Volker Kauder scheint ein sehr ambivalentes Verhältnis zur weltanschaulichen Neutralität des Staates zu haben: Angesichts der Freigabe zum Tragen religiöser Symbole im Gerichtssaal bei Berliner Rechtsreferendar:innen verweist er auf das Gebot der weltanschaulichen Neutralität, die er selbst jedoch nicht verinnerlicht zu haben scheint. Und dann kommt, was kommen musste: Die unvermeidliche Kreuzfahrermentalität – wenn schon Kopftücher, dann bitte auch Kreuze.
Zwei Wochen ist es her, dass der Berliner Justizsenator Dirk Behrendt von den Grünen, ausgehend von einem Urteil des Bundesarbeitsgerichts, veranlasst hatte, dass Rechtsreferendar:innen im Gerichtssaal ihre religiöse Überzeugung zur Schau stellen dürfen: "Künftig sollen Referendarinnen islamischen Glaubens mit Kopftuch oder Männer mit Kippa vor Gericht die Anklageschrift verlesen dürfen", schrieb der Tagesspiegel dazu, nebst Ausbilder:in, der oder die stellvertretend die Robe trägt, um ein Restmaß an staatlicher Neutralität zu verkörpern.
Berlin fackelte dann auch gar nicht lange: Schon knapp eine Woche später vertrat erstmals eine kopftuchtragende Referendarin in einem Verfahren vor dem Amtsgericht Tiergarten die Staatsanwaltschaft. In einem weiteren Artikel des Tagesspiegel ist davon die Rede, dass die Kopftuch-Freigabe für Referendarinnen eine "Herzensangelegenheit" Behrendts sei und sein langfristiges Ziel, auch Staatsanwälte und Richter "mit offen gezeigten Symbolen bei der Verrichtung hoheitlicher Tätigkeiten zu erleben".
Volker Kauder, bis 2018 Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, fühlte sich nun bemüßigt, für die wohl in seinen Augen in der Diskussion unterrepräsentierte Christenheit den Hut in den Ring zu werfen. In einem Interview mit domradio.de empfahl er seinen Glaubensbrüdern und -schwestern: "Wenn es die Auffassung der Richter ist, dass religiöse Symbole getragen werden dürfen, dann bin ich der Meinung, müssen das alle auch tun dürfen. Die Christen müssen dann auch ihre Zurückhaltung abbauen. Dann erwarte ich, dass bekennende Christen als Lehrer, als Richter, als Staatsanwälte das Symbol des Christentums, nämlich das Kreuz, auch offen tragen."
Es war lediglich eine Frage der Zeit, bis der erste Vertreter der wohl nie aussterbenden Kreuzfahrermentalität um die Ecke kommen und "dann wir aber auch!" schreien würde. Dass es noch nie zum gesellschaftlichen Frieden beigetragen hat, wenn allerorten religiöse Reviermarkierungen stattfinden, werden manche wohl nie verstehen. Aber Kauder hat natürlich in einem Punkt recht. Wenn man den Gleichbehandlungsgrundsatz ernst nimmt, muss gelten: alle oder keine. Dann dürfte es entweder auch keinem Pastafari verwehrt werden, mit piratiger Kopfbedeckung eine Gerichtsverhandlung zu leiten, oder jeder lässt sein jeweiliges Glaubensaccessoire eben draußen. Das Grundgesetz hat sich mit dem Gebot der weltanschaulichen Neutralität – und das Land Berlin zusätzlich mit seinem Neutralitätsgesetz – für Letzteres entschieden.
Das weiß sogar der CDU-Politiker, der im Interview seinen Empfehlungen den Verweis auf eben jene weltanschauliche Neutralität des Staates voranstellt. Auch wenn man daran zweifeln darf, inwieweit er diesen Grundsatz selbst verinnerlicht hat: "Als Mitglied einer Partei, die seit mehr als 60 Jahren das 'C' in ihrem Namen führt, und als bekennender Christ ist das christliche Menschenbild der zentrale Leitfaden meiner politischen Überlegungen und Entscheidungen. Die unantastbare Würde und fundamentale Gleichheit jedes Einzelnen, begründet durch die Gottesebenbildlichkeit und die Freiheit des Menschen, die wir an vielen Stellen der Bibel finden, zum Beispiel bei Paulus in seinem Brief an die christlichen Gemeinden in Galatien", lautet die Willkommensbotschaft an alle, die seine Website besuchen.
