UN-Menschenrechtsrat

Katholische Kirche kritisiert vor UN "Freiheit von Religion"

Der Vertreter des Vatikans kritisierte in einer Sitzung des UN-Menschenrechtsrats am vergangenen Freitag die Feindseligkeit von säkularen Ideologien gegenüber Gläubigen und religiösen Symbolen. Bereits der Begriff "Freiheit von Religion" verrate eine herablassende Vorstellung von Religion.

Seit 1964 hat der Vatikan den Status eines ständigen Beobachters bei den Vereinten Nationen. Den UN-Vertretern des Heiligen Stuhls wird hierbei auch das Recht zugestanden, sich in Parlamentssitzungen zu Wort zu melden. So auch am vergangenen Freitag, als der UN-Menschenrechtsrat in Genf mit dem UN-Sonderberichterstatter für Religions- und Glaubensfreiheit Ahmed Shaheed über das Thema Religionsfreiheit diskutierte.

Der Redner des Vatikans, Monsignore Mauro Cionini (in der Rednerliste der Sitzung irrtümlich als ständiger Beobachter des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen, Erzbischof Ivan Jurkovič, gelistet), beklagte zunächst, dass viele Gesellschaften auf der Welt eine ablehnende Haltung gegenüber der Religionsfreiheit zeigten und religiöse Minderheiten an den Rand drängten oder offen verfolgten. Außerdem gebe es aber auch Staaten, die säkulare Ideologien erlaubten und kultivierten und in denen subtile und ausgeklügelte Formen von Vorurteilen und Feindseligkeit gegenüber Gläubigen und religiösen Symbolen existiere.

Bedauerlicherweise, so Cionini, seien diese Haltungen mitunter auch in Teilen internationaler Organisationen anzutreffen, wenn umstrittene Ideen, die nicht in Übereinstimmung stünden mit internationalen Vereinbarungen, religiöser Weisheit und den Empfindungen des größten Teils der Menschheit, propagiert oder gar angeordnet würden. Diese Politik führe dazu, dass die Institution der Vereinten Nationen geschwächt und das System der Menschenrechte bedeutungslos würde.

Mit größter Besorgnis sei deshalb die Verwendung des Begriffs "Freiheit von Religion" ("freedom from religion") zu betrachten, so Cionini. Dieser Begriff verrate eine herablassende Vorstellung von Religion, die die Kompetenz des Sonderberichterstatters überschreite. Cionini beendete seine Rede mit einem Zitat von Papst Franziskus, dass Religion und die religiöse Dimension keine Subkultur seien, sondern Teil der Kultur jedes Volkes und jeder Nation.

Cioninis Äußerungen stellen eine deutliche Kritik am UN-Sonderberichterstatter für Religions- und Glaubensfreiheit Ahmed Shaheed dar. Shaheed hat in seiner bisherigen Amtszeit nicht nur die Diskriminierung von religiösen Menschen untersucht, sondern seinen Blick auch auf die Diskriminierung nicht-religiöser Menschen erweitert. 2016 verfasste Shaheed sogar das Vorwort zum Freedom of Thought Report (Gedankenfreiheitsbericht), der jährlich von der säkularen Internationalen Humanistischen und Ethischen Union (IHEU) herausgegeben wird und die zunehmende Unterdrückung nicht-religiöser Menschen weltweit thematisiert. Einen Grund für die dramatische Situation von Atheisten weltweit sah Ahmed Shaheed in seinem Vorwort darin, dass viele Menschen und Regierungen einen zu engen Begriff von Religionsfreiheit hätten. Dieser führe dazu, dass Humanisten, Atheisten und Nicht-Religiöse keinen Schutz genössen.

Zu jenen, die einen solchen zu engen Begriff von Religionsfreiheit haben, gehört – wie die jüngsten Äußerungen des Vatikan-Vertreters im UN-Menschenrechtsrat zeigen – definitiv die katholische Kirche. Religion wird von ihr als elementarer Teil des Menschen verstanden und säkulare Bestrebungen konsequenterweise als Feindseligkeit gegenüber Gläubigen. Ja, bereits der Begriff "Freiheit von Religion" zur Umschreibung von Religionslosigkeit wird als Beleidigung empfunden. Dass angesichts dieser Haltung die Gefährdung der Menschenrechte tatsächlich von "säkularen Ideologien" ausgeht, darf bezweifelt werden. Das Gefährdungspotential scheint eher von religiösen Hardlinern auszugehen.