BERLIN. (hpd) Es gibt Zeiten, da beneidet man als Journalist Gernot Hassknecht, den cholerischen älteren Herrn aus der ZDF-Satiresendung heute-show, der brüllend seinen Frust über die Unsäglichkeiten der Gegenwart kundtut. Ein Bedürfnis, das mich in jüngster Zeit angesichts der Unmengen an verletzten religiösen Gefühlen und ihrer heldenhaften Verarztung durch die Justiz mehr als einmal überkam.
Saudi-Arabien hat es schon wieder getan: Ein Mann wurde verurteilt, weil er im Internet die Existenz Gottes geleugnet hat. Einer von vielen verurteilten Atheisten in den letzten Monaten. Und sie werden nicht zu irgendwelchen Pillepalle-Strafen verurteilt, sondern zu so handfesten Dingen wie 10 Jahren Haft und 2000 Peitschenhieben. Manchmal auch zum Tode, die saudische Justiz lässt sich da nicht lumpen. Von der deutschen Politik wird diesbezüglich nicht großartig interveniert. Auch dass in Saudi-Arabien seit 2014 das Äußern atheistischer Gedanken per Gesetz als Akt des Terrors gilt, ist der Politik in Berlin herzlich egal. Meinungsfreiheit? Scheiß drauf! Öl ist wichtiger. Außerdem geht's ja nur um Atheisten. Wären Christen in Not, so wäre in der deutsch-saudischen Diplomatie wahrscheinlich schon längst der Teufel los.
Kaum war mein Blutdruck angesichts der aktuellen Verurteilung eines Atheisten in Saudi-Arabien gesunken, da wurde ein Fall aus Russland bekannt. Dort steht seit 2013 die Verletzung der Gefühle von Gläubigen unter Strafe. Und diese Gefühle sind verdammt leicht zu verletzen, wie ein 28-jähriger Atheist nach einem Webchat feststellen musste, in dem er die Bibel als Märchensammlung bezeichnet und den Satz "Es gibt keinen Gott" geschrieben hatte. Nach einem Monat Begutachtung in einer psychiatrischen Einrichtung steht der für geistig völlig gesund befundene junge Mann nun vor Gericht. Ihn erwartet eine Strafe von bis zu einem Jahr Haft.
Die weltweit zunehmende Tendenz zur Verfolgung von Atheisten zeigt sich jedoch nicht nur an den jüngsten Beispielen im fernen Russland oder im muslimischen Saudi-Arabien. Auch in Deutschland scheint aktuell die Sorge der Justiz um die Gefühle religiöser Menschen zuzunehmen. Erst im Februar wurde im westfälischen Lüdinghausen ein Mann zu einer Geldstrafe verurteilt, weil er mit ketzerischen Sprüchen auf der Heckscheibe seines Autos herumfuhr. In Deutschland. Im 21. Jahrhundert.
Freilich steht in Deutschland offiziell nicht das Verletzen religiöser Gefühle als solches unter Strafe, sondern der Verletzungsakt muss auch geeignet sein, den öffentlichen Frieden zu stören. Und dieser scheint in den Augen des Lüdinghauser Gerichts bereits durch den Spruch "Jesus – 2000 Jahre rumhängen und noch immer kein Krampf" massiv gefährdet zu sein. Wer glaubt, dass es bei diesem Urteil tatsächlich um den öffentlichen Frieden ging und nicht um die Verletzung religiöser Gefühle, der glaubt auch an das Christkindchen.
Nur um es noch einmal deutlich zu sagen: In allen hier genannten Fällen haben die Verurteilten niemandem etwas getan, sie haben niemanden geschlagen, niemanden beraubt, gegen niemanden zu Mordexzessen aufgerufen. Sie werden bestraft, weil sie religiöse Gefühle verletzt haben. Oder weil die Möglichkeit besteht, dass sie mit ihren Äußerungen die Gefühle religiöser Menschen verletzen könnten, die sich dann – im Falle der deutschen Gesetzgebung – so sehr echauffieren müssten, dass wiederum die Möglichkeit besteht, dass der öffentliche Friede eventuell gefährdet sein könnte.
Es ist so absurd, dass man aus dem Kopfschütteln kaum heraus kommt. Noch absurder wird es, wenn man bedenkt, wie es gläubige Menschen im Namen von Religionen ihrerseits mit dem Verletzen halten. Sie scheinen ein regelrechtes Faible dafür zu haben. Allerdings eher, was das Verletzen von Körpern betrifft.
Die entsprechende Liste ist lang und eindrucksvoll. Im Großen reicht sie von den katholischen Inquisitoren des Mittelalters bis zu den Islamisten der Gegenwart, die hinsichtlich ihrer Lieblingsbeschäftigung erstaunliche Übereinstimmungen aufweisen: Dem möglichst brutalen Ermorden von Nicht- und Andersgläubigen. Aber auch im Kleinen hat die Liste etwas zu bieten. Sogar im ganz Kleinen. Zum Beispiel, wenn es darum geht, Kindern im Genitalbereich herumzupfuschen. Nein, ich spreche nicht vom Dauerthema "Missbrauch in der katholischen Kirche", sondern vom kuriosen Ritus, kleinen Jungs ein Zeichen der Zugehörigkeit zur Glaubensgemeinschaft ihrer Eltern ins Geschlechtsteil einzukerben.
Der neuste Eintrag auf der Liste "Religion und Körperverletzung" stammt übrigens aus Pakistan. Der Rat für islamische Ideologie erklärte dort in der vergangenen Woche ein gerade erst verabschiedetes Gesetz zum Schutz von Frauen vor körperlicher und sexueller Gewalt für unislamisch, da es dem Koran widerspreche.
Und nicht nur das. "Das Gesetz", so ließ der Vorsitzende der größten religiösen Partei Pakistans verlauten, "würde Männer verunsichern".
Wahrscheinlich verletzt es auch ihre religiösen Gefühle.
