Es gibt Politiker, die können es nicht lassen, ihr Halbwissen öffentlich zu machen. So auch Volker Beck (B90/Die Grünen), der sich einmal mehr in eine Debatte einmischte, ohne auch nur die geringste Ahnung von der Materie zu haben.
Es ist nicht das erste Mal, dass sich der Kölner Grünen-Politiker Volker Beck ungefragt zu Wort meldet und Dinge verkündet, die ebenso falsch wie unangebracht sind. Man erinnere sich: Als die Diskussion um die Beschneidung von unmündigen Jungen begann und noch kaum ein Argument ausgetauscht war, wedelte Volker Beck bereits mit der Antisemitismuskeule.
Nun hat sich Volker Beck wieder einmal mehr nicht gerade mit Ruhm bekleckert.
Als der Psychologe Ahmad Mansour bei Twitter auf ein ZEIT-Interview mit ihm zur neuen Islam-Initiative hinwies, antwortete Volker Beck: "Deshalb kann ich -bei aller Sympathie für Pluralität- die "Initiative Säkularer Islam" nicht unterstützen: 'Keine Kopftücher, keine Kreuze, keine Kippas' - das ist weder säkular noch neutral, es ist religionsfreiheitsfeindlich & richtet sich gegen das Grundgesetz." Damit zeigte er, wie wenig er von der Idee eines säkularen Staates begriffen hat und wie falsch er das Grundgesetz versteht.
Nun muss man dabei bedenken, dass Volker Beck lange Zeit der religionspolitische Sprecher seiner Partei war. Drum ist es umso peinlicher, dass er noch immer nicht begriffen hat, dass Religionsfreiheit auch die Freiheit von Religion meint.
Als die Diskussion um seinen Tweet an Fahrt aufnahm, legte er nach. Für ihn sei "der Säkularismus ist so antifreiheitlich wie der Islamismus".
Und anstatt wegen der erfolgten Kritik an dieser Meinung (und es ist nicht mehr als das) einmal innezuhalten und nachzudenken … er wäre nicht Volker Beck, wenn er sich nicht verrennen und noch einmal bestätigen würde, dass er keine Ahnung davon hat, wovon er redet: "Was ist daran unsachlich: der Säkularismus ist so antifreiheitlich wie der Islamismus. Die eigene Weltanschauung zur Norm für das Leben aller machen, s. Neutralitätsgesetz."
Der Säkularismus gilt Volker Beck so viel wie der von – sagen wir: dem IS unternommenen Versuch, eine Weltanschauung zum Staatsgesetz zu machen.
Nun, vielleicht hilft es ja, wenn Fachleute ihm einfach mal sagen, was Islamismus von Säkularismus unterscheidet:
Die Islamismus-Definition sollte Beck bekannt sein; stammt sie doch vom Bundesamt für den Verfassungsschutz. Dort heißt es unter anderem: "Unter Berufung auf den Islam zielt der Islamismus auf die teilweise oder vollständige Abschaffung der freiheitlichen demokratischen Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland ab."
Und diese Gefahr besteht also in Becks Welt auch, wenn der Säkularismus die Gesellschaft bestimmen würde?
Dass er sich weigert, Schmidt-Salomons Buch "Die Grenzen der Toleranz" bis zur Seite 121 zu lesen, auf der die o. g. Säkularismus-Definition zu finden ist, lässt sich ja noch verstehen. Vielleicht hätte er aber wenigstens, anstatt sich wieder einmal über Dinge auszulassen, von denen er offensichtlich keine Ahnung hat, bei Wikipedia belesen können: "Säkularismus bezeichnet eine Weltanschauung, die sich auf die Immanenz und Verweltlichung der Gesellschaft beschränkt und auf darüber hinausgehende, religiöse Fragen verzichtet."
Immerhin: Nach dem Tweet des ifw wurde es leiser auf Becks Twitter-Kanal. Ob der Mann sich mal ein gutes Buch gegriffen hat? Zum Beispiel das Grundgesetz?
43 Kommentare
Kommentare
Konrad Schiemert am Permanenter Link
"ihr Halbwissen öffentlich zu machen". Für mich ist eine Grundeigenschaft fast aller Politiker Halbwissen, mit ein Bisschen Rhetorik, als begründetes Wissen zu verkaufen.
Rüdiger Pagel am Permanenter Link
Einfach nur ein ungebildeter Wichtigtuer und, mit Verlaub, ein Dummschwätzer.
Hauptsache ich habe auch was gesagt.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Ich denke nicht, dass Beck dazulernen will.
Er ist auf dem Religio-Trip, der sich in weiten Teilen der Grünen insgesamt breit macht. "Säkularismus pfui, Gottesstaat hui" ist wohl seine Devise. Das ist ja auch eine zu geile Vorstellung, wenn sich Muslime, Juden und Christen wegen Jesus auf der Straße prügeln. Wie schlimm dagegen die Vorstellung, diese Religionsangehörigen seien mit ihrem Glaube auf den Privatbereich beschränkt und dürften diesbezüglich nicht mehr fordern als allen anderen auch zusteht.
Beck begreift nicht, wie Religion funktioniert. Er ist getrieben - und das ist prinzipiell positiv - von dem Wunsch, Minderheiten zu schützen. Er übersieht dabei, dass religiöse Minderheiten andere religiöse Minderheiten durchaus nicht (immer) schützen wollen. Siehe den grassierenden Antisemitismus in muslimischen Kreisen.
Religion verhält sich im religiösen Feindesland immer nur solange friedlich und kompromissbereit, bis die Macht gewonnen wurde. Aber das ist ja auch erst seit Jahrzehnten bekannt und durch einen Blick auf die aktuelle Lage der Welt erkennbar. Da steht man als Volker Beck drüber. Mir machen Politiker, die zu viel Unsinn twittern, langsam Angst...
