Atheisten werden eher eines Verbrechens verdächtigt als Gläubige. Zu diesem Ergebnis kommt eine internationale Vergleichsstudie, die negative Vorurteile über Atheisten untersuchte.
Vorgestern wurde ein Bericht in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift "Nature Human Behaviour" veröffentlicht, der für Aufsehen sorgt. Eine Arbeitsgruppe um Will M. Gervais von der University of Kentucky befragte 3256 Menschen aus 13 Ländern und kam dabei zu einem überraschenden Ergebnis: Nicht nur in stark religiös geprägten Staaten, sondern auch in mehrheitlich säkularen sind anti-atheistische Vorurteile weit verbreitet.
In der Umfrage mussten die Studienteilnehmer entscheiden, ob sie ein grausames Verbrechen wie ein Serienmord eher einem Atheisten oder einem Gläubigen zutrauen würden. Der Atheist wurde dabei etwa doppelt so häufig mit dem Verbrechen assoziert. Das intuitive moralische Misstrauen gegenüber Ungläubigen zeigte sich dabei auch bei Teilnehmern, die sich selbst als Atheisten bezeichneten. Nur in Finnland konnten keine deutlichen Vorurteile gegenüber Atheisten festgestellt werden.
Die Forscher sehen die Ergebnisse mit Sorge: Anti-atheistische Vorurteile seien ein Problem, das sich auf Beschäftigung, das soziale und familiäre Leben sowie auf Wahlen auswirke. So zeigt eine ältere Studie von Will M. Gervais, dass Atheisten die schlechtesten Chancen bei einer Präsidentschaftswahl in den USA haben. Die Stimmbereitschaft betrug bei ihnen nur 45 Prozent, während 92 Prozent der Befragten afroamerikanische Kandidaten, 88 Prozent Frauen und 87 Prozent Hispanics wählen würden.
Nachtrag (06.09.2017):
Die Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland (fowid) kritisiert die Studie als "methodisch mehr als fragwürdig". Der vollständige Beitrag kann hier gelesen werden: www.fowid.de/meldung/atheisten-sommerloch
52 Kommentare
Kommentare
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Die Studie belegt, dass auch deutsche Politiker (intuitiv?) Recht haben, wenn sie auf "Gott" und Bibel ihren Amtseid ablegen. Wir kommen aus einer Welt, die immer religiös sortiert war.
Der Atheist ist gegen die Gemeinde, er ist ein Störenfried, ein Querulant, ein Besserwisser, ein Rechthaber. Gläubige fügen sich in die Gemeinde, lassen sich instrumentalisieren und rümpfen nicht die Nase über den Geisterglauben anderer.
Gerade heute, wo die Gläubigen weniger werden und selbst konfessionsübergreifend zusammenrücken müssen, will man einander nicht weh tun. Da lassen Juden den Christen auch mal die Trinität durchgehen und Christen akzeptieren, dass Juden Jesus nicht als Messias anerkennen. Und die Muslime glauben an den "Gott" Abrahams oder im Westen wenigstens an die Religionsfreiheit.
Da kann man sich arrangieren. Nicht aber mit denen, die alles infrage stellen. Die die Basis angreifen, den Urgrund für den Glauben - für den Sinn der Existenz. Wer mag sich schon all die liebgewonnenen Märchen und Trostpflästerchen, die wohlig-schaurigen Geschichten vom Beginn der Welt und Menschwerdung nehmen lassen? Diese Stoffe, die Hollywood liebt und der Pfarrer/Rabbi/Imam verbreitet?
Nein, den Spielverderber, der schon im Sandkasten gebrüllt hat, unsere echte Pistole sei bloß aus Holz und er habe keine Angst davor, konnte schon damals niemand leiden. Warum sollte das heute anders sein...?
Robert am Permanenter Link
Herr Kammermeier: sie sollten vielleicht mal "The magic of reality" von Richard Dawkins lesen.
Es gibt nur Atheisten weil es Theisten gibt; jedes Kind wird als Atheist geboren.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Muss man heutzutage wirklich vor jede überspitzte, ironische Bemerkung einen "Achtung Ironie-Button" setzen?
"Es gibt nur Atheisten weil es Theisten gibt; jedes Kind wird als Atheist geboren."
Ganz nebenbei: Niemand wird als Atheist geboren, denn dazu müsste das Neugeborene etwas von "Gott" wissen und sich dann bewusst gegen dieses Konzept aussprechen. Da hierzu ein neugeborener Mensch intellektuell außerstande ist, wird jeder Mensch konfessionsfrei geboren.
