Das soziale Netzwerk hatte ein Bild einer Kreuzigungsszene zunächst gesperrt – wegen gewaltverherrlichenden Inhalts. Wie man zu dieser Einschätzung kommen kann, kann sich ein berichtendes christliches Medium nicht erklären.
Facebook hat ein Gemälde gesperrt, das die Kreuzigung Jesu zeigt. Die Abbildung verstoße gegen die Gemeinschaftsstandards aufgrund von gewaltverherrlichendem Inhalt, so die Begründung. Es handelt sich um einen Post von "Sachsen Tourismus" über das Sakralmuseum Kamenz in der ehemaligen Klosterkirche St. Annen im Landkreis Bautzen. Dazu gehörte auch das Bilderpaar "Gesetz und Gnade" von Wolfgang Krodel aus dem Jahr 1542, das unter anderem eine Kreuzigungsszene zeigt, bei der das jesus’sche Blut auf einen armen Sünder herabspritzt, um ihn damit zu erlösen. Der Beitrag sollte als Werbeanzeige geschaltet werden, scheiterte jedoch an den Algorithmen.
Auch die menschliche Prüfung infolge eines Einspruchs bestätigte diese Entscheidung. Erst eine weitere Überprüfung durch einen Mitarbeiter schaltete den Post wieder frei. Dass die menschliche Kontrolle des Beitrags nicht funktioniert habe, gehe gar nicht, so die Geschäftsführerin der "Tourismus Marketing Gesellschaft Sachsen" gegenüber der Bild-Zeitung. Das Christliche Medienmagazin pro zeigte sich verwundert und konnte die vorangegangene Facebook-Entscheidung nicht verstehen: "Warum eine erste menschliche Prüfung das Gemälde ebenfalls als 'gewaltverherrlichend' einstufte, erklärte Facebook nicht."
Ja, warum nur? Wie kommt man bloß auf die Idee, die Darstellung eines Foltertodes könnte gewaltverherrlichend sein? Vielleicht fällt das nur Menschen auf, denen diese grausame Szenerie nicht von klein auf als Normalität präsentiert wurde. Wer frühzeitig die absurde Vorstellung verinnerlicht, dass es der Inbegriff von Liebe sei, wenn ein allmächtiger Vater seinen Sohn foltern und hinrichten lässt, der findet es vielleicht normal, so etwas darzustellen. Wem diese sadistische Vorstellung nicht geläufig ist – ja, der könnte tatsächlich auf die Idee kommen, es handle sich dabei um Gewalt.
22 Kommentare
Kommentare
Andreas am Permanenter Link
Kreuzigungsszenen sind eindeutig Darstellungen von Gewalt. Aber keine "Verherrlichung" von Gewalt: Sie sind, wie Gisa Bodenstein richtig sagt, "die Darstellung eines Foltertodes".
Roland Fakler am Permanenter Link
Das Schlimme ist, dass diese Folterwerkzeuge mit gemarterten Leichen, die die Römer noch zur Abschreckung aufgestellt haben, hier in Baden Württemberg, überall in der freien Landschaft herumhängen…aber weh dem, der si
Roland Weber am Permanenter Link
Es ist erstaunlich, dass es bis zu diesem Zeitpunkt dauern musste, in einer Kreuzigung Folter, Qual und Gewalt zu entdecken.
Allerdings haben auch schon früher aufgeweckte Menschen angemerkt, dass diese Art der visuellen Glaubensverherrlichung nicht zuletzt Kinder doch ziemlich erschrecken und verstören muss. Wenn man ihnen dann noch sagt, dass da jemand getötet wurde, weil sie selbst an sich böse seien (Erbsünde!) und er nur wegen ihnen so leiden musste, damit sie später nicht in die Hölle kommen, dann kann man mit den schönsten Gewissensbissen den Samen des Glaubens sähen ...
Die verdrehte Logik dieses Glaubens (s.o. letzte Sätze) erschließt sich ohne "Vorverbildung" ansonsten niemandem.
Übrigens: Es gibt noch millionenfach diese Art der Botschaft - und dabei zum Teil durchaus noch "schönere" ...
STEFAN WAGNER am Permanenter Link
Eine Kreuzigung zeigt zwar Gewalt, und es wird etwas dabei verherrlicht, aber von Gewaltverherrlichung kann man m.E. nicht reden.
Verherrlicht wird das Opfer, nicht der Täter oder die Tat.
