TRIER. (hpd) Der neue Film "Los Veganeros" von Lars Oppermann sollte eine humorvolle Liebeserklärung an den Veganismus werden. Insbesondere für Vegetarier und Veganer dürfte die Low-Budget-Produktion jedoch ein Ärgernis sein. Verurteilender Dogmatismus und missionarische Überheblichkeit machen den Film streckenweise unerträglich.
Die junge Erzieherin Vicky (Rosalie Wolff) ist leidenschaftliche Tierrechtlerin. Sie schließt sich einer veganen und zugleich schrägen Aktionsgruppe an, die von der 94-jährigen Rentnerin Alma (Ingeborg Maria Heinrich) geleitet und finanziert wird. Gemeinsam wollen sich die Aktivisten für eine pflanzliche Ernährung engagieren und über die fatalen Folgen des Fleischkonsums aufmerksam machen.
In einer ersten Aktion versuchen sie die Betreiber von Dönerbuden für ihre Sache zu gewinnen, indem sie eine Prämie für den Umstieg auf ein rein vegetarisches Angebot auszahlen. Die Erfolgsbilanz ist jedoch ernüchternd. Nicht das angebotene Geld scheint das Problem zu sein, sondern die Einstellung der Menschen.
Vicky schlägt der Gruppe daher vor, sich zu radikalisieren. Ein neuer Plan wird geschmiedet: Der örtliche Schweinemäster soll entführt und anschließend nackt in einem Schweinekäfig der Öffentlichkeit präsentiert werden, um auf die schrecklichen Haltungsbedingungen der Tiere aufmerksam zu machen.
Die kriminelle Aktion nimmt jedoch einen fatalen Verlauf und muss abgebrochen werden. Vicky wird von der Polizei gestellt und zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Doch von Einsicht findet sich auch am Ende des Filmes keine Spur. "Wer hat zuerst den Respekt vor dem Leben des anderen verloren?", fragt sich Vicky und rechtfertigt damit ihren Radikalismus sowie die versuchte Vergeltung.
Fazit
"Los Veganeros" ist ein Film, dem es grundsätzlich an Einsicht fehlt. Dargestellt wird ein dualistisches Weltbild: Die Fleischesser auf der einen Seite sind zumeist dicklich, dümmlich und ignorat. Die Veganer auf der anderen Seite sind dagegen informiert, schlagfertig und humorvoll.
Bereits in den ersten Filmszenen wird klar, dass diese Überspitzung scheitern muss. Die rebellische Protagonistin Vicky wirkt missionarisch, arrogant und unsympathisch. Nach einer selbstironischen, humoristischen Wendung sucht man vergeblich. Vielmehr werden auch ungerechtfertige Klischees über Veganer – vermutlich unfreiwillig aber nicht weniger lächerlich – präsentiert.
Der missionarische Eifer wird vor allem in einer Szene offensichtlich, in denen ein Lehrer und veganer Aktivist seine Schüler über den Fleischkonsum belehrt. Nach einer emotionalen und anklagenden Rede sollen alle Schüler aufstehen, die regelmäßig zu McDonald's essen gehen. Diese schauen dann – sich ihrer Schuld bewusst – peinlich berührt auf den Boden. Der vermeintlich pädagogische Erfolg des Lehrers gründet dabei auf Suggestion. Es ist eine derjenigen Szenen, die besonders weh tun.
Der technisch und schauspielerisch schlecht umgesetzte Film ist in seiner Einseitigkeit schwer zu ertragen. Zuschauer, welche sich für Vegetarismus und Veganismus interessieren, dürften nach dem Besuch von "Los Veganeros" eher abgeschreckt sein. Der notwendigen und wünschenswerten Akzeptanz der veganen und vegetarischen Lebensweise ist damit jedenfalls kein Gefallen getan. Den Tieren erst recht nicht.
Los Veganeros, Regie: Lars Oppermann, Laufzeit: 88 Minuten, Verleih: Jangland Film
Weitere Infos unter: www.losveganeros.de
59 Kommentare
Kommentare
Stephan Fischer am Permanenter Link
Genau so treten aber die Pseudomoralisten von PETA und Co. auf. Und ich meine damit nur die äußerst sendungsbewussten Veganer.
Franz Mayer am Permanenter Link
Nicht nur die äußerst sendungsbewussten. Ich kenne glücklicherweise wenige Veganer, weil die, die ich kennen gelernt habe, nahezu ausnahmslos so auftreten.
Stephan Fischer am Permanenter Link
Getoppt wird das ganze nur noch von der unfassbar dreisten "Cina Study"-Lüge und den Euthanasiequote in PETA-Tierheimen.
F. wie am Permanenter Link
Mit Interesse habe ich hier die gegen Vegetarismus gerichteten Kommentare gelesen. Zustimmen musste ich, dass viele Vegander oft ein bisschen verschroben rüberkommen.
Moral ist ein Set an Normen und werten innerhalb einer Gruppe. Ethik ist die übergeordnete Disziplin, die Moral kritisch hinterfragt. Moralisch ist es also in unserer Gesellschaft durchaus ok die Muskeln toter Tiere zu essen. Ethisch vertretbar wird diese Handlung dadurch nicht. Denn die Moral ist in puncto Fleisch nur mit einem Gewohnheitsrecht gleichzusetzen. "Was früher gemacht wurde, ist nicht automatisch heute noch gut und akzeptabel." So, wie unsere Gesellschaft in vielen Handlungsbereichen bereits eine Sublimierung durchlaufen hat, ist es nun eben an der Zeit, dass wir unsere blutigen Teller säubern und ethisch sauber essen.
Zur Versachlichung eine einfache Frage:
Was gibt uns als Menschen das Recht, Tiere zu züchten, zu mästen, ihnen eine Bolzen in den Kopf zu jagen, ihnen die Kehle aufzuschlitzen, ihnen die Muskeln von den Knochen zu reißen und diese dann gebraten oder den Rest zerkleinert und in den eigenen Darm zurückgestopft als Delikatesse zu verspeisen?
Unsere Empfindsamkeit/Empathie? Eher nicht! Tiere empfinden wie wir und foltern nebenbei nicht.
Kultur? Haben Tiere auch. Kommunikation/Sprache? Haben Tiere auch.
Intelligenz? Was ist dann mit dummen Menschen?
Das Gesetz des Stärkeren zieht nicht nur ethisch nicht, denn was ist dann mit schwachen Menschen?