Den Atheismus - wie Sie richtig schreiben - gibt es nur solange des Theisten gibt. Jetzt einmal kurz nachdenken: Wenn es eines Tages keine Theisten mehr geben sollte, wird der Mensch dann immer noch als Atheist geboren...?
Kay Krause am Permanenter Link
Lieber Robert, Sie irren! Kein Kind wird als Atheist geboren. Auch nicht als Sozialdemokrat, Kommunist, Kapitalist oder anderweitig ideologisch geprägt.
Um A - theist zu sein, benötige ich erstmal eine gewisse Kenntnis des Theismus, diese Kenntnis hat ein Neugeborenes nicht.
Und wenn Sie nun argumentieren, das Kind sei OHNE Religion geboren, so bezieht sich das ja auf ALLE Neugeborenen, auch auf die, die zwangsgetauft und christlich zurechtgebogen werden!
Ockham am Permanenter Link
Hallo Robert,
E. Voland schreibt in seinem Buch "Soziobiologie" auf S. 227: "Children appear born to believe" resümiert entsprechend der evolutionäre Psychologe Bulbulia (2007, S. 632) nach seinem Überblick über einschlägige kognitions- und entwicklungspsychologische Studien, und Kelemen (2004) behauptet auf der Grundlage dieses Wissens, dass Kinder "intuitive Theisten" seien.
Robert am Permanenter Link
Hallo Ockham,
wohl kaum überraschend: Religion bedient sich von mehreren "Mechanismen" die wir mittlerweile quasi-fest eingebaut haben (deswegen wird Religion oft "the blind passenger of evolution" genannt). Da kann ich nur "Why we believe in god(s)" von J. Anderson Thomson raten; der Autor erklärt ganz schön und prägnant warum Leute als "intuitive Theisten" erscheinen könnten.
Und selbstverständlich werden Kinder nicht "gott-ablehnend" geboren. Ich bitte. Kinder werden ganz einfach ohne Idee von irgendwelcher Gottheit geboren und sind somit "gottlos" - atheistisch also. Das Präfix "a-" heisst doch letztendlich nicht aktive Verneinung (ein kognitiver Prozess) sondern ein simpeles "Nichtvorhandensein".
Konrad Schiemert am Permanenter Link
Ja, Atheisten sind Spielverderber, die die schöne imaginäre Welt des Glaubens zerstören wollen. "Atheist" ist für die vielen immer noch ein böses Schimpwort.
Karl am Permanenter Link
Selten einen solchen Unsinn gelesen! Ein Atheist erklärt nichts über (Räuber-)Pistolen, schon gar nichts über hölzerne. Er sagt einfach "nein!" auf die banale Frage "glaubst du an Gott?"
K.
Konrad Schiemert am Permanenter Link
Ich finde die Parallele sehr aussagekräftig.
Dr. Emmerich Lakatha am Permanenter Link
Ich unterscheide zwischen einem wissenschaftlichen Atheismus und einem ideologischen Atheismus. Für Letzteren bin ich ein Feindbild, weil ich mich von einem pauschalen Religionshass distanziere.
Konrad Schiemert am Permanenter Link
IMHO hat der Atheismus hat nichts mit Religionhass zu tun. Atheismus ist ein "Normalzustand", er braucht nicht einemal den Begriff Religion zu kennen.
Dr. Emmerich Lakatha am Permanenter Link
Sie schreiben:
"IMHO hat der Atheismus hat nichts mit Religionhass zu tun."
Kay Krause am Permanenter Link
Ich kann nicht beurteilen, ob ein Herr Doktor E.L. mich nun als "wissenschaftlichen" oder "ideologischen Atheisten" bezeichnen würde, würde er mich kennen.
Ich brauche und habe kein Feindbild, und ich möchte - bei aller berechtigter Kritik an den Machenschaften der Glaubensfirmen - auch niemandes Feindbild sein. Christentum - sehr geehrter Herr Doktor - IST eine Ideologie. Atheismus ist keine Ideologie, weder wissenschaftlich noch ideologisch, und auch kein religiöser Glaube!
Dr. Emmerich Lakatha am Permanenter Link
Früher bezeichnete ich mich als "Atheistischer Katholik", nunmehr als "Evolutionärer Katholik".
Dieter Bauer am Permanenter Link
Herr Dr.