40 Kommentare
Kommentare
Paul am Permanenter Link
Wieder und wieder zeigen gerade die abrahamtischen Religionen, welch ekelerregendes Weltbild sie leben.
Alexander am Permanenter Link
Dieser Beitrag kann meine Gefühle nicht verletzen, das haben die Liebesverkünder in meiner Kindheit bereits getan - was ich damals noch nicht merkte, da mir ihre Worte nichts genaues sagte.
Lothar Irrgang am Permanenter Link
Es ist schon haarsträubend wie zu Gunsten der Gläubigen mit zweierlei Maß gemessen wird. Und was tun die, das zu verdienen? Sie glauben. Sie glauben einfach nur irgendwas! Keine echte Leistung.
Wie kann eine Richterin so ein Urteil fällen, ohne darauf folgendes Disziplinarverfahren? Wie können sich Abgeordnete so entblöden und die Genitalverstümmelung zulassen - ohne sofort abgewählt zu werden?
Wo ist der öffentliche Aufschrei in den Medien? Ist 'Schland so religiös verblödet?
Hans Trutnau am Permanenter Link
Ja, religiotisch durchseucht. Lies: Kirchenrepublik 'Schland.
annen nerede am Permanenter Link
Meine Gefühle werden ständig durch religiotische Äußerungen verletzt. Ich kann auch nicht ständig vor Gericht dagegen klagen.
Hubert Burghardt am Permanenter Link
Ein Gott, so es ihn geben würde, der solch intolerante Menschen geschaffen hat und ihnen auch noch die Macht gibt Andersdenkende zu bestrafen, kann, wenn man mich fragen würde, jedenfalls nur ein Riesenar...
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Dem Kommentar muss ich vollumfänglich zustimmen.
Vor einigen Jahren wurde ich auf der Blog-Seite "jesus.de" gesperrt, weil ich versuchte, eine sachliche Note in die allzu blindgläubigen Äußerungen der teilweise evangelikalen Christen dort zu bringen.
Damit war ja über kurz oder lang zu rechnen, da es die Wahrheitsbesitzer nicht so sehr mit der Wahrheitsliebe halten und rasch beleidigt (re)agieren, wenn ihre eigene Wahrheit nicht bedingungslos respektiert wird.
Womit ich nicht rechnete, war eine etwas länger zurückliegende Sperrung meiner Kommentarangebote bei ZEIT-ONLINE. Dort hatte ich mich allerdings auch eines furchtbaren Verbrechens an den armen, verfolgten Gläubigen schuldig gemacht: Ich habe tatsächlich - Schande über mich - die Historizität von Erzvater Abraham (nicht zu verwechseln mit Vadder Abraham, den ich nicht in Frage stelle) bezweifelt. Wie konnte ich nur, ist der Erzvater doch maßgebliche Quelle des Judentums, weil er als erster erfuhr, dass oberhalb des Himmelsgewölbes der Thron des Schöpfers des gesamten Universums steht.
Manchmal, wenn ich meinen Blick in den Zenit des Himmel richte, kommt mir ein mulmiges Gefühl, worauf ich denn da blicke, falls oberhalb der Himmelskuppel wirklich ein "Gott" säße. Ich wage diesen Gedanken nicht zu Ende zu denken, zumal dies auch meinem Anstand zuwiderläuft...
Jann Wübbenhorst am Permanenter Link
Im Bochumer §166-Prozess von 1985 gegen einen Medizinstudenten trat Karl-Heinz Deschner als Gutachter der Verteidigung auf. Der Prozess endete mit einem Freispruch.
Im Prinzip gilt das m.E. nach wie vor, allerdings braucht es dazu natürlich auch einen Richter (bzw. eine Richterin), der/die gewillt ist, diese Argumente zur Kenntnis zu nehmen. Die mündliche Urteilsbegründung war aber im Fall Albert Voß so hanebüchen, dass ich noch auf eine erfolgreiche Berufung hoffe.
Udo Endruscheit am Permanenter Link
Der Bochum-Prozess endete aus mühsam herbeigezogenen formalen Gründen mit Freispruch. Dem Gericht fehlte trotz des brillianten Deschner-Gutachtens einfach der Mut, Flagge zu zeigen. Aber immerhin.
Ich würde als Tatrichter in jedem Fall auf Nichtvorliegen der gesetzlichen Voraussetzungen erkennen. Die tatrichterliche freie Beweiswürdigung würde gerade bei dem hier so komplizierten Straftatbestand immer dazu führen, dass ich keine Geeignetheit zur Gefährung des öffentlichen Friedens erkennen könnte. In einem Fall, wo seit geraumer Zeit Sprüche auf der Heckscheibe eines Autos rumgefahren werden, ohne dass es zu Massenaufläufen, Abfackeln von Kirchen und Prügeleien zwischen evangelischen und katholischen Geistlichen gekommen ist, nun ganz bestimmt nicht. So einfach wäre das.
Wir brauchen einfach auch aus der Rechtsprechung klare Signale zur Unsäglichkeit dieses Skandalparagrafen.
Atheist Wolfgang am Permanenter Link
Ich fühle mich in meinen eigenen religiösen Gefühlen durch den
dem Christentum zu verdanken, nein, den Menschen, die sich vom Christentum lossagten und auch lieber den Tod in Kauf nahmen, als sich dem elenden Kreuz zu beugen. Kein einziger Theologe kann mich von dem herzallerliebsten Jesulein überzeugen, im Gegenteil. Leeres Gewäsch, leere Theologie, leere Kirchen. Gottseidank!
Dennis Riehle am Permanenter Link
Was die Strafen in Russland oder Saudi-Arabien betrifft, besteht wohl bei keinem normal Denkenden Anlass, solch ein Vorgehen des Staates zu rechtfertigen oder gar zu verteidigen.