Dass über Bande das Opfer angeblich der Vorsehung nach gebracht werden musste und vom Gott im Himmel letztlich initiiert worden sein muss, ist zu weit um die Ecke gedacht. Man kann nicht behaupten, dass mit der Verbreitung solcher Abbildungen für Kreuzigungen allgemein geworben wird.
Nicht jede Darstellung von Gewalt ist gewaltverherrlichend.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Natürlich wird die Folter in der christlichen Ideologie verherrlicht. Es ist der Sühnetod, der vorbildlich für jeden Christen sein sollte.
Dieses grausame Bild ist ja gerade wegen seiner positiven Konnotation so gefährlich. Das Christentum ist eine Leidensphilosophie, die das Ertragen von Schmerzen positiv wertet. Menschen müssen ihr Leben ausleiden, dürfen sich nicht durch Profis beim Sterben helfen lassen. Jesu Leiden werden als nachahmendwertes Opfer dargestellt. Eines, das man selbst ertragen muss und das man anderen angedeihen lässt (Mutter Teresa).
Wenn wir eine Gesellschaft wollen, in der das Leid minimiert wird, dann müssen diese VorBILDER verschwinden. Auch die Gruselfixe, die sogar das Folterinstrument verherrlichen und positiv besetzen. Wir hinterfragen heute, ob man Statuen von Churchill noch stehen lassen darf. Um wie viel mehr ist die Verherrlichung und Leid und Gewalt abzulehnen?
Roland Weber am Permanenter Link
Diese Sichtweise (keine Gewalt!) ist leider theologisch vollkommen verfehlt. Natürlich wird - wenn auch indirekt - mit diesen Darstellungen Gewalt verherrlicht.
Schon in der ersten Jahrhunderten nach Etablierung eines Christentums warnten sogar Kirchenväter vor einem Mätyrismus! Viele der einfältigsten Christen wollten für ihren Glauben sterben, um so sicher in den "Himmel" zu kommen. Diese Denkweise findet sich genauso heute im Islam, bei dem man die Belohnung durch "weiße Trauben" leider Gottes mit der Belohnung durch "Jungfrauen" verwechselt.
Noch ein Nachwort zur christlichen Nächstenliebe: Diese findet sich allenfalls als verbales Bekenntnis, ohne allerdings originell zu sein. Jesus zeigte nie eine"praktizierte Nächstenliebe". Er tat nie etwas für einen anderen! Das einzige Vorkommnis dazu findet sich bei Johannes mit der Ehebrecherin. Doch Johannes selbst ist schon ein "Nachschreiber" und diese Episode ist erwiesenermaßen die Einfügung eines noch späteren "Schülers". Das sind die Fakten und alles andere ist verbreitetes Unwissen.
STEFAN WAGNER am Permanenter Link
Das wäre eine Verherrlichung des Leidens, nicht der Gewalt.
Neben anderen, bizarren Versuchen, Gewalt umzudefinieren (silence is violence) ist dieses Konstrukt von passiver Gewalt - das wurde in den 80ern für Sitzblockaden gegen Atomwaffen benutzt, um formal die Anforderung für einen Nötigungsprozess zu erfüllen - ...
Wie kann man glauben, dass man die Communityrichtlinien von Facebook in den Dienst der Aufklärung stellen kann?
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"Das wäre eine Verherrlichung des Leidens, nicht der Gewalt."
Das religiös motivierte Ertragen von Leid durch Krankheiten ist sicher auch ein erheblicher Teil des Christentums. Wobei auch hier (siehe Mutter Teresa) absichtlich das Leid vergrößert wurde, um an das gewaltsam herbeigeführte Leid Jesu zu erinnern. Heiler (z. B. die weisen Frauen im Mittelalter) wurden verfolgt, weil sie Schmerzmittel anboten. Leid durfte nur durch die Gnade "Gottes" weggenommen werden, nicht durch medizinische Maßnahmen.
Doch es gibt eben auch die aktive Seite des Leids durch Gewalt - aktiv und passiv -, die im Christentum verankert ist. Gerade die dargestellte Szene ist ein deutliches Dokument dafür. Passive Gewalt sind die Selbstgeißelungen und selbst das Büßerhemd. Aktive Gewalt hat z. B. M. Luther angeregt, der es "christliche Liebe" nannte, wenn man die in Ungarn anrennenden Türken tötete. Auch das Ertragen von aktiver Gewalt gehört in diesen Bereich - z. B. bei den Mehrtürern.