Dr. Emmerich Lakatha am Permanenter Link
Bleiben wir bei den Fakten. Ich bekenne mich zu einem monistischen Weltbild und den Inhalten des evolutionären Humanismus. Trotzdem bin ich davon abgekommen, mich als atheistischer Katholik zu bezeichnen.
Ockham am Permanenter Link
Hallo Herr Kammermeier,
es ist durchaus erfreulich, wenn sich unter den Bezeichnungen für Atheisten auch Komplimente wie "Besserwisser" und "Rechthaber" finden lassen. :-)
Woher kommt das pauschalisierende Vorurteil, dass Atheisten eher böse Taten zugetraut werden? Dazu folgende Vermutung:
Christen führen als Beweis für den Zusammenhang zwischen Gottlosigkeit und Unmoral meistens Hitler, Mao und Stalin an. Es handelt sich hier allerdings um einen logisch fehlerhaften Schluss von beliebigen Einzelfällen einer Gruppe auf die Gesamtmenge.
Bei Hitler handelt es sich um ein fehlerhaftes Beispiel. Hitler zahlte als Katholik zeitlebens pünktlich seinen Kirchenbeitrag, sah sich als Erfüller der Vorsehung und Vollender des Werk Jesus Christus im gemeinsamen Kampf von Protestantismus und Katholizismus gegen den Feind der Juden und ließ Beamte und Angehörige von Wehrmacht und SS ihren Eid "bei Gott" schwören (vgl. Hitler, 70/http://www.theologe.de/adolf-hitler_martin-luther.htm).
Angesichts jahrhundertelanger Praktiken der Ketzer- und Hexenverbrennungen und der Verfolgung von Juden oder Homosexuellen, schätzen religionskritische Denker das Christentum als die "intoleranteste Religion" und die "kulturelle Gesamtbilanz" des Christentums als "insgesamt verheerend" ein (Beck, 129/Schnädelbach 2009, 173).
Kann ein Fazit in Bezug auf die Moralität von Christen im Vergleich zu Atheisten gezogen werden?
Ehrlicher ist es wohl einzugestehen, dass eine nüchterne und objektive Bilanzierung nicht zuletzt aufgrund der vielfältigen Verflechtungen religiöser Einflüsse mit kulturellen, sozialen und politischen Faktoren unmöglich und eine prinzipielle Antwort auf diese Weise nicht zu finden ist (so Schnabel, 113/Hoerster, 62).
Quelle: Religionsethik, Dagmar Fenner, 2016, vgl. S. 132 f.
Wolfgang am Permanenter Link
Nicht bange machen lassen, nur ein neuer Schachzug, Vorurteile zu Atheisten auszubauen.
Solange mir ein Gott nicht persönlich sagt,meine atheistische Seele sei ernstlich gefährdet,
Atheistophobie, welcher Geist hat sich denn so einen Mist ausgedacht? Ach ein Christ?
Alwu am Permanenter Link
Wenn es schon eine Klerikalphobie gibt, dann darf es, der Ausgewogenheithalber, auch eine Atheistophobie geben. Da wollen wir Kirchen- und Glaubensgeschädigte, doch mal Großmut walten lassen, oder?
Dieter Bauer am Permanenter Link
Wen wundert es, dass das durch Religionen beeinflusste Denken solche Resultate hervorbringt? Können die Befragten zwischen Freidenkern und Atheisten überhaupt Unterschiede erkennen?
Dr. Emmerich Lakatha am Permanenter Link
Was ist wirklich der Unterschied zwischen Freidenkern und Atheisten?
Dieter Bauer am Permanenter Link
Als Denkhilfe:
Freies Denken erweist seine Evidenz in der Sache und nicht durch eine Autorität.
Dr. Emmerich Lakatha am Permanenter Link
Bitte bei der Frage bleiben. Ich sprach nicht vom "freien Denken" sondern von "Freidenkern". Trotzdem kann ich Ihren Ausführungen nicht folgen.
Im engeren Sinne bezeichnet der Begriff Menschen, die sich in der Freidenkerbewegung engagieren, z. B. als Mitglied in einem Freidenkerverband." Wikipedia "Freidenker".
Dieter Bauer am Permanenter Link
Realität und Rationalität schließen eine Zuordnung nach von Ihnen gewählter Gruppierungskennzeichnung aus.