Ernst-Günther Krause am Permanenter Link
Aus den Äußerungen von Volker Beck und der von einigen anderen Grünen auf einen "Religio-Trip" zu schließen, "der sich in weiten Teilen der Grünen insgesamt breit macht", beruht auf einer Fehleinsc
Bernd Kammermeier sollte zur Kenntnis nehmen, dass die eindeutige Mehrheit der Grünen-Mitglieder säkular ausgerichtet ist. Das zeigt sich sowohl in repräsentativen Befragungen von Grünen-Wählern als auch u.a. an der Tatsache, dass in das Wahlprogramm der bayerischen Grünen zur Landtagswahl 2018 die Forderung nach Einführung eines verbindlichen Unterrichtsfaches "Philosophie und Religionskunde" für alle Schüler*innen aufgenommen wurde. Nachzulesen auf Seite 37/38 unter https://gruene-bayern.de/wp-content/uploads/2018/07/B90-DieGruenen-Bayern_Landtagswahlprogramm-2018_BARRIEREFREI.pdf
Rainer am Permanenter Link
Sie täuschen sich, Herr Krause. Der "Religio-Trip" der Grünen hat schon immer bestanden.
Dass sterbliche Menschen nun mal zum Religiösen neigen, hat schon einen frühen Terror-Technokraten wie Robespierre zur Weißglut gebracht. Als Projektionsfläche bot er dann das Modell "Göttin der Vernunft" an. Und glaubte schließlich selbst daran, während er seine Todesurteile unterschrieb.
Die heutigen Grünen verstehen sich als Schutzinstanz gegenüber dem Islam. Das mag damit zusammenhängen, dass sie einen "Kulturentwurf Individualität" nicht verstehen, ihn als "kapitalistisch" oder "egoistisch" einordnen. Es hat sicherlich auch damit zu tun, dass sie sich nicht betroffen wähnen, wenn ein durchgesetzter Islam Waldorf-Pädagogik mit Namentanzen und Kiffer-Sit-ins an Bio-Windrädern überflüssig macht.
Die Wahlklientel der Grünen ist eine begüterte, behütete. Die Grünen sind stark im Öffentlichen Dienst vertreten. Denn "der Staat" geht ja immer zuletzt pleite. Davon abgesehen haben sie gern reiche Eltern, diese Grünen.
Grün zu wählen, muss man sich als einen Luxus leisten können. Und sie können sich das - finanziell - leisten.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Dann sind die Grünen - von Einzelfällen abgesehen - sicher auch für die Erfüllung des GG (Art. 140), der die Ablösung der Staatsleistungen an die Kirchen verschreibt.
Zu Volker Beck oder auch Karin Göring-Eckardt ("Ich wünsche mir eine breite Mehrheit für ein Gesetz, dass die religiöse Beschneidung erlaubt", sagte Göring-Eckardt der "Bild am Sonntag" 2012): Diese beiden und einige andere mögen Einzelfälle sein, doch wo ist der Protest der übrigen grünen Parlamentarier zu hören, die diese unerträglich menschenverachtenden Äußerungen mit Entschiedenheit zurückweisen?
Jeder mag ja gerne seinen Spleen ausleben, aber wenn es um die körperliche Unversehrtheit kleiner Kinder geht oder auch um die Unterstützung kirchlicher Raffgier durch Unterlassung hört für mich der Spaß auf. Politiker, die das nicht selbst reflektieren können und auf menschliche Weise auf die Kette kriegen, sollten - wenn sie wirklich Sonderpositionen innerhalb einer Partei vertreten - entsprechend zur Verantwortung gezogen werden. Dies würde auch der Glaubwürdigkeit der Grünen gut tun...
Ernst-Günther Krause am Permanenter Link
Wie oft sind Berichte von der gbs, der ibka, des bfg und anderer thematisch vergleichbarer Organisationen im hpd zu finden? Sehr oft. Wie oft in der Tagespresse? sehr selten.
Wer die Äußerungen von Einzelpersonen in den politischen Parteien gleichsetzt mit den bei Parteitagen verabschiedeten Stellungnahmen, handelt unvernünftig. In einer Partei engagieren sich Menschen mit verschiedenen Ansichten zu verschiedenen Themen. Entscheidend ist doch, was die Mehrheit denkt und auch in Beschlüssen festhält. Schließlich haben nur Parteien die Kompetenz und die Chance, gesetzliche Regelungen zu beschließen. Alle säkular interessierten Menschen sollten hinter den säkularen Initiativen in den Parteien stehen und nicht Interessenäußerungen einzelner Parteimitglieder den Mehrheitsentscheidungen der Partei überordnen. Bloß weil Volker Beck und Katrin Göring-Eckardt ihre Meinung öffentlich äußern, bedeutet das nicht, dass die Grünen mehrheitlich dahinterstehen.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"Bloß weil Volker Beck und Katrin Göring-Eckardt ihre Meinung öffentlich äußern, bedeutet das nicht, dass die Grünen mehrheitlich dahinterstehen."
Das ist ja schön und mag ich auch gerne glauben. Doch leider muss ich daran glauben wie an einen "Gott", denn sehen kann ich eine anderslautende Mehrheitsmeinung der Grünen genauso wenig. Oder gibt es Beschlüsse für Gesetzesinitiativen, die Beschneidung zu verbieten, die Dotationen ersatzlos abzulösen, die Privilegien der Kirchen auf Null zu setzen etc.?
Meine Erfahrung ist, dass säkulare Gruppen innerhalb ihrer Parteien einen schweren Stand haben. Aber vielleicht tut sich ja was, ich werde das wohlwollend beobachten...
S. Bohnenkamp am Permanenter Link
Wenn die Führung der Grünen solche Dinge verkündet und keine anderen Grünen protestieren, dann ist das wohl die Position der Grünen.
libertador am Permanenter Link
Nur gehört Volker Beck nicht zur Führung der Grünen. Er hat meines Wissens nach derzeit keinerlei politische Funktion inne.
A.S. am Permanenter Link
@libertator: Vielleicht muss man die Äußerungen Volker Becks als Anbiederungsversuch an die pro-religiöse grüne Parteiführung interpretieren, als Versuch, bei den Grünen wieder in Amt und Würden zu gelangen?
Udo Endruscheit am Permanenter Link
Und ich hatte so gehofft, nie mehr was von ihm zu hören... Nun ja.
Mal in aller Deutlichkeit formuliert: Mit seinen Statements verlässt Beck den Boden des Grundgesetzes. Seine willkürliche Interpretation von Religionsfreiheit als Freibrief dafür, ihn direkt gegen den Säkularismus zu kehren, diesen zu verunglimpfen, ja, auszugrenzen, ist ein Fußtritt gegen die säkulare Grundverfassung des GG. Es mangelt im GG zwar an Vielem, um diese Ausrichtung konsequent durchzuführen, aber sie ist vorhanden - und sie muss vorhanden sein, denn der Staat als Garant einer Religionsfreiheit kann als solcher nur auftreten, wenn er sie jedermann und umfassend garantiert, selbstverständlich auch die Freiheit, kein Bekenntnis zu haben.