Finden sie zynisch? Gehen sie mal in die Fleischabteilung, da hängt der Zynismus meterweise rum. Dem die Hoden ohne Betäubung herauszureißen, den Schwanz ebenso abzuschneiden, die Zähne ebenfalls, das Ferkel dann im fast ohne Licht und Beschäftigung im eigenen Kot mästen, um es dann oft halb lebendig zu zerschnibbeln? Und dann Gesichtsmortadella. Hmmmm! Diese delegierte Grausamkeit zu verteidigen, zeugt von Ignoranz sondergleichen.
Sind doch nur Tiere? Was unterscheidet den Menschen kategorial vom Tier? Einfache Antwort: Nichts! Es ist ein gradueller Unterschied, wie auch zu anderen Menschen. Wir müssen die Leidensfähigkeit der nicht menschlichen Tiere daher ebenso berücksichtigen, wie wir es bei menschlichen Tieren tun. Ergo nicht einsperren, foltern oder töten.
Hier von Missionierung zu sprechen ist zu kurz gesprungen. Missionare versuchen, Menschen von etwas nicht Nachweisbarem zu überzeugen. Die Richtig- und Rechtmäßigkeit unserer Sache als Vegetarier und Veganer ist auch logisch-argumentativ nicht zu widerlegen. Wir befinden uns eben noch nicht in einer neuen paradigmatischen Phase, in der Leid wo immer möglich vermieden wird, sondern noch in der Phase des heftigen Widerstands der intellektuell (teilw./oft) alten Garde, die ihre tradierten Sicht- und Lebensweisen mit Hieben und Klauen verteidigt, die neue Zeit aber verzweifelt weil unaufhaltsam heraufziehen sieht. So, wie die Kirche ihre Dogmen bezüglich Jenseitsrendite nur mit heftigem Widerstand und Kampf seitens der Humanisten und Freidenker aufgeben wird, werden hoffentlich auch die Widerwilligsten unter den Lesern hier sich einer versachlichten Argumentation öffnen und erkennen, dass es außer Ignoranz gegenüber unermesslichem Leid kein Argument für Fleischkonsum gibt...
Dirk Vogel am Permanenter Link
Und wieder einmal ist offenbar jemand im Besitz der alleinigen Wahrheit, für die 99% der Weltbevölkerung nur zu ignorant sind, sie zu erkennen. :D
Ach ja, sollte Ihnen, Herr/Frau F., übrigens die "delegierte Grausamkeit" sauer aufstoßen, dann bitte ich Sie, künftig auch selbst Ihren Computer zusammenzubauen, selbst ihr Gemüse anzubauen, es selbst zu ernten und so weiter.
Und da Sie ja alle Tiere mit Menschen gleichsetzen, plädiere ich zusätzlich auch noch dafür, dass bei Ihnen auch entsprechend gehandelt wird, wenn ein Insekt oder ein Igel sein Ende an bzw. unter Ihrem Auto finden: Strafanzeige wegen fahrlässiger Tötung mit saftiger Geldbuße und/oder Haftstrafe. Dass die Benutzung des Internets ebenfalls nicht vegan ist, habe ich schon anderswo erwähnt. ;)
F. wie... am Permanenter Link
Die alleinige Wahrheit sollte niemand für sich beanspruchen. Aber haben sie auch Argumente für den ethisch sauberen Fleischkonsum auf Lager statt die angebliche vegane Hybris zu monieren?
Und eigenes Gemüse baue ich tatsächlich an :-)
Dirk Vogel am Permanenter Link
Der Ansicht, dass niemand die alleinige Wahrheit beanspruchen soll, bin ich auch. In meinen Augen tun Sie das aber, wenn Sie dem Veganismus "Richtigkeit und Rechtmäßigkeit" unterstellen.
Sie ernähren sich also tatsächlich völlig autonom? Kaufen kein Gemüse, kein Obst und kein Korn von anderen Leuten zu dem hinzu, was Sie im Garten und/oder auf dem Fensterbrett anbauen? Respekt. Dummerweise gibt es auch Menschen, die in Städten wohnen, und die nicht das Glück haben, eine ausreichend große Anbaufläche zu besitzen, um sich - wie offenbar Sie - ausschließlich von der eigenen Scholle zu ernähren. Die "Delegierung" bezeichnet man in der Gesellschaft für gewöhnlich als "Arbeitsteilung". Deswegen fragte ich auch, ob Sie auch Ihren Computer selbst zusammenbauen, oder ob Sie ebenfalls "Grausamkeit delegieren." (Nämlich die Verwertung von Tierprodukten für die Gewinnung der Buntmetalle in Ihrem Rechner.)
Ich persönlich empfinde es schon etwas seltsam, wenn Veganer anderen Menschen ihre Ernährung vorwerfen, selbst aber zu ihrem Vergnügen Geräte verwenden, die mittels Tierleid entstanden sind. Sehen Sie das anders?`
Argumente für den Fleischkonsum: Wie wäre es für den Anfang mit der sattsam bekannten Zuführung des Vitamins B12? Ich für meinen Teil muss keine Nahrungsergänzungsmittel verwenden, um mir diesen Lebensbaustein zuzuführen. Bei einem signifikanten Anteil von Veganern ist das anders. (Siehe zum Beispiel diverse Threads in einschlägigen Veganerforen.)
Der Mensch ist ein omnivores Lebewesen. Warum soll er sich also nicht omnivor ernähren? Nur weil es durch massive Einbußen im täglichen Leben und den Einsatz von viel Chemie möglich wäre? Ich bitte Sie. Es wäre auch möglich, morgen zum Wohl der Tiere sämtliche Elektrogeräte aus Haushalten, Läden und Firmen zu verbannen. Aber nur weil etwas möglich wäre, ist es noch lange nicht sinnvoll, geschweige denn impliziert es die Notwendigkeit, es zu tun.
F. wie am Permanenter Link
Sie weichen aus, indem sie Analogien herstellen... Ist die B12-Versorgung ein ethisches Argument? Wo genau werden für Computer direkt Tiere hingerichtet?
Zu ihrer Analogie der völligen Autonomie: Menschliche Existenz ist nicht ohne Verbrauch anderer Dinge möglich. Das dabei produzierte Leid zu minimieren, ist doch ethisch nur begrüßenswert, oder? Wenn ich also die Wahl habe, ein Tier zu mästen und zu töten, oder mit dem Futter des Tieres mich selbst und viele weitere Menschen satt zu machen, was ist da wohl ethischer?
Der Mensch ist omnivor? Richtig, das heißt aber nur, dass er sich von allem ernähren kann, nicht, dass er es muss. Wenn ich als die Wahl habe, mich von qualvoll gezüchteten Tieren, bzw. ihren Kadavern, oder von frischem Pflanzlichen voller Vitalstoffe zu ernähren, was ist da ethisch sauberer? Eine Wahl zu haben impliziert Verantwortung. Werde ich meiner Verantwortung gerecht, wenn ich wehr- und schutzlose Lebewesen grausam hinmetzeln lasse, um mir ihre Körperteile als Delikatesse einzuverleiben? Wenn sie das Thema interessiert, schreiben sie bitte fundierte Argumente auf, ansonsten empfehle ich ihnen den Film Earthlings auf einem großen Videoportal...