Dr. Emmerich Lakatha am Permanenter Link
Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Da gibt es einen katholischen Theologen, der sich zum evolutionären Humanismus bekennt und dem vorgeworfen wird, dass er sich von „Denkvorgaben“ nicht befreien kann.
Haben Sie sich schon einmal Gedanken darüber gemacht, dass das Wort „Atheismus“ keinen gesetzlichen Schutz hat. Jeder darf sich als Atheist bezeichnen. Vielleicht ist das Wort „wissenschaftlicher Atheismus“ keine glückliche Bezeichnung, es versucht jedoch, eine Differenzierung zu machen. In meinen Augen ist ein wissenschaftlicher Atheismus jener, der von einem Weltgeschehen ausgeht, das wissenschaftlich erkennbar und erklärbar ist. Wollen Sie ableugnen, dass die Tatsache, dass es Religionen gibt, wissenschaftlich erkennbar und erklärbar ist? Anders ist es mit den Glaubensinhalten der Religionen. Sie weichen so stark voneinander ab, dass man sie nicht als inhaltlich wahr anerkennen kann. Dadurch ist es offenkundig, dass der menschlichen Vorstellungswelt und nicht der realen Welt entspringen. Da die kulturelle Evolution nicht mit dem heutigen Menschen begonnen hat, muss man davon ausgehen, dass sich auch die menschlichen Werte parallel zur kulturellen Evolution entwickelt haben. Da es jedoch auch heute noch ein großes kulturelle Gefälle zwischen den Völkern dieser Welt und seinen Bewohnern gibt, ist es unrealistisch, alles über einen Leisten zu schlagen. Unrealistisch empfinde ich auch die Machtsucht vieler Atheisten, wenn sie sich selbst zu Vertretern aller religionsfreien Menschen machen. Diese können höchstens eine Zielgruppe der Atheisten sein. Können Sie vielleicht wirklich sagen, wer von den aus der Kirche Ausgetretenen Monist ist und wer daran glaubt, dass er „Irgendetwas“ geben muss?
Ich könnte noch mansch anderen Gedanken zum Thema beitragen. Aber die Wenigen zeigen, dass es grundfalsch ist, sich gegenseitig wegen der bestehenden Atheistophobie an zu agitieren. Überlegen wir uns lieber, was w i r tun können und müssen, um in der Welt ein besseres Image zu haben.
Dieter Bauer am Permanenter Link
.... und das "Kästchendenken" nimmt kein Ende. Auch noch so launige Umschreibungen und wohlgemeinte Erklärungsversuche sind ungeeignet, von freiem Denken abzulenken.
Dr. Emmerich Lakatha am Permanenter Link
Nochmals meine ich, dass Ihre Mentalität der Sache schadet. Sie engagieren sich häufig im Pressezentrum und übernehmen dadurch in gewisser Hinsicht eine Leitfunktion und Orientierungshilfe für andere.
Sie werfen mir ohne Begründung „Kästchendenken“ vor, nur weil ich es gewagt habe, aus gegebenem Anlass auch über den Atheismus kritisch zu denken? Wäre ich denkfaul, würde ich Sie mit einem Leiter einer selbsternannten atheistischen Glaubenskongregation halten, der ex cathedra entscheiden will, was gedacht und gesagt werden darf, soll und muss. Gehe ich aber davon aus, dass wir Menschen nicht nur körperlich dem Tierreich entstammen, interessiert mich auch die Evolution des „Tier im Menschen“. Was empfand ein Urmensch, der in seiner Höhle die Naturgewalten erlebte? Bestehen vergleichbare Ängste noch im heutgen Menschen? Wie wichtig für das Überleben waren Revierkämpfe? Wie äußern sie sich in unserer Welt? Wie wirkt die Beobachtung, dass Tiere erfolgreiche Situationen wiederholen auf unsere Rituale? Welche Funktion haben Leittiere bei Rudeltieren und bei Herdentieren? Welche Kämpfe bestehen dabei in der Natur? Ab wann spaltete sich die Herrschaft über ein Rudel in Anführer und geistigen Führer? So gibt es tausende Fragen, die die Evolution des Tiers im Menschen betreffen. Der westliche Kulturmensch wurde zu einer Leitkultur mit Leitwerten, die für ihn richtig sind und waren. Sind alle Völkern und Nationen so weit, dass sie diese nachvollziehen können? Ist ein Leistungssport ohne Aufbautraining möglich? Man sagt, die Geschichte sei Lehrmeisterin für uns Heutige. Zeigt sie nicht, dass nur systemisches Denken der menschlichen Wirklichkeit gerecht wird? Erwarten wir uns Aufklärung oder wertende atheistische Denkdiktatur? Letztere ist sicher leichter und angenehmer, weil man mit Verachtung eines Parvenus auf Menschen herabschauen kann, die noch nicht dort angekommen sind, wo man selbst steht. Würden Atheisten sich mehr um solche Fragen, als die der Ausgrenzung kümmern, wäre auch das Image des Atheismus ein besseres. Ich schätze MSS sehr, weil er bereit und fähig ist, ganzheitlich zu denken. Mit Ihnen möchte ich jedoch die Diskussion beenden, weil sie in einen sinnlosen Kampf mit Windmühlen enden würde.
