Sie haben in Ihrer ersten Stellungnahme bei Facebook etwas ironisch geschrieben - ich zitiere: "Ich mag ein seltsames Verständnis von Demokratie haben…" Meinen Sie damit, dass Sie Ihren eigenen Kopf benutzen, um Urteile zu fällen?
Ja. So war ich immer: ich tue etwas oder ich lasse es, wenn ich davon überzeugt bin. Ich bin sehr dankbar für Kollegen und Freunde - und es waren sehr enge Freunde, die sich eingeschaltet haben und ich nehme ihre Ratschläge sehr ernst - aber ich brauchte klare Belege und ich brauchte Zeit, um selbst zu recherchieren.
Wenn man mit wirklich radikalen Menschen diskutiert, gewinnt man manchmal wenigstens neue Erkenntnisse.
Dieser Reflex in Deutschland, sofort für etwas oder dagegen zu sein, macht es schwer. Ich bin seit vielen Monaten nicht mehr in Deutschland und dadurch merke ich: es herrscht hier eine völlig andere Diskussionskultur als in England oder den USA. Ich verstehe die Vorsicht und Befindlichkeit wegen der deutschen Geschichte - aber ich finde, zur Demokratie gehört eine freie Diskussionskultur. Dazu gehört auch, mit Menschen zu diskutieren - auch wenn sie ein merkwürdiges Geschichtsverständnis haben - solange diese Leute sich nicht rassistisch äußern und das nicht politisch umsetzen, was sie über die Geschichte denken.
Das ist mein "seltsames Verständnis" von Demokratie.
Ich mag auch diesen Konsens im Geschichtsverständnis nicht unbedingt. Es mag sein, dass es die richtige Geschichtsauffassung ist - aber das bedeutet nicht, dass andere Menschen nicht anders über die Geschichte denken können. Solange es nicht zur Verherrlichung von Kriegsverbrechen oder Leugnung des Holocaust kommt. Man darf Menschen nicht für ihre Gesinnung bestrafen, sondern für ihr politisches Auftreten und dessen Konsequenzen.
Doch gerade dieses Verherrlichen von Kriegsverbrechen geschieht durch die Burschenschaft. Auf deren Facebookseite findet sich zum 70. Jubiläum des Kriegsendes am 8. Mai dieser Text: "Unsere Geschichte kennt keine Befreier. Sie kennt mutige Männer, selbstlose Frauen und Mütter, starke Familien sowie ein stolzes, unerschütterliches Volk. Alliierte Mythen vergessen" ergänzt durch den Kommentar "Unsere Alten haben den Krieg zwar verloren – aber wie! Die ganze Welt hat sich gegen ein kleines Land in Mitteleuropa verbündet, die größten und mächtigsten Länder dieser Erde mussten alles aufbieten, dieses umzingelte Deutschland zu Boden zu ringen. Unter Soldaten zählt der Sieg eine Menge, aber mehr noch zählt der Mut, der Anstand und das Soldatentum des Einzelnen auf dem Gefechtsfeld." Das ist doch deutlich grenzwertig.
Andererseits verstehe ich: Sie wollen nicht den einfachen Weg gehen. Sie haben ja die Burschenschaft dann mit den acht Fragen öffentlich zu einer Stellungnahme gebracht, von deren Beantwortung Sie ihre Entscheidung abhängig machen wollten.
Das hat keiner vorher geschafft. Es war von mir auch nicht bösartig gemeint, sondern ich habe mir zwei Dinge gedacht: wenn die Burschenschaft diffamiert wurde, dann hat sie hier die einmalige Chance, sich öffentlich von diesen Vorwürfen zu befreien und klarzustellen, dass sie auf dem Boden des Grundgesetzes steht.
Es gab zwei Möglichkeiten: entweder waschen sie sich rein und stellen klar, wie sie tatsächlich denken oder sie stolpern und entlarven sich selbst, falls sie tatsächlich keine Demokraten sind. Das Urteil darüber kann jeder für sich selbst fällen - da ich die Fragen und die Antworten öffentlich gemacht habe.
Es sind ja tatsächlich nur sieben Antworten auf die acht Fragen…
…die ersten beiden[1] haben sie zusammengefasst. Das fand ich natürlich sehr problematisch. Eine Frage zu Hitler kann man sehr leicht beantworten, wenn man tatsächlich ein Humanist und ein Demokrat ist. Das war ein Stolperstein, den ich nicht vorausgesehen habe.