Franz Mayer am Permanenter Link
Vertragen es die Veganer leicht nicht, wenn ihnen der Spiegel vorgehalten wird?
Carolin Zieger am Permanenter Link
Dieser Auffassung bin ich überhaupt nicht.
Allerdings sehe ich es als meine Pflicht an, meine Mitmenschen über die Konsequenzen der heutigen Fleischproduktion aufzuklären. Die Essenswahl ist und bleibt dennoch eine persönliche Entscheidung und somit will ich niemandem vorschreiben was er/sie (nicht) essen soll. Wenn jemand die Zustände in Schlachthäusern und gleichzeitig ein Schnitzel auf seinem Teller mit seinem Gewissen vereinbaren kann, ist das seine Entscheidung.
Jedoch habe ich oft den Eindruck, dass viele Konsumenten von Fleisch sich darüber bewusst sind, dass ihr Vehalten falsch ist. Trotzdem wird aber nichts geändert, da es schlichtweg zu anstrengend und zu kompliziert erscheint.
Sind es also nicht vielleicht sogar die Fleischesser, die es nicht gebrauchen können wenn Veganer ihnen den Spiegel vorhalten und zeigen, dass es auch anders geht?
Franz Mayer am Permanenter Link
Lieb. Radikale und ungebetene Missionierung als Verpflichtung. Die moralische Gewissheit, das Verhalten der anderen sei falsch.
Carolin Zieger am Permanenter Link
Offensichtlich haben Sie einiges in meinem Kommentar überlesen.
Mich deshalb "Missionar" und "Mitglied einer Sekte" zu nennen finde ich beleidigend.
Franz Mayer am Permanenter Link
Wenn es jemand als seine "Pflicht" sieht, mich über meine Essensgewohnheiten "aufzuklären", dann erweisen sich Formulierungen wie "Akzeptanz" und "Respekt" vor meiner "pers
Mir wär Ihre Lebensweise völlig egal und ich habe wahrlich besseres zu tun als jeden persönlichen Wahnsinn anderer zu kommentieren, würden Sie nicht auch noch stolz folgendes zugeben: "Allerdings sehe ich es als meine Pflicht an, meine Mitmenschen über die Konsequenzen der heutigen Fleischproduktion aufzuklären." Sie sind es, die andere Menschen nicht in Ruhe lässt und sich selbst im Besitz einer höheren Moral wähnt. Dann einen auf beleidigt machen, ist gelinde gesagt wehleidig.
StephanCGN am Permanenter Link
Wenn ich mich darüber informieren möchte, werde ich das tun.
Aber ich dulde religiöse Missionare in meiner direkten Umgebung ebenso wenig, wie vegane Missionare.
Stephan Fischer am Permanenter Link
Besonders tragisch ist das Schwarz-weiß-Denken, dass natürlich jedes vegane Lebensmittel völlig tierleidfrei erwirtschaftet wird, und jede Fleischproduktion eine Kopie von Wiesenhof ist.
Dirk Vogel am Permanenter Link
Fakt ist doch, dass eine vegane Lebensweise überhaupt nicht 100%ig umzusetzen ist.
Was die Fleischesser an den Veganern nervt, ist nicht, dass diese ihnen "den Spiegel vorhalten", sondern es ist die Überheblichkeit und das blinde Missionarentum, mit denen viele Radikalveganer oftmals zu Felde ziehen. Und die Tatsache, dass Sie, Frau Zieger, offensichtlich glauben, im Besitz der einzigen Wahrheit zu sein, während die Fleischesser sich Ihrer Aussage nach "falsch verhalten", trägt dazu bei, dass Sie dem Veganismus einen Bärendienst leisten.
Jan-Tobias Peterle am Permanenter Link
Ihrer Filmkritik ist wenig hinzuzufügen, besonders im Gedächtnis geblieben ist mir die "Partyszene".
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Das ist doch kein Stoff für einen Film. Oder kommt demnächst "Die Holzspielos - Krawalle Krefelder Krabbelgruppen gegen chinesische Importplastikpinocchios"?
Natürlich könnte man mit veganer und tierischer Lebensweise einen Charakterpunkt der Figuren setzen, doch die innere Dramatik muss aus einem echten Konflikt stammen. Denn es ist weder verboten sich vegan, noch fleischlich zu ernähren. Das allein wäre so problematisch, wie "Szenen einer protestantisch/katholischen Ehe".
Dabei gibt es historische Ansätze, die sicher kaum bedient werden: Die Pflanzerinnen des Paläolithikums, die "Große Mutter", das herrschende Matriarchat war eine vergleichsweise friedliche Zeit, bis die Viehzüchter nach der neolithischen Revolution die Macht an sich rissen und die Bauern in die zweite Reihe verwiesen (symbolisch durch Kain und Abel nachzuspüren) - und damit die Frau, die wilde und freie Lilith. Daraus wurden unsere patriarchalischen Monotheismen, da "Gott" Fleisch besser gefiel, als Pflanzennahrung. Es geht um männliches Dominanzgehabe und weibliche Klugheit. Hierauf könnte man eine Geschichte bauen, die mit Klischees spielen könnte, selbstironisch aufspießen, um die Dogmen beider Seiten sichtbar und belustigend wahrnehmbar zu machen. Dann stünde "vegan" für naturliebend und "fleischliche Ernährung" für Machos. Und selbstverständlich käme am Ende ein augenzwinkernder Vergleich heraus, z.B. die Reduktion des Fleischkonsums, was sich auf die Tierhaltung auswirken würde - doch nur als Begleitmusik einer dramatischen Handlung.
Es ist also an sich schon ein vielschichtiges Thema, was der Film wohl verfehlt hat. Schlagworte allein sind halt keine Story.
Sandy Bacher am Permanenter Link
Ich kann die Kritik gar nicht nachvollziehen. Wir waren mit 2 Veganern und zwei Fleischessern im Kino.