Denn in Bezug auf den Entscheid des Amtsgerichts Lüdinghausen gegen den ehemaligen Lehrer stimme ich Daniela Wakonigg nicht zu, die das Urteil als eine Art Zensur gegen die Meinungsäußerung sieht. In diesem Fall ging es in Wahrheit um weit mehr als um Gotteslästerung. Manch einen Spruch blieb im Artikel nämlich unerwähnt. Beispielsweise: „Wir pilgern mit Martin Luther: Auf nach Rom! Die Papstsau Franz umbringen. Reformation ist geil!“.
Bei aller zulässigen Kritik ist das nicht nur eine Verächtlichmachung, sondern der handfeste Aufruf zur Gewalt. Zwar wird dabei offensichtlich, dass die Aussagen nur provozieren sollten und nicht ernst gemeint sind. Dennoch erachte ich diese Form der „Religionskritik“ als völlig unangebracht, ja, gar als unzulässig. Denn es werden hier keine Gefühle verletzt, es wird Verachtung zum Ausdruck gebracht, die schon oftmals Ausgangspunkt für Gewalt war. Ja, natürlich wird der öffentliche Friede gestört, wenn Aufstachelung beginnt.
Und wer solche Aktionen verteidigt, der beweist, dass es manch Säkularem nicht nur an Anstand fehlt, sondern nimmt auch denjenigen, die sich vernünftig und differenziert mit Kirche und Glaubensgemeinschaften auseinandersetzen wollen und legitimen Tadel aussprechen, die Argumentationsgrundlage. Schlussendlich ist solch fanatische Anfeindung nämlich keinesfalls besser als der oftmals bemängelte religiöse Radikalismus.
Erschwerend kommt hinzu, dass verschiedenste Ausgangssituationen miteinander vermengt werden. Die Entrüstung über das Urteil basiert vor allem auf dem Vorwurf, die Redefreiheit würde eingeschränkt. Die Annahme, man dürfe grundsätzlich alles äußern, ist aber falsch. Natürlich ist durch die Meinungsfreiheit nicht alles gedeckt. Wo kämen wir denn hin, wenn dieses Grundrecht keine Grenzen kennen würde. Es gibt einen Unterschied, ob man sich lustig macht oder bewusst aufhetzt. Wir können dieser Tage nicht auf der einen Seite diejenigen verurteilen, die gegen Flüchtlinge wettern, andererseits aber solche schützen, die einen Klerikalen lieber tot als lebendig sehen würden.
Besonders problematisch empfinde ich, dass in der Debatte offenbar blanke Abscheu mit der Kritik am sogenannten ‚Gotteslästerungsparagrafen‘ verknüpft werden soll. Über diesen Straftatbestand kann man zweifelsohne streiten. Aber ihn in Frage zu stellen, um damit den Weg für Hassreden auf Religion und Kirche zu öffnen, das ist doch wahrlich heuchlerisch...
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"Manch einen Spruch blieb im Artikel nämlich unerwähnt. Beispielsweise: „Wir pilgern mit Martin Luther: Auf nach Rom! Die Papstsau Franz umbringen. Reformation ist geil!“.
Es tut mir leid, wenn ich da nicht zustimmen kann. Ich bin ebenfalls ganz klar gegen jede unsachliche Verunglimpfung von Gläubigen und selbstverständlich gegen Aufrufe zu Gewalt. Doch bei dem von Ihnen kritisierten Spruch handelt es sich eine auf der Heckscheide durch goggle-Suchbegriffe ("Luther Papst umbringen") kenntlich gemachte Verballhornung furchtbarer Zitate Luthers, der die "Papstsau" erfunden hat.
Dieser Zusammenhang muss jedem Menschen auffallen. Das ist nebenbei das Grundprinzip von Satire: Gegenwärtige Fakten in einen historischen Kontext zu stellen, um ein Grundprinzip zu verdeutlichen. Wir (drei Mitstreiter und ich) haben, wie mittlerweile vielleicht bekannt, eines der Werke Luthers in heutiges Deutsch übertragen. Dabei konnten wir uns jegliche Kritik oder Kommentare verkneifen, weil Luther selbst derart abfällig über Juden und Muslime schreibt, dass dies durch Satire nicht mehr überhöht werden könnte.
In "Von den Juden und ihren Lügen" stehen hunderte zitierfähiger Sätze Luthers, die allesamt justiziabel wären, wenn dieses harmlose "Wir pilgern mit Martin Luther: Auf nach Rom! Die Papstsau Franz umbringen. Reformation ist geil!" bereits zu einer (endgültigen) Verurteilung reichen würde.
Eine winzige Kostprobe: "Ihr [die Juden, Anm.] solltet nur die Bibel lesen, die unter dem Schwanz der Sau steht und ihr sollt die Buchstaben, die darunter herausfallen, fressen und saufen." oder: "Man zwinge sie [die Juden, Anm.] zur Arbeit und verfahre mit ihnen mit aller Unnachsichtigkeit, so wie es Mose in der Wüste tat, als er 3.000 totschlug, damit nicht das ganze Volk verdorben werde."
Ich könnte problemlos hunderte weiterer Stellen aus dem Buch anführen. Wie soll also die Justiz mit Luthers eigenen Worten umgehen? Unser Buch erscheint jetzt bei Alibri und ich bin wirklich gespannt, ob Luther (wir haben ihn ja nur verständlich gemacht) wegen Verstoßes gegen §166 angeklagt wird.
Was, wenn plötzlich auf Autoheckscheiben unverfälschte Luther-Zitate auftauchten, die unmissverständlich den Tod oder die Ausrottung Andersdenkender aus rassistischen Gründen fordern?
Natürlich sind diese Aussagen des gefeierten Reformators grauenhaft und strikt abzulehnen. Und wären er im Giftschrank der evangelischen Kirchengeschichte verschwunden - auf Nimmerwiedersehen - dann müsste man darüber schweigen, wie über manch anderen Despoten der Vergangenheit.
Doch Luther wurde eine ganze Dekade gewidmet, bis 2017 werden 150 Mio. € dafür aufgewendet - größtenteils allgemeine Steuergelder -, und ein Luther-Tourismus wird erwartet, um diesen Hassprediger auf höchster Ebene zu feiern.