Für mich war auch die Antwort auf die fünfte Frage: "Darf auch ein Deutscher ägyptischer Abstammung Mitglied bei der Burschenschaft Germania Marburg werden?" sehr interessant. Denn in der Satzung der Burschenschaft heißt es: "Um Mitglied werden zu können, muss man männlich sein und dem deutschen Volk angehören."
Das war dann auch für mich die Entscheidung: Wenn sie mir die Frage - so wie geschehen - abschlägig beantworten, dann steht für mich eindeutig fest, dass ich dort nicht auftreten kann. Wenn ich nicht gut genug bin, um in einem Verein mitzumachen, dann bin sich sicher auch nicht gut genug, um bei diesem Verein zu reden. Vor allem nicht zum Thema Islam.
Das haben sie auch verstanden und deshalb kamen sie mit dieser Absage meiner zuvor.
Was hätten Sie getan, wenn die Burschenschaft nicht die Veranstaltung von sich aus abgesagt hätte?
Ich hätte dann auf die Antworten des Verfassungsschutzes und des Zentralrats der Juden gewartet. Dann hätte ich das alles ausgewertet.
Wie gesagt; ich neigte dazu, dorthin zu gehen und die richtigen Worte zu wählen. Ich bin nicht dumm. Und ich trete nicht zum ersten mal auf. Ich kann mein Publikum gut "riechen" - beim ersten Ablauf erkenne ich, ob Menschen da sind, die mitdiskutieren wollen, die sich informieren wollen oder die gekommen sind, um sich ein bestimmtes Bild zu bestätigen.
Ich geh mit meinem Publikum entsprechend um und ich dreh den Spieß - wenn nötig - auch um.
Es gibt bei dieser Lesereise offensichtlich auch noch eine Veranstaltung bei der AfD im Lauenburgischen. Wie können Sie das erklären? Das ist doch definitiv die politisch andere Seite, mit der Sie da diskutieren wollen...
...ja; warum soll ich nur mit Menschen diskutieren, die meiner Meinung sind? Was macht das für einen Sinn, dass man nur mit Gleichgesinnten spricht? Wie ich schon gesagt habe: Ich rede mit jedem, der auf dem Boden der Demokratie steht, der nicht zu Gewalt aufruft und der auch diskussionsbereit ist.
Die Tatsache, dass ich über den islamischen Faschismus spreche, bedeutet nicht, dass ich nicht auch konstruktiv über Muslime in Deutschland insgesamt rede. Zum Beispiel über die Art und Weise, wie man über sie diskutiert.
Bin ich als Islamkritiker denn unglaubwürdig, wenn ich sage, man kann die Muslime nicht alle über einen Kamm scheren? Es gibt die Ideologie und es gibt den politischen Islam - und es gibt die Mehrheit der Muslime, die im Alltag ihrem Leben ganz normal nachgehen.
Wir sollten nicht immer nur über IS und Al-Kaida sprechen - wir reden hier über Menschen und es gibt einen Unterschied - den ich immer wieder betone - zwischen Ideologie und den Menschen. Das muss man in der Politik berücksichtigen und in der Sprache. Die AfD ist eine zugelassene politische Partei - und eindeutig nicht meine Partei - aber es handelt sich um eine Partei, die öffentlich auftritt, die sich im Augenblick gerade im inneren Konflikt und mitten in einer Richtungsdiskussion befindet. Warum soll ich die boykottieren? Ich kann durch meine Arbeit vielleicht dazu beitragen, dass die Diskussion innerhalb der AfD gesünder verläuft in Sachen Islam.
Herzlichen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Frank Nicolai für den hpd.
[1] Die Fragen lauteten: 1. Ist Hitler für Sie ein Verbrecher und Massenmörder? 2. Wie stehen Sie zum Nationalsozialismus und zum Dritten Reich insgesamt?