Florian Chefai am Permanenter Link
Liebe Sandy Bacher,
herzlichen Dank für diese andere Perspektive auf den Film. Dieser kann ich mich aber leider nicht anschließen. Ganz im Gegenteil: Die Protagonistin verkörpert in dem Film doch sehr eindeutig eine Person, die gar keine Zweifel an ihre Positionen und Handlungen heranlässt. Die vermeintlich ironische Art habe ich im Film eher als überhebliche Kritikimmunisierung erlebt. Dies ist umso skurriler, da der Film bewusst jedes negative Klischee von Fleischessern – mitsamt absurder speziesistischer Rechtfertigungsformen – bedient. Diesbezüglich hätte man sich zwar eine streitbare aber zugleich differenziertere Position zur veganen Aktivistengruppe gewünscht. In der filmischen Darstellung wäre dies nicht nur fairer gewesen, sondern hätte der Story eine interessante Dynamik ermöglicht. Stattdessen hat man realitätsferne Karikaturen gezeichnet, damit das eigene Klientel herzlich über platte Witze und die Out-Group lachen kann.
Der Protagonistin fehlt jede selbstkritische Reflexion sowie jede Selbstironie. Ich halte es weder für "liebenswürdig" noch für "rebellisch", wenn Vicky bis zuletzt Vergeltung durch öffentliche Anprangerung rechtfertigt. Filme leben auch davon, dass die Figuren mit ihren radikalen Überzeugungen hadern. In "Las Veganeros" hat man demgegenüber einen fast schon religiösen Dogmatismus vor Augen, der alle anderen Perspektiven verunglimpft. Eine persönliche Entwicklung ist in dem Film nicht zu finden. (Mit Ausnahme von Matt, welcher aus naiver Verliebtheit zu Vicky zum missionarischen Veganismus konvertiert.)
Ich muss Sie auch leider bei ihrem Tipp enttäuschen. Ich selbst ernähre mich zum großen Teil vegetarisch - wenn möglich vegan. Mit der tierethischen Debatte habe ich mich zudem intensiv auseinandergesetzt und werbe auch gerne für eine rein pflanzliche Ernährung. Vielleicht ärgert mich der Film gerade deswegen so sehr. Ebenso wie ein ungerechtfertigter und implizit anklagender Generalverdacht.
Lars Oppermann am Permanenter Link
Ich bin als Regisseur des Films etwas verwundert über den Bericht, da wir bisher in allen Städten, in denen wir mit dem Team vor Ort waren, super Feedbacks bekommen haben (vor allem von den Omnis)!
Florian Chefai am Permanenter Link
Lieber Lars Oppermann,
herzlichen Dank für Ihren Kommentar! Mit meiner Meinung stehe ich jedoch nicht alleine. Von vielen Kinobesuchern (darunter übrigens auch weitere Vegetarier und Veganer) habe ich nach der Vorführung eine ähnliche bis identische Meinung erhalten. Schlechte Kritik findet man auch nicht nur auf dieser Seite.
Gerade weil das Thema auch für mich persönlich eine Herzensangelegenheit ist, habe ich mich über den Film durchaus geärgert. Ich denke nicht, dass er einen Beitrag zu einer differenzierten Auseinandersetzung mit dem Thema leisten kann. Es ist eher zu befürchten, dass gängige und festgefahrene Klischees und Vorurteile in mehrerer Hinsicht bestätigt werden.
Einige Fragen sind dabei ja besonders spannend: Warum versucht Vicky auch am Ende des Filmes ihren blinden Aktionismus zu rechtfertigen? Warum gibt es in dem Film keine problematisierende Wendung hin zur Selbstreflexion? Würde nicht gerade das die Zuschauer zum Denken anregen?
Wieso hat man eine sehr überspitze, ja realitätsferne, Darstellung der Fleischesser gewählt? Warum dieser eindeutig moralisierende Dualismus?
Lars Oppermann am Permanenter Link
Nein, sie stehen mit ihrer Meinung nicht allein!
Fleischessern mails bekommen, die uns mitteilen möchten, dass sie durch den Film sehr nachdenklich geworden sind und etwas verändern möchten.Vieleicht machen sie sich ja noch einmal die Mühe und schauen den Film unter diesem Aspekt! Sie werden ihre geforderte Reflexion finden, die korpulenten Veganer und auch die schlanken, intelligenten (gutaussehenden) Fleischesser...! Es werden nicht nur Klischees bedient! Aber natürlich muss man etwas überzeichnen, damit die Aussage klarer wird! Der Film steigt auf Platz 38 der Kinocharts ein und sorgt daher für noch mehr für Aufmerksamkeitf ür das Thema! Allein aus diesem Grund macht es schon Sinn, dass es ihn gibt! Er ist der einzige Spielfilm, der sich damit auseinandersetz und natürlich auch provoziert,...sonst würde keiner drüber sprechen...!In diesem Sinne, viele Grüße,Lars Oppermann
Sven H. Schillings am Permanenter Link
Lieber Lars Oppermann,
wenn Sie schreiben, daß ca. 70% der Besucher den Film gut finden, und wir mal unterstellen, daß dem auch so wäre, dann ist das doch nichts außergewöhnliches, denn in Ihren Film gehen zum großen Teil Menschen, die selbst vegan oder zumindest vegetarisch leben. Und die sind, und da kann ich aus eigener Erfahrung Florian Chefai und den anderen Kommentatoren nur beipflichten, überwiegend missionarisch unterwegs. Ihr Film würde vom Querschnitt der Bevölkerung geradezu zerrissen werden.
Lars Oppermann am Permanenter Link
Ja, was soll ich dazu sagen? Wie wäre es denn, wenn sie einfach mal ihr ganzes Wissen in die Hand nehmen und selbst was bewegen (z.B. mit einem Film)! Würde mich sehr freuen!
Petra Posch am Permanenter Link
Lieber Lars Oppermann,
das ist eine billige Polemik unter der Gürtellinie. Sie setzen sich nicht mit dem Argumenten der Kritiker auseinander, sondern fordern hier etwas völlig Unsinniges.
Wenn Ihnen nächstens beim Bäcker das Brot nicht schmeckt - backen Sie das in Zukunft dann selbst? Wie würden Sie mit einem solchen "Ratschlag" des Bäckers umgehen?
Die Fragen, die gestellt worden sind: weshalb sind die Figuren so statisch? Weshalb werden schwarz/weiß-Bilder gezeichnet? haben Sie bislang nicht beantwortet. Sie ziehen sich darauf zurück, dass es auch Menschen gibt, denen der Film gefällt. Das ist - Entschuldigung - armselig.
Dirk Vogel am Permanenter Link
Hallo Herr Oppermann,
woher wissen Sie denn, dass Herr Schillings nichts bewegt? Vielleicht arbeitet er in einem Tierheim, ist der Betreiber eines Gnadenhofs, ist möglicherweise in einem sozialen Projekt tätig, gräbt Brunnen in Afrika oder beteiligt sich an Hilfslieferungen für Krisengebiete. Oder ist für Sie nur ein Engagement, das sich im Dunstkreis des Veganismus bewegt, erwähnenswert?