Die Satire (und wir als Aufklärer) haben die verdammte Pflicht und Schuldigkeit, den Finger in diese tiefe Wunde der EKD zu legen und darauf hinzuweisen, dass eine Unperson wie Luther heute nicht mehr gefeiert werden darf.
Wenn heute jemand einen Farbbeutel gegen eine Synagoge schmeißt, wird er - häufig zu Recht - einer rechtsradikalen Tat beschuldigt. Luther forderte die Obrigkeit auf, die Synagogen ZU VERBRENNEN "... und wenn jemand Höllenfeuer dazutun könnte, dann wäre das auch gut." (Zitat Luther) und er riet seinen Pfarrerskollegen, das gleiche von der Kanzel zu predigen. Wie wollen wir denn das juristisch bewerten?
Luther ist der, der damals den öffentlichen Frieden störte und manchen Pogrom auslöste. Herr Voß ist der Überbringer dieser Nachricht und er tat es auf humorvolle Weise. Ach, wie hätten sich Hexen und Wissenschaftler in der Vergangenheit gefreut, wenn mit ihnen kirchlicherseits ähnlich humorvoll umgegangen worden wäre.
"Aber ihn [§166, Anm.] in Frage zu stellen, um damit den Weg für Hassreden auf Religion und Kirche zu öffnen, das ist doch wahrlich heuchlerisch..."
Wer verteidigt Hassreden? Herr Voß hat - wie dargelegt - Luther in satirisch-modernisierter Form zitiert. Meine oben wiedergegeben Luther-Zitate sind lediglich in heutiges Deutsch übertragen, aber ansonsten O-Ton. Natürlich müsste man Luther im Luther-Jahr verbieten. Aber dies müsste die EKD von sich aus tun. Stattdessen wird seine Haltung zu den Juden zu "beschämenden Aussagen" (Wolfgang Huber) verharmlost.
Es ist stets die Verschleierungstaktik mächtiger Apparate, die Aufklärer und Satiriker auf den Plan rufen MUSS! So lange, bis man begriffen hat, dass sich nicht jeder bekannte Name zur feucht-fröhlichen Vermarktung eignet.
Ansonsten könnten wir auch wieder den 20. April feiern...
Harald Freunbichler am Permanenter Link
Lieber Dennis,
ich kann deine Einwendungen verstehen: "Aufruf zur Gewalt, unangebracht, unzulässig usw.)
(Nicht nur) hier nachzulesen: http://sciencefiles.org/tag/albert-voss
Eine der "modernen Werbeideen des öst. Klerus ist das inflationäre Abspielen klassischer Werke in hiesigen Kirchen. Was sich schön anhört.
... 'Muss ja wohl mal was hängen bleiben, vom Geist.'
Bei mir aber nicht, die Rohrstockhiebe haben mich immunisiert.
Jann Wübbenhorst am Permanenter Link
Die Aufschrift "Wir pilgern mit Martin Luther: Auf nach Rom! Die Papstsau Franz umbringen. Reformation ist geil!" wurde im Artikel vom 26.01. von Daniela Wakonigg durchaus erwähnt.
Natürlich sind der Meinungsfreiheit zu Recht gewisse Grenzen gesetzt, z.B. durch die Tatbestände der Volksverhetzung und der Beleidigung. Deswegen wurde Voss aber nicht verurteilt, sondern wegen "Beschimpfung eines religiösen Bekenntnisses". Die Empörung über das Urteil rührt m.E. v.a. daher und von der Urteilsbegründung, in der die Richterin deutlich machte: "Der Aufklärung sind Grenzen gesetzt. Christen haben das Recht, darauf zu vertrauen, dass ihr Glaube respektiert wird." Eben das haben sie nicht.
Man kann aber auch nicht einerseits Martin Luther kritisieren und sich andererseits das Recht herausnehmen, ebenso unflätige Beschimpfungen wie der Reformator (und unzählige Apostel, Bischöfe, Päpste und „Kirchenväter“ ebenso) selbst zu verwenden.
Dazu noch einmal Karl-Heinz Deschner:
„Ja, hätte [der Angeklagte im Bochumer Prozess von 1985] zum Beispiel Karol Woityla „Tier“ genannt, „wildes Tier“, „ungeheures Tier“, „Krokodil“, „Wolf“, „Drachen und Höllendrachen“, „Bestie der Erde“, hätte der vom Staatsanwalt Belangte den Papst Johannes Paul II. als „Fastnachtslarve“ charakterisiert, „Rattenkönig“, „Räuber“, als „erzpestilenzialisches Ungetüm“, „Monstrum“, hätte er gesagt, Seine Heiligkeit sei ein „spitalischer, stinkender Madensack“, „besessen vom Teufel“, „des Teufels Bischof und der Teufel selbst, ja der Dreck, den der Teufel in die Kirche geschissen“, hätte er ihn als „beschissen“ und „ausgeschissen“ bezeichnet, als „Papstesel“ und „Papstsau“ und gedroht, er wolle ihm, wie allen Kurialen, die Zunge hinten zum Hals herausreißen und sie so der Rangordnung nach an den Galgen nageln – hätte er also, der Beschuldigte, das alles (und derlei kübelweise mehr noch) gegen den „vicarius Christi“ geschleudert, wäre dies wirklich Beschimpfung gewesen, vielleicht sogar Störung des öffentlichen Friedens.“
Und: Die Fälle in Saudi-Arabien und Russland haben zweifelsohne eine ganz andere Qualität und können mit der Anwendung des §166 in Deutschland keinesfalls gleichgesetzt werden. Dennoch schadet es der eigenen Glaubwürdigkeit, wenn man die Zustände in anderen Ländern kritisiert, selbst aber an der Strafbarkeit der "Beschimpfung religiöser Bekenntnisse" (zumindest unter gewissen Umständen) festhält. Auch deshalb gehört dieser Paragraph abgeschafft (sehr gut gefällt mir die diesbezügliche Abhandlung von Bundesrichter Thomas Fischer: http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2015-03/blasphemie-gotteslaesterung-straftatbestand-religion), und deshalb ist auch die Verurteilung von Albert Voss nach §166 ein Skandal.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"Meiner Meinung nach schießt diese Abwandlung, die Voss als "möglichst knusprige Formulierung" mit dem Ziel, mehr Aufmerksamkeit zu erlangen, bezeichnet hat, über das Ziel hinaus."