Darüber hinaus gibt es eine Reihe von Gewalttaten gegen Menschen, die nicht ausreichend gottesfürchtig lebten. Oder wenn Kinder ungehorsam sind, dann "liebt" man diese, in dem man die Rute nicht schont. In der heutigen Zeit praktizier(t)en dies die "Zwölf Stämme". Das ist aktive christliche Gewalt aus Gründen einer perversen "Gottesliebe".
Für mich hat dieses Morbide und Gewaltverherrlichende des Christentums viel mit der Kreuzigungsszene zu tun, in der Gewalt und Leid (in dieser Kombination) verherrlicht werden. Die Gewalt geht - streng genommen - sogar von "Gott" aus, der nie zimperlich war und unzählige Menschen laut Bibel tötete und töten ließ. Gewalt ist eine Normalität im Monotheismus, die in der Kreuzigungsszene für Christen ihren Brennpunkt hat...
STEFAN WAGNER am Permanenter Link
In der Tat sehe ich erst nun das verlinkte Bild - wieso hatte man ursprünglich ein falsches eingeblendet, die Berichterstattung über Vorgänge der Zeitgeschichte ist doch straffrei gestellt?
Dennoch überzeugen mich auch die Originalbilder nicht.
Weder empfinde ich die Bilder sonderlich grausam. Desweiteren gehe ich die Verrenkungen, Gewalt als passiv zu definieren, um die Verherrlichung ins Boot zu holen, nicht mit. Gewalttätig waren hier die Römer und die sollen und werden nicht verherrlicht.
Selbstgeißelung ist natürlich aktiv, gegen sich selbst zwar, aber wird hier nicht nicht gezeigt und somit nicht verherrlicht, wie auch Krankheiten nicht und das Töten anrennender Türken sehe ich auch nicht dargestellt oder das Züchtigen von Kindern.
Das steht zwar inhaltlich alles im Zusammenhang, aber ist nicht Gegenstand des § 131 StGB.
Ich stimme Ihnen ja zu, dass die Vergötterung von Leid und Schmerzen, die das Christentum hierzulande gepflegt hat und teils weiter pflegt sehr unerfreulich ist. Auch dass die Bilder Gewalt zeigen - inzwischen finde ich auch die Dämonen. Nur ist es eben keine Gewaltverherrlichung. Hinzu kommt, dass die Kunstfreiheit des Grundgesetzes das StGB sticht.
M. Landau am Permanenter Link
Manche hängen sich gleiche mehrere dieser Dinger in die Bude, etwa über Tisch und Bett, oder lassen es, in Gold, fein gearbeitet und glänzend poliert, am Halse baumeln.
Hans Trutnau am Permanenter Link
"... wenn ein allmächtiger Vater seinen Sohn foltern und hinrichten lässt" - dann soll uns das irgendwie erlösen, oder?
Ist das nicht irre?
David Z am Permanenter Link
Die Zensur, die Facebook hier an den Tag legt, ist klar abzulehnen.
Nicht, weil es "keine gewalttätige Folterszene zeige" wie die Religiösen als Argument behaupten, sondern weil es sich um ein historisches Gemälde handelt.
Werner Koch am Permanenter Link
Ich bin dafür, die Kruzifixe und Kreuzigungsszenen mit einer Altersfreigabe zu versehen. Warum darf man den Film „Das Leben des Brian“ erst ab 12 Jahren ansehen und das Kruzifix in der Kirche darf jedes Baby sehen?
Auch die Bibel sollte eine Altersfreigabe erhalten. Die Gewalt- und Sexszenen sind für Kinder wirklich nicht geeignet – ausser man will, dass Christen in dieser Hinsicht abgehärtet werden.
Als Atheist habe ich kein Verständnis dafür, dass Christen vor einem Kruzifix in die Knie gehen – statt sich entsetzt abzuwenden. Wie kann man das Kreuz und Kruzifix als ein Symbol der christlichen Religion anbeten? Das ist Mittelalter!
STEFAN WAGNER am Permanenter Link
Sexszenen in der Bibel - das wüsste ich aber!
Wenn man sich verrenkt um abstruse Argumente anzubringen macht man sich nur unglaubwürdig.
Abhärtung!
Der Jesus auf dem Bild sieht nicht mal tot aus, sondern so, als schaute er, was die Frau mit seinen Füßen macht.