Hinter Ihrer Forderung, er solle selbst einen Film drehen, steckt meiner Ansicht nach nur blinde, unüberlegte Wut, weil Ihnen die Unzulänglichkeiten Ihres Werkes (auch von "Gefolgsleuten") vor Augen geführt wurden, und der getroffene "Hund" offenbar kläffen muss, statt sich differenziert auch mit negativer Kritik auseinanderzusetzen. Sich hinter "unglaublich vielen positiven emails" zu verstecken oder darauf zu verweisen, dass es sich ja um Laiendarsteller handelt, ist jedenfalls nicht die Art und Weise, wie man meiner Ansicht nach als Regisseur eines Films auf entsprechende Kritikpunkte reagieren soll. Aber jeder nach seinem Gusto.
Es ist natürlich für einen Regisseur einfacher, huldvoll die Jubelrufe und positiven E-Mails entgegenzunehmen, die Ihnen offenbar zuhauf zuteilwerden, statt sich mit Kritikern auseinanderzusetzen, die Ihren Film trotz ähnlicher Geisteshaltung (Veganismus) eben nicht per se in den siebten Himmel loben. Aber von einem Regisseur, der für sich in Anspruch nimmt, "etwas zu bewegen" hätte ich mehr Souveränität und Kritikfähigkeit erwartet.
Jedenfalls bedanke ich mich an dieser Stelle für die eindrucksvolle Demonstration Ihres professionellen Umgangs mit kritischem Zuschauer-Feedback und wünsche Ihnen viel Glück für den nächsten Film.
Miri am Permanenter Link
Hallo Lars, ich gebe zu ich habe nur den Trailer gesehen. und doch hatte ich sofort zwei Gedanken "ich werde nie in diesen Film gehen " und "hoffentlich wird er nicht gut besucht sein".
Lars Oppermann am Permanenter Link
Die Omnis kapieren, dass es ein Spielfilm ist und keine Veganer Doku / Imagefilm! Wir machen jeden Abend die Erfahrung vor Ort! In Stuttgart war´s heute wieder super!
Stephan Fischer am Permanenter Link
Aus biologischer Sicht ist jeder Mensch ein Omnivore.
Ulla Hock am Permanenter Link
Hallo Herr Oppermann,
nicht ärgern lassen, wir haben ja gestern Abend in Köln gehört, was Sie bewegt hat diesen Film zu machen und das ganze Kino war begeistert, vorallem vom Ergebnis!
Ich denke, Sie müssen aufhören, solche Kritiken zu lesen. Wie wir gesehen haben, gibt es von wirklichen Fachleuten wie beim NDR oder der Kino-Zeit Rezensionen die sehr gut sind! Alleine das sollte doch diese Rezension komplett aushebeln.
Wenn wie gestern in Köln 90% den Film super fanden und 10% während des Abspannes das Kino verlassen haben (vielleicht hatten die es auch einfach eilig) ist das doch ein hervorragendes Ergebnis. Man kann es nicht allen Recht machen.
Wir haben den Film jedenfalls, wie alle anderen mit denen wir gestern in der Runde noch gesprochen haben sehr genossen. Weiter so, nicht auf solche ewigen Nörgler hören und einfach Teil 2 drehen! Wir sind alle wieder dabei.
Herzliche Grüße
Ulla Hock
Thomas am Permanenter Link
Ob der Film der Sache des Veganismus eher nützt oder eher schadet, dürfte letztlich eine PSYCHOLOGISCHE Frage sein.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Ich frage mal provokant: Und was ist mit Pflanzen? Wenn man menschliches und tierisches Leid auf eine Stufe stellt, dann auch Pflanzen - und auch Pilze, weil die ein eigenes Reich bilden. :-)
Oder gibt es im Tierreich eine Grenze, ab der Tieren Leid zugefügt werden darf? Wo ist diese Grenze? Wer bemisst sie? Ist der Grad der Intelligenz ausschlaggebend oder die genetische Nähe zum Menschen? Wäre das dann aber nicht wieder humanzentriert gedacht? Je ähnlich ein Lebewesen uns Menschen ist, desto weniger darf man es essen? Bakterien sind sehr weit weg, Pflanzen und Pilze auch, die dürfen in jeder beliebigen Form gehalten, gezüchtet oder gegessen werden - und beim Blumenpflücken oder der Antibiotikaeinnehme natürlich auch getötet. Aus Sicht der Pilze z.B. sähe die Rechnung anders aus; aber egal, wir sind ja Menschen und sehen die Welt aus unserer Perspektive und nicht aus der des Pilzragouts.
Jetzt zu den Tieren: Würmer und Insekten sind auch weit weg von uns, Schlangen und Frösche auch. Darf die also ein Veganer essen? Froschschenkel okay? Was ist mit Fischen oder Vögeln? Was ist mit Meerschweinchen? Oder sind die bereits so süß, dass man sie nicht essen darf?
Je höher ich in der Entwicklung des Lebens klettere, desto putziger und menschähnlicher - vermenschlichter - werden die Tiere. Dass dies jedoch (vom genetisch verankerten Kindchenschema abgesehen) eine moderne Einstellung ist, sollte auch klar sein - was kein Ausschlussgrund für sie wäre, da die meisten modernen Erkenntnisse alten Traditionen weit überlegen sind.
Trotzdem muss man akzeptieren, dass wir zum einen evolutionär noch immer eher Fleischesser sind, als reine Pflanzenesser. Dies hängt z.B. mit dem Aufbau unseres Darms zusammen. Eine 100% vegane Ernährung ohne Zusatzstoffe aus der Pharmazie würde man rasch Mangelernährung erleiden. Zum anderen ist es aber auch - wie schon erwähnt - eine psychologische Komponente, die die vegane Ernährungsweise befördert hat. Zum einen haben wir unbestreitbar einen viel zu hohen Fleischkonsum. Dieser führt zu Massentierhaltung, die dem Gesetz der Marktwirtschaft folgend zu Tierquälerei führt. Folglich wäre für mich eine logische Kampagne, dass zu weniger Fleischkonsum aufgerufen werden sollte. Ich z.B. esse extrem selten Fleisch und Eier. Würden alle Deutschen sich so ernähren, hätten wir höchstens 5% der jetzigen Tierbestände. Dann dürften Fleisch, Eier etc. auch teurer sein, da es ja weniger oft verzehrt würde. Entsprechende Gesetze vorausgesetzt könnte sich die Lage gehaltener Tiere deutlich verbessern.