Antwort: Da wir keine rückwärtsgewandte Burschenschaft sind, sondern uns mit den Problemen und Themen unserer Zeit beschäftigen wollen, spielen das dritte Reich und Hitler, wie auch allgemein die deutsche Geschichte für uns nur insofern eine Rolle, wie wir daraus realistische Lehren und Handlungsmaximen für unser heutiges Handeln ableiten können. Wir lehnen es ab mit etwas in Verbindung gebracht zu werden oder uns für etwas zu rechtfertigen, das in unserem Selbstverständnis als Burschenschaft, noch für die Lösung unserer heutigen Probleme, einfach keine Rolle spielt.
30 Kommentare
Kommentare
malte am Permanenter Link
"warum soll ich nur mit Menschen diskutieren, die meiner Meinung sind? Was macht das für einen Sinn, dass man nur mit Gleichgesinnten spricht?"
Das ist zu kurz gedacht. Natürlich kann man auch mit politischen Gegnern diskutieren. Es ist aber etwas anderes, MIT jemandem zu sprechen (etwa in einer Talkshow, wo dann auch jemand von der AfD auf dem Posium sitzt) oder FÜR jemanden. Die Veranstaltung, um die es hier geht, wurde von der AfD organisiert, wenn man dort spricht, gibt man ein Statement für den Veranstalter ab, man lässt sich instrumentalisieren.
Gabriele am Permanenter Link
"... wenn man dort spricht, gibt man ein Statement für den Veranstalter ab, man lässt sich instrumentalisieren."
Im konkreten Fall halte ich aber den inhaltlichen Abstand für mehr als ausreichend, um Hamed Abdel Samad nicht dem Verdacht ausgesetzt zu sehen, heimlich und inbrünstig frömmelnd mit Beatrix von Storch am Entwurf für das neue Mutterkreuz nach Gutsherrenrt zu feilen.
Nur im Gespräch und in der Konfrontation mit Argumenten eröffnen sich auch für Menschen mit eher kreisausschnittartiger Gedankenwelt Möglichkeiten, sich ihrer Beschränktheit bewusst zu werden.
Und die, die dessen partout willens sind, gehören argumentativ erst recht blamiert und vorgeführt.
Deshalb freue ich mich über jeden, der nicht nur im eigenen Hort kuschelt, sondern für Aufklärung auch dort sorgt, wo sie vielleicht nicht sofort mit Befall und solidarischem Schulterklopfen gewürdigt wird.
edgard am Permanenter Link
Die AfD wirbt mit Plakaten auf dem der Autor und der Titel seines Buches zu lesen ist - also einer Partei die ausgewiesen islamfeindlich ist.
Gabriele am Permanenter Link
Politisch korrekte Schmuddelkind-Allergie hilft am allerwenigsten.
Reden hilft. Gerade dort, wo sich eben nicht nur evangelikale Nazis und sonstige Ex-Adels-Hinterbliebene an der geistigen Erhebeung durch Verachtung laben, sondern wo im Augenblick noch Menschen aufgrund ganz unterschiedlicher Motivation dabei sind.
Wer Hamed Abdel Samad kennt, der weiß, dass er kein Nazi oder sonstwie gearteter AfD-Sympathisant ist. Und wer ihn nicht kennt, bei dem entfaltet ein Plakat wie oben beschrieben (ich hab's nicht gesehen) wohl kaum eine größere Werbewirkung als ein Plakat mit IRGENDEINEM Gesicht drauf.
Leute, die hieraus überhaupt Schlüsse ziehen wollen, sind auch interessiert genug, um den Charakter seines Auftritts dort zu kapieren, oder sie brauchen definitiv nicht mehr von der AfD beworben zu werden.
Darüberhinaus ist "Islamfeindlichkeit" allgemein ein höchst (er)klärungsbedürftiger Begriff.
malte am Permanenter Link
Was du hier als "politisch korrekte Schmuddelkind-Allergie" beschreibst, ist tatsächlich eine äußerst vernünftige Haltung.
Hannes am Permanenter Link
Nein, das sehe ich komplett anders. Dies würde jeglichen Versuch komplett unmöglich machen, an der politisch-ideologischen Seite der Religion Kritik zu üben.
malte am Permanenter Link
Der Kommentar ergibt keinen Sinn. Wieso sollte es Kritik am Islam verunmöglichen, wenn man die Zusammenarbeit mit rechten Gruppierungen ausschließt?
sascha müller am Permanenter Link
den meisten kommentatorinnen hier scheint nicht bekannt zu sein, wie mühsam es sich realiter für autorinnen gestaltet, ihre werke in die öffentlichkeit verfrachten zu lassen.
malte am Permanenter Link
Wie bitte? Abdel-Samads Buch ist ein Bestseller, er ist regelmäßig in den Massenmedien präsent. Als ob er darauf angewiesen wäre, bei völkischen Saufvereinen oder AfD-Ortsverbänden zu referieren.