Volker Kauder scheint nicht in der Lage zu sein, den Neutralitätsgrundsatz auch auf seine Funktion als Volksvertreter zu übertragen. Er bezieht sich aus seiner Sicht wohl nur auf nicht-christliche Religionen.
29 Kommentare
Kommentare
Konrad Schiemert am Permanenter Link
Zum Glück wurde er vom Fraktionsvorsitz abgewählt. Er ist trotzdem ein Vollblut-Politiker, d.h. er kann ohne zu lachen total leere Phrasen abliefern.
Alexander von d... am Permanenter Link
Wo bleibt der laut hörbare AUFSCHREI aller säkularen Menschen in Deutschland (gleich welcher Religion diese auch sein mögen!) !!!!!!!!
Weber am Permanenter Link
Da kann ich Ihnen nur zustimmen. Kennen Sieeine Initiative, welche sich dem entgegensetzt?
Walter Otte am Permanenter Link
Ja kenne ich, die Initiative PRO Berliner Neutralitätsgesetz. http://pro.neutralitaetsgesetz.de/
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Es ist das Wesen aller monotheistischen Religionen, einander feind zu sein. Wäre dem nicht so, würde es nur eine einzige weltumspannende Gemeinde geben, mit gleichen Regeln und Symbolen.
Daher sollte es in einem freiheitlichen Staat, der für alle Bürger die gleichen Rechte und Pflichten einräumt und verlangt, am besten gar keine einander ausschließenden weltanschaulichen Konzepte geben oder, wenn es unvermeidbar ist, nur im privaten Raum.
Herr Kauder mag sich im Privaten gerne als "Christ" outen - und damit verkennen, welch menschverachtender Ideologie er anhängt (fraglich genug) -, aber im staatlichen Auftrag dürfte er seine Ausgrenzung anders- oder nichtgläubiger Bürger nicht demonstrieren. Er darf auch nicht dazu aufrufen, dass andere Staatsdiener diese Ausgrenzung offen zeigen.
Er sollte sich eher vor Augen führen, welche Symbole er hier propagiert: Das Christenkreuz ist ein Folter- und Hinrichtungsgerät brutalster Art (mit einem Tod, der sich über Tage hinzog). Das Kopftuch ist Zeichen der Geschlechterapartheit und Unterwerfung der Frau unter das Patriarchat (mit schwarzer Robe, wie vorgesehen, schwarzem Kopftuch und - in Corona-Zeiten - schwarzem Mund-Nasen-Schutz sähe das Ganze aus wie ein Niqab!).
Politiker wie Volker Kauder sind der lebende Beweis, wie dringend wir in Deutschland die Säkularisierung umsetzen müssen. Ja, wie sehr man sogar darauf dringen müsste, dass Politiker die Neutralität des Staates auch verinnerlicht haben, d. h. aus voller Überzeugung andere Lebensentwürfe und Weltbilder akzeptieren.
Nur, wer staatliche Funktionen über jede private Weltanschauung erhebt und alle als gleichwertige - auch kritisierbare - Konzepte ansieht, kann im Dienst des Staates stehen. Wer sich selbst zum Teil einer der vielen unterschiedlichen Privatmeinungen macht und dies öffentlich zur Schau stellt, hat in diesen Funktionen nichts zu suchen...
Volker Dets am Permanenter Link
Danke Hr. Kammermeier für Ihre klare und zutreffende Einordnung der Dinge.
Gruß aus Bad Essen
Alexander von d... am Permanenter Link
Alles gut beschrieben und auch die richtigen Rückschlüsse gezogen. Was mir fehlt sind Vorschläge zur AKTIVEN Veränderung.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Da bin ich sofort d'accord, lieber Alexander.
Ich habe das letztens diskutiert und festgestellt, dass uns schlicht die finanzielle Masse fehlt, um wirklich sichtbare Aktionen zu unternehmen. Natürlich ist das, was die gbs im Rahmen ihrer finanziellen Möglichkeiten macht, erstaunlich und gut. Aber es kann unmöglich ausreichend sein.