Dieter Bauer am Permanenter Link
Es ist schon erstaunlich, dass eine Unterscheidung von Freidenkern zu Atheisten sooo schwer fällt. Den Atheismus lassen sich Frei-Denker nicht aufs Auge drücken.
Ein Realist und Frei-Denker kann und wird sich den Wunschvorgaben fantasieorientierter Gruppierungen nicht unterordnen lassen.
Mit freundlichen Grüßen des Freidenkers Dieter Bauer !
Dieter Bauer am Permanenter Link
.... die Diskussion beenden, weil sie in einen sinnlosen Kampf mit Windmühlen enden würde. ....
Dennis Riehle am Permanenter Link
Dass selbst Atheisten zu glauben scheinen, sie selbst seien "böser" als Menschen mit einem Glauben, zeigt eine Unterordnung, die sich höchstwahrscheinlich aus der Weltsicht ableitet, dass Mehrheiten stets im
Dabei gibt der Bezug auf Wertvorstellungen zunächst keinerlei Aussage über die Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft. Sie können hier wie da ausgeprägt sein, verbinden sie sich allerdings in einem gemeinschaftlichen Glauben an eine höhere Macht und an eine Institutionalisierung der eigenen Religion, was eigentlich grundsätzlich ein höheres Misstrauen auslösen sollte, mit einer wenigstens gedanklich doch fassbaren Überzeugung, die eine möglicherweise angeborene Hoffnung nach Sinnhaftigkeit erfüllt.
Offenkundig sehen sich Atheisten sogar als "fehlerhaft" an, es "fehle" ihnen an einer Überzeugung an einen Gott, was wiederum ja impliziert, dass selbst Atheisten einen Gottesglauben nicht völlig ausschließen. Dies wiederum aber nur aus einer häufig zu beobachtenden Leere: Wie wird das "Vakuum" gefüllt, das bei Atheisten an der Stelle Gottes im Gegensatz zu religiösen Menschen eine "Lücke" hinterlässt?
Niemand weiß, ob der Platz für einen Gott je vorgesehen war - oder ob er nicht einfach ein "Mehr" ist in den Köpfen, auch eine Mär, die lediglich Sehnsüchte bedient, grundsätzlich zum Überleben aber nicht nötig ist.
Die Wissenschaft wird stärker diskutieren müssen, ob die Meinung, Atheisten seien eher böse und zu Verbrechen bereit, aus einer falsch verstandenen Zuschreibung und gleichsamen Verwechslung von Moral, Glaube, Ethik und Lehre entstammt - oder ob der Mensch im Geheimen, in seinem Gehirn überhaupt nicht anders kann, als davon überzeugt zu sein, an das Gute nur über ein religiöses (Gottes-)Verständnis zu gelangen.
Und selbst, wenn dem so sei, kann der konsequent denkende Atheist noch immer dagegenhalten, dass auch diese Haltung nur ein Denken ist, das die Realität nicht abbilden muss.
Frank Roßner, H... am Permanenter Link
Die Kurzstudie ist für Interessenten und als Diskussionsgrundlage verfügbar als pdf-Datei:
https://www.nature.com/articles/s41562-017-0151.pdf
Dr. Emmerich Lakatha am Permanenter Link
Irre ich mich? Diese Kurzstudie nennt von den europäischen Staaten doch nur das UK. Hat sie für uns Mitteleuropäer überhaupt eine Relevanz?