Ich bin nicht dieser Meinung. Satire - wenn sie als Satire kenntlich ist - darf alles, muss alles! Da gehören die Übersitzung und das "über-das-Ziel-Hinausschießen" dazu. Satire verdeutlicht. Gerade das Verdeutlichen ist in unserer Zeit schwierig geworden, wo harmlose Schokoriegel als Geschmacksexplosionen verkauft werden.
Dies prägt die Wahrnehmung der Menschen. Eine Folge sind viele furchtbare Äußerungen von Politikern, die in einer medial überfrachteten Welt glauben nur noch mit Skandalgranaten Aufmerksamkeit zu erlangen.
Die Kirchen selbst scheuen nicht davor zurück, mit Beleidigungen (z.B. "Atheisten haben keine Werte") um sich zu schmeißen, die offenbar niemand juristisch ahndet, auch wenn sie mich beleidigen. Und das auch noch mit Vorsatz. Das ist auch nicht satirisch gemeint, wenn unsere Zeit als "Zeitalter der Perversion" bezeichnen. Oder ist der Dritte Weg im kirchlichen Arbeitsrecht satirisch zu verstehen? Soll die wegen ihrer Wiederverheiratung entlassene Kita-Leiterin lachen, weil der Scherz ihres Bischofs gar so köstlich war?
Ich finde, wer so austeilt, muss auch mal ein paar unangenehme Wahrheiten über seinen eigenen Laden ertragen.
"Man kann aber auch nicht einerseits Martin Luther kritisieren und sich andererseits das Recht herausnehmen, ebenso unflätige Beschimpfungen wie der Reformator (und unzählige Apostel, Bischöfe, Päpste und „Kirchenväter“ ebenso) selbst zu verwenden."
Wie sollte man ansonsten mit Luther umgehen? Der Mann wird für viel Geld ein Jahrzehnt lang gefeiert, nächstes Jahr geht die Post ab und es werden Millionen von Luther-Touristen erwartet. Ich bin der Meinung, die Öffentlichkeit (und Satire stellt auch Öffentlichkeit her, siehe den Prozess gegen Voß) muss darüber informiert werden, wer da gefeiert wird.
Ich habe wie Sie den kritisierten Spruch auf der Voßschen Heckscheibe nicht als Aufforderung zur Gewalt verstanden, sondern so, wie er mit Sicherheit gemeint war: "Seht her, so feines Personal hat die Kirche in ihren Reihen, die derart unverhohlen Mordpläne gegen den Papst schmieden. Was wäre, wenn wir heute zu solchen Attacken auf Papst Franz aufrufen würden?"
Als ich im Rahmen der Vorbereitung unserer Buchveröffentlichung mit normalen Gläubigen der evangelischen Kirche (also potentiellen Luther-Touristen) über das fatale "Sieben-Punkte-Programm" des Reformators sprach, waren die zunächst ungläubig und dann fassungslos, nachdem sie sahen, was Luther darin wirklich gefordert hat. Das wird diese Menschen nicht aus ihrer Kirche treiben, doch der heutige Umgang mit Luther erschien ihnen plötzlich in einem anderen Licht.
Luther ist eben nicht die Lichtgestalt, als die er jetzt (mit einigen Schatten, die man ihm verschämt zugesteht) verkauft wird, sondern er war ein rassistischer Antisemit. Um das deutlich zu machen, muss er verständlich werden. Seine judenfeindlichen Schriften müssen aus dem altbacken klingenden Frühneuhochdeutsch gelöst werden und in heutiges Deutsch übertragen werden. Das haben wir getan und seine restlichen Schriften werden folgen, damit klar ist, dass dieser Mensch Juden noch nie mochte.
Vielleicht verdirbt diese Erkenntnis ja dem einen oder anderen die Feierlaune beim Verprassen von Steuergeldern, für die es sinnvollere Verwendungen gegeben hätte.
Udo Endruscheit am Permanenter Link
Wenn katholische Kardinäle bestimmten gesellschaftlichen Gruppen das Menschsein absprechen oder nur eingeschränkt zugestehen wollen, brauchen wir uns ja wohl über den maximal zulässigen Tenor von Religionskritik nicht
Frank Roßner, H... am Permanenter Link
Leider stelle ich auf hpd.de immer wieder fest, dass die Darstellung der Verhältnisse in der Russischen Föderation hinsichtlich Religionsfreiheit und der Vielfalt religiöser und nichtreligiöser Bekenntnisse über seku
Hans Trutnau am Permanenter Link
Nein, Religiotie verletzt nicht meine Gefühle (dann wäre ich schon tot, mindest aber gefühllos); sie ist vielmehr empörend und dermaßen lächerlich, dass sie zunehmend nur noch durch Spott zu ertragen ist.
Karol Dittel am Permanenter Link
Die härteste Nummer aus der Geschichte um den russischen Atheisten ist der Versuch der Stigmatisierung durch die Psychiatrie. Das ist irgend wie ziemlich widerlich.
Kay Krause am Permanenter Link
Der Inhalt dieses Artikels beweist doch wieder einmal den POLITISCHEN Einfluß der Kirchen auf den Staat! Das Übel muß an der Wurzel gepackt werden!
Amen!
Berthold Fritz am Permanenter Link
Christentum
Das klingt sehr überzeugend, nicht wahr?
Ist das jetzt beleidigend, was ist falsch daran?