Denn dann ginge es nur noch um einen Punkt: Ist es einem Tier zuzumuten, für die Ernährung des Menschen zu sterben? Und hier sage ich eindeutig ja! Und zwar WEIL ich mich als Teil des Tierreiches sehe und keinen "gottgewollten" Sonderstatus in Anspruch nehme.
Löwen fangen Tiere, die ein gutes Leben hatten, und essen sie. Etc. Der Mensch hat in seiner gesamten Entwicklungsgeschichte - teilweise sogar ausschließlich - Tiere gefangen, getötet und gegessen. Das Töten von Tieren zur Nahrungsergänzung kann also nicht verwerflich sein und es ist dem getöteten Tier auch egal, ob es NACH seinem Tod verzehrt wird (es gibt auch Kulturen, bei denen lebendige Tiere verspeist werden).
Aus meiner Sicht kann es einzig um Lebensqualität eines gehaltenen Tieres gehen. Ein Weg zur Verbesserung selbiger ist drastische Reduktion des Durchschnittverbrauchs an tierischer Nahrung, höhere Preise für die Produkte und Gesetze, die eine deutlich bessere, weniger industriemäßige Haltung vorschreiben. Ich denke, es wird keinen Bauern geben, der das nicht sofort umsetzen würde. Großkonzerne würde es dann wegen des Wegfalls von Massenkonsum auch keine mehr geben. Tierische Nahrung wären dann ein Spartenprodukt.
Die Macht, dies hinzukriegen, haben die Konsumenten. Aber mit dieser dualistischen Sicht der Veganer, dieses Radikale ("wir tragen nicht mal Lederschuhe, sondern produzieren lieber Plastikmüll") werden Fronten aufgebaut, die der kritisierte Film offenbar zementiert. Wo bleibt also eine Kampagne, die tierische Nahrungsmittel nicht verteufelt und den Konsumenten selbiger ein schlechtes Gewissen einredet, sondern die für eine maßvolle Reduktion wirbt. Denn eines ist doch auch vermittelbar: So sehr, wie die rein vegane Lebensweise (ohne Zusatzpräparate) unnatürlich ist, ist die Art, wie viele Fleisch und Eier "fressen" ebenfalls unnatürlich und ungesund. Übergewicht ist dabei noch das harmloseste Problem.
Also: Jeder soll essen, was er/sie will, doch so maßvoll und respektvoll, wie wir es unserer Umwelt, unseren Mittieren und letztlich auch uns selbst schuldig sind. Dualismus ist keine Lösung!
Florian Chefai am Permanenter Link
Aus einer wissenschaftlich-utilitaristischen Perspektive geht es darum Leid zu verhindern und Glück zu vermehren. Gleichrangige Interessen sollten gleichrangig behandelt werden.
Soweit wir wissen, können Pflanzen keinen Schmerz empfinden. Daher besteht ihnen gegenüber keine direkte moralische Verpflichtung. Wenn sie entgegen unserer aktuellen Erkenntnis dennoch Schmerzen empfinden würden, wäre dies ein weiterer Grund dafür, sich vegetarisch/vegan zu ernähren. Für die Fleischproduktion braucht es mehr pflanzliche Ressourcen als für eine fleischlose Ernährung. Auf die fatalen Folgen für die Hungerbekämpfung sowie auf verschärfte ökologische Probleme auf der Welt braucht man wahrscheinlich gar nicht hinzuweisen.
Dass eine konsequent vegane Ernährung zwangsläufig zu Mangelerscheinungen führt, ist falsch. Eine ausgewogene Ernährung ist notwendig und auch – womöglich gerade! – für Vegetarier und Veganer möglich. Es ist zudem kein stichhaltiges Argument, dass Fleischkonsum in der Natur vorkommt. Aus ihr können wir keine ethischen Prinzipien ableiten (Naturalistischer Fehlschluss).
Sie haben vollkommen Recht: Dualismus ist keine Lösung. Die tierethische Debatte ist sehr komplex. Dieser Komplexität sollte man mit einer differenzierten Haltung gerecht werden.
Franz Mayer am Permanenter Link
Herzallerliebst. Da schwadroniert ein Veganer von logischen Fehlschlüssen.
Das Gedankengebäude des Veganismus kann nur bestehen, wenn es in seinem Fundament dem Menschen eine herausragende Sonderstellung bescheinigt und ihn über die Tierwelt hinaushebt. Nur so lässt sich argumentieren, dass der Mensch als einziges Tier ethische Verpflichtungen hat, er sich also als einziges Tier unnatürlichen Verzicht auferlegen muss. Die Haltung anderen Tieren gegenüber ist so gesehen nicht ehrlich empfundenes Verständnis von Tierrecht sondern bestenfalls halb durchdachter und schlecht kaschierter Paternalismus zur Beruhigung des eigenen schlechten Gewissens. Damit das nicht so auffällt, heißt es "das ist komplex, das kann man erst verstehen, wenn man sich darauf einlässt". Wieder mal so eine auffällige Ähnlichkeit zu Sekten.
Joshua Ebert am Permanenter Link
Herr Mayer, das Folgende könnte auch unter Ihren anderen Beiträgen stehen. Legen Sie im echten Leben auch so ein Verhalten an den Tag?
Franz Mayer am Permanenter Link
Um eines klarzustellen: Ich muss nicht alle Gruppen mögen.
Ich nehme die "Argumente" der Veganer-Szene nicht nur zur Kenntnis. Ich analysiere durch. Dabei kommt wenig Schmeichelhaftes heraus. Das ist nicht meine Schuld. Das liegt am Gedankengebäude, das dem organisierten Veganismus zugrunde liegt. Es ist in sich widersprüchlich. Gemeinsam mit den erheblichen persönlichen Opfern, die Veganer an den Tag legen, um ihrer Ideologie zu frönen, erzeugt das eine kognitive Dissonanz, die das missioniererische Verhalten dieser Gruppe geradezu erzwingt - und die auch die Leute bei der Stange hält. Siehe auch die lächerliche Überschätzung, die Veganer seien verantwortlich dafür, dass die Menschen ein bisschen weniger Fleisch essen.
Wäre die Ideologie der Veganer offen religiös konnotiert, würde jeder Experte sofort von einer Sekte oder einer sektoiden Bewegung sprechen.
Es wäre gut, würden Sie weniger mit Phrasen um sich werfen so etwas wie einen Schritt zurück machen und die hier getätigten Äußerungen ernsthaft analysieren. Sie würden vielleicht zu einer anderen Wortwahl kommen als ich. Zu einem anderen Ergebnis wohl kaum.
Joshua Ebert am Permanenter Link
Also schön, dann nochmal etwas mehr als nur Phrasen. Nehmen wir ein veganes Kernargument: Florian Chefai schrieb hier z.B.