Andre am Permanenter Link
Ich bin Ausländer und mag den Islam auch nicht. gerade Deutsche islam Konvertiten sind mir ein Graus.
Wer ist nun Fremdenfeindlich?
Ich bin dann gerne "Islam-Feindlich"
Gabriele am Permanenter Link
Es ist erstaunlich, wie die Feindlichkeit gegenüber der AfD nicht nur für in Ordnung gehalten wird (ist sie ja auch, ich bin dabei), sonden mindestens zum guten Ton gehört und bei Bekundungsmangel sofort zu eifrigen M
Die in vieler Hinsicht zwanghafte Verehrung eines vermutlich psychisch schwer erkrankten Einzelmeinungsvertreters, dem vor weit über eintausend Jahren in einer fernen Gegend mit ungesund intensiver Sonneneinstrahlung eine zunehmend große Anzahl orientierungsbedürftiger Menschen ohne Abitur von Hormonen berauscht hinterhergelaufen sind, verhindert - so wie jede andere Form von Unterwürfigkeit - Freiheit und Demokratie. Denn Demokratie kann nur gedeihen, wo souveräne Menschen für die Gemeinschaft bürgen und das Gemeinwesen verträglich regeln.
Eine Gesinnung, die die Souveränität des einzelnen Menschen im Bezug auf sein eigenes Leben und die des Volkes im Bezug auf politische Entscheidungen infrage (und an ihre Stelle z.B. die zuweilen sklavische Orientierung an einer blumigen Hetzschrift aus o.g. stickigen Zeiten) stellt, ist ein grundsätzliches Problem. Und da ist es egal, ob sie in demokratiegewaschenen Moscheen, in Burschenschaften, im Silicon Valley, im holzschnittigen Köpfchen eines rethorisch restlos unbegabten westfälischen Björns, in den Nebennieren eines frustrationsintoleranten koreanischen Diktators oder im Herzen der einsamen "Frau im Koma"-Abonnentin grassiert, die im Schlaf den Stammbaum derer zu Schaumschlag-Lippe runterbeten kann, nur leider keinen eizigen Artikel des Grundgesetzes.
Der Vorwurf, sich instrumentalisieren zu lassen, bedeutet auch immer eine Entmündigung derer, die vom diskutierten Anlass und den vorgeschalteten Werbemaßnahmen einen Eindruck gewinnen werden.
Es ist anzunehmen, dass einigen tatsächlich ein irrtümlicher Eindruck entstehen wird. Aber das passiert auch, wenn H. A. Samad in einer Talkshow sitzt oder sich allein irgendwo hinstellt und was sagt.
Etwas nicht zu sagen oder zu tun, nur weil es ja von einigen missverstanden werden könnte, hat nichts mit Vernunft zu tun sondern mit Kontrollzwang und vorauseilendem Gehorsam. Auch in Nordkorea wird z.B. sorgfältig darauf geachtet, dass man nur das sagt und tut, was auf jeden Fall den RICHTIGEN Eindruck erweckt.
Das miteinander Reden ist die wichtigste Grundlage unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens.
Es an sich zu kritisieren ist dumm.
Geistige Freiheit erwirkt man nicht, indem man sich der Dummheit anpasst.
Die meisten großen und folgenschweren Missverständnisse sind nicht Folge von vermuteten Verbindungen, die es gar nicht gibt, sondern sie sind Folge von gekappten Verbindungen, die es besser gegeben hätte, egal wie unangenehm, ja scheinbar unerträglich und schwierig sie sich auch gestalten.
Walter Stein am Permanenter Link
Die Burschis SIND Gleichgesinnte. Darin sehe ich das Problem.
Andre am Permanenter Link
Gleichgesinnte mit dem Islam
Stefan Wagner am Permanenter Link
Die deutsche Diskussionskultur ist in der Tat nur mit gleichgesinnten Leuten zu reden.