Martin Weidner am Permanenter Link
Humanismus
Strukturierte Materie, die sich einbildet, sie wäre jemand, der sich etwas einbilden könnte und die ein Teil dieser Einbildung als Vernunft anbetet und sich darüber einbildet, über die Mehrzahl der strukturierten Materien vergangener Zeiten zu stehen, obwohl sie mit ihrer Art des Daseins zu einem der größten Katastrophe aller strukturierter Materie auf dem Planeten beiträgt.
Das ist jetzt weit näher an der Wirklichkeit als Ihr Text.
Der Fehler liegt darin, dass man nicht hinhört, was der jeweils andere wirklich denkt. Dieses Hinhören ist aber für die menschliche Gemeinschaft entscheidend wichtig.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"Das ist jetzt weit näher an der Wirklichkeit als Ihr Text."
Ich finde, der Kommentar von Berthold Fritz hat es sehr gut getroffen.
Dass diese pointierte Darstellung Gläubigen nicht gefällt, weil sie ihnen einen Spiegel vorhält, kann ich nachvollziehen. Aber das ist ein Problem der Gläubigen, die sich sehr selektiv mit ihren "heiligen" Büchern befassen und nicht kontextuell.
"Der Fehler liegt darin, dass man nicht hinhört, was der jeweils andere wirklich denkt. Dieses Hinhören ist aber für die menschliche Gemeinschaft entscheidend wichtig."
"Denken" kann man nicht hören - schon gar das, was jemand wirklich denkt. Telepathie wurde bis heute nicht nachgewiesen. Aus meiner Sicht wäre es ausreichend, wenn Gläubige generell die eigenen Scheuklappen abschraubten und durch ein Weitwinkel-Objektiv ersetzten. Erst dadurch zeigt sich die ganze Größe der uns umgebenden Welt. Wunderbar!
Aber was machen Religionen? Sie sind wie TV-Sender, die ihren Zuschauern weiß machen wollen, die Opfer in Krimis seien wirklich tot...
Martin Weidner am Permanenter Link
Durch Nachfragen kann man sehr wohl hinhören, was jemand denkt. Oder man überlegt, was metaphorische Aussagen (Sprache ist per se metaphorisch) über denken und hören bedeuten.
Außer Unterstellungen bietet Ihr Postiing inhaltlich nur ein "like" zu dem Text von Herrn Fitz.
Berthold Fritz am Permanenter Link
Danke, Bernd Kammermeier, für die Schützenhilfe, ich fand meinen Text ebenfalls klarer ausgedrückt als die Phraseologie von...
Klare Ansage: "Denken " kann man nicht hören!
Berthold Fritz am Permanenter Link
Mit meinem Text ear ich ganz nah an der Wirklichkeit, währen Ihren Text eigentlich niemand so richtig verstehen kann.
Ich nehme also an, daß Sie in der Tat ein wenig beleidigt waren. Das war ja das Thema.
Martin Weidner am Permanenter Link
Sehr geehrter Herr Fritz, (ich hatte Ihnen aus Versehen das "r" geklaut),
Sie erwarten, dass ich etwas sage? Dass ich hier stehe und Geistesblitze aus meinem Geist abfeuere? Aber das kann ich nicht, denn es gibt mich gar nicht! Und Sie übrigens auch nicht! Wir sind alle nobody!
Denn Sie wissen doch alle, dass wir nur biochemische Maschinen sind. Außer Chemie ist da nichts. Oder glauben Sie etwa an Geister? An Seele und all den Quatsch? Ich bin kein Geist, ich habe keinen Geist, also: warum hören Sie mir überhaupt zu?
Und kommen Sie mir nicht mit dem alten Descartes: Ich denke, also bin ich. Denken besteht aus elektrischen Impulsen der Nervenzellen. Sogenannte Geistesblitze sind nur Wahrnehmungsverarbeitung. Das macht jede Amöbe. Im Laufe der Evolution ist das nur komplexer geworden und es war dabei nützlich, ein Ich zu simulieren.
Sie fragen mich: Wer hier wen simuliert? Wer sich einbildet, ein Ich zu sein? Haarspalterei! In diese logische Falle laufe ich nicht!
Es ist doch einfach: Das Nervensystem bildet sich das ein. Ein Bewusstseins-Zentrum im Hirn gaukelt ein Ich vor.
Ob ich damit das Problem nur verschoben habe? Ob da in dem Gehirn-Zentrum ein Ich ist? Eine kleine Person, die da oben hockt und herumspinnt?
Das ist wieder so eine Philosophisterei. Nur eine subjektive Einbildung.
Objektiv gesehen ist das Gehirn nur Materie. Was denn sonst? Selbst die Bibel gibt zu, dass wir nur Staub sind. Bin ich etwa ein Spukschloss, in dem ein Geist haust? Das können sie den Elfen und Feen erzählen! Kann man von dem Geist etwas messen? Ausdehnung, Masse, Energie, Impuls, Wellenlänge - irgendwas?
In der Wissenschaft gilt nur das Objektive. Oder gehören Sie zu den esoterischen und religiösen Spinnern, die meinen, es gäbe etwas außerhalb der Wissenschaft? Die mit dem Gefühl, ein Ich zu sein, der Wissenschaft Grenzen setzen wollen? Ich sage Ihnen: Die Wissenschaft kennt keine Grenzen, abgesehen von den Forschungsgeldern.
Ich lasse Ihnen ja Ihr subjektives Gefühl. Lasse ich mir selber ja auch.
Ich bin ja auch so programmiert, dass ich mir einbilde, ich wäre eine denkende Person, die am Slam teilnimmt.
Aber objektiv gibt es nur, was die Wissenschaft erfasst. Und die ist unbeschränkt! Sie beschränkt sich nur methodisch auf das Messbare und lässt das Subjektive außen vor. Denn objektiv gesehen zählt das Subjektive nicht!
Ja, in meinem privaten Leben zählt das schon! Das gesamte Leben besteht daraus.
Aber was bedeutet das schon! Wie aufgeregt ich mich jetzt fühle und meine Gedanken hier - das hat objektiv gar nichts zu bedeuten!
