Als heute vor genau 15 Jahren der Humanistische Pressedienst der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, konnte noch niemand ahnen, wie gut er sich in der Medienlandschaft etablieren würde. Heute ist er das größte Portal für säkulare Themen im deutschsprachigen Raum.
Die christlichen Großkirchen haben bekanntlich eine Menge Einfluss. Nicht nur auf die Politik, sondern auch auf die Medien. Nicht zuletzt durch die beiden großen kirchlich orientierten Nachrichtendienste KNA (Katholische Nachrichtenagentur) und epd (Evangelischer Pressedienst). Sie beliefern viele Medienredaktionen in Deutschland und setzen sie so einem kontinuierlichen Berichtsstrom kirchlicher Ereignisse und Perspektiven aus. Eine Entsprechung im Bereich säkularer Verbände fehlte hingegen lange.
Um diesbezüglich Abhilfe zu schaffen wurde der Humanistische Pressedienst (hpd) ins Leben gerufen und am 20. Oktober 2006 offiziell der Öffentlichkeit vorgestellt. Bei einer Pressekonferenz im Roten Rathaus erklärte der erste Chefredakteur des hpd, Carsten Frerk, die Ziele des neu gegründeten Pressedienstes: Man wolle dem säkularen Humanismus in Deutschland eine Stimme geben. Denn: "nur wer spricht, kann auch gehört werden."
Ein Experiment, das zur Erfolgsgeschichte wurde. Schon als das Portal 2016 seine erste Dekade feierte, erklärte der damalige Präsident des hpd-Trägervereins, Manfred Isemeyer: Der hpd hat sich "zum wichtigsten Informationsmedium des säkularen Spektrums in der Bundesrepublik, in Österreich und der Schweiz entwickelt. In Text, Bild und Ton fördert er gesellschaftliche Debatten und begleitet humanistische Aktivitäten konfessionsfreier Menschen – in Deutschland ein Drittel der Bevölkerung." Das gilt heute – fünf Jahre später – umso mehr. Inzwischen sind die wichtigsten säkularen Verbände der Schweiz (Freidenker Schweiz) sowie Österreichs (Humanistischer Verband Österreich) Mitglieder im Trägerverein.
Der Humanistische Pressedienst sieht sich als Online-Medium, das aufklärerische, humanistische und freigeistige Positionen zu aktuellen Ereignissen präsentiert: "Die Redaktion des hpd orientiert sich an einem wissenschaftlichen Weltbild, dem diesseitigen Leben und den Traditionen der Aufklärung. Der hpd fühlt sich humanistischen Grundsätzen wie der Selbstbestimmung und Verantwortung des Individuums, der Gleichheit und Freiheit der Menschen, den Prinzipien der Vernunft und Toleranz sowie der sozialen Gerechtigkeit und dem Pluralismus verpflichtet", kann man auf seiner Website nachlesen.
Der hpd zählt rund 3,5 Millionen Seitenaufrufe im Jahr und durchschnittlich mehr als 10.000 Besuche pro Tag – die Leserinnen und Leser bei Twitter und Facebook nicht mitgerechnet. Damit ist der hpd vermutlich das reichweitenstärkste Organ der säkularen und humanistischen Szene im deutschsprachigen Raum.
Anders als in den ersten Jahren nach der Gründung werden heute beim hpd nicht mehr nur Artikel aus dem Umfeld der säkularen und humanistischen Vereine und Verbände veröffentlicht; der heutige Anspruch der Redaktion ist es, aus humanistischer Perspektive über Ereignisse auf der gesamten Welt zu berichten. Dabei bleibt jedoch der Schwerpunkt, das säkulare und humanistische Spektrum medial sichtbar zu machen. Auch wenn viele andere Redaktionen auf diesem Auge bedauerlicherweise noch immer ein wenig blind sind, gelang es dem hpd immer wieder, dass einzelne seiner Themen auch in der breiten Berichterstattung ankamen. Das prominenteste Beispiel ist hier wohl die selbstbestimmungsorientierte Position in der Sterbehilfedebatte.
Der Humanistische Pressedienst bemüht sich außerdem stets, möglichst die ganze Bandbreite und Vielfalt von säkularen und humanistischen Strömungen im deutschsprachigen Raum abzubilden. Das ist nicht immer leicht, denn die säkularen Organisationen vertreten teilweise sehr unterschiedliche Positionen. Hier sieht sich der hpd auch als Vermittler zwischen diesen verschiedenen Positionen.
15 Jahre hpd – das ist auch ein Anlass, "Dankeschön" zu sagen. Dank an alle, die dazu beigetragen haben, den Humanistischen Pressedienst entstehen zu lassen, und an jene, die ihn finanzieren, also die Mitglieder des Trägervereins hpd e. V., sowie an die Spender und Sponsoren. Dank gilt aber auch all jenen, die Tag für Tag dafür sorgen, dass auf der Website des hpd interessante Dinge zu lesen sind, also an alle Mitarbeitenden der Redaktion und alle Autorinnen und Autoren. Und nicht zuletzt natürlich Dank an unsere Leserinnen und Leser, die unsere Nachrichten kommentieren, verbreiten und uns die Treue halten.
4 Kommentare
Kommentare
Roland Weber am Permanenter Link
Bei aller Anerkennung dafür, dass sich überhaupt noch etwas tut:
Mit den halben Sachen bleibt jede Sache immer so eine halbe Sache. Wenn ich an den Kern der Aufklärung denke, ist somit sogar davon nur ein Bruchteil noch "Sache". Die Aufklärer setzten sich nicht zuletzt noch damit auseinander, "was" geglaubt wird und "kommentierten" dies. Heute käme ein Abbé Meslier gewiss nicht mehr zu Wort ...
A.S. am Permanenter Link
Vielen Dank für Eure hervorragende Arbeit, liebes hpd.de-Team!
... und beim Nachwürzen Eurer Suppe mit Kommentaren helfen Euch die KommentatorInnen gerne ;)
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Schön dass es den hpd im Internet gibt, er gehört zu meiner täglichen Lektüre, denn die
dort veröffentlichen Artikel, sind das beste zum Thema säkularer Humanismus, m.E.
Werner Koch am Permanenter Link
„Die beiden großen kirchlich orientierten Nachrichtendienste KNA (Katholische Nachrichtenagentur) und epd (Evangelischer Pressedienst). Sie beliefern viele Medienredaktionen in Deutschland.“
Wenn man mit Kirchenmitgliedern diskutiert – für Säkularität sind sie fast alle. Deutschland ist säkular; hat seit 1919 keine Staatskirche mehr. Was Politiker heute als Säkularisierung bezeichnen und bedauern, die Kirchenaustritte, das ist nicht Säkularisierung, das ist Entkirchlichung.
Man sollte das Wort säkular einmal neu beschreiben. Säkular könnte ein gemeinsamer Nenner für alle sein, die die Trennung von Kirche und Staat ebenso akzeptieren wie die Aussage, dass Religion Privatsache ist und keine Staatsangelegenheit.
Wäre es möglich, das Wort säkular in diesem Sinne zu verwenden? Es irritiert mich, wenn in den Parteien SPD und Bündnis 90/Die Grünen Säkulare Arbeitskreise eine Minderheit darstellen. Ich bin mir sicher, dass auch in diesen Parteien die Mehrheit der Parteimitglieder die Trennung von Kirche und Staat akzeptiert.