Werner Koch am Permanenter Link
Sexuell aufgeladene Bibelstellen, die eine Altersfreigabe verdient hätten.
Herr Stefan Wagner, Sie kennen die Bibel doch nicht so gut wie Sie dachten, oder?
Lots Töchter, die mit ihrem Vater geschlafen haben…
König David, der Batseba beim Baden sah, sie zu sich kommen ließ und mit ihr ein Kind zeugte. Den Ehemann Uria ließ er hinterlistig im Kampf sterben.
Onan, der mit der Frau des Bruders schlafen musste um ihr Nachkommen zu verschaffen.
Die „Geschichte von den schamlosen Schwestern“, oder „Die beiden unzüchtigen Schwestern Ohola und Oholiba“ – in jeder Bibelversion ist die Formulierung etwas anders.
Ich hoffe, dass der hpd meinen Leserbeitrag mit der zitierten Bibelstelle abdruckt – von mir aus gerne mit einer Altersfreigabe – oder nur mit der Referenz auf die Bibelstelle, wo man mehr findet. In der aktuellen Lutherbibel ist tatsächlich eine ganz harmlose Version enthalten und in der Neuen Genfer Übersetzung hat man dieses Kapitel ganz weggelassen.
Die schamlosen Schwestern, ab Hesekiel 1
https://www.bibleserver.com/Ne%C3%9C/Hesekiel23%2C19 (Neue evangelistische Übersetzung)
1 Das Wort Jahwes kam zu mir. Er sagte: 2 "Du Mensch, da gab es zwei Frauen, Töchter einer Mutter. 3 Schon in ihrer Jugend, in Ägypten, lebten sie in Unmoral und ließen ihre Brüste betasten. Dort befühlte man ihren mädchenhaften Busen. 4 Die ältere Schwester hieß Ohola,[1] die jüngere Oholiba.[2] Ohola ist Samaria und Oholiba Jerusalem. Sie wurden meine Frauen und gebaren mir Söhne und Töchter. 5 Ohola aber brach die Ehe mit mir. Sie hofierte ihre Liebhaber, die kampftüchtigen Assyrer, 6 die in Purpur gekleideten Statthalter und Offiziere, allesamt schöne junge Männer hoch zu Ross. 7 Mit ihnen ließ sie sich ein – es war die Elite von Assur –, ihnen gab sie sich hin, und mit ihren Götzen besudelte sie sich. 8 Doch auch das, was sie in Ägypten getrieben hatte, gab sie nicht auf. Denn die Ägypter hatten schon in ihrer Jugend bei ihr gelegen, ihren mädchenhaften Busen befühlt und Verkehr mit ihr gehabt. 9 Darum gab ich sie der Gewalt ihrer Liebhaber preis, der Gewalt der Assyrer, auf die sie so versessen war. 10 Die zogen sie nackt aus, nahmen ihr die Söhne und Töchter weg und erschlugen sie dann mit dem Schwert. So vollzogen sie das Strafgericht an ihr, zum abschreckenden Beispiel für alle Frauen. 11 Ihre Schwester Oholiba sah das alles, aber sie trieb es noch ärger mit ihrer Gier und ihrer sexuellen Unmoral als sie. 12 Auch sie hofierte die Söhne Assurs, die Statthalter und Offiziere, die schönen jungen Männer, die prächtig gekleideten Kämpfer, hoch zu Ross. 13 Ich sah, wie sie sich mit ihnen besudelte. Da waren beide Schwestern gleich. 14 Aber das war ihr noch nicht genug. Sie sah Wandbilder von Männern, mit roter Farbe gemalt, es waren Chaldäer.[3] 15 Sie hatten einen Gurt um die Hüfte und einen Bund um den Kopf. Unter diesem quoll ihr langes Haar hervor. Alle sahen wie Krieger aus, hervorragende Kämpfer, wie Babylonier, deren Geburtsland Chaldäa ist. 16 Als sie ihre Bilder sah, packte sie die Gier, und sie schickte Boten nach Chaldäa. 17 Da kamen die Babylonier zu ihrem Liebesnest und besudelten sie mit ihrer sexuellen Unmoral. Doch als sie sich befleckt hatte, riss sie sich von ihnen los. 18 Aber da wandte ich mich jäh von ihr ab, so wie ich mich auch schon von ihrer Schwester abgewandt hatte, denn ihre sexuelle Unmoral war offenkundig, sie hatte ihre Blöße aufgedeckt. 19 Doch sie trieb es nur noch schlimmer. Sie dachte an ihre Jugendzeit, wo sie es mit den Ägyptern getrieben hatte. 