Ich weiß, wie viele Millionen bundesweite Kampagnen kosten, wie groß Werbebudgets der Kirchen und anderer Lobbyverbände sind. Dabei haben Kirchen dank ihrer Privilegen sowie einen gewaltigen Vorsprung. Unsere Aktionen sind Nadelstiche und die "anderen" kämpfen mit scharfen Schwertern.
Doch woher nehmen und nicht stehlen? Ich weiß es offen gestanden nicht. Ich beobachte nur, dass Millionen Euros von superreichen Familien verpulvert werden, veruntreut und was weiß ich alles. Familienmitglieder, die so viel Geld haben, dass sie täglich 10.000 Steaks essen und 500 Flaschen teuersten Champagners trinken könnten, ohne substanziell ärmer zu werden.
Geld ist also da und viel davon wird nicht wirklich sinnvoll gebraucht, sondern verplempert. Wie könnte man dieses Kapital einer sinnvolleren Verwendung zuführen? Um Lobbyarbeit auf dem finanziellen Niveau der Kirchen betreiben. Um ein weltanschaulicher Player auf Augenhöhe zu werden.
Es reicht nicht, die besseren Argumente zu haben, wir müssen gegen einen gewachsenen und tief in die Kirchenrepublik verflochtenen Apparat ankämpfen. Wie gesagt, das geht mit Nadelstichen nicht. Ich habe viele Ideen, was man tun könnte, vor allem im audio-visuell medialen Bereich. Aber das kostet auf professionellem Niveau Summen, die ich bei keiner humanistischen Organisation auch nur ansatzweise sehe.
Momentan bleiben uns nur die Nadelstiche, die wir aussehen lassen können wie zumindest ein Stilett. Dass wir die Bevölkerung hinter uns haben, zeigen alle Umfragen, wenn es um weltanschauliche, religiöse, kirchliche oder sonstige Fragen in dem Bereich geht. Auch der kontinuierliche Strom, der die Kirchen verlässt, ist deutlich wie unaufhaltsam. Das alles führt aber (noch) nicht zu einem Umdenken in der Politik.
Daher müssten wir die Medien füttern, sie als unsere Verbündeten gewinnen. Davor jedoch müsste eine Imagekampagne stattfinden, die uns vom Schmuddelkind-Image (das ich selbst schon öfters vorgehalten bekam, gerade von Journalisten) befreit. Wir wollen Gutes für die Gesellschaft und dazu gehört, die Spalter zu benennen. Dass den Spaltern dies nicht gefällt, ist nachvollziehbar. Aber dass die über tausendfach höhere Budgets verfügen, um mild über unsere Aktionen lächeln zu können, ist traurig...
Alexander von d... am Permanenter Link
Hallo Bernd, ich bin der Meinung, dass es nicht mit dem Hinweis auf Geldmangel getan ist - das machen wir ja seit Jahren.
Was also wäre zu tun ohne Geld, ohne Einfluss etc.. Dazu meine ich wäre eine sehr viel komplexere Strategie vonnöten. Sicherlich versuchen Geld zu akquirieren (es gibt Formate, Meinungsverstärker wie Ärzte, Rechtsanwälten, Unternehmer etc. in einen Aufklärungsprozess einzubinden), erforderlich ist der Weg über unsere Gesetze, wie er ja von dem ifw recht erfolgreich beschritten wird. Es wäre aber eben auch sehr viel mehr an persönlichem Engagement erforderlich. Was die "anderen" an Geld mehr haben kann zum Teil über eine Strategie der vielen kleinen Nadelstiche kompensiert werden. Beispiele für ein Engagement gibt es viele, allerdings sind da die Menschen in einer noch viel schlechteren Lage, sind aber bereit aufzustehen, zu demonstrieren über Wochen, gegen Gewalt. Zu nenne wären da die Demos in Polen, in Belarus, in den USA und und anderswo.
Ich habe den Eindruck, dass man sich hier zu oft hinter Scheinargumenten zurückzieht (wir haben kein Geld, es nützt ja sowieso nichts etc.) Es nützt eben doch, wenn man es nur will. Aber da ist diese (intellektuelle und physische) Bequemlichkeit - man versteckt sich lieber hinter theoretischen Erörterungen und fühlt sich in seiner Echokammer geborgen. Da ist diese PC, die Angst vor dem Arbeitgeber, der keine Querdenker wünscht, die Angst vor der eigenen Courage. Und genau da könnte man doch einmal ansetzen und versuchen, neue Mitstreiter zu finden. Es bedeutet allerdings Einsatz und die Bereitschaft diesen zu bringen sehe ich bei vielen gbs, IBKA, HVD Gruppen nicht.