Dieter Bauer am Permanenter Link
(: ...Irre ich mich? ... :)
Roland Fakler am Permanenter Link
Macht doch bitte mal folgendes Experiment. Nehmt eine Online-Bibel z.B.
https://www.biblegateway.com/quicksearch/?quicksearch=gottlos&qs_version=LUTH1545
Das Interessante ist: „Gottlos“ wird immer mit „ungerecht“, „unmoralisch“, „schlecht“ „sündig“ in Verbindung gebracht. Eigentlich lustig, wo doch noch nie jemand einen Gott – was immer das sei – gesehen hat.
Müssen wir uns im 21. Jahrhundert solche Hetze gefallen lassen?
Hier sind die ersten Ergebnisse meiner Suche.
1 Mose 18:23
und trat zu ihm und sprach: Willst du denn den Gerechten mit dem Gottlosen umbringen?
1 Mose 18:25
Das sei ferne von dir, daß du das tust und tötest den Gerechten mit dem Gottlosen, daß der Gerechte sei gleich wie der Gottlose! Das sei ferne von dir, der du aller Welt Richter bist! Du wirst so nicht richten.
2 Mose 9:27
Da schickte Pharao hin und ließ Mose und Aaron rufen und sprach zu ihnen: Ich habe dasmal mich versündigt; der HERR ist gerecht, ich aber und mein Volk sind Gottlose.
2 Mose 23:1
Du sollst falscher Anklage nicht glauben, daß du einem Gottlosen Beistand tust und ein falscher Zeuge seist.
2 Mose 23:7
Sei ferne von falschen Sachen. Den Unschuldigen und Gerechten sollst du nicht erwürgen; denn ich lasse den Gottlosen nicht Recht haben.
4 Mose 16:26
und er redete mit der Gemeinde und sprach: Weichet von den Hütten dieser gottlosen Menschen und rührt nichts an, was ihr ist, daß ihr nicht vielleicht umkommt in irgend einer ihrer Sünden.
5 Mose 9:4
Wenn nun der HERR, dein Gott, sie ausgestoßen hat vor dir her, so sprich nicht in deinem Herzen: Der HERR hat mich hereingeführt, dies Land einzunehmen, um meiner Gerechtigkeit willen, so doch der HERR diese Heiden vertreibt vor dir her um ihres gottlosen Wesens willen.
5 Mose 9:5
Denn du kommst nicht herein, ihr Land einzunehmen, um deiner Gerechtigkeit und deines aufrichtigen Herzens willen; sondern der HERR, dein Gott, vertreibt diese Heiden um ihres gottlosen Wesens willen, daß er das Wort halte, das der HERR geschworen hat deinen Vätern Abraham, Isaak und Jakob.
Usw.
Kay Krause am Permanenter Link
Gut , "man" kann an alles glauben, so auch daran, dass Atheisten eher eines Verbrechens fähig sind als religiös gläubige Mitbürger.
Nehmen wir nur ein Beispiel: Das staatlich katholisch geprägte Polen (aber auch andere staatlich religiös geprägte Länder können genau so gut dafür herhalten): nach wie vor sind ca. 95% der Polen mehr oder weniger katholisch, Atheisten kommen dort so gut wie gar nicht vor, über Atheismus wird dort auch nicht diskutiert, ist kein Gesprächsthema. Und die Gefängnisse sind voll mit Verbrechern und Sündern! Das sollte den Menschen, die solche Thesen aufstellen und denen, die Ihnen hinterher laufen,doch zu denken geben! Scheinbar braucht die dumme Volksmasse immer einen Sündenbock! Mal sind es die Juden, dann die Zigeuner, dann die Gastarbeiter, dann die Flüchtlinge, und jetzt sind die Atheisten dran?
Rene Goeckel am Permanenter Link
Ich denke, dass Atheisten bei den Gläubigen einen wunden Punkt berühren. Auch Christen leben in der heutigen Welt, in der es Konsens ist, dass es keine Geister und keine Monster unter dem Bett gibt.
Wolfgang Schaefer am Permanenter Link
Ich habe mir zwei Theologen aufs Korn genommen. Die ersten Fragen wurden recht phrasenhaft beantwortet, auf die nächsten Fragen kamen keine Antworten mehr. Wahrscheinlich sind sie mit ihrem Latein am Ende.
Dr. Emmerich Lakatha am Permanenter Link
Wolfgang Schäfer hat geschrieben:
"Ich behaupte, Theologen können nicht selbstständig denken, ihnen wurde das eigene Denken an der Kirchenpforte abgenommen."