Der alte Artikel 136 der Weimarer Reichsverfassung zielte genau darauf ab, leider haben die Mütter und Väter des Grundgesetzes diesen Aspekt nicht deutlicher ausformuliert, sondern es bei der Inkorporierung dieses Artikels in das GG belassen. Was aber am Grundtatbestand nichts ändert, nämlich dass die individuellen Garantien des Art. 4 GG ohne jede Gewichtung selbstverständlich auch für die Entscheidung des Einzelnen gelten, ein religiöses Bekenntnis abzulehnen.
Und dass religiöse Faktoren im staatlichen Handeln und Entscheiden keinen Platz haben, ist einer republikanischen Verfassung systemimmanent. Wie sollte sie sonst eine res publica sein, eine Gemeinschaft, die sich der "Angelegenheiten aller" verpflichtet fühlt?
Und Beck scheint das nicht zu wissen - oder, schlimmer, es passt ihm nicht. Es ist nicht zu fassen.
Thomas R. am Permanenter Link
"Seine willkürliche Interpretation von Religionsfreiheit als Freibrief dafür, ihn direkt gegen den Säkularismus zu kehren, diesen zu verunglimpfen, ja, auszugrenzen, ist ein Fußtritt gegen die säkulare Grundverfa
-
Nuja, mit dem säkularen Charakter des GG ist es nicht sooo weit her, denn immerhin steht es als Ganzes in der "Verantwortung vor Gott" (und den Menschen - kann man sich im Einzelfall nach Belieben aussuchen, und das finden die Religioten total supi).
Hans Trutnau am Permanenter Link
Krude Becksche Argumentation.
A.S. am Permanenter Link
Kann es eigentlich ohne die Freiheit von Religion überhaupt Freiheit geben?
Die säkulare Szene hängt meiner Meinung nach noch zu sehr an der Vorstellung fest, Religion sei nur netter, harmloser Aberglaube, und die Menschen hätten ein Menschenrecht auf ihren eigenen Aberglauben.
Diese naive Ansicht übersieht, dass es bei Religion um die Herrschaft der Priester geht. Religionen sind Herrschaftsinstrumente, die sich auf Aberglauben gründen. Wo aber Priester herrschen, gibt es keine Demokratie.
Volker Beck ist in meinen Augen der klassische Vertreter des von mir kritisierten naiven Religionsverständnisses. Er hat nicht verstanden, dass es um Herrschaft durch Religion geht. Priester herrschen durch und mit Religion, und legitimieren ihre Herrschaft über Religion, und verstecken ihre höchst diesseitigen Interessen hinter "Gott".
Es gilt im 21. Jahrhundert, die freiheitliche Demokratie gegen die Herrschaftsambitionen der Priester, Rabbiner (Israel!), Imame, Mullas, Muftis, ... zu verteidigen.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Danke A.S. endlich einmal ein Kommentar der die Dinge beim Namen nennt.
Was mich betrifft, so habe ich seit Jahren schon Angst vor der gewaltigen Macht der Kirchen Durch meine Aktivitäten bei hpd,bfg,und gbs habe ich bereits gemerkt das sich Bekannte von mir abwenden, das macht mich betroffen und lässt mich zweifeln, dass es Sinn macht, zu versuchen die Vernunft in die Köpfe zu bringen. Ich dachte immer das jeder Mensch mit halbwegs intakten Verstand, einsehen müsste wie alle unter der Herrschaft der Kirchen leiden, aber scheinbar ist die Indoktrination
in der Kindheit stärker als der gesunde Menschenverstand. Dennoch werde ich die restlichen Jahre die mir noch verbleiben dazu nutzen die Religionsfreiheit, gemeint ist die Freiheit von Religion, weiter aktiv zu betreiben in der Hoffnung, dass sich die Wahrheit gegen den Irrsinn
des "Glaubens" durchsetzen wird. GLAUBEN HEIST NICHT WISSEN ! für eine bessere und friedlichere Welt.
G.B.
Kay Krause am Permanenter Link
Sein Sie froh, lieber Gerhard Baierlein, wenn nicht in naher Zukunft zwei Abgesandte des "Opus Dei" vor Ihrer Tür stehen. Und die Herren wollen mit Sicherheit kein Missions-Gespräch mit Ihnen führen.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Vielen Dank Kay Krause für Ihre aufmunternden Worte, ich werde die beiden Herren gebührend empfangen.
A.S. am Permanenter Link
Sehr geehrter Herr Baierlein, danke für Ihre Unterstützung!
- gbs & Co.: Ich selber verstehe mich als bürgerlicher Atheist. Meines Erachtens ist die säkulare Szene in Deutschland zu eng verzahnt mit politisch links-außen. Das schadet der Breitenwirkung enorm! Jüngstes Beispiel: Die Weltbürger-Initiative der gbs vom November diesen Jahres. Ich sehe da keinen Zusammenhang mit Säkularismus oder "Wissen statt Glaube", sondern nur linke politische Agenda. Einen Teil der Ablehnung/Abwendung, die Sie von Ihren Mitmenschen erfahren, ist meiner Ansicht nach auch dieser Verquickung säkular=links zu verdanken.
Gerne würde ich eine Debatte anstoßen, ob Säkularismus sich nicht aus seiner "linken Gefangenschaft" befreien sollte / befreien muss. Meiner Ansicht nach bleibt er durch die linke Agenda in einem Milieu gefangen, das keine Wachstumsperspektiven bietet und der Macht der Kirchen eher nutzt als schadet.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Dass "sich Bekannte von mir abwenden" - oh ja, das kenne ich; ich bin da jetzt 'out-group'.
Das macht mich zwar ebenfalls betroffen, lässt mich aber nicht zweifeln.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Die "freiheitliche Demokratie" gegen theokratische Ambitionen verteidigen - OK. Aber auch die Gewissensfreiheit - und damit ein Recht auf Aberglauben.