Zu diesem Thema gäbe es noch viel zu schreiben / zu sagen.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Hallo Alexander,
"Es bedeutet allerdings Einsatz und die Bereitschaft diesen zu bringen sehe ich bei vielen gbs, IBKA, HVD Gruppen nicht."
Ich arbeite bei einigen dieser Gruppen mit, kenne zumindest Interna. Da findet schon viel ehrenamtliches Engagement statt. Auch tolle Aktionen. Ich will gar nicht die vielen Mitstreiter aufzählen, die sich mit allem, was möglich ist, hineinwerfen. Juliana und ich machen das nach Kräften auch.
Weshalb ich das Geld als Brandbeschleuniger einführte: Ich weiß eben, weil ich die Interna kennen, was man noch alles tun KÖNNTE, wenn nicht ständig die Budgetgrenzen wären. Es geht ja auch um den Auftritt. Wie präsentiere ich eine Idee? Die gbs ist primär ein think tank, in dem Strategien entwickelt werden. Bei der Umsetzung müssen auch die Regionalgruppen und andere mithelfen. Das ist nicht immer einfach, auch wenn ich immer wieder erstaunt bin, was doch alles geht. Mit einfachsten Mitteln. Aber wie viele gute Ideen bleiben auf der Strecke, können nicht mit Wums in die Öffentlichkeit treten? Und das nur, weil Geld fehlt, auch mit hauptamtlichem Personal zu arbeiten. Oder zusätzliche Kräfte/Werkstätten einzukaufen, um Spezialprojekte zu realisieren.
Dass dort jeder tut, was er/sie kann, ist doch sichtbar. Es könnte - und aus meiner Sicht - müsste - noch viel mehr sein.
"Zu diesem Thema gäbe es noch viel zu schreiben / zu sagen."
Das ist uneingeschränkt richtig.
Matthias Freyberg am Permanenter Link
Wie ist wirksamer Einfluss möglich?
Ist die Antwort tatsächlich zur Hauptsache: eine Frage des Geldes?
Die Kirchenflüchter wie selbstverständlich zu den eigenen Reihen hinzu zu zählen ist m.E. ein Fehler.
Es geht um ein belastbares und verbindendes Narrativ zur conditio Humana und der praktischen Gestaltung von Gesellschaft und Wrtschaft. Sind sich "Die Humanisten
Da einig und können sie überzeugen?
Darüber hinaus ist Alexander von der Nehmer zuzustimmen: die sich ewig wiederholenden Darstellungen der eigenen Positionen innerhalb der eigenen Zirkel helfen nicht weiter.
Die Szene erscheint uneins und kraftlos und weiss anscheinend keine Orientierung zu bieten, die die Mehrheit erreicht und sich selbstverstärkend verbreitet.Das ruft nach einer Überprüfung der eigenen Positionen.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"Die Kirchenflüchter wie selbstverständlich zu den eigenen Reihen hinzu zu zählen ist m.E. ein Fehler."
Das wird nach meiner Erfahrung auch nicht gemacht. Aber es zeigt, wie sehr Kirchen etc. ein Auslaufmodell sind. Um den "automatischen" Schwund der Kirchen macht sich auch ernstlich niemand Sorgen. Ich befürchte nur, dass selbst bei Null Konfessionellen die Kirchen mit ihrem Apparat noch immer Einfluss haben würden. Die Einkommen der Topkleriker sind ja unabhängig der Kirchensteuer durch die Dotationen sichergestellt.
Daher sind für mich Umfragen interessant, wie viele Bürger welches Thema wie sehen. Das ist die schweigende Mehrheit, die z. B. 2012 zu über 70 % Genitalverstümmelung an Knaben ablehnte, aber nicht auf der Straße demonstrierte, als die Regierung eine entsprechendes Gesetz erließ. Offenbar ist das Thema für die meisten zu weit weg, sie glauben, dem durch Kirchenaustritt entfliehen zu können und verkennen die politischen Verflechtungen.