20 Wieder packte sie die Gier nach ihren früheren Liebhabern, deren Glied so groß wie das eines Esels war und deren Samenerguss so mächtig wie der von einem Hengst. 21 Du wolltest es wieder mit ihnen treiben wie in deiner Jugend, als man in Ägypten deine Brüste betastete und deinen jungfräulichen Busen befühlte. 22 Darum Oholiba, spricht Jahwe, der Herr, pass auf: Deine früheren Liebhaber, denen du auf einmal den Rücken gekehrt hast, hetze ich gegen dich auf. Ich lasse sie von allen Seiten über dich kommen. 23 Es sind die Männer aus Babylon und alle Chaldäer, die Männer aus Pekod, Schoa und Koa,[4] und dazu die Assyrer, lauter schöne junge Männer, Statthalter und Befehlshaber, hervorragende Kämpfer und Edelleute, alle hoch zu Ross. 24 In Scharen fallen sie über dich her mit Reitern und Wagen und einem Heer aus vielen Völkern. Dann bist du von Helmen, Rund- und Langschilden umringt. Ich übergebe dich ihrem Gericht, und nach ihrem Recht bestrafen sie dich. 25 Ich werde dich meine Eifersucht fühlen lassen und ein schweres Strafgericht an dir vollziehen. Nase und Ohren werden sie dir abschneiden, und deine Nachkommenschaft wird mit dem Schwert getötet werden. Deine Söhne und Töchter nehmen sie dir weg, und was dann noch übrig ist von dir, wird vom Feuer vernichtet. 26 Sie werden dir die Kleider ausziehen und dir deinen Schmuck wegnehmen. 27 So mache ich deinem schändlichen Treiben ein Ende und deiner sexuellen Unmoral, die schon in Ägypten begann. Du sollst nicht mehr nach ägyptischen Männern Ausschau halten und nicht einmal mehr an sie denken." 28 Denn so spricht Jahwe, der Herr: "Ich gebe dich in die Gewalt deiner früheren Liebhaber, von denen du dich auf einmal abgewandt hast und die du jetzt verabscheust. 29 Hasserfüllt werden sie über dich herfallen und dir alles wegnehmen, was du dir erworben hast. Sie lassen dich nackt und bloß daliegen. Deine Scham wird entblößt und dein schändliches, lüsternes und widerliches Treiben kommt an den Tag. 30 So wirst du dafür bestraft, weil du in deiner sexuellen Gier den Völkern nachgelaufen bist und dich mit ihren Götzen besudelt hast. 31 Du bist denselben Weg wie deine Schwester gegangen, darum gebe ich dir jetzt ihren Becher zu trinken." 32 So spricht Jahwe, der Herr: "Den Becher deiner Schwester wirst du leeren, / den Riesenbecher, der viel fasst. / Verspotten und verhöhnen wird man dich. 33 Von Trunkenheit und Kummer wirst du voll, / denn ein Becher des Grauens und Entsetzens / ist der Becher deiner Schwester Samaria. 34 Du wirst ihn trinken und schlürfst ihn aus, / du wirst seine Scherben zerbeißen / und dir die Brüste zerreißen. / Denn ich habe gesprochen, sagt Jahwe, der Herr." 35 Darum spricht Jahwe, der Herr: "Weil du mich vergessen und mich völlig verworfen hast, sollst du die Folgen deines schamlosen Treibens und deiner sexuellen Unmoral tragen." 36 Darauf sagte Jahwe zu mir: "Mensch, willst du nicht Ohola und Oholiba zur Rechenschaft ziehen? Halte ihnen ihre Gräueltaten vor! 37 Sie haben die Ehe gebrochen, und Blut klebt an ihren Händen. Den Ehebruch haben sie mit ihren Mistgötzen begangen und ihnen auch noch die Kinder, die sie mir geboren hatten, zum Fraß hingeworfen. 38 Und auch das haben sie mir angetan: Am selben Tag haben sie mein Heiligtum besudelt und den Sabbat entweiht. 39 Denn wenn sie ihre Söhne ihren Götzen schlachteten, kamen sie noch am selben Tag in mein Heiligtum und haben es besudelt. So trieben sie es in meinem Haus. 40 Außerdem haben sie Boten in die Ferne geschickt und Männer eingeladen. Als die dann kamen, hattest du dich für sie gebadet, deine Augen geschminkt und deinen Schmuck angelegt. 