Franz Mayer am Permanenter Link
Nun: Kritik an massenhafter Tierhaltung ist das eine. Das völlige Ablehnen tierlicher Produkte ist das andere. Die beiden Dinge hängen weder logisch noch ethisch in irgendeiner Art und Weise zusammen.
Nichts anderes ist es, mit allergrößtem Aufwand auf sinnlichen Genuss zu verzichten, ja, das ganze Leben danach auszurichten. (Nicht, dass ich davon ausgehe, dass Essensgenuss zwangsläufig nur über tierisches Eiweiß und tierische Fette zustandekommt, aber wer aus Prinzip nicht mal spontan Spaghetti alio e olio essen kann, weil in der Pasta Eier sind, oder ein normales Eis, der beraubt sich zumindest in diesem Moment eines sinnlichen Genusses) Über die Schwierigkeiten wird auch recht viel gejammert und sich ausgetauscht und darob die Ungerechtigkeit der Welt beklagt, die halt nicht und nicht Veganer-Bedürfnisse über die aller anderen stellt.
Das formt eine Gemeinsamkeit, die die sonstigen politischen und organisatorischen Unterschiede transzendiert. Zwar sind die Grabenkämpfe in der Szene erwartbarerweise nicht ohne (was auch an der Kleinheit der Gruppe liegt), der gemeinsame Außenfeind ist aber im Zweifelsfall immer noch wichtiger.
Ich gestehe auch ganz offen: Mir sind Asketen suspekt. Ich misstraue ihnen. Grundsätzlich. Immer. Und überall. Das mag man als dogmatisch brandmarken. Allerdings habe ich hier die Geschichte auf meiner Seite. Asketen haben noch selten Gutes über die Menschheit gebracht sondern waren in der Regel immer bei destruktiv-radikalen Gruppierungen an erster Stelle dabei. Sofern sie sich nicht in eine selbst gewählte Isolation begeben haben, die sie langfristig neutralisiert hat.
Ich sage übrigens keineswegs, dass ethisches Verhalten unnatürlich sei. Nur ist es in der so genannten Tierrechtsdebatte nur auf Grundlage logischer Fehlschlüsse bzw. dogmatischer Widersprüche durchzuargumentieren.
Noch ein Schlusswort: Die Annahme, moderne Sekten oder sektoide Bewegungen seien heute noch zwangsläufig so organisiert wie z.B. die Mun-Sekte oder andere, ist nun ja, sehr lustig. Sie ignoriert die massiven gesellschaftlichen und technologischen Veränderungen der vergangenen Jahrzehnte. Das merkt man im Esoterik-Bereich sehr stark. Abgesehen von sehr starken personellen Überschneidungen ist der Veganismus organisatorisch durchaus mit einigen modernen Eso-Bewegungen zu vergleichen, ja, man könnte ihn beinahe prototypisch nennen.
Volker Weidemann am Permanenter Link
Werter herr Ebert,
leider erscheinen mir Ihre Ausführung - mit Verlaub - das Stadium des Phrasendreschens auch nicht zu verlassen.
Zunächst einmal ist ja schon der Ansatz des "Leidvermeidens" fragwürdig, wie jeder utilaristischer Ansatz fragwürdig ist. Ich denke, Sie kennen die ethischen Problemfelder, die dieser Ansatz auslöst (Stichwort: "Oma umbringen, um mit dem Erbe Gutes zu tun"). Sie werden mir ja wohl soweit zustimmen, dass auch Veganer nicht leben können, ohne dass Tiere getötet werden. Veganer können also allenfalls anführen, dass durch sie weniger Tiere getötet werden. Wenn also Tiere töten selbst im Veganismus nicht vermieden werden kann, geht es also allein um einen quantitativen Aspekt. Welche Lebensweise kostet weniger Tieren das Leben. Da kommt man dann zu dem Paradoxon, dass wahrscheinlich sogenannte vegane Lebensmittel teilweise mehr Tod verursachen als Fleisch. Um das Paradoxon auf die Spitze zu treiben, könnte man sagen, dass unter dem Ziel das Leben möglichst vieler Tiere zu retten Walfang die veganste Nahrungsproduktion für Menschen ist. Denn da wird für Tonnen von Nahrungsmitteln ein einziges Tier getötet während für eine Tonne Getreide sicherlich zigtausend Insekten und ein paar hundert Kleinsäuger sterben.
Wo bitte ist das überzeugende ethisches Konzept des Veganismus?
(Das nur als kurze Einleitung in die eigentliche Problematik)
Anne am Permanenter Link
Pflanzen sind auch Lebewesen, der Mensch ist kein reiner Pflanzenfresser und der Löwe jagt ja auch Tiere... also ich hab mein Bingo nun voll, danke...
Stephan Fischer am Permanenter Link
Das der Mensch kein Pflanzenfresser ist, sollte wohl außerhalb dieser Diskussion stehen.
Er ist es nicht.
Kwan Yin am Permanenter Link
Ich frage mal provokant?
Und was bitte ist an veganer Ernährung "unnatürlich"? Die Menschheit hat nie so viele Tierprodukte zu sich genommen wie heute, einfach weil es nie so viele davon gab. Ist es "natürlich", Fleisch von überzüchteten, antibiotikagedopten Tieren zu essen? Ist es "natürlich", eine Kuh künstlich zu besamen, ihr nach der Geburt das Kalb wegzunehmen, damit sie ihr ganzes erwachsenes Leben lang Milch für den Menschen gibt, also erwachsene Individuen einer anderen Spezies?
Das ist ebenso natürlich wie das Kriterium von "Natürlichkeit" von Omnivoren lächerlich ist. Ist Zähneputzen natürlich? Haben sie Urmenschen Zähne geputzt? Nein? Auch wenn ich Sie damit schockiere: ich putze mir trotzdem die Zähne. Mehrmals am Tag. Und lebe immer noch. Vegan, natürlich.
Besserwisser am Permanenter Link
Lass mich raten, der Autor ist Fleischesser!
Petra Posch am Permanenter Link
falsch geraten: http://hpd.de/comment/4109#comment-4109
Stephan Fischer am Permanenter Link
Dazu hätte schon gereicht, bis zum letzten Absatz zu lesen.
""Der notwendigen und wünschenswerten Akzeptanz der veganen und vegetarischen Lebensweise ist damit jedenfalls kein Gefallen getan. Den Tieren erst recht""
Dem Nickname nicht gerecht geworden.
Leonie am Permanenter Link
Ja, der ist auf jeden Fall einer der Veganer hasst. Sonst hätte er nicht in der Art geschrieben.