"Die Szene erscheint uneins und kraftlos und weiss anscheinend keine Orientierung zu bieten, die die Mehrheit erreicht und sich selbstverstärkend verbreitet.Das ruft nach einer Überprüfung der eigenen Positionen."
Da ist sicher was dran. Doch sehe ich auch die - von Alexander richtig vorgetragenen - Hinderungsgründe, sich als Humanist, gar als Atheist zu outen. Es stehen oft Beeinträchtigungen des eigenen Lebens zu befürchten. Einiges davon habe ich selbst erlebt. Aber dieses "Schmuddelimage" haben wir, weil die Kirchen es systematisch bedienen und erhalten. In in deren Kielwasser auch viele Politiker und viele Medien.
Dem könnte man mit Kampagnen begegnen, die zeigen, um was es eigentlich geht. Ich nehme ein Beispiel zur Illustration: Bei der letzten Buskampagne war ein Besucher erbost und warf uns vor, die Kirchen abschaffen zu wollen. Er deutete auf den Bus. Ich bat ihn genau zu lesen. Dort stand in unübersehbaren Lettern "Kirchenstaat: Nein danke!" Dann begann er nachzudenken und seine Härte zu verlieren. Und er war offen, mehr darüber zu erfahren, warum wir in einem Kirchenstaat leben. Seine geliebte Kirche als Versammlungsort der Gemeinde wollen wir nicht abschaffen.
Was trieb diesen Besucher zu der irrigieren Meinung, wir wollten die Kirchen abschaffen? Das Image, was in Kirchenkreisen über die Arbeit z. B. der gbs verbreitet wird! Daher wäre eine Imagekampagne angesagt, doch die kostet - mit Wums - Geld. Und schon dreht sich das Karussell im Kreis...
M. Landau am Permanenter Link
Insgesamt haben Sie es auf den Punkt gebracht, danke dafür.
Für Volker Kauder sehe ich jedoch schwarz. Leute seiner Prägung verlieren ihr ganzes Leben in einem antiken Märchen ohne jemals aus diesem ideologischen Sumpf herauszufinden. Erinnert ein wenig an »Good Bye Lenin«. Auch die Version 'Go(o)d Bye Jesus' wird so enden.
Roland Fakler am Permanenter Link
Lieber Herr Kauder, vielleicht sollten sie Paulus einfach mal lesen:
Hass gegen Falschgläubige
2 Thess. 1:7-9 Dann übt er Vergeltung an denen, die Gott nicht kennen und dem Evangelium Jesu, unseres Herrn, nicht gehorchen. … Mit ewigem Verderben werden sie bestraft.
Galater 1:8 Wer euch aber ein anderes Evangelium verkündigt, als wir euch verkündigt haben, der sei verflucht, auch wenn wir selbst es wären oder ein Engel vom Himmel.
1Korintherbrief 16:22 „Wer den Herrn nicht liebt, der sei verflucht.
Antidemokratische Gesinnung. Die Staatsgewalt geht von Gott und nicht vom Volke aus, sodern von Gott.
Röm. 13:1 Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. Denn es ist keine Obrigkeit ohne von Gott; wo aber Obrigkeit ist, die ist von Gott verordnet. 2Wer sich nun der Obrigkeit widersetzt, der widerstrebt Gottes Ordnung; die aber widerstreben, werden über sich ein Urteil empfangen.
Titus 3:1 Erinnere sie, (die Sklaven) dass sie den Fürsten und der Obrigkeit untertan und gehorsam seien, zu allem guten Werk bereit seien, …
Frauen sind den Männern untertan
1 Kor 22 „Ein Weib lerne in der Stille mit aller Untertänigkeit. Einem Weibe aber gestatte ich nicht, dass sie lehre, auch nicht, dass sie des Mannes Herr sei, sondern stille sei. Denn Adam ist am ersten gemacht, danach Eva. Und Adam ward nicht verführt; das Weib aber ward verführt und hat die Übertretung eingeführt. Sie wird aber selig werden durch Kinderzeugen,… Die Weiber seien untertan ihren Männern als dem Herrn. Denn der Mann ist des Weibes Haupt, gleichwie auch Christus das Haupt ist der Gemeinde, und er ist seines Leibes Heiland. Aber wie nun die Gemeinde ist Christo untertan, also auch die Weiber ihren Männern in allen Dingen.