A.S. am Permanenter Link
Sehr geehrter Herr Trutnau, individuellen Aberglauben sehe ich nicht als bedrohlich für die
Die Machtgier und Herrschsucht von Klerikern ist schuld an vielen Kriegen und Intrigen, wie uns die Geschichte lehrt. Mit "religiöser Toleranz" lassen sich Machtgier und Herrschsucht von Klerikern nicht eingrenzen, im Gegenteil: Religiöse Toleranz ist ein Freibrief für solche Kleriker, ungebremst ihr böses Spiel mit den Menschen betreiben zu können.
Machtgier und Herrschsucht von Klerikern lassen sich meines Erachtens nur begrenzen durch Aufklärung. Durch Aufklärung, die Religion als Herrschaftsmittel der Kleriker und Massenmanipulation durch Kleriker entlarvt.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Dann sollten Sie sich gleich zu Beginn klarer ausdrücken, statt die Ansicht, "die Menschen hätten ein Menschenrecht auf ihren eigenen Aberglauben", als naiv abzuqualifizieren.
Bzgl. Ihrer Analyse des Ist-Zustands bin ich meist 100pro bei Ihnen.
Bzgl. der Schlussfolgerungen habe ich mitunter den (falschen?) Eindruck, Sie wollten Religionsorganisationen, selbst eine leichte Religionitis, verbieten.
Ich fragte mich da nicht das erste Mal: Wohin will Anja Sander?
Oder wer ist A.S.?
A.S. am Permanenter Link
Sehr geehrter Herr Trutnau, gerne sage ich Ihnen, wohin ich will.
Ich will,
- dass gesellschaftlich verstanden wird, dass die Machtgier von Klerikern genauso Unheil über die Menschenen bringt wie die Machtgier weltlicher Herrscher;
- dass verstanden wird, dass Kleriker alles andere sind als moralisch überdurchschnittliche Menschen, sondern Scharlatane, die die menschlische Neigung zur Abergläubigkeit zum eigenen Vorteil ausnutzen;
- das verstanden wird, dass fromme Politiker/innen immer Diener zweier Herren sind und man bei ihnen immer mit dem Verrat von Freiheits- und Bürgerrechten an die Interessen ihrer religiösen Führer rechnen muss;
- dass der Religionsunterricht aus den Schulen verschwindet und durch einen allgemeinen Ethik- und kritischen Religionskunde-Unterricht ersetzt wird (ohne Kenntnis der Religionen kann man die verschiedenen Kulturen auf dieser Welt nicht verstehen);
- dass die Anwendung des Menschenrechts auf Religionsfreiheit seinen Schwerpunkt auf das Recht legt, frei von Religion und damit frei von der Psycho-Herrschaft durch Kleriker sein zu dürfen.
Insgesamt sehe ich auf der Welt zwei sich überlagernde Systeme von Herrschaft von Menschen über Menschen: Das physische Herrschaftssystem durch Staaten mittels Gesetzen und Waffen und das psychologische Herrschaftssystem durch Priester mittels organisiertem Aberglauben.
Im Gegensatz zu "Linken" sehe ich den Kapitalismus als weniger problematisch an, das dieser zumindest im Prinzip mit rechtsstaatlichen Mitteln einzufangen ist - es bedarf den politischen Willen, es auch zu tun.
Die Religionen sind rechtsstaatlich am wenigsten gebändigt, im Gegenteil, das BVerfG spricht den Religionen sogar ein sehr weitgehendes Selbstbestimmungsrecht zu. Dieser Verrat der Demokratie (Herrschaft des Volkes) an die Religionen (Herrschaft der Priester) durch eines unserer obersten Verfassungsorgane bringt mich so richtig auf die Palme. Die Präsenz der Kirchen in den ÖR Medien und die überaus religionsfreundliche Propaganda in selbigen regt mich ebenfalls auf.
Ich versuche, das Weltgeschehen auf der Basis der Interessenslage der Akteure zu verstehen.
Das Interesse der Kleriker ist: Macht über möglichst viele Menschen.
Der Weg zur Macht der Kleriker ist: Den Menschen gezielt Religion ins Hirn zu pressen und sich als "weise Sachverständige in Gottesfragen" zu verkaufen.
Ich erlebe zur Zeit eine Umdeutung der "Freiheit von Religion" in "Freiheit zur Religion", die mir Angst um meine Freiheit und die Demokratie macht. Denn "Freiheit zur Religion" ist nichts ander als die hübsch umformulierte Variante von "das Recht von Klerikern, über Menschen mittels psycho-terroristischen Methoden zu herrschen". Das Menschenrecht der Religionsfreiheit wird umfunktioniert in das Recht von Klerikern, über Menschen zu herrschen.
Ich will erreichen, dass das Menschenrecht auf Religionsfreiheit als individuelles Abwehrrecht gegen die Herrschaftsambitionen von Klerikern verstanden und angewandt wird.
Alles klar geworden? Rückfragen sind gerne gesehen!
Ihre Anja Sander
Hans Trutnau am Permanenter Link
Werte Anja (oder gar etwas wie Alexa?) Sander,
ich bin da bzgl. Ihrer Forderungen am Anfang überwiegend ganz bei Ihnen (dazu am Ende etwas mehr). Bei Ihren Spiegelstrichen fehlen mir aber auf jeden Fall:
- umgehende Streichung von Staatssubventionen / Ablösung der Staatsleistungen an Kirchen (vgl. https://hpd.de/artikel/staatsleistungen-an-kirchen-2019-abloesen-15200);
- Beendigung der Lobbyfunktion von sog. 'Kirchenbüros' in Bundes- und Landeshauptstädten;
- Stop der Bundestags-Besuchsausweis-Ausgabe an Kleriker 'unter der Hand' (vgl. C. Frerk: "Kirchenrepublik Deutschland");
- die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit (K.d.ö.R. wäre noch ein Punkt).
Aber um nur einen (aber m.E. wichtigen) Punkt herauszupicken:
"Ich erlebe zur Zeit eine Umdeutung der "Freiheit von Religion" in "Freiheit zur Religion", die mir Angst um meine Freiheit und die Demokratie macht."
Ich denke mit *Grund*, dass der GG-Religionsfreiheitsartikel von dessen Gründungs'vätern' Ende der 1940er Jahre* nicht anders gemeint war als "Freiheit zur Religion", allenfalls als kleinster gemeinsamer Nenner mit der damals fast zu vernachlässigenden 'von'-Fraktion; realiter aber mehrheitlich nie (und bis heute, vgl. z.B. Sterbehilfe-Kriminalisierung oder Jungen-Verstümmelung, ausdrücklich nicht: '-Beschneidung'), nie anders gelebt als 'zur'.