Dann gibt es noch die TV-Talkrunden, wo 6 Gäste ihre Monologe abspulen und nacheinander reden aber nicht miteinander. Zugehört wird nur um beim passenden Stichwort das Messer zu zücken.
Dissenzfähige aber faire Diskutanten findet man leider spärlich. Sozial betrachtet sind wir ein sehr dummes Volk.
Walter Stein am Permanenter Link
Ich unterstütze Herrn Abdel-Samads Anliegen absolut. Allerdings halte ich einige seiner Aussagen hier für naiv und trotzig. Man sollte, gerade bei einem so heiklen Thema, dringend aufpassen, mit wem man sich einläßt.
Siegfried Meier am Permanenter Link
Sehr geehrte Damen und Herren,
sehr geehrter Herr Abdel-Samad,
ich möchte an dieser Stelle zuerst folgende Passage von Ihnen zitieren:
"Für mich war auch die Antwort auf die fünfte Frage: "Darf auch ein Deutscher ägyptischer Abstammung Mitglied bei der Burschenschaft Germania Marburg werden?" sehr interessant. Denn in der Satzung der Burschenschaft heißt es: "Um Mitglied werden zu können, muss man männlich sein und dem deutschen Volk angehören."
Das war dann auch für mich die Entscheidung: Wenn sie mir die Frage - so wie geschehen - abschlägig beantworten, dann steht für mich eindeutig fest, dass ich dort nicht auftreten kann. Wenn ich nicht gut genug bin, um in einem Verein mitzumachen, dann bin sich sicher auch nicht gut genug, um bei diesem Verein zu reden. Vor allem nicht zum Thema Islam."
Mit dieser Aussage beweisen Sie, dass Sie von Verbindungen, deren Comment und auch der historischen Entwicklung nichts verstehen.
Würden Sie, wenn Sie von einer katholischen Studentenverbindung eingeladen werden auftreten? Würden Sie ggf. auch bei einer Frauenverbindung auftreten? Wenn Sie in beiden Fällen mit ja antworten, dann diskriminieren Sie Corps, Lands-, Turner-, Sängerschaften ebenso wie Burschenschaften.
Sie ignorieren die historische Entwicklung welche im Jahr 1815 begonnen hat, hin zu der Gleichschaltung aller Stundentenverbindungen während des 3. Reiches, verbunden mit der Tatsache, dass es gleichfalls Verbindungen gab, die gegen das Naziregime gekämpft haben (vgl. Heidelberger Spargelessen - http://de.wikipedia.org/wiki/Heidelberger_Spargelessen). Beim Blick auf die Historie der Studentenverbindungen wird lediglich auf ein spezifisches Zeitfenster innerhalb einer bestimmten Periode gelenkt und daraus die Legitimation abgeleitet, dass grds. alle Verbindungen, insb. Burschenschaften, generell rechtsradikal sind, ja sein müssen. Dabei wird ignoriert, dass gerade viele Einflüsse der studentischen Verbindungen des 19. Jahrhunderts bis heute Einfluss auf unsere Gesellschaft hatten und haben.
Doch zurück zum obigen zitierten Absatz. Katholische Stundentenverbindungen nehmen per se nur männliche Mitglieder auf, deren Konfession katholisch ist. Sind Sie katholisch Herr Abdel-Samad? Somit würden Sie, wenn die Verbindung den Comment ernst nimmt, nie aufgenommen werden. Treten Sie bei einer katholischen Studentenverbindung auf? Wenn ja, warum dann nicht bei einer Burschenschaft? Wenn nein, sind Sie ein Islamist, Herr Abdel-Samed?
Sie könnten auch nie in einer Frauenverbindung aufgenommen werden. Treten Sie auf? Wenn ja, warum bewerten Sie eine Burschenschaft anders, deren Comment älter ist als Sie lebensjahre zählen können? Wenn nein, sind Sie frauenfeindlich?
Sie tappen mit Ihrer Argumentation in eine typische Falle der Linken, jener Linken die gegen den Staat, gegen die Verfassung sind (vgl. dazu die Linke vertreten durch Fr. Wagenknecht & Co. und ihrem Bild von der Abschaffung des Eigentums hin zum Volkseigentum) und die akzeptieren und befürworten, dass fremdes Eigentum zerstört wird. Die ohne Skrupel Menschen angreifen, nur weil diese eine Uniform tragen.
