dass behauptet wird, nun sei die Evidenz der Homöopathie wissenschaftlich belegt und die Landesärztekammern sollten ihre Beschlüsse revidieren, Homöopathie aus den Weiterbildungsordnungen zu streichen. Das Informationsnetzwerk Homöopathie (INH) schafft Klarheit.
Auch im 21. Jahrhundert gibt es bei manch einer Eheschließung noch die Frage nach der Jungfräulichkeit der Braut. Kliniken bieten dazu Zertifikate an, die bescheinigen sollen, ob das Hymen der zukünftigen Ehefrau intakt ist. Die Untersuchung ist eine demütigende wie unwissenschaftliche Praxis, die beim falschen Ergebnis zu Gewalt oder Tod der getesteten Person führen kann. In England und Wales könnten Jungfräulichkeitstests, sowie medizinisch nicht notwendige Operationen des Hymens bald verboten werden.
Ist Amalgam am Ende doch schädlich? Jetzt will es sogar die EU verbieten! Unsere Kolumnistin, die Ärztin Natalie Grams, über alte Kontroversen und den neuesten Amalgam-Mythos.
Dass Homöopathie nach dem Stand der Erkenntnisse mit der in den Naturwissenschaften maximal möglichen Sicherheit eine spezifisch wirkungslose Scheintherapie ist, das ist inzwischen – natürlich mit Ausnahme der homöopathischen Interessensphäre – Konsens. Dass und warum nach wie vor klinische Forschung zur Homöopathie betrieben wird, wirft insofern Fragen auf. Eine aktuelle Studie will nun bewiesen haben, dass ergänzende homöopathische Therapien Überlebenszeit und Lebensqualität von LungenkrebspatientInnen verbessern können. Udo Endruscheit vom Informationsnetzwerk Homöopathie (INH) hat sie sich genauer angesehen.
Wessen Leben sollen Ärzte retten, wenn nicht mehr allen geholfen werden kann? Welche Kriterien dürfen bei der Auswahl herangezogen werden, welche sind unzulässig? Das Hans-Albert-Institut hat hierzu eine Stellungnahme veröffentlicht, die sich aus ethischer Perspektive mit Triage-Entscheidungen auseinandersetzt. Mögliche Implikationen ergeben sich daraus auch für die laufende Impfstrategie.
Einen Corona-Impfstoff in homöopathischer Version hat eine Apotheke in Koblenz auf den Markt gebracht. Doch das Angebot währte nicht lange: Am Freitag verboten die Behörden den Verkauf. VertreterInnen der wissenschaftlich fundierten Medizin hatten in den sozialen Medien heftige Kritik am Vertrieb des Produkts geübt. Die Affäre ist bezeichnend für die Praxis vieler Apotheken, pseudowissenschaftliche Scheinmedikamente ohne spezifische Wirkung zu verkaufen.