Und der Herr Kauder darf lügen, wenn es dem Glauben nützt…tut er hier auch.
Römer 3:7 Wenn aber die Wahrheit Gottes durch meine Lüge (!) herrlicher wird zu seinem Preis, warum sollte ich dann noch als ein Sünder gerichtet werden?
Jürgen Lösche am Permanenter Link
2 Bibelstellenangaben müssen korrigiert werden:
2. Der danach folgende Text („Die Weiber seien untertan ihren Männern“...) ist dem Epheserbrief 5,22-24 entnommen.
Roland Fakler am Permanenter Link
Ja, Sie haben Recht, ich hab hier einige Aussagen von Paulus über die Frauen zusammengefasst, um die Sache zu verkürzen.
Stefan Dewald am Permanenter Link
Nun ja, wenn sich das unter den Staatsdienern auf den proportionalen Anteil von 7,9 Prozent* praktizierender Gläubigen in diesem unserem Lande beschränkt, dann dürfte das eine unauffällige und unaufdringliche Minderhe
* Quelle: https://fowid.de/meldung/religionszugehoerigkeiten-2019
Klaus Bernd am Permanenter Link
Ich bin ja kein Jurist, aber könnte ich als Atheist ein Gericht nicht wegen Befangenheit ablehnen, wenn da jemand ein deutlich sichtbares religiöses Symbol trägt ?
Roland Weber am Permanenter Link
Das käme nur bei eindeutig als "religiös" erkennbaren Rechtsstreiten in Frage.
Aber was ist dann denn "eindeutig religiös"? Selbst Abtreibungsgegner oder Sterbehilfeverweigerer werden dann auf einmal abstreiten, dass ihre Haltung irgendwie religiös motiviert sei. Es gibt ein großes graues Feld.
Ganz im Gegensatz zu anderen Situationen, wo sie nicht müde werden und sich in ihrer Verblendung stolz darauf geben und sich als "religiös" outen ...! Sie täten besser daran, sich ihrer denk-verweigender Einfalt zu schämen!
Und wenn man die (wenigen aufgegriffenen) Aussagen eines fiktiven Paulus einfach mal so nimmt (s. Auflistung durch R.F.) wie sie dargeboten werden, dann müsste sich ohnehin jeder Mensch des 21.Jahrhunderts eigentlich an den Kopf greifen!
Walter Otte am Permanenter Link
Warum die Aufregung über Herrn Kauder? Ich bin ihm zutiefst für seine Äußerung dankbar, da sie Klarheit schafft, bevor es für das Berliner NG und den Schulfrieden zu spät ist.
Was Herr Kauder (nochmals: dankenswerter Weise) in den Raum stellt, ist genau das, wovor die Initiative PRO Berliner NG seit Jahren warnt: allemöglichen Religionen bzw. Weltanschauungen werden dafür sorgen, dass ihre Symbole auch im Schulunterricht gezeigt werden. Bereits vor einem Jahr wurde den christlichen Lehrer*innen von der Landeskirche empfohlen,in der Schule sichtbar ein Kreuz zu tragen, wobei praktischerweise gleich ein Kreuz mitversandt wurde. Dies sollte damals zwar nur für den Religionsunterricht gelten, dort durften muslimische Lehrerinnen bereits eine Bedeckung für die aus der Kopfhaut herausgetragenen Hornhautfäden tragen. Jetzt wäre eine solche Beschränkung nicht mehr erforderlich. Evangelikale und ähnliche (darunter auch die berüchtigten Bolsenaro-Evangelikalen) dringen - allmählich - immer weiter in die Öffentlichkeit vor, in Bremen sieht es ganz nach dem Versuch einer Unterwanderung der Landeskirche aus.
Es geht nicht "nur" um islamische Bekleidung, es geht hier darum, dass religiöse Propaganda (auch nonverbal) in der Schule, zumal in der Grundschule, nichts zu suchen.
Das scheint dem Berliner Justizsenator, der sich gerne als Atheisten bezeichnen lässt, aber völlig egal zu sein. Um den Schulfrieden geht es dabei weniger (bzw. garnicht), als darum, der entsprechenden kulturrelativistischen Community zu demonstrieren, dass er deren ideologische Vorstellungen bedient. Ein Atheist - der mehr sichtbare Religion befördern will! Leider keine Satire.