Dies ist Schade.
Überträgt man die Ziele aus dem 19. Jahrhundert in unsere heutige Zeit, so müssen sich Ziele und Vorstellungen geändert haben. Während im 19. Jahrhundert die Abschaffung der vielen Kleinstaaten zugunsten eines Staates Deutschland der Gedanken war, sollte man heute - aus meiner Sicht - die Probleme der Zeit beleuchten. Und dies sind u.a. religiöser Faschismus, Weltwirtschaftskrisen, Armut, etc.
M.f.G.
Siegfried Meier
Gabriele am Permanenter Link
Ich finde es nicht besonders schwierig, in H. A. Samads "Wenn ich nicht gut genug bin, ..." die subjektiv-emotionale Übersetzung des Rassismus, mit dem ihm begegnet wurde, zu erkennen.
Dennoch kann sie nur so gemeint gewesen sein.
Und auch ich sehe hierin den ausschlaggebenden Punkt: Die "Burschis" pflegen die wenig überraschende völkische Gesinnung und haben sich als Rassenideologen gezeigt, indem sie am Autor kein einziges blondes Haar fanden und ihm deshalb seine Zugehörigkeit zum deutschen Volk abzusprechen versuchten!
Man muss nicht elftausend Jahre Männerbund studieren um zu erkennen, dass das notorische Linsen nach Kleinstunterschieden im Genpool, diese peinliche Aktion "Landesverteidigung durch Scheuklappen-Schwurbiologie", die keinem anderen Zweck als dem Identitätsbehelf durch Diskriminierung anstelle eigener Persönlichkeit dient, in diesen Zeiten mit das gefährlichste und inakzeptabelste Denkmuster überhaupt ist, auch wenn es noch so kleinlich, dumm und provinziell erscheint.
Peter Salewsky am Permanenter Link
Herr Meier, Ihre Vergleiche passen nicht. Es war die Rede von einem Deutschen (!) ägyptischer Abstammung.
Ich finde Herrn Abdel-Samads Frage und seine Konsequenzen aus ihrer Beantwortung völlig korrekt.
Siegfried Meier am Permanenter Link
Hallo Herr Salewsky,
und hier kommen wir an einen interessanten Punkt. Es gibt Burschenschaften die nehmen auch Personen auf, die mazedonischer, brasilianischer oder sonstiger Herkunft sind. Möglicherweise gibt es aber gleichfalls katholische Studentenverbindungen, die konvertierte Katholiken nicht aufnehmen.
Es geht grds. um die Verallgemeinerung von "Verbindung A" ist so und somit sind alle Verbindungen so! Das ist unredlich!
Henryk R. Chrusciel am Permanenter Link
Falsch. Der Vergleich zwischen Burschenschaft und Religionsgemeinschaft hinkt auf beiden Beinen. Abdel-Samad könnte problemlos Katholik werden.
Die Burschenschaft Germania nimmt aus rassischen Gründen keinen auf, der nicht deutschen Blutes ist. Darin unterscheidet sie sich von anderen Burschenschafte, die "reinrassige" Schwarzafrikaner oder Chinesen problemlos akzeptieren.
Siegfried Meier am Permanenter Link
Hallo Herr Chrusciel,
ich möchte auf meine vorherige Antwort verweisen. Aber herzlichen Dank, dass Sie erkannt haben, dass es Unterschiede zwischen Burschenschaften gibt.
Viele Grüße
Siegfried Meier
Andre am Permanenter Link
Und wieder eine neue Hexenjagd der Faschisten auf islam Kritiker!
Der Islam und die Nazis waren Verbündete und Brüder im Geiste!
Peter Schlemihl am Permanenter Link
Es darf nicht sein, dass sich ein Religionskritiker, der sich für die Einhaltung von Grund- und Menschenrechten einsetzt, sich von Leuten, die gewissen Menschen (z.B.
Dr. Gert Teska am Permanenter Link
Es ist schon erstaunlich: Kaum einer der schlauen Kritiker der Burschenschaften hat wahrscheinlich jemals mit Burschenschaften Kontakt gehabt.