"Wenn ein Getränkehersteller herausfindet, dass seine Limonade bei den Leuten nicht ankommt, dann heißt es nicht: `Die doofen Konsumenten haben mal wieder versagt. Egal, wir bleiben bei unserem Rezept!´ `Nee, ein solcher Getränkehersteller würde so lange neue Geschmacksrichtungen ausprobieren, bis er die Leute endlich erreicht.´ Lea grinste, `Jeder weiß, dass das vernünftig ist. Nur Ihr Philosophen habt das offenbar nicht begriffen. Kein Wunder, dass sich kaum jemand für euch interessiert."
Konrad Schiemert am Permanenter Link
"Theologen können nicht selbstständig denken"
Ich würde das so formulieren:
"Theologen können/wollen/dürfen nicht selbstständig denken"
Dr. Emmerich Lakatha am Permanenter Link
Man müsste moderne Psychologen und Wissenschaftler fragen, ob das rationale Denken überhaupt wirkungsvoll unterdrückt werden kann.
Wolfgang am Permanenter Link
Aus eigenen Erfahrungen mit Theologen habe ich festgestellt, viele sind in ihrem Herzen keine Theologen mehr, möchten aber ihren Versorgungsstand nicht verlieren und auch von der Pension angemessen leben.
erhielt ich grinsend die Antwort, "Ich mache nur meinen Job!" Und bei einer Kommunion überreichte mir der Pfarrer das Tablett mit dem Fleisch mit den Worten: "Essen Sie, essen Sie, man lebt nur einmal! "Und das sagen Sie als Pfarrer?" "Na klar, ich weiß doch Bescheid!"
Dr. Emmerich Lakatha am Permanenter Link
Mit großem Bedauern habe ich Ihren durchaus glaubwürdigen Beitrag gelesen.
Mag sein, dass Sie, Herr Wolfgang, kein Verständnis dafür haben, wenn ich zwischen Religion und Religionsausübung unterscheide. Ich tue es jedoch deshalb, weil Religionen viele attraktive Betätigungsfelder haben. Der Leiter eines Kirchenchors, ein Organist, Sänger und Instrumentalisten können in erster Linie Musiker und keine Gläubige sein. Auch Atheisten können von der musikalischen Wucht eines Bruckner Tedeums hingerissen sein. Ebenso können hervorragende Künstler, die einer kirchlichen Kunstgalerie vorstehen, in erster Linie primär Kunstbegeisterte sein. So hat jeder seinen persönlichen Schwerpunkt, der ihm wichtiger ist als theologische „Wahrheiten“. Menschen sind Gemeinschaftswesen, die nur in „Rudel“ existieren und ihre Bedürfnisse befriedigen können. Keiner von uns will als Märtyrer sterben, sondern leben.
Heute erschien im Humanistischen Pressedienst ein Interview zum Buch „Konfessionslosigkeit aus kirchennaher Sicht“. Ich möchte zum Interview einen Kommentar schreiben und habe mir außerdem das Buch bestellt. Sie bitte ich als Mensch, der sich einem monistischen Welt- und Menschenbild zugehörig fühlt, um Verständnis dafür, dass sowohl religiöse als auch atheistische Fundamentelisten kaum etwas zum Wellbeeing der Menschheit beitragen.
Jedenfalls herzlichen Dank für Ihren Beitrag
Wolfgang am Permanenter Link
Welche Religion ich bekenne?
Keine von denen, die du mir nennst.
Und warum nicht?
Aus Religion
Friedrich Schiller
Ich bin ein Gegner der Religionen.
Sie lehren uns damit zufrieden zu sein,
das wir die Welt nicht verstehen.
Richard Dawkins
Ein Christentum kann keine Religion sein, denn sie muss vom Staat geschützt und gestützt werden. Da dürfte doch etwas oberfaul sein, diesem unmenschlichen Kadaver aus früheren Zeiten.
Dr. Emmerich Lakatha am Permanenter Link
Dass Sie sich zu keiner Religion bekennen oder bekennen wollen, ist mir seit Langem bewusst.
Darum halte ich nochmals fest, dass die Religionszugehörigkeit und die Glaubensakzeptanz auseinanderklaffen und der Atheismus auch bei vielen Mitgliedern von Religionsgemeinschaften verbreitet ist
Wolfgang am Permanenter Link
Dann sind wir uns ja endlich einig: Wer sich für eine der etablierten Religionen "bekennt", bedeutet nur, er will seinen Status nicht gefährden. Mit der eigentlichen Religion hat das nichts zu tun.