Es gibt keine Inhalte, keine Gedanken, es gibt nur Strukturen, Funktionen. Es gibt in der Wissenschaft kein Ich, keine Wesenseinheit. Wenn man alles in Einzelteile zerlegt, dann sieht man doch, dass es kein Ganzes gibt!
Deshalb braucht man in der Wissenschaft keinen Geist, keine Gedanken und Ideen. Sie müssen sauber trennen und sich entscheiden: Entweder wissenschaftlich redlich bleiben, oder an Spuksachen glauben, dass in allem ein Sinn liegen muss, so auch in allem, was man sagt. Aber ich sage Ihnen: In dem, was ich sage, liegt kein Sinn! Sie können nicht beides wollen: Wissenschaft und Sinn, das wäre doch Unsinn!
Ich warne sie: Sie handeln sich sonst den Leib-Seele-Dualismus ein! Wie wollen Sie den denn überwinden? Etwa wie die Engländer, die sagen, sie wären zwar nur body, aber doch somebody?
Es stimmt zwar, dass sich Evolution ohne geistige Größen wie den Willen zum Leben nicht beschreiben lässt. Aber das sagt man nur so, das meint man doch nicht im Ernst so!
Das muss mal klar gesagt werden! Da staunen Sie, was? Da haben Sie endlich mal was Sinnvolles gehört.
Ja, ich, ich sag‘s Ihnen: Es gibt weder Sie noch mich als denkende Personen, es gibt nur komplexe, signalverarbeitende Amöben, von denen irgendeiner, den es gar nicht gibt, sich einbildet, sie würden ein Ich simulieren.
Denn ein echtes wahrnehmendes Ich würde ja jetzt hier stehen und darüber staunen, dass ein chemisches Gebilde wie eine Amöbe wahrnehmen kann, was ja ein wahrnehmendes Ich voraussetzt. Über das Wahrnehmen kann ein wahrnehmendes Ich nur staunen, weil es völlig unbeschreiblich ist, es sei denn man greift auf die subjektive eigene Wahrnehmung zurück.
Oder staunen, dass Lebewesen als eine Einheit auftreten – also dass nicht nur Nervenzellen agieren, sondern ein fühlendes und handelndes Ich als Ganzes.
Staunen, dass elektrische Impulse mehr sind als „Impuls an“ und „Impuls aus“, sondern Qualitäten haben wie Farben, Töne, Geschmäcker.
Staunen, dass es mich gibt, dass ich hier am Slam teilnehme und Sie mir immer noch zuhören.
Humanismus ist deshalb der Selbstwiderspruch, dass man für die Rechte eines ICH eintritt, dessen Existenz man vehement bestreitet. Humanismus ist der Selbstwiderspruch, dass man für den Menschen die Welt zerstört und sich dabei besser fühlt als die Menschen von früher.
Berthold Fritz am Permanenter Link
Herr Weidner, wie können Sie mit einem solch komplizierten Gehirn zurechtkommen?
„Denn objektiv gesehen zählt das Subjektive
nicht!“
- natürlich nicht, muss man denn bei Ihnen offene Türen einrennen? In meinem eigenen Gehirn ist nur abgebildet, was ICH sehe, was ICH bin, das kann niemand messen. Aber es ist der Output meiner Gedanken, denen Sie ihre entgegenstellen können und wir zu einem Konsens kommen können, nachdem durch viel Hin und Her klargeworden ist, was der anderen wirklich meint. Aber dafür muss man sich klar ausdrücken und nicht so geschwollenes Zeugs produzieren wir Sie!!
„
Denn ein echtes wahrnehmendes Ich würde ja jetzt hier stehen und darüber
staunen, dass ein chemisches Gebilde wie eine Amöbe wahrnehmen kann, was ja
ein wahrnehmendes Ich voraussetzt“
-Auch eine Amöbe kann zumindest Hell-Dunkel unterscheiden und sich dorthin bewegen, wo ihr Ich etwas zu fressen bekommt. Es ist genau so müßig, über ihre eigenen Gedanken nachzudenken als über die chemische Reaktion der Amöbe, das ist Haarspalterei und für so etwas werde ich Ihnen keine Zeit meines Lebens mehr verschenken, wenn Sie sich nicht direkter ausdrücken. Das Thema war Verletzung religiöser Gefühle oder Christentum und ich bitte doch beim Thema zu bleiben und hier kein philosophisches oder psychotherapeutisches Seminar daraus zu machen.
Und jetzt kommt`s: „ Humanismus ist deshalb der Selbstwiderspruch, dass man für die Rechte eines ICH eintritt, dessen Existenz man vehement bestreitet. Humanismus ist der Selbstwiderspruch, dass man für den Menschen die Welt zerstört und sich dabei besser fühlt als die Menschen von früher.“
-Verstehen Sie denn selber, was Sie da schreiben? Ich bestreite weder Ihr Ich noch meines und wenn man Ihnen eine Hand abschneiden würde, wäre das sehr inhuman, denn was haben Sie denn mehr als Ihren Körper und dessen Unverletzlichkeit durch andere Menschen? Wo zerstöre ich für den Menschen die Welt und fühle mich dabei besser als die Menschen von früher?
Euch gehören die Subventionen entzogen!
Martin Weidner am Permanenter Link
Ich nehme zur Kenntnis, dass wissenschaftstheoretische und andere philosophische Überlegungen für Sie Haarspalterei sind, über die Sie nicht reden wollen.
Dann bleibt mir nur Ihre letzte Frage: Sie und ich verwenden eine Technik, deren Herstellung eine Industrie und Infrastrukturen wie Mobilität voraussetzt, die im Begriff sind, das Ökosystem Erde nachhaltig zu stören, obwohl wir mehr über die Zusammenhänge wissen als alle Generationen vor uns.
Berthold Fritz am Permanenter Link
Natürlich bezog sich mein Ausgangskommentar auf einen Mythos. Den auf die Schippe zu nehmen, weil man ihn und sein Praktizieren nicht ernst nehmen kann, war auch das Ausgangsthema.