Nun wollen Sie, so mein Eindruck (und viele andere Leute, ich definitiv), dies als 'von' verstanden (und möglichst auch im GG präzisiert?) wissen; nämlich:
"Ich will erreichen, dass das Menschenrecht auf Religionsfreiheit als individuelles Abwehrrecht gegen die Herrschaftsambitionen von Klerikern verstanden und angewandt wird." (Volker Beck, nur z.B., will das nicht erreichen, denke ich.)
Genau das dürfte "am Ende" jedoch bei den gegenwärtigen Konstellationen eine Aufgabe mehrerer Generationen sein, trotz der Erfolge von gbs, hpd, ifw, IBKA (und anderer, ja, auch bfg oder HVD), deutlich ablesbar an den Kirchenaustritten. Und dies bei einem individuellen Recht auf Aberglaube - ein Recht, das (voraussehbar!) nach Organisation schreien wird...
Es ist das dickste Brett, das zu bohren ich mir vorstellen kann. Aber ich bohre:
Religion hat Privatsache zu sein! In einer offenen, freiheitlichen Gesellschaft kann und darf das nicht anders sein.
Und deswegen bzw. dafür 'streiten' wir hier ja, nicht wahr?
*Frau/man denke nur daran, welch Aufstand es (bei der damaligen Kirchenzugehörigkeit!) bedurfte, die Gleichstellung von Mann und Frau (auch nur de jure) ins GG zu bringen - daher mein o.g. *Grund*, zu dem u.a. auch der Gottesbezug im GG gehört.
Stets zu Diensten
Ihr Hans Trutnau
A.S. am Permanenter Link
Sehr geehrter Herr Trutnau,
herzlichen Dank für Ihre ausführliche Antwort. Gerne bin ich bereit, Ihre Spiegelstrich-Liste der meinigen hinzuzufügen.
Die Kirchen habe die ihnen zugedachte friedensvermittlende Rolle zunächst auch aktiv angenommen, z.B. in der Taize-Bewegung, und so durch die Paktiererei mit Hitler verloren gegange Reputation wieder aufgebaut.
In den 90er Jahren habe ich einen Strategiewechsel beobachtet. Religion/Kirche war, nicht zuletzt durch die Friedensbewegung, als Friedensfaktor im öffentlichen Bewusstsein verankert, die Kriegstreiber-Vergangenheit übertüncht. Es Begann eine Kirchen-Werbe-Initiative, die ich als "Religion ist schön, harmlos, stiftet Frieden und macht glücklich"-Strategie bezeichne. Werbung für Religion als Glücklich-Macher, "Opium des Volkes". Parallel wurde Werbung für allen möglichen Esoterik-Kram gemacht. Kampagne: "Glücklich durch Aberglauben", "Toleranz für Aberglauben", "Oh wie schön ist Aberglauben". Da sind viele junge Leute drauf reingefallen und bis heute nicht klüger geworden. - Das Motto "Toleranz für Aberglauben" haben auch die islamischen Verbände für sich zu nutzen gelernt und die anti-rassistische Linke damit gekonnt vor ihren Karren gespannt.
Und dann kamen 9/11 und Charlie Hebdo. Die Reaktion unserer Politiker hat mich noch mehr geschockt als die Attentate selbst. Jede Menge Verständnis für "verletzte religiöse Gefühle", keinerlei Verteidigung von Meinungs- und Redefreiheit. Das war für mich der Anlass, neu über Religion an sich nach zu denken, und darüber, wie eigentlich das Verhältnis von Religion und Staat in Deutschland tatsächlich ist.
Meine Einsichten:
- Mit Religion kann man Menschen bis in den erweiterten Selbstmord steuern, ist also alles andere als harmlos. Die Religionen sind höchst gefährliche Menschen-Steuerungsinstrumente, die sich mit Nächstenliebe tarnen.
- unsere Politiker verteidigen Religion, nicht Meinungsfreiheit
Seither bekämpfe ich alles und jeden, der Religion verharmlost.
Wenn Religion nicht harmlos, sondern gefährlich ist, muss das Konzept der "religiösen Toleranz" auf den Prüfstand. Gefährliche Sachen kann man nicht einfach tolerieren. Das haben die von mir scharf kritisierten Linksgrünen immer noch nicht eingesehen, auch viele in der humanistischen Szene nicht. Aber ein Umdenken scheint eigesetzt zu haben, z.B. bei den Damen Dagdelen und Wagenknecht.
Religion ist meiner Meinung nach kein harmloser Aberglaube, sondern auf Aberglauben gegründete, mit psycho-terroristischen Methoden arbeitende Diktatur der Priester/Imame/Rabbiner etc..
Hans Trutnau am Permanenter Link
Ja, werte Anja Sander, da sind wir bzgl.
Anders wäre der GG-Gottesbezug und die Gegenwehr zur Gleichberechtigung u.a.m. doch gar nicht erklärbar!
Aber zudem haben die Kirchen die ihnen (wirklich?) zugedachte "friedensvermittlende Rolle" m.E. nie wirklich angenommen!
Anders wäre die Einrichtung landesweiter Kirchenbüros (zum Zweck der Einflussnahme, nicht der Friedensvermittlung!), und zwar im Westen schon in der Vorwendezeit, nicht erklärbar.
Den Nachwende-Strategiewechsel sehe ich dagegen nur zum Teil, allenfalls etwas weichgespült ('wir sind die Liebe!'); aber die Stoßrichtung war klar: Reconquista gen Osten! Einschließlich der Etablierung dortiger Kirchenbüros, Abschluss entsprechender Subventions-'Staatsverträge' etc. pp.
Anderes hätte aus Theosicht auch keinen Sinn gemacht.
In jüngster Zeit ist (vor sinkenden Mitgliederzahlen) allerdings ein Aufbäumen des Klerus' zu konstatieren. Das war zu erwarten.
Was auch sonst?
Wo wir uns unterscheiden, ist das Toleranzkonzept, denke ich:
gbs & Co. 'predigen' *nicht* eine vage, aber generelle Toleranz ggb. religiösen Irrationalismen, sondern ggb. dem privat-persönlichem Denken Einzelner (die denken und glauben mögen, was sie wollen). Aber Toleranz hat ein Ende, wo Intoleranz (als institutionalisierte Idee) beginnt.
