Ein Gesetz aus dem Jahr 2006 sollte Schulen nicht nur verpflichten, katholischen Religionsunterricht anzubieten, sondern es Kindern und Jugendlichen auch ermöglichen, evangelischen, muslimischen oder jüdischen Religionsunterricht erhalten zu können. Im nordostspanischen Katalonien findet in diesem Schuljahr ein Pilotprojekt zum muslimischen Religionsunterricht statt.
Die beiden christlichen Großkirchen pflegen in der Kirchenrepublik Deutschland ihre Paralleljustiz. Von der katholischen Kirche kennt man das spätestens seit Bekanntwerden des Missbrauchsskandals, doch auch die evangelische Kirche ist ein Staat im Staate: Mittels eigener "Verfassung" entscheidet sie, wer den Religionsunterricht an staatlichen Schulen erteilen darf.
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) behauptet, dass die Bergpredigt Jesu als Kompass für politisches Handeln angesehen werden könne und eine Richtschnur für ein friedliches Zusammenleben in der Welt sei. "Der Mensch soll die Erde gestalten, aber er soll nicht selbst Gott spielen", so der Regierungschef. Aus dem christlichen Menschenbild folge, dass das Leben in jeder Phase geschützt werden müsse.
Die Humanisten des Humanistischen Verbandes Österreich (HVÖ) sind wütend. "Die Regierungsvorlage zum Ethikunterricht zwingt Nicht-Religiöse zu einem Ersatz von etwas, was nicht ihre Sache ist." Das sagt Gerhard Engelmayer, der Präsident des HVÖ. "Gleichzeitig betont sie die Wichtigkeit von Ethikunterricht, schließt aber alle Religiösen dabei aus."
Den beiden großen Kirchen laufen seit Jahren in Scharen die Mitglieder davon, weshalb diese nach neuen Strategien suchen, um Menschen vom christlichen Glauben zu überzeugen. Eine davon ist die Priorisierung auf frühkindliche Bildung in Kitas und Schulen. Jedoch kann ein bekenntnisorientierter Religionsunterricht heutzutage aus guten Gründen kein zukunftsfähiges Konzept mehr darstellen. Ein Kommentar von Constantin Huber.
Die Piratenpartei Hessen fordert einen gemeinsamen neutralen Ethik- und Weltanschauungsunterricht für alle Schüler anstelle eines Bekenntnisunterrichts, in dem die Kinder nach der Religion der Eltern getrennt unterrichtet werden.
Die hessische Landesregierung beendet die Zusammenarbeit mit dem türkischen Moscheeverband Ditib. Bislang hatte der aus Ankara gesteuerte Verband Zugriff auf Schüler innerhalb des islamischen Religionsunterrichts.
Vergangene Woche wurde in Mainz über die Existenzberechtigung des Religionsunterrichts und die Alternative "Ethik für alle" diskutiert. Anlass war die Forderung der Landesschüler*innenvertretung Rheinland-Pfalz vom Herbst nach einer Abschaffung des konfessionellen Religionsunterrichts zugunsten eines gemeinsamen philosophischen Faches für alle.
Der Oberste Gerichtshof der Autonomen Region Valencia hat die Klage einer Vereinigung von Religionslehrern abgewiesen, die eine Ausdehnung der wöchentlichen Unterrichtszeit erreichen wollte. Das Gericht sah keine Notwendigkeit für mehr als wöchentlich 45 Minuten Religionsunterricht.
Selten hat wohl eine Neuregelung im Bereich der Unterrichtspflicht religiöse wie religionsfreie Gruppen ähnlich entrüstet. Die walisische Bildungsministerin Kirsty Williams jedoch hat genau das erreicht. In Zukunft wird nicht nur sexuelle Aufklärung verpflichtend, sondern auch der Religionsunterricht.
Am 29. November 2019 haben der Hamburger Schulsenator und die Spitzen der christlichen, jüdischen und muslimischen Religionsgemeinschaften ein "bundesweit einzigartiges Konzept" vorgestellt. Demnach führt Hamburg als erstes Bundesland einen religiösen Bekenntnisunterricht in interreligiöser Trägerschaft ein.
Die Bremische Evangelische Kirche (BEK) hat sich auf ihrem Kirchentag am 27. und 28. November unter anderem mit ihrer Jugendarbeit beschäftigt. Dabei ist es ein wichtiges Ziel der BEK, vorbei an gesetzlichen Regelungen wie der Landesverfassung, in den öffentlichen Schulen zu missionieren.
Bislang kann in Spanien nur die katholische Kirche bei der Steuererklärung begünstigt werden. Mit einem Antrag beim Justizministerium würde die Islamische Kommission dies gern ändern, um den zwei Millionen muslimischen Menschen im Land zu ermöglichen, einen Teil ihrer Steuerabgaben an die Kommission weiterzuleiten.
Immer mehr Schüler*innen in Rheinland-Pfalz wollen den konfessionsgebundenen Religionsunterricht abschaffen. Dieser hat laut Landesverfassung sogar zur "Gottesfurcht" zu erziehen, was von den Aktiven der Landesschüler*innenvertretung Rheinland-Pfalz als unzeitgemäßes Relikt angesehen wird, das zeitnah verändert und modernisiert werden soll. Ihre Forderungen sorgten in den vergangenen Wochen für rege Diskussionen in den Medien.
Wie erklärt sich die Ablehnung der Forderung der LandesschülerInnenvertretung nach einem konfessionsübergreifenden Weltanschauungsunterricht, nachdem alle von der Regierung vorgebrachten Argumente entweder falsch oder nicht stichhaltig sind? Vielleicht liegt der Hund auch hier mal wieder im allzu partnerschaftlichen Verhältnis von Kirche und Staat begraben.