Davon leben die Priester und bekommen Monat für Monat reichlich Geld für ein angenehmes Leben. Für einen MYTHOS!
Ich suche also schon das VERSTÄNDNIS, ich möchte das alles verstehen, aber die Gegenpartei will ja nicht verstanden werden, sondern blinden Glauben an einen Mythos. Das ging vielleicht vor fünfhundert Jahren, aber nicht mehr heute.
Herr Weidner, haben Sie den "Gotteswahn" von Richard Dawkins gelesen?
Martin Weidner am Permanenter Link
Ich kenne einige Theologen, aber keiner davon verschweigt seine Zweifel. Aber klar, für wen Philosophie nur verklausuliertes Geschwafel ist, wird auch nur solches hören.
Jetzt ist also jeder wieder in seiner Meinung bestätigt worden, wir haben uns gegenseitig in die "richtige" Schublade gesteckt und reden aneinander vorbei. Wenn es Ihnen reicht, andere auf die Schippe zu nehmen, dann werden Sie damit glücklich.
Ulrich Straub am Permanenter Link
In Deutschland darf "Bibel.tv" an Bushaltestellen mit dem Satz "Gott statt Schrott" für seine Anliegen werben.
Thomas am Permanenter Link
Stimmt, auch das kann als Verletzung von Gefühlen empfunden werden. Es wird jedoch vom Amts wegen unterstellt, dass die Beleidigten sich ausreichend beherrschen können, den öffentlichen Frieden nicht zu stören.
Olaf Sander am Permanenter Link
Jetzt muss ich mal eine ketzerische Frage an alle hier stellen, die sagen, dass sie sich immer wieder von Religiotie verletzt fühlen und gerne hätten, dass "mal jemand dagegen klagte".
Meine Frage ist, warum das keiner macht?
Ich würde es tun, lebe aber nicht in Deutschland. Als Ausländer im "fremden" Land klagt es sich vermutlich nicht ganz so gut gegen die Kirche.
Aber ich würde mich, fänden sich ein paar kluge Köpfe, die der Kirche juristisch an die Krägen gehen, ganz sicher finanziell mit daran beteiligen. Notfalls auch mit einem monatlichen Abo.
Wir, die Atheisten, müssen endlich anfangen unseren beleidigten Intellekt genauso zur Schau zu stellen und in die Verhandlungssäle zu tragen, wie es so mancher der Religioten mit seinen religiösen Gefühlen macht.
Nur so haben wir eine Chance auf Dauer frei zu leben und von Kirche, Gott und seinen Schafen verschont zu bleiben.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Gute Idee. Ich denke darüber nach.
Olaf Sander am Permanenter Link
Lieber Herr Kammermeier, Sie als Frontmann wären einer meiner absoluten Wunschkanditaten. Sie können sich, sollten Sie gegen irgend so einen religiösen Unfug klagen, meiner (finanziellen) Unterstützung sicher sein.
Bei dieser Gelegenheit will ich Ihnen einfach auch mal wieder danken. Für die vielen wunderbaren Kommentare von Ihnen und so manches Ihrer Argumente, welche ich schon erfolgreich gegen Religioten anbringen konnte.
Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende!
Mit atheistischen Grüßen ;o)
Olaf Sander
omnibus56 am Permanenter Link
Wenn es wirklich so leicht ist, die religiösen Gefühle von irgendwelchen Religioten zu verletzen, wieso werden dann nicht Islamisten wie z. B.
Also, wo bleiben die entsprechenden Urteile? Ist das der öffentliche Friede nicht viel mehr gefährdet?
Ich denke, doch!
Martin Weidner am Permanenter Link
Es gibt Internetseiten, die mit vielen Fakten beweisen, dass wir im Zeitalter der größten Christenverfolgung leben. Hier wird mit Fakten bewiesen, dass alle auf den Atheisten draufhauen.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"Wenn man so in seinem Lager bleibt, kann man nicht gemeinsam gegen die angehen, die an der Liebe vorbeigehen - egal ob sie aus der eigenen Ecke kommen oder nicht."
Warum sollte man überhaupt gegen so jemanden vorgehen? Wenn jemand keine Liebe will, dann muss er/sie nicht. Wir haben in diesem Punkt weitgehende Selbstbestimmung. Ich als Humanist denke nicht in "Ecken", ich bin Monist, der den Dualismus der Religionen überwinden helfen will.
Denn hier wird ein Schuh draus: Christen/Juden/Muslime werden verfolgt, WEIL sie Christen/Juden/Muslime sind - verfolgt VON Christen/Juden/Muslimen. Gäbe es keine dualistische Religion, würden diese GRUPPEN sich nicht GEGENSEITIG verfolgen. Einem Atheisten ist völlig egal, welches Zeichen jemand um den Hals trägt oder welche Haarfarbe er/sie hat. Nur religiösen Menschen ist nicht gleichgültig, zu welcher "Ecke" jemand gehört.
Daher verfolgen Atheisten niemals einen Gläubigen aus Glaubensgründen, aber umgekehrt kann es schon passieren, dass Gläubige Atheisten aus Glaubensgründen verfolgen. Daher gibt es so wenige Anzeigen von Atheisten wegen Gläubigkeit, aber umgekehrt schon etliche von Gläubigen wegen "Gotteslästerung".
Klingt komisch, ist aber so...
Martin Weidner am Permanenter Link
"gegen angehen" ist je nach Situation (Demokratie, Diktatur, ...) etwas Unterschiedliches, auch der Artikel von Frau Wakonigg ist eine Form davon.
Ich bin als Christ auch kein Dualist. Diese Einteilungen Monismus / Dualismus gehen m. E. an der Wirklichkeit vorbei.
Leider finden auch in atheistischen Staaten massive Verfolgungen von Religiösen Menschen statt. Leider ist die Welt nicht so einfach, wie Sie sie sich zurechtlegen.