D.h. ich bekämpfe nicht jede/n, "der Religion verharmlost", sondern totalitäre Ideen, die einer freiheitlichen offenen Gesellschaft zuwider laufen.
Und ich mache da (vllt. mit am wichtigsten) keine imaginäre Grenze zu "Linksgrün" aus; diese 'Grenze' hat mehr abgewirtschaftet als alles sonst (sie ist inexistent wie schwarzsonstwas!). Sie verläuft quer durch die Republik, ist weder links noch rechts, sondern religionitisch geprägt durch einen heilbaren Virus, gegen den geimpft werden kann.
Es hilft m.E. zumindest kein Verbot (@Baierlein) oder Im-Meer-Versäufen (K. Krause).
Es hilft ausschließlich, die Fahne der Aufklärung hochzuhalten und weiterzutragen.
Es kommt darauf an, diese Grenze in Richtung offene Gesellschaft zu verschieben.
Ein wahrlich schwieriger Drahtseilakt...
Anja Sander am Permanenter Link
Werter Herr Trutnau, nachdem mich das Charlie Hebdo - Attentat und die nachfolgenden Reaktionen unserer Politiker wachgerüttelt hatten, habe ich angefangen, viel zu lesen, nachzudenken und mich unter den politischen P
Unter anderem habe ich das Buch "Grenzen der Toleranz" von MSS gelesen, durch das ich auch auf die gbs aufmerksam wurde. Das Buch fand ich einerseits mutig, da es sich gegen den damaligen mainstream der Total-Toleranz und den postmodernen Relativismus stellte, andererseits fand ich die versuchte Grenzziehung zwischen dem "zu Tolerierenden" und dem "icht zu Tolerierenden" recht vage und den Kern des Problems nicht erreichend. Es war eine rein philosophischen Behandlung des Problems, ohne Kenntnis der naturwissenschaftlichen und psychologischen Aspekte, ohne Behandlung des politischen Hintergrunds. Für mich war damals schon der politische Aspekt der wichtigste: Religion ist ein Herrschaftsmittel, und Herrschaftsmittel bringt man nicht mit philosophieren unter Kontrolle. Die andere große Frage für mich war und ist: Wie funktioniert das Herrschaftsmittel Religion?
Daher versuche ich,
1. die Einsicht zu vermitteln, dass die Religionen kein harmloser Aberglaube sind, sondern Herrschaftsmittel von der psychologischen Art
2. die Einsicht zu vermitteln, dass Herrschaftsmittel nicht so einfach toleriert oder gar finanziert werden dürfen (das ist, anders als bei MSS, für mich die politisch definierte Grenze des Tolerierbaren und hier setzt auch meine Kritik an der Rechtsprechung des BVerfG an)
3. zu verstehen bzw. darüber zu diskutieren, was in der Natur des Menschen religionsrelevant ist (Hordenverhalten, Hordenpsychologie)
4. zu verstehen bzw. zu diskutieren, wie die Religionen die Natur des Menschen zu Herrschaftszwecken instrumentalisieren (Terror/Psychoterror zur Erzeugung von Gottesfurcht und Höllenangst, partielle Lähmung des Denkens der Opfer durch diese Ängste, scheinheiliges Rettungs-Angebot: Flucht in die Horden-Gemeinschaft der Gläubigen unter der Anführerschaft der Priester).
Die Punkte 1+2 sind meine politische Agenda. Ich bin der Ansicht, dass mein "Herrschaftsmittel"-Kriterium besser geeignet ist, zwischen Tolerierbarem und Nicht-Tolerierbarem zu unterscheiden als es die MSS-Philosophie vermag. Der Aufklärungs-Aspekt, der im Verständnis von Religion als Herrschaftsmittel steckt, sollte nicht unterschätzt werden. Mit ihm könnten die Kirchen massiv bedrängt werden.
Die Punkte 3+4 sind meine wissenschaftliche Agenda. Lösungsansatz: Aufklärung ist die Überwindung von böswilliger, zu Herrschaftszwecken mittels Psychoterror erzeugter Gottesfurcht und Höllenangst.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Liebe Anja [ja, damit erlaube ich mir das 'du'; ich bin (denke ich vllt. etwas vorschnell) wohl der Ältere von uns beiden, und außerdem diesbzgl. evtl. etwas (zu?) 'altmodisch'],
wir sind da ja wirklich nicht weit auseinander!
Und m.E. du auch nicht mit MSS, denke ich. Ich kenne ihn jetzt über 10 Jahre* - und das, was er bzgl. Toleranz denkt und, vor allem, auch praktisch macht und angestoßen hat (!), geht doch weit über eine 'bloße' theoretische Philosophie hinaus. Letztere muss aber nun mal zunächst da sein, um überhaupt praktisches Handeln begründen und ermöglichen zu können; d.h. eine im besten Sinne praktische Aufklärung ist ohne ihre theoretische Begründung m.E. undenkbar... (das machen du mit deinen Agenden und ich ja auch gar nicht anders!).
Vllt. solltest du dich mal in aller Ruhe (aber das ist schwer zu erreichen!) mit MSS zusammensetzen?
Aber Aufklärung ist ein langer Prozess, der im modernem Sinn bereits seit über 300 Jahren andauert - und vllt. noch einmal so lange?
Wer sind wir, dass wir annehmen könnten, ihn in näherer Zukunft abgeschlossen zu haben?
Wir sind Nanosekunden im Zeitgefüge.
Das mag sich fatalistisch anhören, ist aber realistisch im Sinne des "stetigen Tropfens".
Will sagen - was war vor 100, 70 oder 28 Jahren nicht alles *völlig* undenkbar?
Überwindung des Absolutismus / Gleichberechtigung von Frau und Mann / Mauerfall.
Das stimmt mich ein klitzeklein wenig optimistisch für die Zukunft...
*Michael hat seitdem mitsamt den gbs-Aktivitäten (diverse Vorträge in Mastershausen und Oberwesel, Eingaben und Aktionen wie z.B. die Bustour 2009) maßgeblich zu meinem endgültigen Glaubensabfall beigetragen. Mich erfüllt das mit großem Dank.