Es mag im Moment noch nicht so sein, aber mit der Freigabe islamischer Symbole im Schulunterricht werden selbstverständlich die Begehrlichkeiten aus anderen Religionen herausgefordert. Das ist nur eine Frage der Zeit, bis dies sichtbar wird.
Schulfriede ade? Religiöse Auseinandersetzungen anstelle von Lernen? Es sieht danach aus. Oder könnte es noch ohne religiöse Auseinandersetzungen und Polarisierungen abgehen, wenn in Schulen in Berlin-Neukölln oder -Kreuzberg, in denen Schüler*innen mit Migrationshintergrund, in der Regel auch mit islamischen Hintergrund, 80 oder noch viel mehr Prozent der Klassenangehörigen stellen? Lehrerinnen mit Kopftuch, Lehrer mit Kippa, Lehrer*innen mit sichtbaren Kreuzen oder solche mit "Es gibt keinen Gott" bzw. "Gottlos glücklich" auf einem T-Shirt dürften kaum den Schulfrieden fördern als vielmehr eine starke Polarisierung, womit den Schüler*innen nicht nur die Zeit zum Lernen gestohlen, sondern auch bei solchen aus sozialschwachen Familien Lebenschancen vorenthalten werden.
Eigentlich sollte die Schule für die Schüler*innen da sein und nicht für das obsessive Ausleben ideologischer Vorstellungen der Lehrer*innen. Aber im Moment sieht alles danach aus, dass für die kulturrelativistischen Politiker*innen die Entwicklungschancen von Kindern an der zweiten Stelle stehen.
Was die Kulturrelativist*innen bei Linken und Grünen derzeit in ihrer Freude über das BAG-Urteil zum Neutralitätsgesetz übersehen, aber nicht übersehen sollten, ist: keine der beiden Parteien kann in Berlin allein regieren, auch gemeinsam reicht es nicht für eine Mehrheit. Für diese wird entweder die SPD (rot-rot-grün) oder die CDU (schwarz-grün) benötigt. Beide Parteien haben nicht vor, Hand an das Neutralitätsgesetz zu legen. Also was wollen die Gesetzesschleifer*innen eigentlich erreichen?
Sie sollten es am besten unterlassen, den Tag vor dem Abend zu loben.
Roland Weber am Permanenter Link
Ich habe das Urteil nicht gelesen und unterstelle, dass es nur für Refendar*innen gilt. Diese stehen zwar in einem "Ausbildungsverhältnis", sind aber noch keine "echte*n" Beamt*innen.
Lächerlich ist dann der theologische Hinweis auf den berühmten Galaterbrief eines angeblichen "Paulus". Dessen irgendwie geartete Echtheit wird von einigen schon deshalb bezweifelt, weil dieser Brief sich an ziemlich ungebildete (Rest-)Kelten richtet, die es durch historische Umstände mitten in die heutige Türkei verschlagen hatte. Diese wären mit den Merkwürdigkeiten eines "paulinischen Christentums" gewiss überfordert gewesen. Dazu kommt die abstruse Adressierung an die "Galater". Wer sollte denn da ein tatsächlicher Empfänger sein? Und wer hat den Brief eines damals unbekannten Missionars denn dann danach nach Rom "zur Veröffentlichung" (nach 140 wohlgemerkt!) gebracht? Auch dies nur nebenbei ...
Wer schon ein Brett vor dem Kopf hat, kann sich deshalb auch leicht ein Kreuz daraus basteln ...
Leider fehlt zur Nagelprobe ein gängiges Symbol der Verstandesorientierten. Dann würde sich sehr deutlich zeigen, was wirklich "christlich" ist. Dazu siehe u.a. Ausführungen von B.K.
Roland Fakler am Permanenter Link
@Roland Weber Ja, lieber Roland, man kann sich kaum vorstellen, welch ungeheure Wirkung Märchen, Lügen und Legenden auf das reale Leben der Menschen gehabt haben… und immer noch haben.
Hans Trutnau am Permanenter Link
In unserer Kirchenrepublik ist Kauders Offenbarung nur konsequent und ein "Neutralitätsgrundsatz" Teufelszeug.