41 Dann hast du dich auf ein prächtiges Ruhebett niedergelassen. Davor war ein Tisch zugerichtet, auf dem du meinen Weihrauch und mein Öl gestellt hattest. 42 Ihr umgabt euch mit einer lärmenden ausgelassenen Menge. Und zu den Männern aus dem Menschenhaufen ließ man noch Säufer aus der Wüste kommen. Diese legten den Schwestern Spangen an die Arme und setzten ihnen prachtvolle Kronen auf. 43 Da sagte ich mir: 'Sie sind doch schon verbraucht – und treiben immer noch Ehebruch? Ihre Hurerei muss doch zum Ekel werden, und sie auch!' 44 Doch die Männer hatten Verkehr mit ihr, wie man es eben mit einer Prostituierten tut; so trieben sie es mit Ohola und Oholiba. 45 Aber gerechte Männer werden das Urteil über sie sprechen nach dem Gesetz für Ehebrecherinnen und Mörderinnen. Denn sie haben die Ehe gebrochen, und Blut klebt an ihren Händen." 46 Denn so spricht Jahwe, der Herr: "Ich bringe eine große Menge Volk gegen sie zusammen und gebe sie dem Entsetzen und der Ausplünderung preis. 47 Die Versammlung soll sie steinigen und ihre Leichen mit Schwertern zerhauen. Ihre Söhne und Töchter soll man erschlagen und ihre Häuser niederbrennen. 48 So werde ich der sexuellen Unmoral im Land ein Ende machen, dass alle Frauen sich warnen lassen und eurem schlimmen Beispiel nicht folgen. 49 Eure Unmoral wird auf euch zurückfallen, und die Folgen eures sündhaften Götzendienstes müsst ihr tragen. Ihr sollt erkennen, dass ich Jahwe, der Herr bin."
Alternativ:
oder https://www.bibleserver.com/EU/Hesekiel23%2C19 (Einheitsübersetzung).
STEFAN WAGNER am Permanenter Link
In der Tat kannte ich diese Bibelstelle noch nicht. Die Darstellung ist jedoch m.E.
Dass sie unseren Vorstellungen davon, was kindgerecht ist, nicht entspricht, trifft schon zu, aber sie ist m.W. auch nicht Teil der Liturgie. Man müsste die Bibel schon selbst lesen um darauf zu stoßen, und das tut ja fast niemand. Schon für Jugendliche ist sie nach meinem Dafürhalten unbedenklich, was nicht heißen soll, dass sie schön oder erbaulich ist.
Dass Textstellen von Sexualität handeln macht diese noch nicht zu erotischer Literatur oder Pornographie. Ich sehe hier auch keine geheuchelte Empörung um unter dem Deckmantel der Moralität endlich etwas Sexuelles en Detail schildern zu können sondern die notorische Sexualitätsfeindlichkeit der Kultur am Werke.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Dieses Bild zeigt nicht nur spritzendes Blut, sondern versteckt in Symbolen eine ganze Menge zur Leidens- und Strafphilosophie des Christentums sowie zur Kirchenspaltung (Reformation genannt).
Ihr schwarzpädagogischer Ansatz war früher erklärtes Ziel dieser Alptraumbilder. Gerade Kinder sollten beim Anblick eingeschüchtert und christlich eingenordet werden. Und Erwachsene sollte es immer wieder daran erinnern, was geschieht, wenn man vom rechten Pfad abweicht. Selbstbestimmung? Null!
Genauso schlimm finde ich Darstellungen der Kreuzigungsszene (Jeder nur ein Kreuz) mit dem arisierenden Duktus Jesu. Z. B. in einer Kirche in Offenbach-Bieber, die Hans Kohl malte. Er war ein typischer Nazikunst-Vertreter, der Jesus als blonden, blauäugigen Hünen präsentierte. Jesus als Arier? Na klar, denn in einer Zeit, in der Juden verfolgt wurden, durfte er kein Jude sein. Die bösen Verbrecher, die zur Seite Jesu gekreuzigt wurden, durften dann umso mehr an "Untermenschen" erinnern.