LG
Hans
A.S. am Permanenter Link
Lieber Herr Trutnau, ich habe es nicht so mit dem Duzen, schon gar nicht mit Personen, denen ich noch nicht (bewusst) begegnet bin.
Den mir anerzogenen Glauben habe ich aus eigener Kraft entsorgen können und bin im Alter von Ende 20 aus der RKK ausgetreten.
An einem Gespräch mit Herrn MSS bin ich sehr interessiert, gerne auch in einem Kreis mit 2-3 Personen mehr. Ich bin MSS einige male begegnet, für mehr als ein paar Wortwechsel innerhalb von Menschenmengen ergab sich leider keine Gelegenheit. Eine geeignete Auftaktveranstaltung könnte die am 28.2.19 in Düsseldorf sein - passt genau zu meinem Thema. Vielleicht davor oder im Anschluss? Können Sie etwas vermitteln?
Mit lieben Gruß,
Anja Sander
Hans Trutnau am Permanenter Link
"die am 28.2.19 in Düsseldorf" - was ist da, Frau Sander? Na egal, da bin ich eh abwesend; ich sehe MSS aber an Neujahr in Oberwesel.
Ansonsten ran "aus eigener Kraft"; das wird schon.
A.S. am Permanenter Link
Hallo Herr Trutnau,
entschuldigen Sie bitte die Kommunikationspause, ich war in Urlaub.
Am 28.2. in Düsseldorf ist der Vortrag von Samuel Schirmbeck: "Gefährliche Toleranz. Der fatale Umgang der Linken mit dem Islam."
Ich selbst würde schreiben: "Gefährliche Toleranz. Der fatale Umgang der Linken mit nicht-abendländischen Religionen."
Sie sehen, ich bin nicht allein mit meiner Kritik an der "religiösen Toleranz" und auch bei der gbs scheint so langsam ein Umdenken statt zu finden.
Das praktische Problem sind gute Kriterien für eine Differenzierung, und diese wiederum ergeben sich aus den Verständnis des "Phänomens Religion".
Für Gläubige ist Religion Wahrheit.
Agnostiker wissen es nicht zu sagen, ob wahr oder nicht wahr.
Die gängige humanistische Auffassung ist, Religion ist ein harmloser Irrtum, der sich aufklären lässt.
Ich denke und sage: "Religion ist Massenmanipulation und >Gott< nur ein arglistiger Bluff herrschsüchtiger Scharlatane."
Je nach dem welcher der vier genannten Auffassungen man zuneigt, wird man mit der eigenen und der Religion anderer verschieden umgehen. Ich denke, meine Ansicht aus den religiösen Lehren und Gebräuchen selbst heraus belegen zu können - nicht im Sinne eines strengen Beweises, so doch im Sinne einer Indizien-Kette.
Bleibt noch zu klären, was unter "religiöser Toleranz" zu verstehen ist. Die religiöse Toleranz, wie sie sich nach dem Ende des 30-jährigen Krieges etabliert hat, ist meinem Verständnis nach nur ein "Gewaltverzichtsabkommen" zwischen den verschiedenen christlichen Konfessionen in Europa und historisch ein ganz wichtiger Schritt hin zu einer Relativierung des Wahrheitsanspruchs.
Jedoch: Alle übrigen Religionen dieser Welt sind bisher nicht Teilnehmer dieses Abkommens. Was weltliche Politiker bei der UN zusichern schert die religiösen Führer in aller Regel nicht.
Falls Sie einen guten Draht zu Herrn Schmidt-Salomon haben, können Sie ihm vielleicht mal diese Ideen vorlegen. Bei sich bietender Gelgenheit werde ich ihn selbst kontaktieren. Er möge sich bei Anja Sander bitte keine junge Blondine vorstellen, sondern jemand mit grauen Haaren und Falten im Gesicht.
Mit freundlichem Gruß,
A.S.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Hallo Frau Sander,
"auch bei der gbs scheint so langsam ein Umdenken statt zu finden" - interessant, ein solches Umdenken ist mir nicht bekannt; die gbs war m.E. seit jeher religionskritisch, und zwar so sehr, dass MSS bereits mal als Deutschlands Chefatheist oder gar als Christenfresseer tituliert wurde.
"Für Gläubige ist Religion Wahrheit.
Agnostiker wissen es nicht zu sagen, ob wahr oder nicht wahr."
Ich als (erkenntnistheoretischer) Agnostiker fände es auch sehr vermessen, die 'Wahrheit' zu reklamieren.
Aber als ggb. jeglicher Religion praktizierender Atheist (und insbesondere ggb. der RKK-Gottes-Vorstellung eines personalen, all-mächtigen, -gütigen Gottes als praktizierender Antitheist) empfinde ich fast jede Gottesvorstellung als *bullshit* und absurd.
Und obwohl ich einen "guten Draht" zu MSS habe:
Nein, Ihre Ideen bzgl. "religiöser Toleranz" werde ich ihm definitiv nicht vorlegen; ganz einfach, weil ich diese Ideen überhaupt nicht im Einzelnen kenne.
"Bei sich bietender Gelgenheit werde ich ihn selbst kontaktieren."
Machen Sie das bitte unbedingt und viel Erfolg dabei!
Roland Fakler am Permanenter Link
Der Säkularismus sichert die Freiheit aller Weltanschauungen und der Menschenrechte im Privatbereich, sofern sie sich im Rahmen unserer Gesetze bewegen. Diese Gesetze sind von frei gewählten Abgeordneten gemacht.
Säkularismus will die Trennung von Religion und Staat und die Neutralität des Staates im öffentlichen Bereich, bei Beamten, Richtern, Lehrern…und in öffentlichen Gebäuden, weil, wie die Geschichte lehrt, noch jede Staatsreligion zur Benachteiligung oder gar zur Verfolgung Andersdenkender geführt hat.
Der Islamismus will die Herrschaft des Islams und der Scharia, einer erfundenen, angeblich von Gott gegebenen Gesetzgebung aus dem Arabien des 7. Jahrhunderts, zum allein gültigen oder vorherrschenden Gesetz für alle anderen machen. Er will damit Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit und Gleichheit aller vor dem Gesetz aufheben und die Vorherrschaft der männlichen Muslime sichern. Das wäre ein Unrechtsstaat und der Verlust wichtiger Menschenrechte.