Sie bleiben aber bei ihrer atheistischen Einstellung, aber was macht man nicht alles in
Bayern, damit Ruhe im Bau herrscht.
Ich habe übrigens noch niemals im Leben gebetet (warum auch?) und es geht mir ziemlich gut. Nur das Christentum stört mich in meinem Leben, da setze ich mich aber überheblich drüber weg. Ein Gott hauchte dem Klumpen Lehm Leben ein und erschuf den Menschen.
Ich blase zurück und lasse den Christengott verblassen. Mit verachtungsvollen Grüssen, Amen.
"Warum gehen Sie am Sonntag in die Kirche?"
"Um Gott zu dienen!"
"Und? Ist er je anwesend gewesen? "
Dr. Emmerich Lakatha am Permanenter Link
Jeder Mensch hat seine eigene Vita. Ihre und meine sind grundverschieden. Was mich an Ihrer Antwort stört, sind die verachtungsvollen Grüße.
Sie fragen mich, warum ich in die Kirche gehe? Wenn Sie das ernst meinen, könnten wir über das Ob, Wie-oft und Warum sowie darüber, was ich dabei empfinde, schon diskutieren. Genaueres könnten Sie in meinem Buch Emmerich Kathala, Sehnsucht, Hoffnung und Liebe nachlesen. Sie können es über Kindle unlimit kostenlos lesen, Ihnen würde ich sogar ein kostenpflichtiges Exemplar auf meine Kosten zukommen lassen oder ein Buch aus dem Restbestand der ursprünglichen Printversion kostenlos zuschicken. Warum? Weil ich mich für Ihre Kommentare bzw. eine allfällige Rezension interessieren würde.
Anmerkung:
Am 21. August 2017 wurde das Buch „Konfessionslosigkeit aus kirchennaher Sicht“ im hpd vorgestellt. In meinen beiden Kommentaren können Sie vielleicht auch ein wenig über mich erfahren.
Wolfgang am Permanenter Link
Zur Information: mit den "verachtungsvollen Grüssen" meine ich nicht Sie, sehr geehrter Herr Dr. Lakatha, sondern meine Verachtung bezieht sich auf das Christentum.
Sokrates wurde hingerichtet, weil er nicht an die griechischen Götter glaubte. Wo sind die mächtigen Götter heute?
Wo sind Zeus, Odin, Mithras, Jupiter, Saturn u.v.a. heute? Es "regieren" ca. 2700 Götter auf der Erde. Bis heute wurde kein Gott persönlich gesehen oder gehört? Ist da nicht
meine Verachtung berechtigt, wenn ein Glaube nur mit Lügen, Betrug, Mord und Totschlag
erhalten werden konnte?
Ich danke Ihnen, das Sie mir so viel Aufmerksamkeit entgegengebracht haben. Auch ich bin ein "alter Hase" und es gibt für mich noch viel zu tun! Amen.
Dieter Bauer am Permanenter Link
Es ist nicht zu fassen, Kleriker können es nicht lassen ihren "Labertrank" über die Menschheit auszugießen.
Brunhild Krüger am Permanenter Link
Darf ich aus DDR-Erfahrung anmerken, dass man dort zwar im allgemeinen die Christen eher belächelte ob ihres alten Weltbildes. Trotzdem war die Vorstellung, dass Christen anständige Menschen sind, weit verbreitet.
Kay Krause am Permanenter Link
Ja, liebe Brunhild, so ist das eben: Toleranz funktioniert nur auf Gegenseitigkeit!
Wolfgang am Permanenter Link
Atheisten können nicht beichten und somit müssen sie einfach die besseren Menschen sein.
Ätsch!
Und man darf nicht vergessen, Atheisten geht es auch nicht besser oder schlechter als den Christen. Steht schon bei Hiob. Hiobsbotschaften gab es immer nur bei den Christen, die lieben solche Sachen. Atheistische Hiobsbotschaften sind mir nicht bekannt.
Resnikschek Karin am Permanenter Link
Säkularenphobie - ist in der BRD so verbreitet, dass wir weiter zum EuGH, BGH, BVerfG, DIM, Antidiskriminierungsverbänden, Amnesty usw. gehen müssen! Und bei allen christl.
Diese menschen-/atheistenverachtenden Tendenzen greifen wegen des unsäglichen Staatskirchenrechts in der BRD besonders gut. Dranbleiben! Nur Mut! Karin Resnikschek