Ich bin echt stinksauer auf diesen Artikel hier!
Ich hatte mich schon seit Wochen auf Los Veganeros gefreut. Mein Freund und dessen Omni Freund hatte ich auch schon überredet mitzukommen. Dann hat mir genau dieser diesen Artikel weitergeleitet und wir waren uns einig nicht mehr ins Kino zu gehen. Nur leider hatten wir schon die Karten. Erst war die Idee lieber was essen zu gehen, dann meinte mein Freund, na ja, lass uns einfach kurz rein, können ja auch einfach im Film das Kino verlassen, wenn es unerträglich wird, wie der "Autor" hier schreibt.
Keiner hat das Kino verlassen, weil Los Veganeros einfach spitze ist! Wir waren derart geflasht vom Film, dass mich dieser Artikel echt richtig wütend macht!
Unser Omni Freund war sehr berührt, ich habe viel gelacht und bei einer Szene auch geweint. Er wird sich den Film nochmal anschauen, mit anderen Omni Freunden. Ich warte jetzt schon sehnsüchtig auf die DVD die ich dann zu Weihnachten verschenken kann.
Mein Freund sagte hinterher nur noch: Das einzige was der veganen Szene schadet ist der Artikel von diesem fleischfressenden Autor von einer Rezension, der es fast geschafft hat uns vom Kino fern zu halten!
Florian Chefai am Permanenter Link
Christliches Blatt? Wie kommen Sie denn darauf?
Ich hasse keine Veganer, sondern ernähre mich selbst seit mehreren Jahren vegetarisch – wenn möglich vegan. Viele scheinen hier nicht zu verstehen, dass man ein entschiedener Befürworter der pflanzlichen Ernährung und zugleich kritisch gegenüber einseitigen Pauschalisierungen sein kann. Daher kam auch häufiger der unbegründete Generalverdacht, ich müsse Fleischesser sein. Was würde sich ändern, wenn ich es wäre? Kann man sich dadurch den Film besser schön reden?
Der Film ist in vielerlei Hinsicht peinlich und schwer zu ertragen. Dennoch gibt es anscheinend Leute, die aufgrund hartnäckiger Kritikimmunisierung jede noch so kleine Infragestellung grundsätzlich abwehren. So wird dann auch der schlechteste Film zu einem vermeintlichen Denkanstoß.
Auch hier wird wieder deutlich: Es braucht dringend eine starke Position abseits von Fundamentalismus und Beliebigkeit. Die Welt lässt sich nicht unterteilen in „Gut“ und „Böse“. Stattdessen gilt es der Komplexität der Probleme differenziert gerecht zu werden, um möglichst vernünftige Wege gegen die Übel dieser Welt zu finden.
Sandra am Permanenter Link
Liebe Veganer,
Ich lag nach dem Film die ganze Nacht wach und war soo traurig. Macht es besser, haltet selbst Tiere! Besser als alle Anderen! - und ihr wär euer größter Fan!
Anne am Permanenter Link
Die kleinen Bauern gehen nicht pleite, weil ein paar Leute vegetarisch und vegan leben, sondern weil der Großteil der Leute eben Billigfleisch kauft.
Ich habe den Film nicht gesehen, gehe aber davon aus, dass die Szenen mit den Tieren auf Lebenshöfen entstanden sind, wo sogenannte Nutztiere, die ausgedient haben, noch ein schönes Restleben verbringen dürfen. Ja, "Nutztiere" ist ein ekelhafter Begriff, wie oft muss ich lesen "aber das sind ja Nutztiere, die darf man nutzen". Aber das sind ja Sklaven, wo ist das Problem, wenn die mir billig Kleidung nähen? Ich kann nicht beliebig andere Lebewesen einteilen, wie es mir passt, wenn die Einteilung absolut unsinnig ist.
Franz Mayer am Permanenter Link
Es ist Größenwahn, wenn die zu Recht und glücklicherweise völlig unbedeutende Veganerbewegung davon ausgeht, sie sei verantwortlich dafür, dass die Leute etwas weniger Fleisch essen.
Es ist schon aus intellektuellen Gründen unerträglich, wenn radikale Randgruppen Realitäten verdrehen und aus ethischen Gründen noch viel unerträglicher, wenn man bedenkt, dass die Veganer hier ganz einfach en passant die Vegetarier für sich reklamieren. Das ist üble Propaganda.
<ich> am Permanenter Link
Hallo,
Mit freundlichen grüßen
<ich>
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Das ist ja echt schlimm, wenn ich mir einige der Kommentare hier durchlese - auf beiden "Seiten". Als ob es um die Wurst geht! Was ist denn nur los?
Gilt seit neustem: "Religion ist tot - es lebe der Veganismus!"?
Dirk Vogel am Permanenter Link
Für eine signifikante Anzahl von Veganern scheint der Veganismus tatsächlich eine Art Ersatzreligion zu sein. Man betet eben nicht mehr das goldene Kalb an, sondern den goldenen Salatkopf.
Ulla Hock am Permanenter Link
Ich kann die Kritik an Los Veganeros in keinster Weise nachvollziehen.
Meine Güte, es ist ein Film. In Filmen wird die Realität immer überspitzt dargestellt, sonst wirkt das ganze doch stinklangweilig. Und genau das empfand ich nicht so. Ich war berührt, ich habe gelacht und mit gelitten.
Meine persönliche Meinung: nicht der Film schadet der veganen Szene, sondern diese völlig überzogene Kritik an einem Film, der gestern in Köln das komplette Publikum erreicht hat. Ich habe von schätzungsweise 200 Personen im Kino, ca. 10 Leute gesehen, welche während des Abspannes hinausgingen. Der komplette Rest gab einen riesigen Applaus, und bei der anschließenden Diskussionsrunde gab es keinen, der die Meinung des Autors teilte.
Mischa Weber am Permanenter Link
Sehe ich genauso. Kann das nur bestätigen. Habe den Film gestern abend in Siegen gesehen, und auch da blieb das Publikum nach dem Abspann sitzen und hat applaudiert.
Stephan Fischer am Permanenter Link
Was tun die Katholiken wohl, wenn der Papst aus seinem Fenster winkt und seine typisch-hohlen Phrasen runterleiert?
Richtig. Applaudieren.
Mischa Weber am Permanenter Link
Habe den Film Los Veganeros gestern abend gesehen, und kann die Kritik nicht teilen. Im Gegenteil, ich war begeistert.
Liebe Grüße, Mischa
Clarky am Permanenter Link
Die unbequeme Wahrheit tut halt weh. Die Einen reagieren mit Einsicht - die Anderen mit Abwehr. Es scheint jedoch, beides menschlich zu sein.