Siehe dazu mein Buch: Von Verfolgern und Verfolgten – Lehren aus der Weltgeschichte. http://rolandfakler.de/?page_id=115
Thomas R. am Permanenter Link
"Im Privatbereich hingegen darf jeder gemäß der Religionsfreiheit Kreuz, Kippa oder Kopftuch tragen."
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Andreas Leber am Permanenter Link
Beck in Person war Ende 2012 der Grund für meinen Austritt nach 12 Jahren bei den Grünen.
Man sollte aber auch nicht vergessen, dass sie andererseits auch die ausgeprägteste säkulare Richtung aller größeren Parteien umfassen, und dass die in der Partei befindliche christliche Richtung meist (anders als Beck) recht klar unterscheidet zwischen persönlicher Religiösität und dem, was gut für den Staat ist. Man neigt eher weniger dazu, christliche Positionen in für alle verbindliche Gesetze gießen zu wollen.
Trennung von Staat und Kirche/Religion und in diesem Sinne Liberalismus hat bei den Grünen durchaus ein gutes Standing. Also nicht kaputtreden. (Beck schon, aber nicht die Grünen.)
Udo Zeitvogel am Permanenter Link
KGE ist auch nicht besser. Und die ist immerhin Fraktionsvorsitzende.
itna am Permanenter Link
Das Problem bei den Grünen ist aber, dass an entscheidenden Stellen die Religioten (KGE, Kretschmar,Roth etc.) sitzen. Die Aussendarstellung ist dementsprechend wenig säkular.
Wolfgang Breiter am Permanenter Link
Genau das ist der Punkt! Und genau die von Ihnen erwähnten Personen sind die Klammern der Kirchen bei den Grünen. Im Besonderen die evangelische Kirche, die sich von Anfang an dort eingenistet hat.
A.S. am Permanenter Link
Und wer bitte wählt KGE zur Fraktionsvorsitzenden der Grünen?
Thomas Göring am Permanenter Link
Da hat der Herr Beck seine progressive Maske fallen lassen (wieder einmal).
(Es mag ja das Eine sein, "den" Säkularismus kritisch zu sehen; aber es ist etwas völlig Anderes, ihn auf gleiche Stufe mit den Interessen religiöser Verbrecher & Mörder zu stellen.)
Klerikale Säkularismus-Hasser dürften seine Aussagen zufrieden zur Kenntnis nehmen - und etwa bei ihren nächsten Hetzkampagnen gegen den Atheismus davon Gebrauch machen.
Und NB: Beck fällt den säkularen Muslimen in den Rücken, indem er sie als religionsfreiheitsfeindlich & grundgesetzfeindlich diffamiert. Das dürfte den reaktionären Verbandsmuslimen gefallen (denen es ja gar nicht um das Grundgesetz geht, sondern allein um ihre Machtinteressen in der "ungläubigen" Gesellschaft, und die deshalb jeglichen säkularen Islam nur zu gerne gleich wieder eliminiert sähen).
Dieser feine Herr delegitimiert auf seine perfide Weise gleich flächendeckend alle säkularen Bestrebungen. Beck betätigt sich mit solchen gezielten Rufschändungen als "nützlicher Idiot" christlicher & islamischer Kleriker. Ein Wolf im Schafspelz, ein Reaktionär.
Und er ist mit dieser pro-klerikalen Gesinnung beileibe nicht der einzige Reaktionär in den link(sbürgerlich)en Reihen. Vorsicht vor solchen "progressiven guten Menschen" und ihrem politischem Umfeld!
Kay Krause am Permanenter Link
Offener Brief an den sehr geehrten(?) Herrn Volker Beck:
Oder sind Sie vielleicht sogar der Meinung, den Autoren, den Lesern und Kommentatoren des hpd, eine Art Lernprozess aufoktruieren zu können? Begreifen Sie nicht, dass in der heutigen, angeblich so modernen Zeit, Millionen Wähler nicht mehr wissen, wo sie alle vierJahre ihr demokratisches Kreuzchen machen sollen. Da sich alle wählbaren (AfD ist nicht wählbar!) Parteien seit Jahrzehnten in der Mitte treffen, bei vorausschaubaren Problemen und Entwicklungen nicht (wie es vernünftig wäre!) agieren, sonder lediglich reagieren, (meist erst, wenn's zu spät ist!) Ihre grüne Partei war bisher - was Vernunft betrifft - noch eine halbwegs akzeptable Alternative. Und nun- sehr geehrter Herr Beck - haben auch Sie nichts besseres zu tun, als in die Öffentlichkeit hinaus zu posaunen, wie eng Sie (und damit wohl auch Ihre Partei?) mit der Doktrin der Kirchen verbunden sind. Sie mißachten (und ignoriren) dabei allerdings, dass Ihnen die ca 40% Wähler, die in Deutschland mit Religion und dem dazugehörigen Brimborium nix mehr am Hut haben, auf längere Sicht durch die Lappen gehen, worunter natürlich auch Ihr "grünes" Parteiprogramm zu leiden hat
Sehr geehrter Herr Beck, Uns hpd-Lesern ist durchaus bekannt, dass die Kirchen in Berlin als Lobby stark vertreten sind und ihre macht- und geldgierigen langen Finger stets nach den Abgeordneten sowie dem (hauptsächlich katholisch geprägten Kabinett erfolgreich ausstrecken! Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie schwer es ist, sich als Abgeordneter von den Versuchungen und Versprechungen dieser schwarzen Männer mit Pferdefuß zu distanzieren! Tatsache ist: wir (mittlerweile fast 40%) religions-unabhängige (-befreite!) Bürger der deutschen Bevölkerung warten auf den großen Propheten der Politiker, der endlich den Mut hat, diesem mafiösen Treiben der Kirchen ein Ende zu bereiten. Sie - Herr Beck - werden dieser Prophet sicherlich nicht sein! Das beweisen Sie alle paar Tage durch Ihre von der Kirche durchwebten Aussagen. Schade, wieder eine Chance vertan!
Wünsche angenehmes Beten und beichten!
Mit den denkbar freundlichsten Grüßen,
Kay Krause
Levi Krongold am Permanenter Link
Volker Beck bekennt sich offen zum Christentum. (https://www.jesus.de/volker-beck-ich-bin-kein-kirchenkritiker/) Deshalb darf man nicht allzuviel Verständnis für die Trennung von Staat und Kirche von ihm erwarten.