Diese thematisch grausame Szene, die eher verhüllt gehört als blitzende Busen, war schon immer Hintergrund für allerlei Abartigkeiten und menschenverachtende Ideologien. Dass sich Christen verwundert zeigen, wenn dieses Darstellungen als gewaltverherrlichend eingestuft werden, ist nachvollziehbar. Sie sind voll uns ganz dem Wahn verfallen, dass ausgerechnet sie von ihrem Superstar vor allen gruseligen Figuren der Mythologie geschützt würden - und übersehen, dass Vater und Sohn Gott die Meister der Gruselgestalten sind. Ideologisch und in der Darstellung...
STEFAN WAGNER am Permanenter Link
Ich muss da ein anderes Bild sehen - auf meinem spritzt kein Blut, sondern es rinnt, und das spärlich.
Die Kopfhaltung wirkt wie auch der Rest des Körpers nicht wie bei einem Toten, im Gesicht zeichnet sich kein Schmerz ab.
Der 2. v. l. in Mönchskluft hat schon ein Schmuckkreuz um den Hals hängen.
Gut - dass ich keine Dämonen und Teufel sehe beweist natürlich nicht, dass Kinder die auch nicht sehen würden. Allerdings würde ich doch gerne wissen, wo die zu sehen sind.
Ich halte es auch nicht für geboten die Frage nach der Abbildung blitzender Busen mit der von Gewalt zu verbinden, so als sei es geboten entweder beides zu verbieten oder beides zu gestatten. Das sind zwei sehr unterschiedlichen Interessen.
Dass das Bild dazu dient, Erwachsene zu erinnern, was geschieht, wenn man vom rechten Pfad abweicht würde vielleicht Sinn ergeben, wenn Jesus vom rechten Pfad abgewichen wäre.
Solche Brachialpädagogik gab es zwar, aber die drückt sich dann doch in Darstellungen der Hölle aus.
Meines Wissens spricht man von Gewaltverherrlichung, wenn derjenige, der die Gewalt ausübt, als heldenhafte Figur gezeigt wird. Die Gewalt der Kreuzigung wurde von Römern ausgeübt, die aber der Bibel zufolge den Willen der Elite der besetzten Israeliten ohne eigene Motivation, außer Ruhe im Land zu haben, vollstreckten. Dass ist die dargestellte Gewalt, wobei die Szene nicht die Gewalt selbst zeigt, sondern den Zustand danach.
Ich verstehe die Argumentation, dass dies alles ja dem Willen Gottes zugeschrieben wird,
aber zu behaupten das sei etwas, das mit Gewaltverherrlichung gemeint ist, ist an den Haaren herbeigezogen.
Mir hängen solche Bilder allenfalls zum Hals raus. Empören kann ich mich darüber nicht.
Internationale Konzerne als stellvertretende Ordnungsmacht anzurufen fände ich aber selbst in Fällen verfehlt, in denen ich inhaltlich bei der Bewertung mitginge.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"Ich muss da ein anderes Bild sehen"
Ja! Schauen Sie sich das verlinkte Bild an - nicht das über dem Bericht -, dann sehen Sie das Blut spritzen und auch die Dämonen etc. Das wird manches Ihrer Verwunderung über Kommentare hier aufklären...
Roland Weber am Permanenter Link
Insgesamt sehr schöne Kommentare ... !
Diese (und vielleicht noch ein paar mehr!) sollte man mal neben die verehrten Kruzifixe und Kreuzigungsdarstellungen hängen. Vielleicht würde dann so manch Unbedarfte*r doch etwas nachdenklicher ...
SG aus E am Permanenter Link
"Warum eine erste menschliche Prüfung das Gemälde ebenfalls als 'gewaltverherrlichend' einstufte, erklärte Facebook nicht."
Fachebook lässt viele Fragen offen: Werden Kreuzigungsszenen prinzipiell gesperrt? (Wenn nein, warum nicht?) Ist die Darstellung von Tierquälerei in der rechten unteren Ecke des Bildes kein Grund, das Bild zu sperren? Warum stört man sich nicht an der linken Bildhälfte? Hat man die antisemitische (korrekt: antijudaistische) Botschaft des Bildes überhaupt verstanden?
Und wie steht das Publikum zu den Aussagen: Kunst darf alles; Kunst soll provozieren? Oder gilt das nur, wenn man die Intention des Künstlers teilt?
Barbara Bürger am Permanenter Link
Solcherart Gemälde sind Ausdruck einer jahrhundertealten Opfertheologie, die der Botschaft von Jesus widerspricht.