Rumänien: Baby nach Taufe gestorben

Religiöse Traditionen sind zählebig. Manchmal müssen erst Menschen sterben, ehe die Kirchenväter sich zu einer Reform durchringen. In anderen Fällen bringen nicht einmal Todesopfer die Oberhirten zur Vernunft. Welchen Weg die rumänisch-orthodoxe Kirche nach dem Tod eines frisch getauften Säuglings einschlagen wird, ist noch unklar. Bei der Zeremonie wird das Baby, anders als etwa bei den Katholiken, dreimal mit dem ganzen Körper ins Weihwasserbecken getaucht. Während viele Gläubige ein Ende des archaischen Rituals fordern, sind sich reformwillige und konservative Kirchenleute in dieser Frage uneinig.

Der Fall ereignete sich Ende Januar in der Stadt Suceava im Nordosten von Rumänien. Der sechs Wochen alte Junge war kurz nach der Taufe ins Krankenhaus eingeliefert worden. Laut dem Augenzeugenbericht des Vaters habe das Kind beim Untertauchen geweint und dabei Wasser eingeatmet. Bei der Obduktion fanden die Ärzte Blut in der Nase und 110 Milliliter Flüssigkeit in der Lunge, die Todesursache war Herzstillstand. Der rumänischen Nachrichenseite Antena 3 zufolge war das Baby als Frühgeburt zur Welt gekommen und äußerst schwach.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun gegen den Priester Alexandru Mazarache wegen Totschlags. Nach Aussage eines anderen bei der Taufe anwesenden Geistlichen wurde das Baby nach dem Ritual gestillt. Deshalb sei unklar, ob es an Weihwasser oder Muttermilch erstickt ist.

Der Tod des kleinen Jungen hat in Rumänien eine heftige Debatte über die dortige Taufpraxis ausgelöst. Es ist nicht der erste Fall dieser Art, wie Vladimir Dumitru, Initiator einer Online-Petition, schreibt. Die Aktion, die bis gestern bereits über 63.000 Unterschriften gesammelt hatte, richtet sich nicht gegen die Taufe überhaupt, sondern gegen die Praxis des mehrmaligen kompletten Untertauchens von Säuglingen. Stattdessen fordern die Initiatoren, lediglich die Stirn des Babys zu benetzen und einen Fuß ins Weihwasser zu tauchen. Mund, Nase und Ohren des Täuflings sollen dabei bedeckt werden, um das Eindringen von Wasser zu verhindern.

Diese ungefährliche Methode wird auch von einem einflussreichen rumänischen Kirchenmann, dem Erzbischof Calinic, begrüßt. Einem BBC-Beitrag zufolge berichtete Calinic, dass er selbst in seiner Zeit als Priester bei Babys die ungefährliche Taufvariante angewandt habe. Das Eintauchen des gesamten Körpers sehe er dagegen als Option für die Erwachsenentaufe. Calinic hat bereits eine Überprüfung der derzeitigen Praxis angekündigt. Ziel sei "die angemessenste Entscheidung, die sowohl die Kirche respektiert als auch ungewollte Unfälle vermeidet".

Keinerlei Diskussionsbedarf sieht jedoch der als Hardliner bekannte Erzbischof Teodosie der Diözese Tomis: "Wir werden dieses Ritual niemals ändern. Die religiösen Vorschriften dieser Religion gelten seit über 1.000 Jahren. Darum werden wir sie nicht ändern. Wir lassen uns nicht einschüchtern."

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