Für soviel undemokratisches Verhalten, soviel Unwissen und Vorurteilen, soviel unbegründeter Feindschaft muss man sich langsam ängstigen.
edgard am Permanenter Link
"Für soviel undemokratisches Verhalten, soviel Unwissen und Vorurteilen, soviel unbegründeter Feindschaft muss man sich langsam ängstigen."
Genau dieser Satz trifft leider auf die nationalistischen Burschenschaften zu, und zu denen gehört die o.a. Verbindung.
Und - bitte tun Sie nicht so als seien alle Burschenschaften Brüder im Geiste.
Ich weiß sehr wohl daß es dort sehr große Unterschiede gibt - und kaum jemand stellt alle Burchenschaften unter Generalverdacht - aber einige derer tun so als wäre das der Fall.
Netter, aber durchsichtiger Versuch eine Opferrolle zu spielen, Herr Doktor...
Siegfried Meier am Permanenter Link
Sehr geehrter Herr edgard,
"Ich weiß sehr wohl daß es dort sehr große Unterschiede gibt - und kaum jemand stellt alle Burchenschaften unter Generalverdacht - aber einige derer tun so als wäre das der Fall."
Ist dies so? Lassen wir diese Verbindung einmal außen vor. Was glauben Sie, wie häufig werden farbentragende Studenten Opfer der Antifa, von Grünen und der Linken? In manchen Hochschulen wird Hetze betrieben, dass Räumlichkeiten von Verbindungen nicht mehr genutzt werden dürfen. Dort wird noch nicht einmal unterschieden ob es sich um ein Corps, eine Landsmannschaft, eine KDStV, eine freie Burschenschaft und/oder ob es sich um eine Burschenschaft in der DB handelt. Und natürlich wird auch nicht geschaut, welche Gesinnung diese Verbindung hat. Farbentragen = rechts ist meist die Formel.
Silke Opfer am Permanenter Link
Natürlich wurde in der Germania nie über einen "Ariernachweis" diskutiert.
Daniel Anderson am Permanenter Link
Demokrat genannt sein zu wollen, ist mutig, wenn man sich instrumentalisieren lässt.
claistog am Permanenter Link
"Die Burschenschaft 'Germania' wird in keinem Register geführt und sie wird auch nicht vom Verfassungsschutz beobachtet."
Als ob es ein Relevanzkriterium wäre, wen der Verfassungsschutz beobachtet.
Der Verfassungsschutz beobachtet zum Beispiel den thüringischen Ministerpräsidenten Bodo Ramelow. Terroristische Todesschwadrone - wie den NSU - beobachtet er nicht, sondern unterstützt sie logistisch und finanziell mit Steuergeldern.
Ich wer sonst am Permanenter Link
"Zum Beispiel steht irgendwo im Netz, dass die Burschenschaft einen "Arierausweis" verlangt - ich hab nachgefragt und hörte, dass das nicht stimmt. Das ist auch eine Art Diffamierung."
Unsinn, das ist keine Diffarmierung. "Irgendwo im Netz" ist zum einen eine ganz doofe Quellenangabe. Zum anderen geht auch nicht um Arierausweis, sondern Ariernachweis als Zugangsvoraussetzung. Also schlicht das, was Sie tatsächlich in der Satzung gefunden haben "Um Mitglied werden zu können, muss man männlich sein und dem deutschen Volk angehören." Und da steht nicht ohne Grund "deutsches Volk" und nicht deutsche Staatsbürgerschaft. Vielleicht googeln sie mal nach "volkstumsbezogene Vaterlandsbegriff". Dass das in der Praxis einem Ariernachweis gleich kommt ist genau und auf den Punkt gebracht die Kritik daran, die sich im übrigen auch historisch festmachen lässt, von der Bücherverbrennung auf der Wartburg über entsprechende Beschlüsse vor dem NS bis halt in die Gegenwart, wo sich entlang auch dieser Bruchlinie zahlreiche Burschenschaften von der darauf beharrenden deutschen Burschenschaft getrennt haben.
Das sich eine Menge überzogene und unsinnige Kritik im Web finden lässt, bedeutet ja nicht, dass jegliche Kritik an den verbliebenen DB-Burschenschaften und ihrem Hang zu Rechtsextremismus und Rassismus, historisch auch zum politischen Terrorismus etwa in Südtirol, falsch ist.