Rene Goeckel am Permanenter Link
Hier ein paar Fakten zu diesem Mann aus Wiki:
- Innerhalb der CDU galt Volker Kauder als Kernkraftbefürworter -
- Kauder lehnt den Vorschlag eines Gesetzes gegen die Korruption bei Abgeordneten ab -
- Ebenfalls ablehnend steht Kauder der Einführung von direkter Demokratie in Form von Volksinitiativen, Volksbegehren und Volksentscheiden auf Bundesebene gegenüber -
- Volker Kauder steht in der Kritik, Waffenexporte des Unternehmens Heckler & Koch zu unterstützen -
- Kauder unterstützte im Jahr 2000 einen Gesetzentwurf, der vorsah, im § 166 StGB („Blasphemieparagraph“) ein Tatbestandsmerkmal zu streichen („… die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören.“) und ihn damit zu verschärfen -
- Kauder stimmte gegen die Strafbarkeit von Vergewaltigung in der Ehe -
- "Der einzige Fall, wo ich Abtreibung akzeptiere, ist nach einer Vergewaltigung" -
- Kauder lehnt das Instrumentarium der Präimplantationsdiagnostik ab -
- Kauder blockierte stets das von der Großen Koalition im Jahr 2016 auf den Weg gebrachte Tabakwerbeverbot -
- "Zwei, drei Weizenbier am Tag, die müssen einfach sein" -
Soviel zu diesem Kreuzfahrer.
G. Hantke am Permanenter Link
Mit dem hier abgedruckten Interview-Auszug des Herrn Kauder hat er allerdings Recht: gleiches Recht für alle.
Wären sie doch nur bei ihrem und unserem Gemüse geblieben, dann wären sie auch noch von Herzen wählbar.
Wer die politische und weltanschauliche Neutralität des Staates und damit das Grundgesetz aushebelt, dem muß man mE politischen Dilettantismus, religiösen Fundamentalismus sowie ein gestörtes Verhältnis zu rechtsstaatlichen Prinzipien vorwerfen.
A.S. am Permanenter Link
Die Religiösen spielen über Bande: Erst werden Juden oder Muslime vorgeschickt, dann wird Gleichbehandlung für die eigenen religiösen Symbole gefordert.
Aber mal im Ernst: Was beweisen eigentlich alte Bücher?
Beweist ein altes Buch mit Geschichten von Hexen, die in Lebkuchenhäusern wohnen, die Existenz von Hexen, die in Lebkuchenhäusern wohnen?
Beweist ein altes Buch, das von Zeus, Apollon und Aphrodite erzählt, die Existenz von Zeus, Apollon und Aphrodite?
Beweist ein neues Buch in einigen Jahrhunderten, wenn es zu einem alten Buch geworden ist, die Exisistenz von Harry Potter und Lord Voldemort?
Die alten Bücher beweisen allenfalls, dass die damaligen Menschen, die zur Entstehungszeit der Bücher gelebt haben, an die Existenz der Genannten geglaubt haben.
Hoffentlich kommt später niemand auf die Idee, die Menschen des 21. Jhds. hätten ernsthaft an Lord Voldemort geglaubt...
Aber zurück zu Volker Kauder.
Deutschlands Problem ist, dass es von (oder durch?) Abergläubigen regiert wrid. Mit diesem Problem ist Deutschland aber nicht allein. Die Türkei, z.B., hat das gleiche Problem.
Jürgen Roth am Permanenter Link
Die Empörung über den Kauder-Aufruf an die Evangelikalen dieser Welt, sich auf den Weg in Schulen und Gerichte zu machen, ist berechtigt. Analytisch müssen wir aber genauer hinschauen.
Manfred Schleyer am Permanenter Link
"Das christliche Menschenbild" als Leitfaden? Bitte nachlesen: Jesus degradierte Menschen zu Schafen und Hunden, zu Fischen und Schlangen, zu Bäumen, Unkraut und Spreu, die in ewiges Feuer geworfen werden!
Solon am Permanenter Link
Herr Kauder nimmt einfach den Galaterbrief sehr ernst:
"Lasst uns Gutes tun an jedermann, allermeist aber an des Glaubens Genossen." (Gal 6,10)